Schottland 2025 – Orkney, das steinerne Herz

Mainland ist zwar die größte der Inseln im Archipel der Orkneys, aber mit etwas über 520km² eher klein. Dafür ist die Dichte an vorhandenen Monumenten aus dem Neolithikum erstaunlich. Zwischen dem Loch of Horray und Loch of Stenness sind sie aufgereiht wie die Perlen einer Kette. Die Ausgrabungen sind noch im Gange und man erwartet weitere Stätten und noch mehr Informationen darüber, wie vor 5000 Jahren gelebt wurde, zu finden.

Der Ring of Brodgar hat über 100 m Durchmesser und von ursprünglich etwa 60 Steinen sind heute noch 27 erhalten. Drum herum wurde ein bis zu vier Meter tiefer und zehn Meter breiter Graben ausgehoben. Es gibt einen inneren Weg direkt an den Steinen vorbei und einen äußeren, hinter dem Graben. Wegen der Besuchermassen wird nur jeweils ein Weg genutzt, während der Boden des anderen sich erholen kann. Wir haben ein bisschen Pech und können nur außen rum. Dafür sind wir fast allein, da wir uns für einen Abendbesuch entschieden haben. Je nach Lichteinfall sehen die 2 bis 4,5 m  hohen Steine immer wieder anders aus. Dazu kommt ein leichter Wind und Vogelgezwitscher. Sonst herrscht Stille, was die mystische Atmosphäre nur noch verstärkt.

Etwa 1,2 km weiter finden sich die Standing Stones of Stenness. Es stehen nur noch vier Steine eines kleineren Kreises, mit etwa 30 m Durchmesser. Sie ragen bis zu 5 Meter in den Himmel! Einzelne Monolithen sind über die ganze Gegend verteilt, immer in Sichtweite zu den Kreisen oder Maeshowe. Sie wurden wahrscheinlich dafür genutzt zu bestimmten Sonnen- und/oder Mondkonstellationen zu den Ringen oder Grabkammern zu weisen. Hinter den Standing Stones liegt das Barnhouse Village, Überreste einer neolithischen Siedlung, ähnlich wie Skara Brae. Nur ohne Eintritt und mit weniger Tamtam. Gerade im weichen Abendlicht eine fast surreale Erfahrung. Tagsüber kann es schnell voll werden, weil viele organisierte Touren auf dem Weg nach oder von Skara Brae hier halten.

Noch einmal 1,2 km weiter liegt schließlich Maeshowe. Erstmal nur ein größerer grasbewachsener Hügel, ist er schon von weitem zu sehen. Im Inneren verbirgt sich ein Kammergrab. Über einen engen, 10 m langen und etwa 120 cm hohen Gang geht es in die Hauptkammer. Von dieser gehen drei kleinere Nebenkammern ab, die aber nicht besichtigt werden können. Errichtet wurde die Kammer aus übereinander geschichteten bis zu 30 cm dicken und drei Meter langen Sandsteinplatten mit einem Durchschnittsgewicht von 2,5 Tonnen. Die Platten sind überhängend und nach oben enger zulaufend verbaut, damit Regenwasser ablaufen und nicht in die Kammer eindringen konnte. Im 12. Jahrhundert brach eine Gruppe Nordmänner durch die Decke und hat, aus welchem Grund auch immer, Runengraffiti auf den Wänden hinterlassen. Davon ist heute aber nur noch was zu erkennen, wenn man weiß, wonach man sucht. Die Decke wurde später aus Beton rekonstruiert. Ein Besuch ist nur mit offizieller Führung möglich. Wir ergattern die letzten verfügbaren Tickets für die Woche. Wer unbedingt hin möchte sollte also frühzeitig buchen. Im Inneren ist Fotografieren und Filmen nicht erlaubt, deshalb gibt es nur ein Screenshot aus dem Internet. Trotzdem ein interessanter Besuch. Die Gruppen könnte allerdings etwas kleiner sein, es  wird schon ziemlich voll in der Grabkammer.

