Schweden 2019 – Spiel & Spaß im Småland

Natürlich sitzen wir nicht im Bällebad bei Ikea, obwohl wir zumindest dem Ikeamuseum einen Besuch abstatten könnten, wenn wir wollten. Aber für Museumsbesuche braucht es bei uns schon richtig schlechtes Wetter und das haben wir bisher dankenswerterweise nicht. Und die Regenpausen, die uns auferlegt werden, können wir gut am Kamin und auf der Couch aussitzen 🙂 .

Ansonsten zieht es uns natürlich nach draußen. Oft ohne konkreten Plan, einfach mal auf zum nächsten See, davon gibt es ja jede Menge, und eigentlich auch immer und überall ein-zwei-drei ganz viele Geocaches. Leider sind die schwedischen Dosen bisher ziemlich unspektakulär und speziell im Wald echt nicht leicht zu finden. Natürlich stellen wir uns auch dieser Herausforderung, und selbst wenn wir nicht fündig werden, so ist das Waldbaden zwischen den kerzengeraden Bäumen, durch die die Sonne schräg einfällt, und den mit Moos überzogenen Felsen einfach schön. Und so grün 🙂 .

Und dann ist da noch die Sache mit dem Fliegen. Unsere kleine Currywurst haben wir über den Sommer auf das Modell 2.0 aufgelevelt, hatten aber bisher noch nicht richtig die Gelegenheit sie auszuprobieren. Da Schweden extrem drohnenfreundlich ist, gibt es jede Menge Möglichkeiten für Testflüge und zum Lernen. Auch bei ordentlich Wind lässt sich die kleine Wurst sehr gut steuern und liefert tolle Bilder aus der Vogelperspektive. Während wir am Boden weiter an der Optimierung bei der Verarbeitung von den Ergebnissen arbeiten.

Obwohl hier überall die Warnschilder mit dem kleinen Elch drauf stehen, gehen wir nicht davon aus, dass wir so weit südlich einen in freier Wildbahn sehen werden. Also statten wir einem Elchpark einen Besuch ab. Und stellen fest, dass die Biester die meiste Zeit damit verbringen faul im Gras oder Matsch zu liegen und dadurch trotz ihrer Masse gut getarnt sind. Etwas deprimierend sind die hohen Zäune rund um die Gehege, aber wenn man mal direkt neben einem der Riesen gestanden hat versteht man, dass es für beide Seiten so wohl sicherer ist. Und zumindest haben sie in diesem Park reichlich Platz sich zurück zu ziehen. Was sie auch tun, aber wir haben Glück und sehen sowohl Elchkühe mit Jungen als auch die Bullen mit ihrem Schaufelgeweih.

Zwischendurch darf es auch mal ein bisschen urbanes Feeling sein, und so sehen wir uns in Växjö den Dom an, der mit seinen zierlichen Doppeltürmen wie aus einem Märchenbuch entsprungen aussieht, aber innen sehr nüchtern und mit ultra modernem Altar den totalen Kontrast bildet. Und ein regnerischer Morgen ist genau richtig für einen Besuch der Burgruine Kronoberg, die allerdings mittlerweile nur noch in der Hauptsaison geöffnet ist, so dass wir uns mit der Außenansicht begnügen müssen.

