Norwegen 2023 – Schon wieder?

Das Internet ist Schuld! Seit wir unsere Fähre für unseren Norwegen Urlaub 2022 (den Blog findet ihr hier) gebucht haben, werden wir mit Werbung für die MS Romantika bombardiert. Die fährt seit April 2022 zwischen Eemshaven in Holland nach Kristiansand in Norwegen. Und da können wir natürlich nicht anderes, als gleich mal eine Überfahrt zu buchen. Ironischerweise fährt die Holland-Norway Lines dann aber gar nicht mehr ab Holland. Es gab wohl Schwierigkeiten den Platz am Kai in Eemshaven permanent zu garantieren. Wir fahren ab Cuxhaven und zurück geht es nach Emden, das ist ja fast in Holland 😉 .

Da Cuxhaven nur vorübergehend angefahren wird, ist der Anleger mäßig bis gar nicht ausgeschildert und das Einchecken etwas umständlich. Wir werden angewiesen zu parken und müssen uns dann in die Schlange stellen, um an improvisierten Schaltern unsere Boardkarten in Empfang zu nehmen. Für uns nur etwas lästig, aber auch diese Überfahrt wird als Mini-Cruise verkauft und diese Passagiere müssen sich mit ihrem gesamten Gepäck abschleppen. Das Schiff hat mehrere Restaurants, den obligatorischen Shop und für die Abendunterhaltung Disco, Casino und Show. Und ist rappelvoll. Auf dem Autodeck drängeln sich die Motorräder und auf dem Aussendeck ist kein Platz zu bekommen. Bis der Wind wie üblich den Großteil der Schönwetter-Reisenden nach drinnen treibt. Die Ausfahrt kann mit der Kieler Bucht nicht mithalten, aber wir sind ja auch nicht nur für die Aussicht hier. Obwohl über 2000 Passagiere an Board sind, ist es die sprichwörtlich ruhigste Fährfahrt, die wir je hatten. Man spürt kaum eine Schiffsbewegung, nichts rappelt und zumindest auf unserem Flur benehmen sich alle vernünftig und rücksichtsvoll.

Ausschiffen in Kristiansand geht schnell und problemlos. Es passen „nur“ 60 LKW und 300 PKW auf die Fähre. Da ein Großteil der Stellplätze von Wohnmobilen und Motorrädern eingenommen wird, die beide warten müssen, bis wir Platz gemacht haben, sind wir ruck-zuck an Land. Kristiansand reizt uns nicht sonderlich und wir machen uns auf den Weg die Küste entlang gen Norden. In Spangereid und Svenevig machen wir Station und bestaunen reihenweise Bootshäuser. Die Norweger bauen ihren Wasserfahrzeugen wirklich schicke Garagen!
Loshaven ist ein kleines Dorf voller weißer Holzhäuser, dekorativ am Lyngdalfjord gelegen. Autos müssen draußen bleiben und es gibt außer uns gerade keine anderen Besucher. Direkt am Wasser führt ein schön gepflasterter Weg um die Häuser herum. Zwischen den Gebäuden ist es oft nur ein Streifen Gras. Sehr idyllisch!
Ein kurzes Stück weiter bietet sich Lomsesanden für einen Strandspaziergang an. Hinter dem Campingplatz liegt ein schöner Sandstreifen, eingerahmt von einer Dünenlandschaft, durch die man stromern kann. Auch kletterfreudige Spaziergänger können sich auf der Halbinsel austoben.
Als wir Lista Fyr erreichen ist der Leuchtturm schon geschlossen, aber das Gelände ist noch offen. Statt Schafen weiden hier Alpakas an der Küste, für uns ein kurioser Anblick. Unterhalb des Leuchtturms befinden sich noch Reste von Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg. Die werden hier gerne als „Sehenswürdigkeit“ ausgewiesen. Wer sich dafür interessiert sollte seine Klaustrophobie zu Hause lassen und Taschenlampe oder Mobiltelefon zur Beleuchtung zur Hand haben.

