Schottland 2024 – Isle of Harris und Abreise

Harris ist eigentlich keine eigene Insel, sondern bildet mit Lewis eine Landmasse. Wahrscheinlich ist die namentliche Trennung den extrem unterschiedlichen Landschaften geschuldet. Lewis (Gälisch Leòdhais = sumpfig) bildet den wesentlich größeren nördlichen Teil und ist überwiegend flach und in weiten Teilen wirklich sumpfig. Harris (aus dem Altnordischen = Hohes Land) im Südwesten ist kleiner und bergiger. Die Trennlinie bilden die North Harris Hills, die wir schon regelmäßig bewundert haben, wenn sie dunstig am Horizont aufragten.

Die A859 führt in einem Bogen durch Südharris und verbindet die meisten Orte und Strände an der Westküste. Um die Bays an der Ostküste zu erkunden, biegen wir aber knapp 3 Meilen hinter Tarbert auf die C79 ab. Sie führt als Single-Track-Road durch die Mondlandschaft der Bays mit Hügeln, Kratern, Felsen und dazwischen immer wieder mal ein hellblau schimmernder See. Warum sie auch als „Golden Road“ bezeichnet wird erschließt sich uns allerdings nicht. Vielleicht hätten wir noch einmal in der goldenen Stunde wiederkommen müssen.

Dankenswerterweise teilen wir uns die Fahrbahn heute vorwiegend mit den allgegenwärtigen Schafen und nicht mit vielen anderen motorisierten Gefährten. Ausweichstellen finden sich hier nämlich deutlich seltener als auf den Hauptrouten. Die vereinzelten Häuser entlang des Wegs kann man nur mit viel Wohlwollen als Dörfer oder Orte bezeichnen. Wir vereinbaren mit uns gegenseitig, dass wir bei der nächsten Ferienhaussuche noch genauer auf die Lage achten werden! Denn auch hier in der Einöde kann man sich als Tourist einmieten. Das ist aber selbst uns zu abgelegen. Ein krasser Gegensatz zu Lewis, aber gleichzeitig auch faszinierend. Man könnte zwischendurch auf die Hauptstraße zurückkehren, aber wir bleiben auf der goldenen Straße bis sie an der Südspitze bei Rodel sowieso an der A859 endet.

Bei Finsbay sollte man unbedingt halten um die Robben in der Bucht zu begucken. Als wir da sind haben sie sich allerdings faul auf einen Felsen zurückgezogen und sind ziemlich gut getarnt. Wer eine 1-Pfund-Münze parat hat, kann das bereitgestellte Teleskop auf dem Aussichtpunkt benutzen, um optisch ganz nah ran zu kommen.

In Rodel bietet sich ein Stopp an der St. Clemenskirche an, die auf einem kleinen Hügel liegt und trotzdem erst kurz vor Ankunft sichtbar wird. Zumindest wenn man wie wir im Uhrzeigersinn fährt. Es gibt ein paar Parkplätze direkt unter der Kirche und von dort sind es auch nur ein paar Meter zu sehr sauberen öffentlichen Toiletten. Die kommen uns auch sehr gelegen, denn die paar Cafés und Shops, die wir auf unserem Weg gefunden haben, sind am Sonntag (heute) geschlossen. Das ist in Schottland bzw. UK so ungewöhnlich, dass sogar im Reiseführer ausdrücklich davor gewarnt wird! Und gleich anschließend auf die einzige dann verfügbare Tankgelegenheit verwiesen wird. Das sollen die zwei Zapfsäulen mit Kreditkartenlesegerät auch bekannt als Ravenspoint Petrol Station an der B8060 auf Lewis sein. Kleiner Fun Fact: Als wir dort vorbeikommen sind beide Zapfsäulen gerade „out of order“. Gut dass die Insel insgesamt so klein ist, dass wir gar nicht tanken müssen 😉 .

Harris Westküste ist ganz anders als die Ostküste. Statt trister Mondlandschaft reiht sich ein goldener Strand an den nächsten! Uns hat es besonders gut am Nisabost Beach gefallen. Aber das könnte auch daran liegen, dass er sich unter dramatischen Regenwolken in allen Blautönen präsentierte und menschenleer war. Wer möchte, kann am Nordende den Hügel erklimmen und hat vom MacLeod’s Stone einen tollen Blick über den Strand, die Insel Taransay und dahinter die North Harris Hills. Wir hatten gedacht, der Stein ist eine Gedenkstätte für den Clan der MacLeod. Und wer jetzt in seinem Kopf eine Stimme rufen hört „Connor McLeod vom Clan der MacLeod – es kann nur einen geben“ ist definitiv ein Kind der 80er Jahre 😉 . Aber weit gefehlt! Er steht hier schon seit 4500 Jahren und die MacLeods haben ihn einfach irgendwann nach sich benannt. Ohne Bezug und ohne den über drei Meter hohen Brocken den Hügel hinaufwuchten zu müssen. Während wir windumtost die Aussicht genießen, erwarten wir fast, dass ein paar Druiden den Hügel heraufkommen und irgendeine Zeremonie beginnen. Stattdessen zelebrieren wir nur den Eintrag ins Logbuch des Caches, der hier oben liegt.