Schweden 2019 – Jetzt geht’s los

Nach dem sehr guten Start in Finnland ist es endlich Zeit für das nächste Kapitel unseres Skandinavienjahres. Wir machen uns auf den Weg nach Schweden. Nur keine Zeit verschwenden heißt die Devise, und so war die Nachtfähre von Travemünde nach Trelleborg die ideale Lösung. Und billiger noch dazu 🙂 . Obwohl die Überfahrt nur neun Stunden dauert, buchen wir uns eine Kabine und das Frühstück gleich dazu. So werden wir nach Ankunft in Schweden gut gerüstet in den ersten Urlaubstag starten können. Zwei Tage vor Abfahrt bekommen wir die Info von TT Lines, dass der Online-Check-In jetzt verfügbar ist und es damit dann im Hafen ruck-zuck gehen soll. Also fix abends von der Couch aus alles erledigt aber dann ging die Suche los – ab wann kann man auf die Fähre und ab wann stehen die Kabinen zur Verfügung? Das Einzige was wir finden ist die Angabe, dass man eine halbe Stunde vor Abfahrt eingecheckt haben muss. Nun ja, Abfahrt ist um 2:30 Uhr und wir hoffen einfach mal das Beste als wir uns auf den Weg nach Norden machen. Vielleicht ist es ja so wie bei Finnlines, dass wir sofort durchfahren können und lange vor Abfahrt in der Koje liegen.

Schon die Anfahrt ist diesmal deutlich unentspannter, auch um 9:00 Uhr abends noch Stau auf den Autobahnen. Aber wir haben ja Zeit. Als wir um 0:15 in Travemünde den Schalter von TT Lines ansteuern stehen vor uns erst zwei Autos und der Schalter ist geschlossen. Check-In beginnt erst um 0:30 Uhr. Also gedulden wir uns. Eine Viertelstunden später springt das Licht tatsächlich von rot auf grün, Personal bleibt aus. Es gibt nur einen Automaten, aber dank der Vorarbeit online reicht es den Barcode zu scannen und unsere Tickets werden gedruckt. Dann braucht es ein bisschen detektivisches Geschick um die richtige Warteposition zu finden, was uns aber schließlich gelingt. Leider geht es erst kurz nach zwei an Bord, dafür ist die Kabine riesengroß und wir sind fast ein bisschen traurig, dass wir hier nur ein paar Stunden verbringen.

Schweden empfängt uns mit Sonne. Da wir nicht wissen wie lange sie uns in den nächsten Tagen scheinen wird, machen wir einen Abstecher zur Westküste bevor es weiter nach Nordosten geht. Die kleine Halbinsel Kulla bedient sehr schön alle Schwedencliches und heute passt auch noch der wolkengetupfte Himmel dazu. Es gibt süße kleine Örtchen, jede Menge Strand, Küste und Wald und zwischendurch auch das ein oder andere Kuriosum wie etwa das ältere Pärchen, dass ganz gemütlich im Bademantel vom Strand nach Hause läuft. Wir wollten eigentlich bis zum Leuchtturm am Ende gehen, aber der Parkplatz quillt über, ganz zu schweigen von den Mengen an Radfahrern und Joggern, die hier ihr Unwesen treiben 🙂 . Das sparen wir uns dann doch lieber und machen uns auf zur Ostküste. Denn der kleine Lars und die kleine Diane wollen heute noch ins Småland.

Celle 2019

Celle, eine mittelgroße Stadt in Niedersachsen, müssten die meisten von uns wohl erstmal googlen, um zu wissen, wo genau sie liegt. Aber wenn die (Schwieger-) Mama dort hin möchte, sind wir gute, aufmerksame (Schwieger-) Kinder und machen uns auf den Weg in die Lüneburger Heide. Im Vorfeld hatten wir gescherzt, dass wir Anfang Juli wahrscheinlich wieder mitten in einer Hitzewelle reisen würden, doch dann sagt die Vorhersage uns Regen an. Glücklicherweise liegen die Wetterfrösche diesmal aber ein bisschen daneben, denn die meiste Zeit ist es nur mehr oder weniger bewölkt.

Was gibt es also in Celle zu sehen, wenn es nicht regnet? Das ist hauptsächlich die historische Altstadt, in der sich jede Menge Fachwerkhäuser krumm und schief und Halt suchend aneinander lehnen. Für den Besucher sehr hübsch anzusehen, aber wie mag es wohl bei den verzogenen Balken drinnen aussehen? Ob man vom Vermieter beim Einzug gleich ein paar Säcke Ausgleichsmasse ausgehändigt bekommt? Wir wissen es nicht, denn die Türen bleiben uns verschlossen.