Andere Grabkammern sind mit weniger, bzw. anderem Aufwand zu besichtigen. Cuween Tomb liegt auf einem Hügel und man muss erstmal einen relativ steilen Weg hinauf. Die Kammer selbst ist fensterlos und stockfinster. Wer keine Taschenlampe dabei hat, kann darauf hoffen, dass die in der Box am Eingang funktioniert und die Batterien nicht leer sind. Wir haben Glück damit, denn unser Handylicht reicht nicht. Es ist trotzdem ein komisches Gefühl auf allen Vieren durch einen schmalen, engen Gang in völlige Finsternis zu krabbeln. Der Rückweg ist einfacher, da man das Licht draußen sehen kann. Drinnen stellt sich trotz Taschenlampe ein beengendes Gefühl ein. In die Nebenkammern müsste man durch noch engere Gänge kriechen, was wir aber lassen. Danach brauchen wir noch ein bisschen frische Luft und steigen auf den Hügel, wo Hobbybauer diverse Türme aus den herumliegenden flachen Steinen gebaut haben.

Wideford Hill Cairn ist über eine Dachluke und Leiter zugänglich. Wir denken, dass ist deutlich einfacher, als durch dunkle Gänge zu kriechen und machen uns auf den Weg. Der Parkplatz liegt zwei Drittel den namensgebenden Hügel hinauf. Was wir nicht wissen, ist dass die Grabkammer am Fuß auf der gegenüberliegenden Seite des Hügels liegt. Runter geht’s noch ganz gut, aber hinterher wieder hinauf ist schon anstrengend. Zumal uns dann auch noch ein strammer Wind entgegenbläst. Aber die Aussicht ist super und entschädigt für die Anstrengung! Da die abdeckende Erdschicht fehlt, sind die übereinander geschichteten Steinschichten klar sichtbar. Auch diesmal haben wir Glück und die bereitgestellte Taschenlampe funktioniert. Die Dachluke bekommen wir auf (schieben nicht heben!) und hangeln uns die schmale Eisenleiter hinunter. Enttäuschend ist die winzige Kammer in der wir dann stehen. Auch hier geht es durch am Boden liegende winzige Durchlässe in weitere Kammern, aber da müsste man quasi auf dem Bauch reinrobben, das ist uns dann doch zu viel.

Unstan Cairn dagegen verlangt uns nicht allzu viel ab. Der Hügel liegt nur ein kurzes Stück vom Parkplatz entfernt und der Gang ins Innere ist uns zwar zu niedrig zum durchwatscheln, aber auf Händen und Knien geht es ganz wunderbar. Zwei Dachfenster sorgen für viel Licht, so dass sich die einzelnen „Boxen“ in der Kammer gut erkennen lassen. Leider sorgt dieser Ausbau der Decke dafür, dass sich die Kammer nicht mehr so richtig authentisch anfühlt, sondern eher wie ein Nachbau im Museum.

Wem die Tombs zu gruselig und klaustrophobisch sind, wer aber trotzdem Spaß an alten Steinen hat, dem können wir noch den Broch von Gurness empfehlen. Es sind die Überreste eines dieser mysteriösen Türme und mit 20 m Durchmesser einer der größten. Die Mauern sind noch bis zu einer Höhe von 3,5 m erhalten. Um den Turm herum befand sich eine Siedlung und man kann durch die verbliebenen Steinfundamente und Mauerreste wandern. Direkt am Wasser gelegen ein wirklich schöner Ort. Einziger Wehmutstropfen ist der Eintrittspreis von £7,50 (online) und dass die Anlange, wie so oft, schon um 16:30 Uhr schließt. Zumindest als wir da waren, schloss aber nur der Ticket- und Gift-Shop, während man immer noch aufs Gelände konnte.

Auf dem Hin- oder Rückweg bietet sich ein Stopp am Taubenschlag in Rendall an. Mehrere tausend Tauben wurden hier im 17. Jahrhundert gehalten. Aber nicht nur um den Speiseplan, vor allem im Winter, zu ergänzen, sondern vor allem für ihren Guano, der als Dünger auf die Felder verteilt wurde. Heute sehen wir nur ein Paar auf dem kegelförmigen Gebäude, aber drinnen noch reichlich Guano 😉.

 

 

 

Schottland 2025 – Orkney, die Westküste

Schweren Herzens haben wir uns von Shetland verabschiedet und in Lerwick wieder die Fähre Hrossey bestiegen. Die Überfahrt nach Kirkwall auf den Orkney Inseln dauert nur knapp sechs Stunden, also haben wir diesmal keine Kabine gebuch, uns aber zwei Plätze in der Pod-Lounge gegönnt. Die Pods sind geräumig, lassen sich fasst in eine Liegeposition zurück kippen und es gibt sogar Care-Pakete mit leichten Decken, Ohrstöpseln und Schlafmaske. Die Lounge ist ruhig und leise. Gut investierte £18 pro Person. Aber bevor wir es uns bequem machen, genießen wir die sonnige Ausfahrt.

