Celle 2019

Celle, eine mittelgroße Stadt in Niedersachsen, müssten die meisten von uns wohl erstmal googlen, um zu wissen, wo genau sie liegt. Aber wenn die (Schwieger-) Mama dort hin möchte, sind wir gute, aufmerksame (Schwieger-) Kinder und machen uns auf den Weg in die Lüneburger Heide. Im Vorfeld hatten wir gescherzt, dass wir Anfang Juli wahrscheinlich wieder mitten in einer Hitzewelle reisen würden, doch dann sagt die Vorhersage uns Regen an. Glücklicherweise liegen die Wetterfrösche diesmal aber ein bisschen daneben, denn die meiste Zeit ist es nur mehr oder weniger bewölkt.

Was gibt es also in Celle zu sehen, wenn es nicht regnet? Das ist hauptsächlich die historische Altstadt, in der sich jede Menge Fachwerkhäuser krumm und schief und Halt suchend aneinander lehnen. Für den Besucher sehr hübsch anzusehen, aber wie mag es wohl bei den verzogenen Balken drinnen aussehen? Ob man vom Vermieter beim Einzug gleich ein paar Säcke Ausgleichsmasse ausgehändigt bekommt? Wir wissen es nicht, denn die Türen bleiben uns verschlossen.

Es ist manchmal schon ein bisschen skurril wenn die hübsch restaurierten Hausfassaden im Erdgeschoss die eher nüchternen Schaufenster von Geschäften, Apotheken und Banken einrahmen. Einige Läden haben sich aber auch Mühe gegeben, die Auslagen und Eingangsgestaltung der übrigen Hausfront anzupassen.

Ein gemütlicher Stadtbummel führt uns unweigerlich auch zur Stadtkirche St. Marien, die für eine evangelische Kirche erstaunlich viel Gold im Innenraum zu bieten hat. Und wieder mal ist unser Timing perfekt, denn gerade wird für das abendliche Orgelkonzert mit Violinenbegleitung geprobt und uns eine vielleicht nicht ganz fehlerfreie, aber dafür unverhofft schöne Musikeinlage geboten.

Direkt gegenüber steht das Celler Schloss. Hier verlässt uns unser Glück ein bisschen, denn der Haupttrakt ist zur Zeit wegen Renovierung eingetütet 🙂 Aber auch die Rückansicht kann sich sehen lassen! Eingefasst von einem kompletten Schlossgraben und eingebettet in einen kleinen Park finden wir hier ein nettes Fleckchen zum verweilen. Ebenso wie im Französische Garten, der nur ein paar Straßen weiter liegt.

Natürlich halten wir die Augen auf für die kleinen Besonderheiten am Weg und in den Hinterhöfen. Irgendwas findet man ja immer 🙂 Uns haben es die liebevoll gestalteten Ladenschilder angetan und die sprechenden Laternen, die dem geneigten Zuhörer Geschichten aus Celle erzählen.

Tja und dann ist man auch schon durch mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Und das Wetter ist immer noch so gut, dass wir nicht ins Museum wollen 🙂 Kurzentschlossen steuern wir das Kloster in Wienhausen an. Unsere mobile Recherche hat uns aber leider nicht verraten, das man das Kloster innen nur mit Führung besichtigen kann. Also begnügen wir uns mit den frei zugänglichen Außenanlagen. Auf dem Kamin des Haupthauses haben Störche ihr riesiges Nest gebaut (oder von enthusiastischen Tierfreunden bauen lassen) und ziehen ihren Nachwuchs mit klösterlichem Segen groß. Für uns Stadtkinder ein faszinierendes Schauspiel. Auch wenn das Dach deutliche Spuren seiner Bewohner trägt….

Der Klostergarten ist ein bisschen verwildert, aber von kleinen Gräben durchzogen, über die knarzende Holzbrücken führen, und genau das Richtige für einen kleinen, fast schon meditativen, Rundgang. „An der Kirche“ heißt die Straße an der das Kloster liegt und ist trotz des phantasielosen Namens eine hübsche Gasse mit Kopfsteinpflaster und alten Gebäuden. Parallel dazu fließt der Mühlenkanal. Die alten Mühlengebäude sind heute ein Atelier sowie das Kulturhaus Wienhausen und bieten neben der Touristeninformation auch kulturtouristischen Räumen ein zu Hause. Wir grübeln noch darüber, was das wohl genau bedeutet während wir gemütlich am Kanal zurück schlendern. Im „Café am Kloster“ finden wir dann im Innenhof den perfekten Platz um unseren Kaffeedurst zu löschen.

Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen statten wir noch den Allerwiesen einen Besuch ab. Am namensgebenden Flüsschen gelegen sind sie ein beliebtes Erholungsgebiet. Am linken Ufer ist es auch entsprechend belebt, denn es sind nur ein paar Minuten von hier bis zur Innenstadt. Uns hat es am rechten Ufer besser gefallen, da war zumindest an diesem Sonntagmorgen deutlich weniger los. Stattdessen gibt es rauschendes Schilf und Pferdeweiden. Wer will kann auf den regelmäßig platzierten Bänken Pause machen oder einfach nur den Blick über’s Wasser genießen. Oder auf Familie Schwan warten, die, kaum hat sie uns am Ufer entdeckt, zügig auf uns zu geschwommen kommt. Offensichtlich wird hier tierischer Wegzoll erwartet, mit dem wir aber leider nicht dienen können 😉

Wer sich auf der Rückfahrt ein bisschen die Beine vertreten möchte, kann dies – so wie wir – im Schlosspark Paderborn tun. Das liegt ziemlich genau auf halber Strecke und ist wirklich hübsch, wenn auch nicht übermäßig groß. Das Schloss beherbergt heute eine Realschule, die natürlich am Sonntag geschlossen hat. Die kleinen Buchsbaumhecken im Barockgarten hinter dem Wasserschloss sind wohl dem Buchsbaumzünsler zum Opfer gefallen, denn die neue Bepflanzung ist noch etwas dürftig. Das sieht bestimmt in ein paar Jahren wieder stattlicher aus. Bis zum sich anschließenden Auenpark kommen wir nicht mehr, denn dann fängt es doch tatsächlich noch an zu regnen. Da können wir ja auch ruhig nach Hause fahren 🙂