Ein Bucht weiter liegt Seilebost Beach. Mit ausgedehnten Sandflächen und dazwischen grün und türkis auflaufendem Wasser ist er kein typischer Strand, sondern sieht eher wie eine Landschaft aus einem Science Fiction Film aus. Wir haben gerade noch Zeit die kleine Currywurst für einen Überflug los zu schicken, dann hat uns der Regen endgültig eingeholt und prasselt sintflutartig auf uns nieder. Damit entfällt dann der viel gerühmte Luskentyre Beach. Aber wir brauchen ja auch noch Ziele, die wir bei unserem nächsten Aufenthalt besuchen können 😉 .

Unglaublich aber wahr, dann ist es auch schon wieder Zeit sich auf den langen Heimweg zu machen. Schweren Herzens haben wir unsere sieben(tausend) Sachen wieder im Cachermobil verstaut und machen uns nochmal auf den Weg nach Harris. Diesmal gehen wir an Bord der Fähre von Tarbert nach Uig auf Skye, die wir bei unserer Anreise nicht genommen haben. Damit schließt sich dann der Kreis unserer Rundreise über Lewis und Harris. Auf der Fahrt durch – und über – die Harris Hills treffen wir heute diverse Radfahrer, die sich durch Regen und Nebel die Straßen hinaufquälen. Wenn jemals jemand denkt, Fahrradferien in Schottland wären eine gute Idee, können wir ihn schnell mit ein paar Bildern vom Gegenteil überzeugen! Wir haben uns schon in anderen Urlauben gewundert, wer es als erholsam empfindet bei 8° bis 15°, Wind und Regen auf dem Drahtesel unterwegs zu sein, aber nirgendwo so sehr wie in den letzten Wochen auf den Hebriden!

Die Überfahrt ist nicht so spektakulär, wie die von Ullapool, aber auch schön. Da es zwischendurch immer wieder regnet, sind wir besonders dankbar für die überdachten Bereiche auf dem Außendeck, die uns trocken und auf der richtigen Seite auch den Wind fern halten. Dort treffen wir auf Emmy aus Chattanooga, Tennessee, die mal zwei Jahre in Braunschweig gelebt hat, als ihr Mann bei VW arbeitete. Obwohl wir Braunschweig nicht unbedingt als Aushängeschild für Deutschland klassifizieren würden, war sie von der Zeit hellauf begeistert. Wohl aber hauptsächlich, weil – verglichen mit den USA – ganz Europa quasi vor der Haustür lag. Damals hat sie sich auch in Schottland verliebt und ist jetzt für eine Woche alleine hier, während ihr Mann zu Hause auf die Kinder aufpasst. Wir plaudern eine Weile, bevor sie sich für einen Snack ins Cafè begibt und wir im Panoramaraum ebenfalls unseren Proviant plündern und den obligatorischen Toilettenstopp vor der Ankunft erledigen.

Im Dauerregen geht es dann für uns durch die Highlands westwärts. Wir ärgern uns ein kleines bisschen, denn die Gegend ist wirklich wunderschön, aber das Wetter lädt nirgendwo zum Verweilen ein. Schließlich erreichen wir unser Hotel „Duke of Gordon“ in Kingussie, im Cairngorm Nationalpark. Das Hotel ist urig und strahlt den Charme und Glanz vergangener, besserer Zeiten aus. Alles ist ein bisschen abgegrabbelt und in die Jahre gekommen, war aber bestimmt mal ein imposantes Herrenhaus. An jeder Ecke finden sich verschnörkelte schwarze Heizkörper, die auch alle volle Pulle laufen und die Temperatur in den öffentlichen Bereichen auf Hochsommerniveau bringen. Auch in unserem Zimmer ist es uns zu warm. Also Heizung aus, Fenster auf und ab in die Bar bis es erträglicher ist. Von Uig bis hierher sind es 250 Kilometer und das Hotel ist mit drei Sternen nichts Besonderes. Wir haben es lediglich ausgewählt, weil es etwa auf halbem Weg nach Newcastle liegt. Ihr könnt euch also unsere Überraschung vorstellen, als wir in die Bar kommen und da sitzt: Emmy aus Chattanooga, Tennessee! Und sie wohnt noch nicht mal im Hotel, sondern ist nur zum Essen eingekehrt! Ihr B&B liegt ein paar Straßen weiter. Manchmal ist die Welt doch verrückt. Wir verbringen ein nettes Stündchen zusammen, bevor es für Lars zurück ins Zimmer geht (er muss ja morgen für die restliche Fahrt fit sein) und Diane noch einen Abendspaziergang zu den Ruthven Barracks macht. Die sind wieder mal ein Überbleibsel der englischen Besatzung nach dem jakobitischen Aufstand von 1715. Die Ruinen stehen auf einem Hügel und können jederzeit und kostenlos besichtigt werden. Außer den Steinmauern ist nicht mehr viel zu sehen und es gibt auch nur ein paar Hinweistafeln, aber es lohnt sich trotzdem. Bei schönem Wetter hat man bestimmt einen Superblick über den Fluss Spey und ins Tal. Heute Abend ist es fast schon bisschen unheimlich, so allein bei Nieselregen und im Zwielicht an diesem geschichtsträchtigen Ort.

