Norwegen 2022 – Vesterålen

Weniger berühmt als die Lofoten ist die Inselgruppe Vesterålen, die direkt nördlich an Lofoten grenzt. Beide werden manchmal in einem Atemzug genannt, aber oft auch nur, weil die Anreise zu Lofoten von Norden her über Vesterålen erfolgt. In unserem allgemeinen Norwegen Reiseführer gibt es knapp 25 Seiten über Lofoten, während Vesterålen gerade einmal 7 Seiten füllt. Und es gibt zwar spezifische Reiseführer für Lofoten, aber der Einzige für Lofoten und Vesterålen den wir gefunden haben, ist schon fast dreißig Jahre alt. Insgesamt ist die Region also nicht so überlaufen. Landschaftlich ändert sich für uns nicht viel. Es gibt auch hier schneebedeckte Berge, Moore und natürlich Fjorde. Aber zusätzlich auch Wald und Ackerflächen. Da es mehr Landfläche gibt fehlen allerdings die Stelzenhäuser am Wasser. Die Hauptinseln sind Andøya, Langøya und Hadseløya. Ausserdem Teile von Hinnøya und Austvågøya.

Unser Ferienhaus liegt auf Langøya, der drittgrößten Insel Norwegens. Der Hauptort ist Sortland, hat aber eher wenig zu bieten außer diverser Tankstellen und Läden zum Einkaufen. Und auch einen Schuhladen, denn schon wieder gibt ein Paar Schuhe von Diane während des Urlaubs seinen Geist auf. Erstaunlicherweise finden wir sogar welche zu einem vernünftigen Preis.

Was Sortland an Charme fehlt, macht unser Ferienhaus in Romset mit einem Hammerausblick über den Fjord wieder wett 🙂 . Und das ist auch gut so, denn der Wettergott meint es nicht sehr gut mit uns. Es regnet beinah jeden Tag, zumindest zeitweise. In höheren Lagen schneit es wohl auch, jedenfalls bleiben die Berge schön weiß überpudert. Aber an „unserem“ Fjord haben wir selbst bei schlechtem Wetter ständig wechselnde Aussichten. In einem Moment trommelt der Regen mit Macht auf den Boden und das Hausdach und kurz darauf ziehen tief hängende Wolkenfetzen vorbei, die sich an den Berghängen sammeln und sie schließlich ganz verschlucken. Aber natürlich sieht es bei Sonnenschein trotzdem schöner aus!

Ganz im Norden von Langøya, in Stø, ist es windig und es gibt wieder mal mehr Möwen als Menschen. Hier kann man auch auf Walsafari gehen. Wir hatten kurz überlegt, ob wir eine machen, aber ein Blick auf ein wild schaukelndes „Boot“ – gefühlt eher eine winzig kleine Nussschale! – in der Ferne lässt uns die Idee schnell endgültig begraben. Dafür sollte man schon sehr seefest sein! Und ganz billig ist der Spaß natürlich auch nicht. Aber auch sonst hat die Gegend einiges zu bieten. Vor der Küste liegt sehr dekorativ im Sonnenlicht der Leuchtturm von Anda und man kann spazieren gehen oder wandern. Mit den vorgelagerten Inselchen und den sich daran brechenden Wellen fühlen wir uns ein bisschen nach Irland versetzt.

Mehrere Fjorde graben sich tief in die Insel und teilen sie beinah in drei Teile. Der Sortlandsundet und Eidsfjorden bescheren uns jede Menge postkartenwürdige Ausblicke und genau die Bilder, die man von Norwegen erwartet.