Es ist manchmal schon ein bisschen skurril wenn die hübsch restaurierten Hausfassaden im Erdgeschoss die eher nüchternen Schaufenster von Geschäften, Apotheken und Banken einrahmen. Einige Läden haben sich aber auch Mühe gegeben, die Auslagen und Eingangsgestaltung der übrigen Hausfront anzupassen.

Ein gemütlicher Stadtbummel führt uns unweigerlich auch zur Stadtkirche St. Marien, die für eine evangelische Kirche erstaunlich viel Gold im Innenraum zu bieten hat. Und wieder mal ist unser Timing perfekt, denn gerade wird für das abendliche Orgelkonzert mit Violinenbegleitung geprobt und uns eine vielleicht nicht ganz fehlerfreie, aber dafür unverhofft schöne Musikeinlage geboten.

Direkt gegenüber steht das Celler Schloss. Hier verlässt uns unser Glück ein bisschen, denn der Haupttrakt ist zur Zeit wegen Renovierung eingetütet 🙂 Aber auch die Rückansicht kann sich sehen lassen! Eingefasst von einem kompletten Schlossgraben und eingebettet in einen kleinen Park finden wir hier ein nettes Fleckchen zum verweilen. Ebenso wie im Französische Garten, der nur ein paar Straßen weiter liegt.

Natürlich halten wir die Augen auf für die kleinen Besonderheiten am Weg und in den Hinterhöfen. Irgendwas findet man ja immer 🙂 Uns haben es die liebevoll gestalteten Ladenschilder angetan und die sprechenden Laternen, die dem geneigten Zuhörer Geschichten aus Celle erzählen.

Tja und dann ist man auch schon durch mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Und das Wetter ist immer noch so gut, dass wir nicht ins Museum wollen 🙂 Kurzentschlossen steuern wir das Kloster in Wienhausen an. Unsere mobile Recherche hat uns aber leider nicht verraten, das man das Kloster innen nur mit Führung besichtigen kann. Also begnügen wir uns mit den frei zugänglichen Außenanlagen. Auf dem Kamin des Haupthauses haben Störche ihr riesiges Nest gebaut (oder von enthusiastischen Tierfreunden bauen lassen) und ziehen ihren Nachwuchs mit klösterlichem Segen groß. Für uns Stadtkinder ein faszinierendes Schauspiel. Auch wenn das Dach deutliche Spuren seiner Bewohner trägt….

Der Klostergarten ist ein bisschen verwildert, aber von kleinen Gräben durchzogen, über die knarzende Holzbrücken führen, und genau das Richtige für einen kleinen, fast schon meditativen, Rundgang. „An der Kirche“ heißt die Straße an der das Kloster liegt und ist trotz des phantasielosen Namens eine hübsche Gasse mit Kopfsteinpflaster und alten Gebäuden. Parallel dazu fließt der Mühlenkanal. Die alten Mühlengebäude sind heute ein Atelier sowie das Kulturhaus Wienhausen und bieten neben der Touristeninformation auch kulturtouristischen Räumen ein zu Hause. Wir grübeln noch darüber, was das wohl genau bedeutet während wir gemütlich am Kanal zurück schlendern. Im „Café am Kloster“ finden wir dann im Innenhof den perfekten Platz um unseren Kaffeedurst zu löschen.

Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen statten wir noch den Allerwiesen einen Besuch ab. Am namensgebenden Flüsschen gelegen sind sie ein beliebtes Erholungsgebiet. Am linken Ufer ist es auch entsprechend belebt, denn es sind nur ein paar Minuten von hier bis zur Innenstadt. Uns hat es am rechten Ufer besser gefallen, da war zumindest an diesem Sonntagmorgen deutlich weniger los. Stattdessen gibt es rauschendes Schilf und Pferdeweiden. Wer will kann auf den regelmäßig platzierten Bänken Pause machen oder einfach nur den Blick über’s Wasser genießen. Oder auf Familie Schwan warten, die, kaum hat sie uns am Ufer entdeckt, zügig auf uns zu geschwommen kommt. Offensichtlich wird hier tierischer Wegzoll erwartet, mit dem wir aber leider nicht dienen können 😉

Wer sich auf der Rückfahrt ein bisschen die Beine vertreten möchte, kann dies – so wie wir – im Schlosspark Paderborn tun. Das liegt ziemlich genau auf halber Strecke und ist wirklich hübsch, wenn auch nicht übermäßig groß. Das Schloss beherbergt heute eine Realschule, die natürlich am Sonntag geschlossen hat. Die kleinen Buchsbaumhecken im Barockgarten hinter dem Wasserschloss sind wohl dem Buchsbaumzünsler zum Opfer gefallen, denn die neue Bepflanzung ist noch etwas dürftig. Das sieht bestimmt in ein paar Jahren wieder stattlicher aus. Bis zum sich anschließenden Auenpark kommen wir nicht mehr, denn dann fängt es doch tatsächlich noch an zu regnen. Da können wir ja auch ruhig nach Hause fahren 🙂

Kölner Lichter 2019

Mitte Juli finden jedes Jahr die Kölner Lichter statt. Dafür braucht man sicherlich keine Werbung mehr zu machen und der ein oder andere hat bestimmt schon auf den Rheinwiesen campiert oder auf einem Mäuerchen gesessen und dem Hauptfeuerwerk entgegen gefiebert. Oder auch nur im Fernsehen eine Zusammenfassung gesehen. Wir wollten einmal das ganze Spektakel live miterleben und haben uns gedacht, das geht am Besten von einem der vielen Boote auf dem Rhein aus.

Und so finden wir uns an einem wolkenverhangenen frühen Samstagabend in Leverkusen Wiesdorf ein. Direkt am Chempark und unterhalb der „Alten Wacht am Rhein“ liegt die „Vater Rhein“ und wartet auf uns. Und jede Menge andere Leute auch! Die Kölner Lichter sind halt auch ein Riesengeschäft und die 50 Schiffe, die später im Konvoi fahren, sind bis zum Bersten gefüllt. Wir sind ein bisschen überwältigt. Ab 18:00 ist Einstieg und als wir um 18:05 ankommen, sind wir fast die Letzten! Unsere Hoffnung auf ein Plätzchen an Deck schwinden rapide. Aber zu unserer Verwunderung finden nur relativ wenig Passagiere ihren Weg nach oben aufs Aussendeck, die meisten traben brav zu ihren reservierten Sitzen unter Deck. Wahrscheinlich tragen auch die mittlerweile dunkel aufziehenden Wolken dazu bei. Wir sind aber auch für schlechtes Wetter gut ausgerüstet und sichern uns einen Tisch an der frische Luft. Pünktlich um 18:30 geht’s los und die „Vater Rhein“ fährt flussaufwärts gen Köln.

Mit der Abfahrt ist auch das Buffet eröffnet und die Schlacht ums Essen beginnt. Kulinarisch sollte man nicht zu viel erwarten, aber satt wird man schon. Und man kann seinen Teller auch mit nach draußen nehmen 🙂

Vorbei geht es am Chempark und den Fordwerken bevor wir am Rheinhafen in Niehl den Frachter „Colombia“ einsammeln. Wir wundern uns kurz über die merkwürdigen Gerätschaften an Deck und dann erkennen wir, dass es das Hauptfeuerwerk ist, das sich da hinter uns einreiht. Ab der Mülheimer Brücke finden sich am Ufer die ersten Schaulustigen und immer mehr Schiffe gesellen sich zu uns. Es geht durch die Kölner Altstadt bis nach Porz, wo alle Bötchen einzeln von einer Blaskapelle begrüßt werden.