Unsere letzte Etappe bis Newcastle führt uns durch genau die Landschaften, die wir letztes Jahr bereits ausgiebig erkundet haben. Und wir haben auch gar nicht viel Zeit für Sightseeing, denn wir müssen spätestens um 16:00 Uhr an der Fähre sein und das sind nochmal viereinhalb Stunden reine Fahrzeit. Wir machen Strecke auf der Autobahn bis hinter Edinburgh und wechseln dann auf die kleinere und malerische Route der A697. Das dauert zwar etwas länger, aber dafür gibt es auch was zu gucken. Die Beine vertreten wir uns am Edlingham Castle, das zusammen mit dem Edlingham Rail Viadukt und einer kleinen Kapelle einen pittoresken Zwischenstopp bietet.

Leider stehen wir dann auf den letzten Meilen in Newcastle noch ziemlich im Stau, so dass wir überpünktlich um 16:01 an der Fähre ankommen. Wir sind aber nicht die Letzten und können noch problemlos einchecken. Diesmal fahren wir mit der Princess Seaways zurück auf den Kontinent. Das Schiff ist ein bisschen anders gebaut, deshalb gibt es keinen separaten Commodore-Bereich und auch keine separate Lounge. Aber die große Kabine, das kostenlose WiFi und Frühstück und der eigene Frühstücksraum sind auch auf dieser Fahrt großartig! Und auch die Ausfahrt aus Newcastle ist diesmal wirklich ein Träumchen. Über der Küste brauen sich dunkle Regenwolken zusammen, aber noch scheint die Sonne und taucht alles in ein weiches Licht. Ein würdiger Abschied!

Die Rückfahrt ist butterweich und teilweise merken wir gar nicht, dass wir unterwegs sind. Pünktlich und gut gestärkt erreichen wir am nächsten Morgen Amsterdam. Es ist Fronleichnam und wir sind sehr froh, dass wir nach Deutschland fahren und nicht in die andere Richtung. Da staut es sich nämlich kilometerweit. Wieder mal haben jede Menge Leute an einem Feiertag nichts Besseres zu tun, als ein paar Stunden im Stau zu stehen, nur um shoppen gehen zu können. Obwohl jeder weiß, dass man im Stau steht und die Geschäfte doch morgen wieder auf haben! Zu Hause erwartet Diane dann noch ein Geburtstagsempfang der Extraklasse 🙂 . Vielen Dank an alle fleißigen Geburtstagswichtel!!

Schottland 2024 – Isle of Lewis

Lewis? Äußere Hebriden? Wieder einmal ernten wir verständnislose Blicke, als wir unsere Urlaubspläne enthüllen. Also wo liegt die Insel Lewis? Direkt gegenüber der Insel Skye! Tatsächlich haben wir sie letzte Woche schon diverse Male am Horizont im Dunst liegen sehen. Der direkteste Weg die 80 Meilen ostwärts zu reisen wäre die Fähre von Uig nach Tarbert, aber die heben wir uns für später auf. Für uns geht es stattdessen zurück aufs Festland und dann nordwärts. Die Küste hier oben haben wir 2017 bereits ausführlich bereist – und beschrieben. Besonders Loch Carron hatte uns damals mit glatter Wasseroberfläche und tollen Spiegelungen überrascht. Darum macht es uns auch überhaupt nix aus, dass wir diesmal wegen diverser Reisebusse erst gar nicht auf den Parkplatz des offiziellen Aussichtspunktes kommen. So schön wie damals, ist die Aussicht heute nämlich nicht 😉 .