Es sind knapp 150 Meilen von Lerwick nach Kirkwall. Naiv dachten wir, dann werden sich beide nicht allzu sehr voneinander unterscheiden. Aber weit gefehlt! Shetland ist rauer, wenig geeignet für Landwirtschaft, dafür überall Schafe. Ölindustrie und Fischfang sind vorherrschend und der skandinavische Einfluss heute noch deutlich spürbar. Orkney hat fruchtbare Böden mit sanften grünen Hügeln und deutlich dichterer Besiedelung. Es erinnert uns überall an den wilden Westen Irlands 😀. Eine Beschreibung, die wir hören, lautet: auf Shetland leben Fischer, die ein bisschen Landwirtschaft betreiben, während auf Orkney Bauern leben, die ein bisschen Fischfang betreiben.

Die meisten Besucher kommen aber nicht für die grünen Hügel nach Orkney, sondern wegen der vielen Stätten aus der Jungsteinzeit (dem Neolithikum), 10.000 – 2.000 v. Chr.  Wobei Orkney „erst“ ab 6.000 v. Chr. erwiesen besiedelt war. Für die damalige Zeit boten die Inselgruppe offensichtlich sehr gute Lebensbedingungen. So hatten die Bewohner die Zeit und Energie um die enormen Anstrengungen zu unternehmen, Grabkammern, Türme und Steinkreise zu errichten, die wir heute noch bestaunen können. Für den Broch of Gurness hat eine Forschungsgruppe berechnet, dass für den Bau über 100.000 Mannstunden benötigt wurden!

Die berühmteste und meistbesuchte Stätte ist Skara Brae. Urlauber, Tagestouristen und Ausflügler der Kreuzfahrtschiffe kommen fast alle hierher. Wir buchen unsere Tickets vorher online (die meisten Tickets sind online auch billiger!), an einem Tag, als nur ein kleines Schiff im Hafen liegt.  Um den organisierten Touren möglichst aus dem Weg zu gehen, wählen wir unseren Slot für 13:00 Uhr in der Hoffnung, dass dann alle beim Mittagessen sind. Unsere Rechnung geht ganz gut auf. Es ist zwar gut besucht, aber nicht völlig überlaufen. Allerdings ist die Anlage deutlich kleiner, als wir erwartet haben und wir sind in einer guten halbe Stunde durch. Am Anfang findet sich eine Rekonstruktion eines Rundhauses. Da die meisten Möbel aus Stein hergestellt wurden, ist es nicht schwer, sich danach vorzustellen, wie das Dorf damals ausgesehen haben könnte. Als Besucher kann man nicht frei herumwandern, sondern muss auf dem geführten Rundkurs bleiben, der den Blick von oben in die Häuser ermöglicht. Deshalb auch die relativ kurze Verweildauer. Dafür liegt die Anlage schön direkt am Meer 😊.

Der (Online-) Ticketpreis von £14 ist nicht ganz billig, aber im Sommerhalbjahr ist der Besuch von Skaill House inkludiert. Nur wenige Gehminuten von Skara Brae entfernt ist es ein komplett intaktes Herrenhaus, das seit dem 17. Jahrhundert von den hiesigen Lairds in direkter Erbfolge bis in die 1970er Jahre bewohnt wurde. Jetzt ist es für die Öffentlich zugänglich und zeigt vom formellen Esszimmer, über die gemütliche Bibliothek bis zum rosa Badezimmer und dem Eintrag von Queen Mum ins Gästebuch wie die Lairds und Ladies so lebten. Hätten wir sonst vielleicht nicht unbedingt besucht, aber wenn man schon mal da ist, nimmt man’s halt mit 😉.

Südlich von Skara Brae liegt Yesnaby, ein Stück Steilküste wie aus dem Bilderbuch. Grün-blaue Wellen ergießen sich in weißem Schaum über die aufgefächerten Steinplatten. Der West Coast Walkway führt kilometerweit an dieser atemberaubenden Szenerie vorbei. Bis zum Brough of Biggins ist es noch recht belebt, denn hier soll man Papagaientaucher sehen können. Wir haben Glück und sehen einen, denn die kleinen Strolche sind sehr gut darin, sich in Nischen und unter Felsvorsprüngen zu verstecken. Die meisten Besucher drehen dann wieder um, zurück zum Parkplatz. Wer weiter geht wird schließlich mit der Felsformation des Yesnaby Castle belohnt, einem fotogen in einer Bucht aufragenden Felsen.