In der Zwischenzeit ist der Rhein für die kommerzielle Schifffahrt gesperrt und die Schiffe warten in der Porzer Groov dicht an dicht, bis es um kurz vor zehn dunkel genug ist und der beleuchtete Schiffskonvoi zurück in die Innenstadt fährt. Auf dem Weg finden auf beiden Ufern kleine Feuerwerke statt. Außerdem haben viele Zuschauer, Fackeln oder Lagerfeuer angezündet und es gibt diverse Lichtinstallationen. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Höhepunkt ist natürlich der Dom und die tausende von Wunderkerzen in der Innenstadt. Dazu erschallt feierliche Musik – Gänsehauteffekt garantiert!

Unruhe macht sich auf Deck breit, als das Schiffchen immer weiter rheinabwärts fährt. Wir wollen doch noch das Hauptfeuerwerk sehen und haben schon wieder die Mülheimer Brücke passiert? Okay, so viel Betrieb auf dem Fluss will gut koordiniert sein und die ganzen Ausflugschiffe brauchen ein bisschen Platz. Deshalb muss das vordere Ende des Konvois halt noch ein ganzes Stück fahren, damit auch das hintere Ende die ganze Altstadt passieren kann. Und dann drehen auf ein geheimes Kommando hin alle Schiffe gleichzeitig wieder um und fahren zurück. Ein bisschen viel Hin und Her, aber hey, bei der Aussicht beschweren wir uns nicht!

Zugegeben, da die Schiffe längs nebeneinander liegen kann man vom vollgepackten Deck nicht alle bodennahen Szenarien des Feuerwerks komplett sehen, aber das musiksynchrone Höhenfeuerwerk ist super! Eine gute halbe Stunde leuchtet der Himmel und es knallt ordentlich. Wir müssen ständig dem Impuls widerstehen unseren Mitreisenden ein frohes neues Jahr zu wünschen 🙂

Kaum ist der Abschlussapplaus verklungen wuseln die Schiffe wieder durcheinander und jeder steuert seinen Anleger an. Da wir zurück nach Leverkusen fahren, ziehen sie alle an uns vorbei und bieten uns nochmal ein hübsches schwimmendes Schiffsballett. Anscheinend sind wir aber die Einzigen, die davon fasziniert sind, denn alle anderen Passagiere verlassen nahezu fluchtartig das Außendeck und verziehen sich nach drinnen. Nach wenigen Minuten sind außer uns nur noch die Kellner anwesend, die die Tische abräumen.

Wieso man den Businesshotelchic der unteren Decks einer Nachtfahrt an der frischen Luft vorzieht ist uns ein Rätsel, aber vielleicht sind wir auch die Einzigen, die für die inzwischen eher kühlen Temperaturen gekleidet sind. Mit Volldampf geht es zurück zur „Alten Wacht“ wo der Kapitän den guten alten Vater Rhein eher unsanft an den Ausleger setzt und wir von Bord gescheucht werden. Hinter uns wartet schon die „Loreley Star“ darauf ihre Passagiere abzusetzen.

Unser Fazit – die Karten sind teuer und die Sicht ist nicht immer ungehindert, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall! Wir gucken gleich mal, wie es mit Karten fürs nächste Jahr aussieht 🙂

Oh, und Lars hatte Gelegenheit ein neues Spielzeug auszuprobieren, daher gibt es noch ein Video dazu 🙂

Finnland 2019 – Schlussakkord und Fazit

Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.“ Frei nach Albert Einstein sind wir bass erstaunt, dass plötzlich die drei Wochen, die uns erst so unendlich lang erschienen, schon wieder vorbei sind und wir uns Gedanken über die Heimreise machen müssen.