Wir gondeln gemütlich die Küste hinauf. Die Gegend wechselt zwischen tief eingeschnittenen Tälern und azurblauem Meer ab. Ein wunderbarer sonniger Reisetag! Wir kommen sogar fast an unserem Ferienhaus von 2017 in Second Coast vorbei.

Mit zwanzig Minuten Puffer erreichen wir schließlich Ullapool. Der Empfehlung diverser Reiseführer und Blogs folgend, wollen wir nochmal tanken, bevor es auf die Insel geht, aber die Idee haben leider auch viele Reisende, die gerade mit der Fähre von Lewis angekommen sind. Und es gibt nur eine Tankstelle. Wir riskieren es lieber nicht und fahren gleich zum Terminal. Von hier nehmen wir die Fähre nach Stornoway, dem Hauptort der Insel Lewis. Vor sieben Jahren haben wir die Schiffe regelmäßig übersetzen sehen und bereits damals mit dem Gedanken gespielt, an Bord zu gehen. Heute ist es dann endlich so weit. Als Passagier kann man die knapp dreistündige Überfahrt drinnen in Café oder Aufenthaltsräumen bequem verbringen. Auch eine ganze Reihe von Flugzeugsitzen (nur mit mehr Beinfreiheit!) steht zum Entspannen zur Verfügung. Aber wenn die Abendsonne alles in sanftes Licht taucht, bleibt Diane natürlich lieber an Deck! Die Passage durch den Meeresarm The Minch, der Lewis vom Festland trennt, soll zudem eine der schönsten in Schottland sein. Das können wir bestätigen! Sanft gleitet das Schiff an den „Summer Isles“ vorbei und die mit weißen Tupfenwolken gekrönten Berge lassen bei uns Erinnerungen an die Hurtigruten aufkommen.

Nachdem wir die Inseln passiert haben, frischt der Wind auf und treibt die meisten Mitreisenden nach drinnen. Also, auch wenn es tagsüber sonnige 20° waren, für die abendliche Überfahrt empfiehlt es sich eine winddichte Jacke und eine warme Kopfbedeckung parat zu haben 😉 .

Von Stornoway brauchen wir nochmal 30 Minuten bis wir unser Ferienhaus in Balallan erreichen. Der Ort liegt zwischen den North Lochs und den South Lochs (nicht sehr originell, aber so heißen sie nun mal) und wir haben eine tolle Aussicht über braune Hügel, grüne Wiesen und Wasser. Leider hat man das Haus verkehrt herum aufgestellt. Das Panoramafenster liegt in der Küche, so dass wir beim Essen herausschauen können. Aber das Wohnzimmer liegt auf der anderen Seite, zur Straße hin. Und die bietet keine überragende Aussicht.

Im Gegensatz zu Skye ist Lewis rauer. Die Häuser sind eher betonfarben und trist statt strahlend weiß. Es gibt nur wenig Bäume, die den Blick über die braunen Hügel aufhalten und insgesamt ist die Insel weniger „glatt“, weniger auf Tourismus getrimmt. Dadurch fühlt es sich aber auch ursprünglicher, ehrlicher an. Lewis wirkt ein bisschen aus der modernen Zeit gefallen. Viel hat sich am Lebensstil in den letzten 200 Jahren nicht geändert. Die Menschen leben immer noch über die Insel verstreut in kleinen Gemeinden und es gibt immer noch mehr Schafe als Einwohner 🙂 . Straßenschilder tragen erst die gälischen und dann die englischen Namen, weil Gälisch hier noch eine gelebte Sprache ist. Und in weiten Teilen gibt es keinen oder nur sporadischen Mobilfunkempfang. Es gibt kaum Besucherzentren oder Riesenparkplätze an den Hotspots und alles läuft entspannter und gemütlicher ab. Bis auf das Einkaufen in den einzigen großen Supermärkten in Stornoway. Da steppt immer der Bär, wie wir im Laufe der Woche feststellen.

