Schottland 2025 – Shetland, der Süden und das liebe Vieh

Unterhalb von Lerwick erstreckt sich Mainland Shetland noch etwa 25 Meilen gen Süden. Wer nur sehr wenig Zeit auf der Insel hat, findet auf dieser relativ schmalen Landzunge, alles, was Shetland so ausmacht. Der südlichste Punkt ist Sumburgh, mit seinem kleinen Flughafen, dessen Landebahn die A970 am Ende noch so gerade kreuzt und man gegebenenfalls an der Schranke warten muss, bis ein Flugzeug gelandet oder gestartet ist. Wir müssen zwar kurz warten, aber sehen nur diverse Hubschrauber an- und abfliegen. Wir sind natürlich nicht für den Flughafen hier. Unser Ziel ist Sumburgh Head und der hübsche Leuchtturm. Vom Parkplatz geht es etwa einen halben Kilometer bergauf bis zum Leuchtturm selbst. Viele Besucher kommen aber wegen der Vögel, die hier auf den Klippen leben. Allen voran die putzigen Papagaientaucher (Puffins!) 😍. Mit ein bisschen Geduld und wenn man sich von größeren Gruppen fernhält, kommen sie von unten angeflogen und gucken sich neugierig um. Bis irgendein Trottel meint ganz nah an sie rangehen zu müssen und sie sich ein ruhigeres Plätzchen suchen.

Es wimmelt hier von Vögeln, die auf und in den Klippen brüten und durch die Luft sausen. Möwen, Lummen, Tordalks und sicherlich noch viele mehr, die wir uns aber nicht merken konnten, geschweige denn erkennen würden 😉. Die Luftakrobatik ist auf jeden Fall sehenswert.

Laut Beschilderung soll man hier auch Orkas, Delphine und Zwergwale sehen können, aber die treiben sich heute wohl eher woanders rum. Wir sehen jedenfalls keine. Allerdings sind wir auch so ziemlich die einzigen Besucher, die nicht mit Teleobjektiv und Feldstecher ausgestattet sind.

Nicht weit von Sumburgh Head liegt der Jarlshof, die Überreste von 4000 Jahren Besiedlungsgeschichte. Dieser Ort bot offensichtlich ideale Überlebenschancen für seine Bewohner, so dass Menschen sich hier immer wieder nieder gelassen haben. Es gibt Ruinen aus der Bronzezeit, einen halben Broch aus der Eisenzeit (die andere Hälfte ist bereits wegen Erosion ins Meer gestürzt), Erdhäuser der Pikten, Langhäuser der Wikinger, eine Farm aus dem Mittelalter und schließlich ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Uns erschließt sich nicht unbedingt, welche Ruinen in welche Periode gehören, bis auf das Herrenhaus, aber insgesamt ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Geschichte. Von einer kleinen Aussichtsplattform hat man einen tollen Überblick und Einblick in die runden Erdhäuser. Der Eintritt von £7,50 (online) lohnt sich allemal. Wir haben unsere Mitgliedschaft bei Historic Scotland erneuert und kommen damit umsonst rein 😁. Wer die weite Anreise scheut, kann sich in diesem kurzen offiziellen Video ein Bild machen.

Als Nachfahren nach Neuseeland ausgewanderter Shetländer zurück kamen, um nach ihren Wurzeln zu suchen, waren sie entsetzt, dass von den Crofts (Kleinbauernhöfe) ihrer Vorfahren nur noch ein paar Steine im Gras übrig geblieben waren. Deshalb gründeten sie das Crofthouse Museum in Dunrossness. In einem restaurierten Crofthouse kann man zurückreisen ins Jahr 1870 und erfahren, wie damals gelebt wurde. Das Ganze wird durch einen lokalen Guide – in unserem Fall Daniel – anschaulich erklärt und Fragen beantwortet. Ohne Eintritt, aber Spenden sind willkommen. Klare Empfehlung von uns!