Die Anfahrt nach Helsinki ist mit 5,5 Stunden reiner Fahrzeit schon recht beachtlich und unsere freie Tagesgestaltung wird durch den bereits um 15 Uhr schließenden Check-in noch weiter eingeschränkt. Eigentlich wollten wir in der Hauptstadt noch ein bisschen verweilen, also heißt es sehr früh aufstehen! Eher zufällig landet der Blick auf der Wettervorhersage: Helsinki, 30° und schwül-warm. 30° Grad? In Finnland? Tatsächlich gibt es auch das und wir bekommen es zum Abschied serviert. Also hektische Stadtbesichtigung bei hochsommerlichen Temperaturen??? Wer uns kennt weiß, dass das so gar nix für uns ist. Also kein Sightseeing; stattdessen schlafen wir ein bisschen länger und machen einen Stopp zur Dombesichtigung in Tampere bevor wir, just-in-time, um 14:45 vor den Finnlines Check-in Schalter rollen.

Wurden wir auf der Hinfahrt sofort vom Geleitauto abgeholt, heißt es heute leider warten. Lange Schlangen von Pkw brutzeln in der Sonne. Wir haben aber wieder Glück und dürfen eine neue Spur eröffnen, direkt neben der mit den Wohnmobilen. Die sind hoch genug und spenden uns Schatten, bis wir dann im Konvoi im Slalom durch den Hafen auf die „Finnmaid“ gelotst werden. Und gut, dass das neue Cachermobil mit ein bisschen technischem Schnick-Schnack versehen ist, denn wir müssen rückwärts die schmale Rüttelrampe zum oberen Deck hoch fahren, was dank der Rückfahrkamera und Lars herausragenden Fahrkünsten (gerade das Rückwärtsfahren üben wir oft auf engen Straßen und Wegen, wenn es vorwärts nicht mehr weitergeht 😉 ) kein Problem ist!

Aber dann werden wir für die bisherigen Strapazen entlohnt, denn auf dem Sonnendeck finden wir ein schattiges Plätzchen für Lars und einen Liegestuhl in der Sonne für Diane und lassen während der Ausfahrt durch die Schären von Helsinki die Aussicht gemächlich an uns vorbeiziehen. Sobald wir offene See erreichen wird’s dann doch ein bisschen sehr windig, aber da knurrt uns eh der Magen und wir verziehen uns zum Abendessen nach drinnen.

Satt und zufrieden und mit einer Jacke gegen den Wind geschützt finden wir uns dann später wieder zum Sonnenuntergang gucken auf Deck ein. Ein ziemlich langer Sonnenuntergang! Erstaunlicherweise sind wir auch fast alleine, nur ein unverwüstliches deutsches Paar hat sich in – unsittlicherweise identische – Windjacken gehüllt und guckt starr gen Horizont. Erst kurz bevor die Sonne endgültig verschwindet trudeln noch ein paar vereinzelte Passagiere zum Selfiewettschießen ein.

Am nächsten Tag hüllt sich die Ostsee wieder in Seenebel, aber da wir auch für die Rückfahrt auf eine schöne große Außenkabine umgebucht haben, ist uns das egal. Erst am frühen Abend klart es auf und die Ankunft in Travemünde ist dann wieder sonnig und erlaubt ein letztes Sonnenbad an Deck. Ausschiffen und Rückfahrt sind auch wieder problemlos, nur auf das Gewitter mit Platzregen in Hamburg hätten wir gut verzichten können. Willkommen in Deutschland 😉 .


Nach drei Wochen Selbstversuch führt Finnland unserer Meinung nach bisher völlig zu unrecht ein touristisches Schattendasein im Norden Europas. Wir können es eigentlich nur auf die doch etwas längere und umständliche Anreise zurückführen. Preislich ist es völlig in Ordnung; die Lebenshaltungskosten liegen etwa 20% über den deutschen. Aber verglichen mit Norwegen und auch Schweden, ein echter Schnapper! Und da Finnland zur Eurozone gehört, entfällt auch das lästige Umrechnen; was man in den anderen skandinavischen Ländern ja immer noch muss.