Leider hat Lars sich irgendwo einen dicken Schnupfen eingefangen und wir müssen ein bisschen kürzer treten, bis es ihm wieder besser geht. Point An Rubha oder die Eye-Halbinsel ist über eine schmale Landbrücke mit Lewis verbunden und ist gerade groß genug uns einen Nachmittag zu beschäftigen ohne uns zu überanstrengen. Zu beiden Seiten der Landzunge liegen Melbost Beach und Braighe Beach, wobei Melbost Beach wesentlich schöner ist. Um dorthin zu gelangen geht es am Aignish Farm Raiders Monument vorbei. Es erinnert an die Besetzung der Aignish Farm von 1888 durch Landbewohner die gegen ihre Vertreibung von ihrem Land und den daraus resultierenden schlechten Lebensbedingungen protestierten. Auf der Insel gibt es noch mehrere Monumente dieser Serie, die an ähnliche Vorkommnisse erinnern. Damals waren Schafe und Rinder profitabler als menschliche Pächter und viele Bewohner wurden vertrieben und umgesiedelt. Die verlassenen Dörfer sind für uns heute pittoreske Ruinen, aber sie dokumentieren eine dunkle und grausame Vergangenheit. Auch St. Columba’s Church ist nur noch eine Ruine, thront aber malerisch über Melbost Beach. Um einige der über 600 Jahre alten Grabplatten zu schützen hat man über einem Teil ein modernes Dach errichtet, was den Gesamteindruck ein bisschen trübt. Aber wir haben natürlich Verständnis für derartige Konservierungsmaßnahmen. Die Ruine selbst ist nicht super spektakulär, aber so wie sie einsam da steht während unter ihr das Meer rauscht lohnt sich ein Besuch allemal.

Bayble Pier ragt in eine tiefblaue Bucht hinaus und direkt daneben liegt ein kleiner Sandstrand, der bei unserem Besuch aber ziemlich voll ist, so dass wir nicht lange bleiben. Uns lockt Tiumpan Lighthouse. Wir wussten allerdings nicht, dass der Leuchtturm in Privatbesitz ist und dort eine Katzen- und Hundezucht betrieben wird. Wir werden mit lautem Gebell empfangen, sobald wir das Auto verlassen. Wir stromern ein bisschen herum, aber so richtig wohl fühlen wir uns dabei nicht. Wir würden ja auch nicht wollen, dass jemand um unser Zuhause herumschleicht 😉 . Da nutzen wir das schöne Wetter doch lieber noch aus, die Wäsche zu erledigen. Und als sie dann lustig an der Leine flattert, kommt auch noch ein bisschen Landleben-Gefühl auf.

Es gibt nur eine Strasse die Ostküste von Lewis hinauf durch die als „Back“ benannte Gegend. Die B895 sollte mal bis zur Nordspitze führen, aber sie endet an der „Bridge to Nowhere“. Danach führt ein Schotterweg noch ein Stück weiter, aber allen, die nicht mit einem Allrad-SUV unterwegs sind, empfehlen wir hier auf Schusters Rappen umzusteigen. Leider sind wir an einem windigen und regnerischen Tag hier, so dass wir keine gute Sicht haben und nicht sehr weit gehen. Stattdessen erkunden wir Traigh Ghearadha bzw. Garry Beach, direkt unterhalb der Brücke. Eine schöne kleine Bucht mit phantastischen Felsen am Südende, inklusive einem piratenhöhlenartigen Durchgang, die bei Ebbe freigelegt werden und zum Erforschen einladen. Sogar im strömenden Regen ein tolles Erlebnis! Bei besserem Wetter hätten wir auch Traigh Mhòr unsicher gemacht, aber dann ist es uns doch zu ungemütlich und nach einem kurzen Cacherstop machen wir uns auf dem Heimweg ins gut geheizte Ferienhaus. Zumindest, seit wir die Heizung in Gang gebracht haben 😉 .

Seit ein paar Tagen haben wir ein Problem mit einem der Reifen am Cachermobil, der immer wieder Luft verliert. Erst ist es nur ein bisschen, aber dann immer schneller und immer mehr. Da Tankstellen auf den Hebriden nicht an jeder Ecke verfügbar sind und teilweise auch nur aus zwei Zapfsäulen bestehen, wird uns die Sache irgendwann zu unsicher. Und so verbringen wir unfreiwillig viel Zeit in Stornoway, während wir darauf warten, dass der Stornoway Tyre Service unser Gefährt wieder fit macht. Wir hatten uns tatsächlich eine riesige Schraube eingefahren! Danach können wir den Rest des Urlaubs wieder entspannt angehen.

Unser Ferienhaus liegt direkt an der Straße, die in die South Lochs führt. Früher wurden sie als Hirschgehege und Jagdgebiet genutzt. Zu unserem Entzücken hat sich ein Nachfahre in Form eines schmucken Junghirschs quasi direkt hinter dem Gartenzaun unseres Ferienhauses niedergelassen. Jeden Tag halten wir Ausschau und freuen uns immer, wenn er uns besuchen kommt! In den Lochs selbst treffen wir auf mehr Schafe als Hirsche, aber die dünn besiedelte Gegend übt eine fast mystische, leicht trostlose Faszination auf uns aus. Wir sind aber auch an einem windstillen, bedeckten Tag hier, an dem die tiefhängende Wolkendecke sich kaum bewegt und den bedrückenden Eindruck noch verschärft.