Wem das alles zu viel Kultur ist, der kann sich bei einem Strandspaziergang entspannen. Spiggie Beach ist winzig klein, aber schön. Auf der anderen Straßenseite liegt Spiggie Loch, was mit den an Land gezogenen Ruderbooten sehr skandinavisch wirkt. Ein kleines Stück weiter liegt Scousburgh Sands, angeblich Shetlands schönster Strand. Es geht durch ein paar Dünen zum weißen Sandstrand, hinter dem sich tiefblaues Wasser in die nahezu perfekte Hufeisenbucht erstreckt. Und wir sind fast alleine! Wem das noch nicht reicht, dem gefällt vielleicht St. Ninian’s Beach, über den man St. Ninian’s Island erreichen kann. Uns reicht es aber so langsam für den Tag und wir begnügen uns mit dem Strand und einer strategisch gut platzierten Bank.

Wie schon erwähnt sind die Schafe auf Shetland eindeutig in der Mehrheit und dürfen in weiten Teilen frei herumlaufen. Die meisten sind aber noch relativ scheu und machen sich aus dem Staub, wenn ein Auto oder Spaziergänger sich nähert. Von April bis Juni ist Lammzeit und überall springen die kleinen weißen Energiebündel herum. Auch die großen Exemplare sind sehr fotogen und peppen so manches Bild als heller Punkt auf. Einfach herrlich! Ansonsten gibt es natürlich die bekannten Shetland Ponys, mit ihrer „Größe“ von maximal 110 cm. Zum Schutz vor dem stetig pustenden Wind hat man den meisten einen langen Schopf gelassen, was ihnen eine wildes Aussehen verleiht, da man die Augen nicht sehen kann. Nur vereinzelt sehen wir Kühe und dann hauptsächlich die „normalen“, fast keine Highlandrinder 😔.

Damit ist unsere Zeit auf Shetland auch schon wieder um. Uns hat es so gut gefallen, dass wir eigentlich gar nicht weiterziehen wollen. Bleibt nur eins, wir müssen nochmal wieder kommen und mehr Zeit mitbringen 😁.

 

Schottland 2025 – Shetland, die Mitte

Scalloway ist der zweitgrößte Ort auf Shetland und früher auch Inselhauptstadt, bis diese 1708 nach Lerwick verlegt wurde. Mit etwas über 1000 Einwohnern ist es heute ein eher verschlafenes Nest. Scalloway Castle wird überall angepriesen, ist aber bis auf weiteres wegen Renovierung geschlossen.  Alles ist übersichtlich und sehr gut zu Fuß zu erkunden. New Street zeigt sich mit bunten Häusern und einem Fischmosaik. Treppen führen nach unten zum Wasser und in kleine Gässchen, die einen fast mediterranen Eindruck vermitteln. Auf Main Street wird der Fluchtorganisation „Shetland Bus“ gedacht. Darunter laden Bänke direkt am Wasser, inmitten von angelegten Blumenbeeten, zu einem Päuschen ein.

Nordwestliche von Scalloway ragen diverse Halbinseln ins Meer, das sich fast fjordartig tief ins Land eingegraben hat. Da gibt es immer wieder tolle Ausblicke und freundliche Seelen haben hier auch diverse Geocaches gelegt 😁. Der Himmel bietet uns auf unserem Ausflug alles, von strahlend blau bis schwarze Regenwolken. Kommt die Sonne raus, leuchten vor allem die weißen, aber auch die bunten Häuser geradezu. Sind wir nicht schnell genug, erwischt uns auch mal der Regen.

Von St. Mary’s Chapel sind nur noch ein paar Mauerreste und ein Torbogen übrig. Dekorativ an einer Bucht gelegen und der Strand ist allemal gut für einen kleinen Spaziergang. Aber wenn man es nicht gesehen hat, ist es auch gut.

Der Weg zum Stanydale Temple führt durch Heide und ganze Felder voller Wollgras. Der kleine Hinweis auf den teilweise etwas nassen Boden am Anfang des Weges sollte ernst genommen werden. Es gibt nur einen mehr oder weniger gut ersichtlichen Trampelpfad und auf weiten Teilen ist er matschig und voller Pfützen. Wahrscheinlich auch davon abhängig wie viel es geregnet hat. Der Tempel selbst ist irreführend betitelt, denn es ist nicht bekannt, wozu der Bau errichtet wurde. Erstaunlich ist allerdings die Tatsache, dass Reste von zwei Holzbalken gefunden wurden, die möglicherweise ein Dach trugen. Das Holz stammte von einer amerikanischen Baumart, die ihren Weg über den Atlantik bis nach Shetland als Treibholz gefunden hatte.