Noch weiter südlich liegt Stromness, dass mit seinen kleinen Gässchen und direkt am Wasser gelegen an Lerwick erinnert. Dass die Hauptstrasse nicht für den Autoverkehr gesperrt ist, ist das Einzige, was den Besuch etwas trübt. Eine besonders schöne Sicht auf den Ort hat man von See aus, z.B. der Fähre von Stromness nach Scrabster, wie wir später feststellen 😁.

Im Nordwesten von Orkney Mainland (ja, auch diese Insel ist sehr fantasievoll benamst) liegt Marwick Head. Die Wellen rollen in langen Reihen weißschäumend durch die Bucht, und der Wind heult uns um die Ohren als wir uns auf zu den alten Fischerhütten machen. Am Horizont liegt die Insel Hoy im Dunst mit ihrem markanten Wahrzeichen, der Felsnadel des Old Man of Hoy ( die wir auch später auf der Fährüberfahrt nochmal sehen werden). Die Hütten wurden früher zur Lagerung von Fischerbooten über den Winter genutzt, und auch heute liegt noch allerhand Fischerzeug wie Netze, Bojen und Taue herum. Jedes Mal, wenn der Wind sich kurz legt wird’s für die Nase etwas unangenehm.

In die andere Richtung geht’s zum Kitchener Memorial, einem Turm der zu Ehren von Kriegsminister Kitchener errichtet wurde, der 1916 mit der HMS Hampshire an diesem Ort gesunken ist. Der Turm spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Der Anstieg von Süden ist relativ steil, aber gut zu bewältigen und bietet eine tolle Aussicht. Von Norden ist es etwas länger und weniger spektakulär. Ist man einmal oben, erstreckt sich eine lange Klippe ins Meer, voller Vögel die in einem Wahnsinnstempo durch die Gegend sausen. Am Horizont ragt der Brough of Birsay mit seinem kleinen Leuchtturm auf. Wer sich hier nicht wenigstens ein paar Minuten niederlässt und durchatmet ist selbst Schuld.

Der Brough of Birsay ist eine Gezeiteninsel, heißt bei Ebbe bzw. Niedrigwasser kann man sie über einen kleinen Damm zu Fuß erreichen. Drüben gibt es die Ruinen einer nordischen Siedlung aus dem 9. Jahrhundert. Aber die meisten Besucher zieht es zu den Klippen, denn hier gibt es quasi eine Garantie zwischen April und August auf Papagaientaucher zu treffen. Und auch wir haben Glück und sehen einige. Unsere letzte Station ist der kleine weiß-gelb gestrichene Leuchtturm. Als auf dem Rückweg der kleine Damm in Sicht kommt dann der große Schreck. Uns ist genau das passiert, wovor alle warnen. Wir haben die Zeit vergessen und die Flut ist gekommen! Im Schweinsgalopp den Hügel hinunter und dann die Erleichterung, das kriegen wir noch hin! Ein Hoch auf die Stretchjeans, die man bis über’s Knie ziehen kann. Und dann barfuß vorsichtig über den Damm geschlurft, bis wir es auf die andere Seite geschafft haben. Eine Stunde später ist kein Rüberkommen mehr.

Vom Parkplatz aus kann man noch weiter die Küste hinauf gehen, nach Skiba Geo. Hier steht noch eine alte Fischerhütte (heute aber verschlossen) inmitten von kleinen Kuhlen im Gras. In diesen Kuhlen wurden die Fischerboote über den Winter verwahrt. Bei auflaufend Wasser herrscht hier ordentlich Brandung. Einfach schön 😍. Um den Besuch abzurunden halten wir noch kurz am Earl’s Palace in Birsay, einer kleinen Ruine. Aktuell sind einige Bereiche mit formschönen Bauzäunen abgesperrt, aber dafür kein Eintritt.

