Unterhalb von Lerwick erstreckt sich Mainland Shetland noch etwa 25 Meilen gen Süden. Wer nur sehr wenig Zeit auf der Insel hat, findet auf dieser relativ schmalen Landzunge, alles, was Shetland so ausmacht. Der südlichste Punkt ist Sumburgh, mit seinem kleinen Flughafen, dessen Landebahn die A970 am Ende noch so gerade kreuzt und man gegebenenfalls an der Schranke warten muss, bis ein Flugzeug gelandet oder gestartet ist. Wir müssen zwar kurz warten, aber sehen nur diverse Hubschrauber an- und abfliegen. Wir sind natürlich nicht für den Flughafen hier. Unser Ziel ist Sumburgh Head und der hübsche Leuchtturm. Vom Parkplatz geht es etwa einen halben Kilometer bergauf bis zum Leuchtturm selbst. Viele Besucher kommen aber wegen der Vögel, die hier auf den Klippen leben. Allen voran die putzigen Papagaientaucher (Puffins!) . Mit ein bisschen Geduld und wenn man sich von größeren Gruppen fernhält, kommen sie von unten angeflogen und gucken sich neugierig um. Bis irgendein Trottel meint ganz nah an sie rangehen zu müssen und sie sich ein ruhigeres Plätzchen suchen.
Es wimmelt hier von Vögeln, die auf und in den Klippen brüten und durch die Luft sausen. Möwen, Lummen, Tordalks und sicherlich noch viele mehr, die wir uns aber nicht merken konnten, geschweige denn erkennen würden . Die Luftakrobatik ist auf jeden Fall sehenswert.
Laut Beschilderung soll man hier auch Orkas, Delphine und Zwergwale sehen können, aber die treiben sich heute wohl eher woanders rum. Wir sehen jedenfalls keine. Allerdings sind wir auch so ziemlich die einzigen Besucher, die nicht mit Teleobjektiv und Feldstecher ausgestattet sind.
Nicht weit von Sumburgh Head liegt der Jarlshof, die Überreste von 4000 Jahren Besiedlungsgeschichte. Dieser Ort bot offensichtlich ideale Überlebenschancen für seine Bewohner, so dass Menschen sich hier immer wieder nieder gelassen haben. Es gibt Ruinen aus der Bronzezeit, einen halben Broch aus der Eisenzeit (die andere Hälfte ist bereits wegen Erosion ins Meer gestürzt), Erdhäuser der Pikten, Langhäuser der Wikinger, eine Farm aus dem Mittelalter und schließlich ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Uns erschließt sich nicht unbedingt, welche Ruinen in welche Periode gehören, bis auf das Herrenhaus, aber insgesamt ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Geschichte. Von einer kleinen Aussichtsplattform hat man einen tollen Überblick und Einblick in die runden Erdhäuser. Der Eintritt von £7,50 (online) lohnt sich allemal. Wir haben unsere Mitgliedschaft bei Historic Scotland erneuert und kommen damit umsonst rein . Wer die weite Anreise scheut, kann sich in diesem kurzen offiziellen Video ein Bild machen.
Als Nachfahren nach Neuseeland ausgewanderter Shetländer zurück kamen, um nach ihren Wurzeln zu suchen, waren sie entsetzt, dass von den Crofts (Kleinbauernhöfe) ihrer Vorfahren nur noch ein paar Steine im Gras übrig geblieben waren. Deshalb gründeten sie das Crofthouse Museum in Dunrossness. In einem restaurierten Crofthouse kann man zurückreisen ins Jahr 1870 und erfahren, wie damals gelebt wurde. Das Ganze wird durch einen lokalen Guide – in unserem Fall Daniel – anschaulich erklärt und Fragen beantwortet. Ohne Eintritt, aber Spenden sind willkommen. Klare Empfehlung von uns!
Wem das alles zu viel Kultur ist, der kann sich bei einem Strandspaziergang entspannen. Spiggie Beach ist winzig klein, aber schön. Auf der anderen Straßenseite liegt Spiggie Loch, was mit den an Land gezogenen Ruderbooten sehr skandinavisch wirkt. Ein kleines Stück weiter liegt Scousburgh Sands, angeblich Shetlands schönster Strand. Es geht durch ein paar Dünen zum weißen Sandstrand, hinter dem sich tiefblaues Wasser in die nahezu perfekte Hufeisenbucht erstreckt. Und wir sind fast alleine! Wem das noch nicht reicht, dem gefällt vielleicht St. Ninian’s Beach, über den man St. Ninian’s Island erreichen kann. Uns reicht es aber so langsam für den Tag und wir begnügen uns mit dem Strand und einer strategisch gut platzierten Bank.
Wie schon erwähnt sind die Schafe auf Shetland eindeutig in der Mehrheit und dürfen in weiten Teilen frei herumlaufen. Die meisten sind aber noch relativ scheu und machen sich aus dem Staub, wenn ein Auto oder Spaziergänger sich nähert. Von April bis Juni ist Lammzeit und überall springen die kleinen weißen Energiebündel herum. Auch die großen Exemplare sind sehr fotogen und peppen so manches Bild als heller Punkt auf. Einfach herrlich! Ansonsten gibt es natürlich die bekannten Shetland Ponys, mit ihrer „Größe“ von maximal 110 cm. Zum Schutz vor dem stetig pustenden Wind hat man den meisten einen langen Schopf gelassen, was ihnen eine wildes Aussehen verleiht, da man die Augen nicht sehen kann. Nur vereinzelt sehen wir Kühe und dann hauptsächlich die „normalen“, fast keine Highlandrinder .
Damit ist unsere Zeit auf Shetland auch schon wieder um. Uns hat es so gut gefallen, dass wir eigentlich gar nicht weiterziehen wollen. Bleibt nur eins, wir müssen nochmal wieder kommen und mehr Zeit mitbringen .