Die A971 führt weiter durch Heide, Grass, kleine Gewässer und jede Menge Schafe, bis wir schließlich in Melby landen. Von hier kann man die Insel Papa Stour sehen und die öffentlichen Toiletten sind uns auch willkommen 😉.

Südwestlich von Scalloway liegen ein paar Inselchen wie auf eine Kette aufgefädelt hintereinander. Praktischerweise sind sie durch Brücken miteinander verbunden, was das Erkunden leichter macht als sich um Fährzeiten Gedanken machen zu müssen. Wir halten in Hamnavoe, ein kleiner Fischerort in dessen geschützter Bucht viele Boote und Yachten im Hafen liegen.

Aber unser eigentliches Ziel ist Minn Beach am unteren Ende von West Burra. Die Straße hierhin ist einspurig und schlängelt sich durch winzige Örtchen, mit erstaunlich viel Verkehr. Aber die etwas anstrengende Anfahrt lohnt sich!  Eine kleine Landenge trennt den weißen Sandstreifen am türkisen Wasser vom tiefblauen Meer, dass East und West Burra trennt. Hinter dem Strand liegt Kettla Ness, ein Naturreservat mit einigen fotogenen Ruinen. Hier lässt es sich aushalten 😀.

 

 

 

Schottland 2025 – Shetland, Lerwick & der Norden

Wir hatten uns auf eine Woche in windgepeitschter, karger und einsamer Gegend eingestellt. Stattdessen finden wir eine grüne Insel, voller Schafe – die meisten frei laufend und eindeutig in der Überzahl – mit netten kleinen Örtchen und sogar einigen Bäumen! Der Reiseführer und diverse Blogs haben uns davor gewarnt, dass Shetland trostlos wirkt, weil es keine Bäume und Büsche gibt. Aber es gibt sie! Wenn auch nur vereinzelt, aber genug, damit es für das Auge nicht langweilig wird. Vielleicht ist es auf den übrigen Inseln tatsächlich so desolat, aber wir haben schon auf Mainland (ja so heißt die Hauptinsel wirklich) genug gefunden, um uns zu beschäftigen. Und haben noch nicht alles gesehen! Was auch am etwas unsteten Wetter liegt. Wenn man einen Tripp hierhin plant, sollte man definitiv extra Zeit einplanen, um die peitschenden Regenschauer oder auch mal einen total verregneten Nachmittag auf der Couch aussitzen zu können.

Da wir bereits um 7:30 Uhr morgens ankommen, unser Ferienhaus aber erst mittags beziehen können, treiben wir uns erstmal ein bisschen auf den beiden Halbinseln herum die Lerwick (die Hauptstadt der Shetland Inseln) auf beiden Seiten der Bucht einrahmen. Dort heben wir auch die ersten Geocaches des Urlaubs und treffen den ersten Seehund, der uns neugierig beäugt.

Lerwick hat etwa 7000 Einwohner, was rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Inselgruppe ausmacht. Im  Haupthafen liegen Fischerboote und Versorgungsschiffe für die Ölindustrie. Drum herum jede Menge Lagerhäuser und Industrie. Von irgendwas müssen die Leute hier schließlich leben. Aber vom Yachthafen aus kommt man direkt in die Altstadt mit Geschäften und vielen kleinen Seitengassen, die über Stufen in den oberen Stadtteil führen. Die alten Häuser sind aus dem hiesigen braun-grauem Stein erbaut und wirken eher trist, gerade wenn regnet. Aber die Bewohner haben überall bunte Akzente gesetzt und ihre Haustüren oder Häuser bunt bemalt und mit maritimen Motiven geschmückt. Direkt gegenüber des Viktoriapiers liegt das Peerie Café, wo wir uns einen der letzten Tische sichern und erstmal in Ruhe frühstücken. Gestärkt lassen wir uns dann durch die Straßen und den Nieselregen treiben.