Die Finnen selbst sind eher zurückhaltend, aber sehr freundlich, wenn sie mal aufgetaut sind. Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht. Ferienhäuser gibt es reichlich, da wird für jeden Geldbeutel und Geschmack was geboten. Einzig Hotels sind gerade im Osten etwas dünner gesät. Die einheimische Küche ist sehr maritim geprägt und eher deftig. Fischliebhaber werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen und können sich bei entsprechender Geduld ihr Abendessen auch fast überall ohne große Genehmigung selbst angeln.

Bei der Routenplanung sollte man allerdings noch mehr als in anderen Ländern darauf achten, dass die räumliche Entfernung in der Regel in einem deutlich ungünstigeren Verhältnis zum Zeitaufwand für ihre Bewältigung steht, als wir es gewöhnt sind. Und für die, die mit dem Auto unterwegs sind: unbedingt auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen achten! Aktuell ist bei Geschwindigkeitsverstößen eine Mindestbuße von 200 Euro fällig; andere Verkehrsverstöße werden teilweise einkommensabhängig geahndet und können somit noch teurer ausfallen. Der Urlaub ist also auch gleich eine gratis Verkehrserziehung und wer mit Tempomat fährt ist klar im Vorteil. Wir sind jedenfalls immer noch total auf Schilder mit Geschwindigkeitsangaben fixiert. Pawlow wäre stolz auf uns!

Es gibt wohl auch ein sehr ausgedehntes Busnetz. Wir haben zumindest jede Menge Bushaltestellen gesehen, die allerdings meistens nur aus einer Stange am Wegesrand mit einem blauen Busschildchen oben drauf bestanden. Ein Dach oder einen Fahrplan gibt’s da nicht. Und wir haben auch nicht allzu viele Linienbusse gesehen. Wie die Leute wissen wann und wo welcher Bus fährt ist uns also völlig schleierhaft. Es gibt bestimmt eine App dafür.

Okay, eine Sache hat uns tatsächlich etwas zu schaffen gemacht; die Sprache! Wir konnten uns bis zum Schluss nicht an die vielen Doppelvokale gewöhnen. Damit gleichen sie wohl aus, dass es im Finnischen kein c, q, w, x, b und f gibt; außer bei in die Sprache übernommen Fremdwörtern. Die dann aber teilweise auch durch ähnlich klingende und im Finnischen gebräuchlichere Buchstaben ersetzt werden. Für uns sind sie dann seltsam vertraut und klingen oft drollig, vor allem, weil am Ende gerne ein „i“ angehangen wird; so z.B. der besservisseri, hevimusiikki oder bussi. Aber dass man das Mobiltelefon als „kännykkä“ oder das Tablet als „sormitietokone“ bezeichnet lässt sich beim besten Willen nicht mehr aus uns bekannten Sprachen ableiten. Zugegebenermaßen beschränkt sich unser Wortschatz dann auch lediglich auf das nötigste Reisevokabular: „Hei“ (hallo); „Heippa“ (tschüss); „Kiitos“ (danke) und natürlich „Kippis“ (Prost!). Denn schon bei „Hyvää päivää“ (guten Tag) verlässt uns das Vertrauen in unsere korrekte Aussprache.

Unser Fazit: Finnland ist sehr schönes und herrlich unaufgeregtes Land. Alles geht geruhsam zu und so kommen auch die Besucher zur Ruhe. Wald und Wasser tragen ihr übriges dazu bei. Wir haben auf jeden Fall gelernt die Stille zu hören 🙂 . Unser Er- und Wiederholungsfaktor: sehr hoch. Bisher haben wir ja auch nur den Süden gesehen. Wir kommen also auf jeden Fall wieder!

Wer Lust hat uns in unserem Skandinavien-Jahr weiter zu begleiten, kann uns im September nach Schweden folgen. Wir freuen uns schon sehr !