Die Westküste ist die meistbesuchte Gegend der Äußeren Hebriden, da sich hier die „besten“ Sehenswürdigkeiten befinden. Die Nordwestspitze wird aus irgendeinem Grund als ‚Butt of Lewis‘, also Lewis‘ Hintern bezeichnet und ist der der nordwestlichste Punkt der Britischen Inseln und Europas. Als Wahrzeichen ragt der Leuchtturm aus roten Backsteinen 37m in die Höhe. Er liegt malerisch auf den Klippen und wer hier keinen Spaziergang macht ist selbst Schuld. Der kleine Parkplatz direkt am Leuchtturm sieht ein geschäftiges Kommen und Gehen während wir da sind, aber insgesamt hält sich der Trubel in Grenzen.

Ness Harbour und Beach sollen ebenfalls sehenswert sein, wir sind aber nicht sehr beeindruckt. Liegt aber möglicherweise daran, dass gerade Ebbe ist 😉 .

Eoropie Beach und Swainbost Beach stehen beide auf unserem Programm. Eher zufällig entdecken wir, dass wenn man am Ness Cementary parkt, man auf einem wunderbaren Spaziergang beide Strände erreichen kann. Und als Sahnehäubchen kommt noch eine phänomenale Brandung, blühende Wiesen und unglaublichen Aussichten dazu. Dieser Ort bekommt von uns eine uneingeschränkte Empfehlung!

Der A585 folgend machen wir kurze Zwischenstops am Loch an Duin und am Whalebone Arch am Straßenrand. Der sechs Meter lange Walkiefer wurde als Tor zu einem Garten aufgestellt und in einem Anfall von skurrilem Humor, wurde die Harpune mit der er erlegt wurde zur Dekoration in die Mitte gehangen. Sehr seltsam!

Arnol Blackhouse besichtigen wir nur, weil wir mit unserer Historic Environment Scotland Mitgliedschaft freien Eintritt haben. Ansonsten hätten wir keine £7.50 pro Person bezahlt nur um ins Haus zu gelangen, sondern uns mit der Außenansicht begnügt. Schwer vorstellbar, dass bis in die 1960er Jahre hier Menschen mit ihrem Vieh vereint unter dem Reetdach lebten. Ohne Elektrizität, fließend Wasser und ohne Fenster. Die Bauweise bot besten Schutz vor dem harschen Klima, war aber im Winter sicher auch ziemlich bedrückend. Innen ist es überraschen geräumig und das immerwährende Torffeuer qualmt reichlich, so dass wir noch Stunden später aromatischen Räucherduft verbreiten 😉 .

Um uns auszulüften besuchen wir Dailbeag Beach. Ein kleiner Strand in einer kleinen Bucht. Dahinter liegt Loch Dailbeag und auf einem Hügel die Ruinen alter Besiedlung. Die Essenz der Hebriden – Meer, Loch, Miniberge und Ruinen auf kleinstem Raum versammelt.

Gearrannan Blackhouse Village ist ein Museum für eine kleine Ansammlung von Blackhouses. Hier lohnt sich der Eintritt von £5.20 schon eher. Es gibt mehrere Häuser, ein Museum und Freiwillige, die Auskunft über die Lebensweise geben und Fragen beantworten. Einige der Häuser können sogar als Ferienunterkunft gemietet werden. Dann muss man sich tagsüber halt nur mit einem Haufen von Besuchern arrangieren. Diverse Häuser haben gerade ein neues Reetdach erhalten, die in der Sonne leuchten und dem Dorf ein freundliches Erscheinungsbild verleihen. Sehr schön kann man hier auch sehen, dass ein Netz über dem Strohdach liegt, das mit Seilen und Steinen beschwert wird, um dem ewigen Wind zu trotzen.

Ein paar Meilen südlich steht Dun Carloway Broch auf einer Anhöhe. Es ist wohl einer der besterhaltenden eisenzeitlichen Türme und über 2000 Jahre alt. Bis zu neun Meter ragen die mit Flechten bewachsenen Mauern, wie ein kleiner Vulkan, auf. Wer möchte kann ungestört überall herumklettern. Wie förderlich das für die Erhaltung dieses imposanten Bauwerks ist, muss sich jeder selbst überlegen. Ansonsten bietet die Anhöhe einen schönen Ausblick und ist den kleinen Aufstieg definitiv wert!