Die nächsten zwei Tage regnet es. Mehr Regen als wir Zuhause in den letzten Wochen gesehen haben. Wir erholen uns von der Anreise und bleiben in der Umgebung unseres Ferienhauses in Brae. Unter tief hängenden Wolken und im Dunst erleben wir Shetland so, wie wir es ursprünglich erwartet haben. Regen in unterschiedlicher Stärke kombiniert mit Wind und Temperaturen um die 10°C begrenzen unseren Aufenthalt im Freien, bis es dann doch irgendwann aufklart und wir den ersten Blick auf die Insel in der Sonne bekommen. Wow!

Da Shetland auf Karten eigentlich immer in einem kleinen Ausschnitt separat dargestellt wird, vergisst man leicht, wie weit nördlich wir sind. Die Entfernung von Lerwick nach Bergen beträgt nur knapp 360km. Shetland & Orkney standen bis in die 1280er Jahre unter norwegischer Herrschaft, bevor sie als Mitgift für Prinzessin Margaret von Norwegen an Schottland gegeben wurden. Der nordische Einfluss ist bis heute noch überall zu sehen und zu hören. Viele der Ortsnamen haben ihren Ursprung im Altnordischen und beschreiben den jeweiligen Ort. Lerwick bedeutet z.B. muddy bay = schlammige Bucht. Die  Fähre, mit der wir hierher gekommen sind – die Hrossey – ist nach dem alten Namen für Orkney, der Pferdeinsel benannt.  Und auch der Shetlanddialekt hat heute noch viele nordische Einflüsse, so dass wir fast nix verstehen, bis sich die Einheimischen Mühe geben und uns zuliebe ins Englische wechseln. Allerdings immer noch mit hartem schottischen Einschlag 😉.

Die Halbinsel im Nordwesten – lapidar North Mainland genannt, hat in unserem Reiseführer genau einen Absatz bekommen und wird dort als landschaftlich schöne, fotogene Gegend beschrieben. Und für uns ist es ein Paradies. Wenig Touristen, winzige Örtchen – eigentlich nur verstreute Häuser – und jede Menge Platz und wunderbare Gegend. Es fängt schon super an mit Mavis Grind, einer Landenge über die man die Halbinsel erreicht. Sie ist nur etwa 100 Meter breit und auf der einen Seite liegt der Atlantik, auf der anderen die Nordsee. Wer einen guten Wurfarm hat, könnte also an diesem Ort einen Stein von einem Meer ins andere werfen 😉. Schon die Wikinger nutzten diese schmale Stelle als Abkürzung und trugen ihre Boote das kurze Stück über Land, statt komplett um Shetland zu segeln.

Absolutes Highlight sind die Cliffs of Eshaness, ganz im Westen. Schon auf dem Weg gibt es die ersten Sea Stacks zu sehen. Diese frei stehenden Felsen vor der Küste sind hier verbreitet, weil die unterschiedlichen Gesteinsarten ständiger Erosion von Meer und Wetter ausgesetzt sind. Die weicheren Gesteine werden schneller abgetragen während die härteren ein paar Jahrhunderte – oder Jahrtausende länger bestehen bleiben. Das formt eine faszinierende Küstenlinie mit vielen Höhlen und Klippen.

Die Cliffs sind kein Geheimtipp, ein paar organisierte Touren spucken ihre Ladung aus und auch der Parkplatz am Leuchtturm ist gut besucht. Aber es verläuft sich schnell und spätestens nach dem ersten Regenschauer, der aufgrund des stürmischen Winds horizontal fällt und die Tropfen zu kleinen Geschossen macht sind nur noch eine Handvoll hartgesottene Touristen da.

Durchfroren und leicht verregnet, machen wir einen kurzen Stopp im Tangwick Haa Museum, wo Gegenstände der Alltagsbevölkerung Shetlands ausgestellt werden. Also alles, was auf Dachböden und in Omas Nachlass gefunden wird und so ein Bild des hiesigen Alltags über die letzten Jahrhunderte zeichnet. Klein, aber interessant und umsonst. Spenden werden aber gern genommen oder man kauft, so wie wir, etwas in dem kleinen angeschlossenen Shop 😊.