Geschichte, Legenden und Mythen scheinen auf Orkney noch sehr lebendig. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass Geschichten erzählen der einzige Zeitvertreib in langen Winternächten war. Diese Tradition wird bewusst weitergeführt. Wir haben uns am Freitagabend zum Storytelling mit Lynn am Torffeuer eingefunden. In kleiner Runde lauschen wir der Geschichte der alten Maude, die uns erzählt, was sie alles an Strandgut findet. Und vom guten Farmer von North Ronaldsay, der einer Selkiefrau den Pelz stiehlt, damit sie nicht ins Meer zurück kann und bei ihm bleiben muss. Und von Annie und Will Norn und ihrem Abendteuer mit den Finnmännern. Das ganze in einem Studio, das in eine Wasserphantasiewelt verwandelt wurde. Für Nicht-Muttersprachler kann es schon schwierig werden alles zu verstehen. Aber selbst dann ist die Atmosphäre toll. Lynn schafft es mit ihrer Stimme und einigen wenigen Requisiten die Geschichten in unseren Köpfen zum Leben zu erwecken. Eine ganz klare Empfehlung von uns!

 

 

 

 

 

 

 

Schottland 2025 – Shetland, der Süden und das liebe Vieh

Unterhalb von Lerwick erstreckt sich Mainland Shetland noch etwa 25 Meilen gen Süden. Wer nur sehr wenig Zeit auf der Insel hat, findet auf dieser relativ schmalen Landzunge, alles, was Shetland so ausmacht. Der südlichste Punkt ist Sumburgh, mit seinem kleinen Flughafen, dessen Landebahn die A970 am Ende noch so gerade kreuzt und man gegebenenfalls an der Schranke warten muss, bis ein Flugzeug gelandet oder gestartet ist. Wir müssen zwar kurz warten, aber sehen nur diverse Hubschrauber an- und abfliegen. Wir sind natürlich nicht für den Flughafen hier. Unser Ziel ist Sumburgh Head und der hübsche Leuchtturm. Vom Parkplatz geht es etwa einen halben Kilometer bergauf bis zum Leuchtturm selbst. Viele Besucher kommen aber wegen der Vögel, die hier auf den Klippen leben. Allen voran die putzigen Papagaientaucher (Puffins!) 😍. Mit ein bisschen Geduld und wenn man sich von größeren Gruppen fernhält, kommen sie von unten angeflogen und gucken sich neugierig um. Bis irgendein Trottel meint ganz nah an sie rangehen zu müssen und sie sich ein ruhigeres Plätzchen suchen.

Es wimmelt hier von Vögeln, die auf und in den Klippen brüten und durch die Luft sausen. Möwen, Lummen, Tordalks und sicherlich noch viele mehr, die wir uns aber nicht merken konnten, geschweige denn erkennen würden 😉. Die Luftakrobatik ist auf jeden Fall sehenswert.

Laut Beschilderung soll man hier auch Orkas, Delphine und Zwergwale sehen können, aber die treiben sich heute wohl eher woanders rum. Wir sehen jedenfalls keine. Allerdings sind wir auch so ziemlich die einzigen Besucher, die nicht mit Teleobjektiv und Feldstecher ausgestattet sind.

Nicht weit von Sumburgh Head liegt der Jarlshof, die Überreste von 4000 Jahren Besiedlungsgeschichte. Dieser Ort bot offensichtlich ideale Überlebenschancen für seine Bewohner, so dass Menschen sich hier immer wieder nieder gelassen haben. Es gibt Ruinen aus der Bronzezeit, einen halben Broch aus der Eisenzeit (die andere Hälfte ist bereits wegen Erosion ins Meer gestürzt), Erdhäuser der Pikten, Langhäuser der Wikinger, eine Farm aus dem Mittelalter und schließlich ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Uns erschließt sich nicht unbedingt, welche Ruinen in welche Periode gehören, bis auf das Herrenhaus, aber insgesamt ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Geschichte. Von einer kleinen Aussichtsplattform hat man einen tollen Überblick und Einblick in die runden Erdhäuser. Der Eintritt von £7,50 (online) lohnt sich allemal. Wir haben unsere Mitgliedschaft bei Historic Scotland erneuert und kommen damit umsonst rein 😁. Wer die weite Anreise scheut, kann sich in diesem kurzen offiziellen Video ein Bild machen.

Als Nachfahren nach Neuseeland ausgewanderter Shetländer zurück kamen, um nach ihren Wurzeln zu suchen, waren sie entsetzt, dass von den Crofts (Kleinbauernhöfe) ihrer Vorfahren nur noch ein paar Steine im Gras übrig geblieben waren. Deshalb gründeten sie das Crofthouse Museum in Dunrossness. In einem restaurierten Crofthouse kann man zurückreisen ins Jahr 1870 und erfahren, wie damals gelebt wurde. Das Ganze wird durch einen lokalen Guide – in unserem Fall Daniel – anschaulich erklärt und Fragen beantwortet. Ohne Eintritt, aber Spenden sind willkommen. Klare Empfehlung von uns!