An der Westküste ist Nykvåg ein guter Ort, um die Mitternachtssonne sehen. Wir machen uns also an einem klaren Abend so kurz vor Mitternacht auf den Weg dorthin. Nach kurzer Fahrt kommen wir an eine Baustelle. In Norwegen werden die Straßen dann gerne gesperrt und der Verkehr jeweils einspurig mit einem Geleitfahrzeug durch die Baustelle geleitet. Das bedeutet dann auch schon mal ein bisschen Wartezeit. Aber schließlich finden wir einen schönen Platz auf einer Anhöhe über dem Ort und genießen die Sonne. Auf dem Rückweg stehen wir dann an der selben Baustelle vor einer geschlossenen Schranke. Nach etwa einer Stunde Wartezeit, rollt hinter uns ein Taxi ran. Vom Fahrer erfahren wir, dass die Geleitfahrzeuge nach einen Fahrplan (!) verkehren. Und das wir nochmal zwei Stunden warten müssen, bis der Service wieder aufgenommen wird 🙁 . Auf der einzigen Zufahrtsstraße!! Schade, dass das für ortsunkundige Touristen nirgendwo steht. Aber so kommen wir sehr früh morgens noch zu einigen sehr schönen Spiegelbildern.

Südlich von Langøya liegt die kleinere Insel Hadseløya. Verbunden sind beide mit der sehr photogenen Hadsel-Brücke. Vor allem, wenn sie so wie bei uns im Gegenlicht vor sonnenbeschienenen und schneebedeckten Bergen liegt. Dann noch ein kleiner Brückenhopser und man erreicht Stokmarknes, wo sich für Interessierte das futuristische Gebäude mit dem Hurtigruten-Museum befindet. Wir sind ja nicht so die Museumsgänger und wo gerade mal die Sonne scheint schon gar nicht. Die Rund-Um-Hadseløya-Strasse ist 42km lang und somit genau richtig für einen Tagestrip. Die Insel hat Strände – allerdings meistens mit Kies und nur wenig Sand- und immer wieder Berge zu bieten. Das wirkt besonders unwirklich, wenn davor das Meer türkis-grün leuchtet und man eher an Palmen als an Schnee denkt.

Andøya ist die nördlichste Insel von Vesterålen und von unserem Standort aus nur in einem weiteren Tagesausflug zu besuchen. Und um ganz ehrlich zu sein, unterscheidet sie sich nicht allzu sehr von den übrigen Inseln. Ganz am oberen Ende liegt Andenes, dessen Hauptattraktion ebenfalls Walsafaris sind und die auch spürbar Besucher anlocken. Die Wohnmobil- und Camperdichte ist deutlich höher als alles was wir bisher hier erlebt haben. In Dverberg, an der Westküste, befindet sich eine weitere schön gelegene achteckige Holzkirche und wir treffen Marie, deren Vater in der Kirche Priester war und die gerade auf einer Reise zurück zu ihren Wurzeln ist. Sie erzählt uns, dass sie sich noch an die Zeit ohne Strom und Heizung erinnert, wo Kinder ständig ermahnt wurden, während des Gottesdienstes auf ihre Kerzen aufzupassen 🙂 . Da fragen wir doch gleich mal nach, wie es kommt, dass die Kirchen heutzutage meistens nicht offen sind? Sie weiß es leider auch nicht, erinnert sich aber, dass das früher definitiv nicht so war. Dann bekommen wir noch eine Empfehlung für das Café im Ort und schon zieht sie mit ihrer Partnerin weiter. Und wir lassen die kleine Currywurst aufsteigen 🙂 .

Andenes ist ein nettes Örtchen, viele andere gibt es auf der Insel auch nicht. Meistens sind es nur ein paar zusammengewürftelte Häuser, oft auch nur einzelne Höfe irgendwo ganz für sich allein. Dafür gibt es viel Moor – Vorsicht! Selbst auf den Holzstegen kann man sich noch nasse Füße holen – Küste und immer wieder Berge. Wir bekommen teilweise richtiges Heidi-Feeling. Unser Navi sagt, wir könnten einmal ganz um die Insel fahren. Doch dann endet die offizielle Straße in Aknes und geht in eine Art Feldweg über, der als Sackgasse gekennzeichnet ist, wohl aber auf eigene Gefahr befahren werden kann. Wir sind da eigentlich hart im Nehmen, aber das sieht uns doch sehr vertrauensunwürdig aus und nichts, was wir unserem Cachermobil zumuten wollen. Wir kehren daher lieber um und auf die Hauptstraße zurück.