Ansonsten liegen hier oben jede Menge – und wir meinen jede Menge – Geocaches. Man stolpert quasi direkt drüber und wir haben zumindest einen Powertrail mit über 30 Caches komplett geschafft. Für den Rest müssen wir wohl nochmal wieder kommen 😀.

 

 

Schottland 2025 – Anreise

Wie sind wir denn hier gelandet? Die ursprüngliche Idee war nochmal die Mitternachtssonne in Norwegen zu sehen, aber irgendwie sind wir mit der Planung nicht voran gekommen. Dann haben wir an einem ungemütlichen Winterabend eine unserer Lieblingsserien gesehen – Shetland (unsere klare Empfehlung ist, dass, wer kann, das Original schaut! Auch wenn der Akzent teilweise eine Herausforderung ist. Aber dafür gibt es ja Untertitel 😉). Und dachten beide zeitgleich – da müssten wir auch mal hin. Schwupps hatten wir an einem Wochenende unsere komplette 4-wöchige Schottlandreise geplant und gebucht. Inklusive einer Woche auf Shetland!

Die Anreise ist leider ein ziemlicher Akt, aber schon mal vorweggenommen – es lohnt sich! Wir machen uns also wieder auf zur Fähre nach Amsterdam und shippern, eher unruhig, durch die Nacht nach Newcastle.

England empfängt uns mit viel Sonne und macht die lange Fahrt bis Aberdeen relativ entspannt. Die Fähre nach Shetland fährt freitags erst um 19:00 Uhr ab, so dass wir ein bisschen Zeit für Sightseeing haben. Dafür haben wir Dunnattor Castle ausgewählt. Von dort ist es nur noch eine halbe Stunde bis zum Terminal, dass macht es für uns einfacher einzuschätzen, wieviel Zeit wir vor Ort haben.

Die Ruine von Dunnattor Castle liegt dramatisch auf einem Felsen der  majestätisch aus dem Meer aufragt. Die Kulisse ist umwerfend, vor allem an einem sonnigen Tag. Und so entschließen wir uns auch für einen Klippenspaziergang statt der Schlossbesichtigung. Die perfekte Pause 😁 .

Northlink wird uns über Nacht nach Shetland bringen. Die Fähre Hrossey ist eher rustikal und wir sind froh noch eine der letzten Kabinen ergattert zu haben. So haben wir wenigstens ein bisschen Ruhe. Überall liegen Spucktüten bereit, und wir erhalten den Warnhinweis, dass man sich bei rauer See möglichst wenig (und nur vorsichtig) durchs Schiff bewegen und sich dabei immer an den vorhandenen Handläufen festhalten soll. Uns beschleicht leichtes Unwohlsein und die Befürchtung, dass uns eine weitere unruhige Nacht bevorsteht. Der Captain beruhigt uns, dass es nur „mild upto moderate winds“ geben soll. Tatsächlich bekommen wir sogar relativ viel und erholsamen Schlaf, bis wir am frühen Morgen endlich unser Ziel erreichen und in Lerwick an Land rollen.

Irland 2024 – Anreise

Die einzige Fähre vom Kontinent nach Irland geht ab Cherbourg, was für uns 800 km  Anreise auf der Autobahn bedeutet. Mit Zwischenstopp kann dass durchaus zwei Urlaubstage kosten.  Deshalb haben wir uns diesmal wieder für eine „runde“ Reise entschieden. Statt nach Frankreich geht es für uns wieder nach Amsterdam und auf die Fähre nach Newcastle.  Natürlich haben wir uns auch diesmal die Commodore-Kabine gegönnt. Wir verlassen den Kontinent bei Sonnenschein, aber dann schlägt das Wetter um und die Überfahrt wird so unruhig, dass wir den Luxus leider nicht so genießen können, wie im Frühjahr.  Übernächtigt, aber guter Dinge geht’s für uns weiter nach Westen und wieder nach Schottland. Bis nach Cairnryan an der Irischen See sind es gerade mal 165 Meilen bzw. 265 Kilometer. Man kann also problemlos morgens in Newcastle ankommen und am gleichen Tag noch eine Fähre nach Nordirland erreichen. Wir haben aber eine Übernachtung eingeschoben und haben Zeit für ein bisschen Sightseeing. 