Wem das alles zu viel Kultur ist, der kann sich bei einem Strandspaziergang entspannen. Spiggie Beach ist winzig klein, aber schön. Auf der anderen Straßenseite liegt Spiggie Loch, was mit den an Land gezogenen Ruderbooten sehr skandinavisch wirkt. Ein kleines Stück weiter liegt Scousburgh Sands, angeblich Shetlands schönster Strand. Es geht durch ein paar Dünen zum weißen Sandstrand, hinter dem sich tiefblaues Wasser in die nahezu perfekte Hufeisenbucht erstreckt. Und wir sind fast alleine! Wem das noch nicht reicht, dem gefällt vielleicht St. Ninian’s Beach, über den man St. Ninian’s Island erreichen kann. Uns reicht es aber so langsam für den Tag und wir begnügen uns mit dem Strand und einer strategisch gut platzierten Bank.

Wie schon erwähnt sind die Schafe auf Shetland eindeutig in der Mehrheit und dürfen in weiten Teilen frei herumlaufen. Die meisten sind aber noch relativ scheu und machen sich aus dem Staub, wenn ein Auto oder Spaziergänger sich nähert. Von April bis Juni ist Lammzeit und überall springen die kleinen weißen Energiebündel herum. Auch die großen Exemplare sind sehr fotogen und peppen so manches Bild als heller Punkt auf. Einfach herrlich! Ansonsten gibt es natürlich die bekannten Shetland Ponys, mit ihrer „Größe“ von maximal 110 cm. Zum Schutz vor dem stetig pustenden Wind hat man den meisten einen langen Schopf gelassen, was ihnen eine wildes Aussehen verleiht, da man die Augen nicht sehen kann. Nur vereinzelt sehen wir Kühe und dann hauptsächlich die „normalen“, fast keine Highlandrinder 😔.

Damit ist unsere Zeit auf Shetland auch schon wieder um. Uns hat es so gut gefallen, dass wir eigentlich gar nicht weiterziehen wollen. Bleibt nur eins, wir müssen nochmal wieder kommen und mehr Zeit mitbringen 😁.

 

Schottland 2025 – Shetland, die Mitte

Scalloway ist der zweitgrößte Ort auf Shetland und früher auch Inselhauptstadt, bis diese 1708 nach Lerwick verlegt wurde. Mit etwas über 1000 Einwohnern ist es heute ein eher verschlafenes Nest. Scalloway Castle wird überall angepriesen, ist aber bis auf weiteres wegen Renovierung geschlossen.  Alles ist übersichtlich und sehr gut zu Fuß zu erkunden. New Street zeigt sich mit bunten Häusern und einem Fischmosaik. Treppen führen nach unten zum Wasser und in kleine Gässchen, die einen fast mediterranen Eindruck vermitteln. Auf Main Street wird der Fluchtorganisation „Shetland Bus“ gedacht. Darunter laden Bänke direkt am Wasser, inmitten von angelegten Blumenbeeten, zu einem Päuschen ein.

Nordwestliche von Scalloway ragen diverse Halbinseln ins Meer, das sich fast fjordartig tief ins Land eingegraben hat. Da gibt es immer wieder tolle Ausblicke und freundliche Seelen haben hier auch diverse Geocaches gelegt 😁. Der Himmel bietet uns auf unserem Ausflug alles, von strahlend blau bis schwarze Regenwolken. Kommt die Sonne raus, leuchten vor allem die weißen, aber auch die bunten Häuser geradezu. Sind wir nicht schnell genug, erwischt uns auch mal der Regen.

Von St. Mary’s Chapel sind nur noch ein paar Mauerreste und ein Torbogen übrig. Dekorativ an einer Bucht gelegen und der Strand ist allemal gut für einen kleinen Spaziergang. Aber wenn man es nicht gesehen hat, ist es auch gut.