Noch ein paar Meilen weiter südlich befindet sich die wohl meistbesuchte Stätte auf Lewis, die Callanish Standing Stones. Mit fast 5000 Jahren werden sie älter als Stonehenge oder die Pyramiden von Gizeh geschätzt. Die Hauptanlage besteht aus einer etwa kreuzförmig angelegten Struktur mit einer Allee aus Menhiren, die auf einen Steinkreis zuläuft. Ein magischer Ort für jeden, der sowas mag! Wir sind abends da und es ist nicht mehr viel los. Es gibt noch sieben weitere Steinkreise im Umkreis, alle kleiner und nicht so gut erhalten, die wir leider aus Zeitgründen nicht mehr erkunden können. Genauso wenig wie die Bernera-Halbinsel. Aber wir haben bereits beschlossen, dass wir wiederkommen werden. Lewis hat uns in seinen Bann gezogen!

Schottland 2024 – Isle of Skye

Skye, oder Eilean a‘ Cheò, heisst die Nebelinsel, weil die Berghänge im Inselinneren, besonders die Cuillin Hills oft von tiefhängenden Wolken verhangen sind. Sie bietet sehr abwechslungsreiche und wunderschöne Natur, was sie zu einer der Top-Attraktionen in Schottland macht. Kaum ein Besucher, der nicht wenigstens eine Tour oder einen Tag auf der Durchreise auf Skye verbringt. Auch wir waren in unserem ersten Schottlandurlaub schon einmal hier. Bereits damals ist uns die hohe Touristendichte aufgefallen 😉 . Unser Reiseführer enthält der Vollständigkeit halber auch die Hotspots – Old Man of Stor, Fairy Pools, Fairy Glen und Neist Point – aber gefolgt von der persönlichen Meinung der Autorin, diese besser zu meiden, da sie so überlaufen sind. Aber wenn man diesen fern bleibt, soll es immer noch ruhige Plätzchen und Erholung satt geben. Wir haben eine ganze Woche eingeplant, um solche Orte zu finden und es uns gut gehen zu lassen.

Praktischerweise haben sich mehrere Meeresarme fjordartig weit ins Inselinnere gegraben und unterteilen sie in handliche Halbinseln. Auf der Karte sieht Skye nicht sehr groß aus, aber Reisezeiten sollte man nicht unterschätzen. Die benötigte Zeit gemäß Navigationssystem ist eher als grobe Einschätzung zu betrachten. Schon allein da, abgesehen von den Hauptverbindungen, die meisten Strassen als „single track roads“, nur eine Fahrbahn für beide Richtungen bereit stellen und der Gegenverkehr an Ausweichstellen vorbeigelassen werden muss. Die einschlägige Literatur warnt explizit davor, aber wir finden es gar nicht so schlimm. Die meisten „passing places“ sind mit gut sichtbaren Schildern markiert, und unser kleines Cachermobil ist wendig genug. Was man von den vielen Wohnmobilen und Campervans nicht unbedingt behaupten kann. Auf manchen Strassen haben wir uns schon gewundert, wieso der gesunde Menschenverstand so versagt hat.

Die Trotternish Halbinsel bietet wohl die höchste Dichte an Sehenwürdigkeiten, schön aneinander gereiht an der A855, und ist entsprechend gut besucht. Am Anfang steht Portree, der Hauptort von Skye. Mit 5000 Einwohnern lebt gut die Hälfte aller Insulaner hier. Besonders bekannt ist die bunte Häuserzeile am Hafen. Ansonsten beschreibt unser Reisführer Portree als geschäftige Kleinstadt, die vor allem gute Einkaufsmöglichkeiten bietet (große Supermärkte gibt es sonst kaum auf der Insel). Geschäftig ist eine hübsche Umschreibung für völlig überlaufen. Zumindest als wir da sind, sind die Auffangparkplätze voll und der Verkehr schiebt sich im Schritttempo durch das kleine Zentrum, da überall Besucher auf und über die Straßen laufen. Uns reicht ein kurzer Stopp, dann geht es weiter gen Norden.

Schon von weitem sieht man die Stor Bergkette mit dem markanten Old Man-Felsen. Sehr fotogen liegen zwei Lochs davor. Besonders Loch Fada leuchtet tiefblau unter einem wolkengetupften Himmel. Wir halten erstmal am Bride’s Veil Wasserfall, der wohl oft auf dem Weg zum Old Man übersehen wird. Mehrere Autos stoppen, aber nur einer steigt aus und wagt sich ein Stück den Weg hinauf, bevor der sumpfige und nasse Boden ihn in seinen Flip-Flops in die Flucht schlägt, hehe. Wir haben gute Schuhe an und können bis zum Wasserfall und in die umgebenden Hügel gehen. Und auch gleich noch einen Geocache loggen!