Wir lassen den Tag in Sogndalstrand ausklingen. Die alte Hauptstraße besteht aus Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die unter Denkmalschutz stehen und gut in Schuss gehalten werden. Mehrere Häuser gehören zum Kulturhotel, dessen Existenz wohl überhaupt erst den Erhalt des Ortes möglich gemacht hat. Heute gibt es außerhalb drei Besucherparkplätze, was uns erahnen lässt, was hier im Sommer los sein muss. Aber jetzt sind wir fast alleine und wandeln zum Plätschern des Flusses Sokna, der hier ins Meer mündet, durch den kleinen Ort. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der neue Teil des Dorfes mit neuen Wohnhäusern und modernen Steinskulpturen auf der Mole, die den winzigen Hafen umgibt. Klein, aber fein und wenn nicht überlaufen definitiv einen Besuch wert!

Dass Südnorwegen landschaftlich nicht mit dem Norden mithalten kann, war uns von Anfang an klar. Unser allgemeiner Eindruck ist „nett hier, aber nicht spektakulär“. Aber auch entspannt, denn unsere To-Do-Liste ist gar nicht allzu lang. Wir lassen uns treiben, schlafen viel, sitzen faul in der Sonne, lesen, daddeln und machen ein paar Geocaching-Touren. Eine besonders schöne führt uns in den Magma Geopark in der Nähe von Egersund. Die Landschaft erinnert uns an Schottland und tatsächlich sind es bis nach Inverness „nur“ 600 km, geologisch gesehen, also quasi um die Ecke. Im Geopark kann man nach Herzenslust herumwandern und klettern. Aber Vorsicht! Die Felsen mögen glatt aussehen, aber die darauf wachsenden Moose und Flechten fordern ihren Blutzoll von unachtsamen Kraxlern.

Die Fv 44 wird als Scenic Route von Flekkefjord bis Egersund angepriesen. Wir würden diese Kategorisierung nicht auf die gesamte Strecke anwenden, aber einige schöne Abschnitte und Aussichtspunkte sind schon dabei. Im Süden noch sehr felsig und mit Serpentinen, während man im Norden schon ein bisschen Fjordfeeling bekommt. Und immer wieder Wasser. Ob direkt am Meer oder einer der zigtausend kleinen und großen Seen. Es ist nie weit bis zum nächsten Blau 🙂 .
Die kleine Currywurst durfte sich schon ein bisschen austoben und wir haben unsere Dosenstatistik mit 35 Funden aufgebessert.

An einem anderen Tag machen wir eine Strandtour noch weiter nördlich. Aber bevor wir den Sand unter (und in) unseren Schuhen spüren, machen wir einen Stop in der Glasbläserei Mingar Walker in Nærbø, wo wir Line Mingar treffen und ein nettes Pläuschchen halten. Und natürlich auch ein paar Andenken für zu Hause erwerben 😉 .

Refnesstranda ist ein schöner weißer Sandstrand. Was von Nachteil sein kann, wenn wie bei unserem Besuch eine steife Brise weht, die den feinen Sand quer über den Strand treibt. Sofort knirschen die Zähne, die Brille verhindert temporäres Erblinden und das schlechte Gewissen lässt es kaum zu, die Kamera zu zücken. Unsere schafft es ohne bleibende Schäden davon zu tragen. Aber nicht nur den Sand peitscht der Wind vor sich her, auch das Meer wird ordentlich aufgemischt. Sehr dekorativ, aber das Stapfen durch den feinen Sand gegen den beissenden Wind kommt eher einem intensiven Gesamtkörpertraining gleich als einem entspannten Spaziergang gleich! Das gleiche Bild zeigt sich uns in Boresanden. Dazu kommt dort aber noch die Aussicht auf Feistein Fyr, ein kleiner Leuchtturm auf einer kleinen Insel vor der Küste.

Auf dem Rückweg besuchen wir die alte Kirche von Varhaug, eine der schönsten Küstenkirchen Norwegens. Das winzige Kirchlein ist nur etwa 15qm groß und steht windumtost direkt über dem Strand und blickt auf’s Meer hinaus. Heute leuchtet es strahlend weiß gegen den blauen Himmel an. Ein idyllisches Plätzchen, das Ruhe und Geschichte ausstrahlt.
Den Leuchtturm von Kvassheim steuern wir hauptsächlich für eine Bio-Pause an (die öffentlichen Toiletten sind hier top!) und machen uns erst lustig über das hässliche kleine Metalltürmchen, bevor wir verstehen, dass das schön restaurierte Gebäude hinter uns, der eigentliche Leuchtturm ist 😉 .

Und dann ist unsere Zeit hier auch schon wieder um. Jetzt machen wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Station dieses Urlaubs. Den nächsten Beitrag schreiben wir dann über unsere Woche im Fjordland.