Norwegen 2022 – Hurtigruten südgehend

Nachts stellen wir fest, dass die MS Nordnorge auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, denn es klappert und scheppert an diversen Ecken. Der Reparaturservice vom Schiff sowie strategisch positionierte Kissen und Pappstücke senken den Geräuschpegel wenigstens in den kommenden Nächten. Wobei es auf diesen Schiffen nie wirklich ruhig ist.

Der nächste Morgen empfängt uns mit grauem Himmel, Regen und Wind. Es ist echt ungemütlich und wir ziehen wieder in den Panoramasalon. Leider wird dort ab nachmittags leicht psychedelische Chill-Out-Musik gespielt, auf die wir gut verzichten könnten. Genauso wie auf die überlaut geführten Gespräche unserer Mitreisenden. Dankenswerterweise sind die meisten davon nicht deutschsprachig, so dass wir es halbwegs gut ausblenden können. Was wir auf jeden Fall von unseren überwiegend älteren Gefährten lernen ist, dass man sein Mobiltelefon keinesfalls, unter keinen Umständen und niemals nicht auf Vibrationsalarm stellt und auch in einer Menschenmenge nur über Lautsprecher telefoniert oder Videos guckt. Jeder soll am digitalen Leben aller teilhaben. Es ist ein bisschen erschreckend, dass wir diejenigen sind, die sich über die Rücksichtslosigkeit der anderen Generation aufregen, bevor wir uns die Kopfhörer in die Ohren stopfen.

Eine weitere Unsitte ist es, seinen Platz in der ersten Reihe mit Jacken, Strickzeug und ähnlichem zu „reservieren“, auch wenn man anderthalb Stunden zum Essen geht. Oder auf den besten Plätzen am Fenster nicht die Aussicht zu genießen, sondern nur auf sein Handy oder ins Buch zu schauen. Wobei wir zugegebenermaßen am letzten Tag, an dem wir die Kabine bereits um 10Uhr räumen müssen, aber erst gegen 15Uhr in Bergen ankommen, ebenfalls bereits ganz früh morgens unsere Plätze markieren und dann erstmal frühstücken gehen. Aber nur für zwanzig Minuten! Ehrlich! Und wir haben uns ein bisschen dafür geschämt!

Leider verbringen wir in den nächsten drei Tagen viel Zeit in Gesellschaft unser Mitreisenden, denn die Sonne sehen wir so gut wie nicht. Es bleibt grau, kalt und regnerisch, was unseren Aufenthalt an Deck erheblich reduziert. Und ein bisschen verfallen auch wir dem Phänomen >> wenn keine Landschaft zu sehen ist, macht man Bilder von allen möglichen Wasserfahrzeugen, die so vorbei kommen <<. Wobei wir uns noch zurück halten, im Gegensatz zu einigen älteren Herren, die JEDES Boot ablichten. Durch die total dreckigen Fenster. Mit zitternden Händen. Und einem in die Jahre gekommenen Mobiltelefon. Wir können es quasi schon hören, nach der Reise:

„Ich war in Norwegen“ – „Oh toll, muss ja landschaftlich wunderschön sein! Hast Du Bilder?“ – „Ja klar, von jedem Tanker, Segelschiff, Fischkutter und Motorbötchen, dem wir begegnet sind“ – „Oh…..“

Südgehend gibt es tagsüber nicht viele Häfen mit längerem Aufenthalt, weshalb die meisten, die nur in eine Richtung reisen, sich für die nordgehende Tour entscheiden. Für uns kämen nur nochmal Trondheim am sehr frühen Morgen oder Brønnøysund am Nachmittag für einen Landgang in Frage. Trondheim haben wir ja schon bei Superwetter auf der Hinreise gesehen und in Brønnøysund regnet es gerade mal wieder in Strömen. Wir bleiben also die ganze Zeit auf dem Schiff und begnügen uns mit dem, was wir vom Meer aus sehen können. Neben den Städtchen auch ein paar hübsche Leuchttürme.

Ironischerweise ist es trocken und sogar ein bisschen sonnig, als wir in Bergen ankommen. Das Ausschiffen ist optimal organisiert, auch wenn einige Reisende die dreimalige Aufforderung doch bitte sitzen zu bleiben, bis ihr Deck zum Aussteigen aufgerufen wird, noch vor dem Anlegen ignorieren und trotzdem auf den Treppen den Weg blockieren. Wir warten wie angewiesen und können das Schiff ganz entspannt und in Ruhe verlassen und bekommen auch das Cachermobil wieder zurück 🙂 .

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