„Finnland? Was macht man denn in Finnland?“ war eine Reaktion die wir häufiger auf die Nennung unseres diesjährigen Reisezieles bekamen. Unsere Antwort nach den ersten Tagen – entspannen, relaxen, abschalten und den Alltag hinter sich lassen. Was mit der gemütlichen Anreise begonnen hat, führen wir hier weiter. Die Ruhe an „unserem“ See – man hört teilweise nix, garnix! Kein Wind, keine Tiere, keine Zivilisation, nicht mal Wellen plätschern – färbt auf uns ab und die Tage vergehen ohne Hektik und ohne Uhr. Zumindest ohne innere Uhr, denn die wird hier ordentlich in die Irre geführt. Um zehn Uhr abends ist es noch immer hell und selbst um Mitternacht braucht man draußen nicht unbedingt ein zusätzliches Licht um den Weg zu finden. Und das obwohl es hier weder eine Straßenbeleuchtung noch Streulicht aus umliegenden Häusern gibt. Gefühlt ist es bei uns immer mindestens zwei Stunden früher als die Uhren uns anzeigen 😉 .
So gondeln wir gemütlich durch’s 1.000-Seen-Land. Was eine Untertreibung ist, denn es gibt fast 188.000 Seen. Bis zum nächsten Wasser ist es also nie weit. Und wo Wasser ist, ragt auch mit Sicherheit ein pittoresker Bootssteg ins Bild. Das Einzige, was es hier noch mehr gibt, sind Bäume. Hauptsächlich Birken und Fichten und immer mal wieder ein paar Kiefern dazwischen. Die vorherrschenden Farben sind grün und blau. Und gelb – jede Menge gelb in Form von Pollen. Aber es sind dankenswerterweise die Fichten, die hier ausstauben und nicht die Birken, so dass die allergischen Reaktionen ausbleiben.
Zwischen den sehr ordentlich angelegten Birken- und Fichtenhainen liegen kleine und größere Orte, die für Abwechslung sorgen. In Kerimäki befindet sich z.B. die größte Holzkirche der Welt, mit Platz für 5.000 Gläubige, von denen 3.400 Sitzplätze hätten. Ein palastartiger Bau mit dem hier nicht unüblichen freistehenden Glockenturm. Leider ist sie nur zur Saison im Hochsommer geöffnet und wir können sie nur von außen bewundern. Geht sehr gut mit einem leckeren Eis vom Kiosk gegenüber 🙂 .
Ein Stück die Straße weiter Richtung Savonlinna steht ein unscheinbarer hölzerner Aussichtsturm am Strassenrand, den wir für eine Rundumsicht nur empfehlen können.
In Savonlinna steht die Burg Olavlinna, die wir im schönsten Abendlicht erreichen. Natürlich nach den, um diese Jahreszeit noch verkürzten, Öffnungszeiten. Darum bleibt es auch hier nur bei der Außenansicht, die uns aber völlig ausreicht.
In Puumala haben wir mehr Glück. Hier steht auch eine Holzkirche, die drittgrößte in Finnland für immerhin 1.000 Gläubige. Die Tür ist offen, denn drinnen findet der „Little Friends Club“ der Kirche statt und eine Gruppe Sechsjähriger lauscht der dröhnenden Stimme des Pastors. Und erfreuen uns zum Abschluss sogar noch mit einem Ständchen; super-süß. Die Kirche ist hell und freundlich und in Kreuzkuppelform angelegt, was wir so gar nicht kennen. Es gibt also kein Langschiff mit Seitengewölben und bunten Glasfenstern. Der Raum ist eher quadratisch und schlicht und wirkt, da es keine wuchtigen Steinsäulen gibt luftig und groß. Während der Pfarrer sich im Nebenraum in seine zivilen Klamotten wirft, haben wir Zeit für einen kurzen Rundgang, bevor er uns freundlich aber bestimmt rauskehrt und die Kirche zu unserem Erstaunen wieder fest verschließt. Im freien und toleranten Finnland hätten wir erwartet, dass die Kirchen immer offen sind. Vielleicht sind sie das auch nur in der Hauptsaison.
Für Kunstliebhaber findet sich an einem Parkplatz kurz von Parikkala ein Skulpturenpark des Künstlers Veijo Rönkkönen, unter anderem 250 Figuren in verschiedensten Yogaposen. Die leicht damönisch grinsenden Statuen mit den starren Plastikaugen wirken teilweise etwas verstörend, aber einige zeigen auch verschmitztes Kindergrinsen. Ausser uns sind nur jede Menge Mücken und Fliegeviecher hier und wir haben natürlich das Antibrumm im Ferienhaus vergessen…..
Das Antibrumm sollte man auch beim Geocachen besser dabei haben, denn gerade im Wald fallen die kleinen Blutsauger über alles her, was sich hineinwagt und finden jede freie Hautstelle. Wenn Arme und Beine aufgrund der Witterung unter der Kleidung nicht zugänglich sind, bleibt ja immer noch der Kopf. Sie schaffen es sogar durch die Haare zu stechen. Der kleinen Currywurst können sie aber nichts anhaben, unermüdlich liefert sie uns Bilder aus der Vogelperspektive.
Zwischendurch hatten wir auch zwei halbe Regentage, also ist die Wäsche gewaschen, die Bilder sortiert und das Urlaubsvideo im Rohschnitt auf dem aktuellen Stand. Ein gemütlicher Nachmittag am Kamin mit Tee und Decke auf der Couch hat außerdem die Erkältung erledigt und der Leserückstand ist aufgeholt 🙂 . Wir können die Seenplatte zur Erholung bestens empfehlen, freuen uns jetzt aber auch auf den Umzug an die Westküste!