Hinnøya haben wir nur auf der Durchreise gestreift und dabei sowie insgesamt unterwegs ein paar Kuriositäten gefunden.

Unser Abreisetag begrüßt uns mit Regen, der aber im Laufe des Vormittags abzieht. Wir haben uns für fast die gleiche Route wie auf der Hinfahrt entschieden, da der Tengelfjord schon im strömenden Regen wirklich schön war und wir ein bisschen enttäuscht, dass wir die Drohne nicht fliegen konnten. Heute haben wir mehr Glück. Schon kurz nachdem wir von der E10 auf die FV686 abgebogen sind, müssen wir anhalten, damit die kleine Currywurst das erste Mal in die Luft gehen und die wunderbare Gegend filmen kann. Und dann halten wir uns dran, so dass wir mit dem Laden der Akkus und schließlich auch der Fernbedienung kaum hinterher kommen. Das wird ein Spaß zu sichten 😉 .

Es gibt nur die eine Straße am Fjord entlang. Und so muss man irgendwann umdrehen und die gleiche Strecke zurück fahren. Aber das ist ausnahmsweise mal gar nicht schlimm, denn es ist echt soooo schön hier! Und als wir gerade mal wieder einen Stopp einlegen tauchen plötzlich die weißen Aufbauten eines Hurtigrutenschiffes zwischen den hohen Wänden des Fjords auf. Es ist die MS Nordnorge, das Schiff, dass wir abends in Svolvær besteigen werden, damit es uns zurück nach Bergen bringt! Nicht oft, aber manchmal sind wir wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Aber irgendwann müssen wir leider weiter, denn bis nach Svolvær ist es noch ein gutes Stück. Diesmal fahren wir die Nordküste von Austvågøya entlang und genießen nochmal alles, was Lofoten zu bieten hat. Als wir in Svolvaer ankommen fängt es an zu regnen und scheinbar hat die MS Nordnorge gerade erst angelegt, denn es wimmelt am Anleger von Bussen, Aussteigern, Einsteigern und Besuchern des Schiffes. Was wir nicht finden ist ein Check-In Schalter. Irgendwo entdecken wir aber ein Schild für „Hurtigruten Bil“ und wissen mittlerweile, dass Bil im Norwegischen Auto heißt. Also parken wir mal da und fragen uns am Schiff selbst durch. Alles ganz simpel: Diane soll das Gepäck holen und an Bord gehen, während Lars das Auto an Bord fahren soll. Jemand würde ihn bald „einwinken“. Also trotten wir zum Cachermobil zurück und gerade als wir das Gepäck ausladen kommt ein Mann im Hurtigrutenoverall, ruft uns ein fragendes „Bergen?“ zu und nimmt uns fröhlich grinsend unseren Autoschlüssel ab. Steigt ein und dann verschwindet unser treues Gefährt mit ihm um die Ecke und wir hoffen mal, dass es mit auf die Reise geht und wir es in Bergen wieder bekommen werden. Der tatsächliche Check-In ist unproblematisch und schnell, aber die Schlüsselkarten funktionieren leider nicht, bis die freundliche Dame vom Empfang mit ihrem Tablet irgendwas mit dem Türschloss macht. Das dauert so lange, dass wir fast kein Abendessen mehr bekommen. Aber schließlich ist alles geklärt und wir lassen den Tag, mal wieder bei ordentlich Seegang, im Panoramasalon ausklingen. Auf diesem Schiff verdient der Raum wenigstens den Namen!

Es hat ein bisschen gedauert, bis wir diesen Beitrag fertig hatten, aber dafür gibt es jetzt auch nochmal ein paar Drohnenaufnahmen 🙂 .

Eine Antwort auf „Norwegen 2022 – Vesterålen“

  1. Das Video ist wunderschön geworden und fängt für mich eine Stimmung ein, die zur Landschaft passt . .. und habe ich das richtig verstanden, Öffnungszeiten für Baustellen ! Sehr crasy und doch sympathisch .

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