Der Weg zum Stanydale Temple führt durch Heide und ganze Felder voller Wollgras. Der kleine Hinweis auf den teilweise etwas nassen Boden am Anfang des Weges sollte ernst genommen werden. Es gibt nur einen mehr oder weniger gut ersichtlichen Trampelpfad und auf weiten Teilen ist er matschig und voller Pfützen. Wahrscheinlich auch davon abhängig wie viel es geregnet hat. Der Tempel selbst ist irreführend betitelt, denn es ist nicht bekannt, wozu der Bau errichtet wurde. Erstaunlich ist allerdings die Tatsache, dass Reste von zwei Holzbalken gefunden wurden, die möglicherweise ein Dach trugen. Das Holz stammte von einer amerikanischen Baumart, die ihren Weg über den Atlantik bis nach Shetland als Treibholz gefunden hatte.

Die A971 führt weiter durch Heide, Grass, kleine Gewässer und jede Menge Schafe, bis wir schließlich in Melby landen. Von hier kann man die Insel Papa Stour sehen und die öffentlichen Toiletten sind uns auch willkommen 😉.

Südwestlich von Scalloway liegen ein paar Inselchen wie auf eine Kette aufgefädelt hintereinander. Praktischerweise sind sie durch Brücken miteinander verbunden, was das Erkunden leichter macht als sich um Fährzeiten Gedanken machen zu müssen. Wir halten in Hamnavoe, ein kleiner Fischerort in dessen geschützter Bucht viele Boote und Yachten im Hafen liegen.

Aber unser eigentliches Ziel ist Minn Beach am unteren Ende von West Burra. Die Straße hierhin ist einspurig und schlängelt sich durch winzige Örtchen, mit erstaunlich viel Verkehr. Aber die etwas anstrengende Anfahrt lohnt sich!  Eine kleine Landenge trennt den weißen Sandstreifen am türkisen Wasser vom tiefblauen Meer, dass East und West Burra trennt. Hinter dem Strand liegt Kettla Ness, ein Naturreservat mit einigen fotogenen Ruinen. Hier lässt es sich aushalten 😀.

 

 

 

Schottland 2025 – Shetland, Lerwick & der Norden

Wir hatten uns auf eine Woche in windgepeitschter, karger und einsamer Gegend eingestellt. Stattdessen finden wir eine grüne Insel, voller Schafe – die meisten frei laufend und eindeutig in der Überzahl – mit netten kleinen Örtchen und sogar einigen Bäumen! Der Reiseführer und diverse Blogs haben uns davor gewarnt, dass Shetland trostlos wirkt, weil es keine Bäume und Büsche gibt. Aber es gibt sie! Wenn auch nur vereinzelt, aber genug, damit es für das Auge nicht langweilig wird. Vielleicht ist es auf den übrigen Inseln tatsächlich so desolat, aber wir haben schon auf Mainland (ja so heißt die Hauptinsel wirklich) genug gefunden, um uns zu beschäftigen. Und haben noch nicht alles gesehen! Was auch am etwas unsteten Wetter liegt. Wenn man einen Tripp hierhin plant, sollte man definitiv extra Zeit einplanen, um die peitschenden Regenschauer oder auch mal einen total verregneten Nachmittag auf der Couch aussitzen zu können.

Da wir bereits um 7:30 Uhr morgens ankommen, unser Ferienhaus aber erst mittags beziehen können, treiben wir uns erstmal ein bisschen auf den beiden Halbinseln herum die Lerwick (die Hauptstadt der Shetland Inseln) auf beiden Seiten der Bucht einrahmen. Dort heben wir auch die ersten Geocaches des Urlaubs und treffen den ersten Seehund, der uns neugierig beäugt.

Lerwick hat etwa 7000 Einwohner, was rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Inselgruppe ausmacht. Im  Haupthafen liegen Fischerboote und Versorgungsschiffe für die Ölindustrie. Drum herum jede Menge Lagerhäuser und Industrie. Von irgendwas müssen die Leute hier schließlich leben. Aber vom Yachthafen aus kommt man direkt in die Altstadt mit Geschäften und vielen kleinen Seitengassen, die über Stufen in den oberen Stadtteil führen. Die alten Häuser sind aus dem hiesigen braun-grauem Stein erbaut und wirken eher trist, gerade wenn regnet. Aber die Bewohner haben überall bunte Akzente gesetzt und ihre Haustüren oder Häuser bunt bemalt und mit maritimen Motiven geschmückt. Direkt gegenüber des Viktoriapiers liegt das Peerie Café, wo wir uns einen der letzten Tische sichern und erstmal in Ruhe frühstücken. Gestärkt lassen wir uns dann durch die Straßen und den Nieselregen treiben.