Caerlaverock Castle ist die einzige dreieckige Burg in England und – so erklärt uns Guide Judie von Historic Scotland – eine von drei verbliebenen weltweit.  Die spezielle Form fällt während der Besichtigung allerdings kaum auf. Dafür finden sich viele Steinmetzarbeiten und der rundum komplett erhaltene Burggraben sorgt für eine schöne Kulisse. Ein Teil des Gebäudes ist derzeit wegen Restaurationsarbeiten nicht zugänglich und mit einem großem Baugerüst verstellt. Ob es die ₤6 Eintritt wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Wir kommen umsonst rein, da unsere Mitgliedschaft bei Historic Scotland noch bis Ende des Monats gültig ist und uns gefällt es!

Die südschottische Küste stimmt uns schon sehr schön auf die kommenden Wochen ein. Carsluith Castle ist eigentlich nur ein Wohnturm, aktuell wegen Steinschlaggefahrt gesperrt und allein keinen Besuch wert. Aber direkt daneben liegt OakHill Cafe & Deli und empfängt den hungrigen Reisenden sehr freundlich mit einem köstlichen Mittagessen und/oder Desserts 🙂 . Danach vertreten wir uns die Beine in Isle of Withorn, wo St. Ninian’s Chapel und Isle Lighthouse malerisch auf’s Meer blicken. Schließlich kehren wir bei Addi (Adrian) und Dot (Dorothy) im Cairndoon Byre Bed & Breakfast ein. Die beiden empfangen uns sehr herzlich und wir freuen uns, im Wohnzimmer die Füße hochlegen zu können. 

Wir schlafen gut und gönnen uns ein Full Scottish Breakfast (wenn man schon mal in Schottland ist 😉 ) und auch das ist super. Cairndoon Byre bekommt von uns eine uneingeschränkte Empfehlung. Sollten wir mal wieder in der Gegend sein, werden wir hier sicherlich wieder einkehren!

Wir haben die Fähre von Cairnryan nach Larne um 16:00 Uhr gebucht. Leider zeigt sich das Wetter von der unfreundlichen Seite. Es ist bedeckt, windig und regnet immer mal wieder.  Unter drückenden Wolken macht Glenluce Abbey einen düsteren Eindruck. Da auch hier gearbeitet wird, ist die komplette Anlage eingezäunt und nicht zugänglich. Dafür spart man sich den Eintritt und kann trotzdem ein bisschen was sehen. Den Fischweiher in Ardwell steuern wir eigentlich nur wegen der Geocaches an, aber der Spaziergang um den kleinen See entpuppt sich als echter Glücksgriff. Es geht auf einem verwunschenen Weg am Ufer entlang, durch Wald und über Wiesen. Und es bleibt trocken!  Schließlich erreichen wir Mull of Galloway Lighthouse, den südlichsten Punkt Schottlands. Hier pustet uns der Wind ordentlich durch, einfach großartig!

Dann erhalten wir die Info, dass unsere Fähre sich verspätet, aber wir sollen trotzdem zur ursprünglichen Zeit am Terminal sein, da man versuchen wird, die Verspätung wieder aufzuholen. Das klappt so gut, wie bei der Deutschen Bahn. Beim Einchecken sagt man uns – Abfahrt so gegen 16:30, aber letztendlich ist es fast 18:00 Uhr, bevor wir an Bord der European Highlander gehen. Wind und Wetter machen auch diese zweistündige Überfahrt zu einer schaukeligen Angelegenheit. Wir haben die Poleposition, direkt an der Luke 🙂 und sind die ersten, die in Nordirland von Bord rollen. Mittlerweile ist es fast dunkel und wir cruisen durch die Provinz Ulster, bis wir schließlich unser erstes Ferienhaus etwas außerhalb von Strabane erreichen – unsere Basis für die nächsten 9 Tage.