Die nächsten zwei Tage regnet es. Mehr Regen als wir Zuhause in den letzten Wochen gesehen haben. Wir erholen uns von der Anreise und bleiben in der Umgebung unseres Ferienhauses in Brae. Unter tief hängenden Wolken und im Dunst erleben wir Shetland so, wie wir es ursprünglich erwartet haben. Regen in unterschiedlicher Stärke kombiniert mit Wind und Temperaturen um die 10°C begrenzen unseren Aufenthalt im Freien, bis es dann doch irgendwann aufklart und wir den ersten Blick auf die Insel in der Sonne bekommen. Wow!

Da Shetland auf Karten eigentlich immer in einem kleinen Ausschnitt separat dargestellt wird, vergisst man leicht, wie weit nördlich wir sind. Die Entfernung von Lerwick nach Bergen beträgt nur knapp 360km. Shetland & Orkney standen bis in die 1280er Jahre unter norwegischer Herrschaft, bevor sie als Mitgift für Prinzessin Margaret von Norwegen an Schottland gegeben wurden. Der nordische Einfluss ist bis heute noch überall zu sehen und zu hören. Viele der Ortsnamen haben ihren Ursprung im Altnordischen und beschreiben den jeweiligen Ort. Lerwick bedeutet z.B. muddy bay = schlammige Bucht. Die  Fähre, mit der wir hierher gekommen sind – die Hrossey – ist nach dem alten Namen für Orkney, der Pferdeinsel benannt.  Und auch der Shetlanddialekt hat heute noch viele nordische Einflüsse, so dass wir fast nix verstehen, bis sich die Einheimischen Mühe geben und uns zuliebe ins Englische wechseln. Allerdings immer noch mit hartem schottischen Einschlag 😉.

Die Halbinsel im Nordwesten – lapidar North Mainland genannt, hat in unserem Reiseführer genau einen Absatz bekommen und wird dort als landschaftlich schöne, fotogene Gegend beschrieben. Und für uns ist es ein Paradies. Wenig Touristen, winzige Örtchen – eigentlich nur verstreute Häuser – und jede Menge Platz und wunderbare Gegend. Es fängt schon super an mit Mavis Grind, einer Landenge über die man die Halbinsel erreicht. Sie ist nur etwa 100 Meter breit und auf der einen Seite liegt der Atlantik, auf der anderen die Nordsee. Wer einen guten Wurfarm hat, könnte also an diesem Ort einen Stein von einem Meer ins andere werfen 😉. Schon die Wikinger nutzten diese schmale Stelle als Abkürzung und trugen ihre Boote das kurze Stück über Land, statt komplett um Shetland zu segeln.

Absolutes Highlight sind die Cliffs of Eshaness, ganz im Westen. Schon auf dem Weg gibt es die ersten Sea Stacks zu sehen. Diese frei stehenden Felsen vor der Küste sind hier verbreitet, weil die unterschiedlichen Gesteinsarten ständiger Erosion von Meer und Wetter ausgesetzt sind. Die weicheren Gesteine werden schneller abgetragen während die härteren ein paar Jahrhunderte – oder Jahrtausende länger bestehen bleiben. Das formt eine faszinierende Küstenlinie mit vielen Höhlen und Klippen.

Die Cliffs sind kein Geheimtipp, ein paar organisierte Touren spucken ihre Ladung aus und auch der Parkplatz am Leuchtturm ist gut besucht. Aber es verläuft sich schnell und spätestens nach dem ersten Regenschauer, der aufgrund des stürmischen Winds horizontal fällt und die Tropfen zu kleinen Geschossen macht sind nur noch eine Handvoll hartgesottene Touristen da.

Durchfroren und leicht verregnet, machen wir einen kurzen Stopp im Tangwick Haa Museum, wo Gegenstände der Alltagsbevölkerung Shetlands ausgestellt werden. Also alles, was auf Dachböden und in Omas Nachlass gefunden wird und so ein Bild des hiesigen Alltags über die letzten Jahrhunderte zeichnet. Klein, aber interessant und umsonst. Spenden werden aber gern genommen oder man kauft, so wie wir, etwas in dem kleinen angeschlossenen Shop 😊.

Ansonsten liegen hier oben jede Menge – und wir meinen jede Menge – Geocaches. Man stolpert quasi direkt drüber und wir haben zumindest einen Powertrail mit über 30 Caches komplett geschafft. Für den Rest müssen wir wohl nochmal wieder kommen 😀.