Die großen Aussichtsplattformen für die Lealt Falls sind etwas überdimensioniert für die kleinen Wasserfälle, die man von dort sehen kann, aber der Blick über die Bucht und der Spaziergang über die Cliffs sind einen Besuch allemal wert. Wer sich bis an Ufer runter wagt, kann die Ruinen einer alten Fabrik erkunden. Aber für das letzte Stück vom Weg sollte man schwindelfrei und sehr trittsicher sein. Wir finden die Ruinen nicht so spannend und begnügen uns mit dem Blick von halber Strecke.

Der Parkplatz für Mealt Falls und Kilt Rock ist definitiv für eine große Besucherzahl angelegt, aber viel mehr als den zugegebenermaßen schönen Ausblick, finden wir hier nicht. Kilt Rock heißt so, weil die Basaltsäulen an die Falten des gleichnamigen Kleidungsstücks erinnern. Davor stürzt ein dünner Wasserfall dramatisch von den Klippen ins Meer, dass hier so flach ist, dass die weißen Steine durch die Wasserdecke scheinen.

Wem es am Stor zu voll ist, dem bietet sich die Quiraing als Wandergebiet an. Für jeden Geschmack und jedes Fitnesslevel lässt sich die passende Strecke finden. Die Aussichten sind phänomenal. Auf der einen Seite die grünen Hügel und hohen Steinmassive, auf der anderen das Meer. Und falls man das Meer mal nicht sehen kann, liegt bestimmt ein kleiner See hinter dem nächsten Hügel.

Auf der Westseite von Trotternish wird Duntulm Castle beworben. Als wir ankommen ist noch eine große Reisegruppe da, die aber dankenswerterweise schon den Rückweg antritt, bevor wir die eigentliche Ruine erreichen. Viel übrig ist vom Castle nicht mehr, aber es liegt leicht erhöht und überblickt die Duntulm Bay. Lohnt den Besuch und ist – unser Favorit – umsonst und draußen 😉 .

Uig Tower ist uns zum Abschluss nur einen Fotostopp wert, da er nicht besichtigt werden kann, sondern lediglich als Aussichtspunkt dient. Sicherlich gibt es noch viele weitere Orte auf Trotternish, die wir nicht besucht haben, die es aber verdient hätten. Wir haben auch längst nicht unsere komplette „Liste“ abgearbeitet. Einige Punkte waren uns zu voll, andere werden blumig angepriesen, entsprechen aber nicht unbedingt unseren Erwartungen (ein Castle besteht da schon mal nur noch aus ein paar Steinbrocken, der Wasserfall ist nur ein Rinnsal, etc.). Trotzdem können wir die Halbinsel empfehlen, mit kleinen Abstrichen und mit der richtigen Erwartungshaltung 😉 .

Unser Ferienhaus liegt im Süden von Skye, auf der Sleat Halbinsel, im winzigen Ord. Es ist klein, aber gemütlich und hervorragend ausgestattet. Unter anderem mit einem altertümlichen Münzfernsprecher für Notfälle. Handynetzabdeckung auf den Hebriden ist nämlich so löchrig wie ein Schweizer Käse! Wer hier unterwegs ist, sollte sich also besser nicht darauf verlassen Empfang zu haben. An sonnigen Tagen lassen wir es uns auf dem großen Balkon mit Blick in den schönen Garten gut gehen. An den wenigen frösteligen Abenden machen wir es uns drinnen gemütlich. Und feiern Dianes 50. Geburtstag!

Unweit unseres Ferienhauses liegt Dunscaith Castle, dass man nach einem kleinen Spaziergang erreicht, für den sich wieder mal festes und wasserfestes Schuhwerk empfiehlt. Die sporadisch ausgelegten Bretter lassen vermuten, dass der Boden öfter, wenn nicht immer, matschig und sumpfig ist. Vom Castle ist nicht mehr viel übrig, aber der Wind heult durch die Felsen, ein paar Schafe beobachten uns aus sicherer Entfernung und insgesamt entspricht es dem Cliché der einsamen schottischen Burg. Auch wenn es gar nicht so einsam liegt 😉 .

Die Gegend um Ord wird von freilaufenden Schafen und Kühen bewohnt, die auf den Hebriden in solchen Fällen immer Vorfahrt haben. Während das bei den Schafen kein Problem ist, da sie meistens das Weite suchen, sobald ein Auto auftaucht, sind die Kühe deutlich territorialer und lassen uns warten, während sie über die Straße gehen.

Direkt hinter unserem Ferienhaus laden die Hügel am Loch Eisforst zum Herumstromern ein. Der Name ist ein Überbleibsel der Wikinger, die auf Skye allerdings auch nicht viel mehr als einige Ortsnamen hinterlassen haben. Am gegenüberliegenden Ufer ragen die Cuillin Hills auf, was besonders zum Sonnenuntergang ein echter Augenschmaus ist. Aber leider finden das auch die lästigen kleinen Midges (eine Art Stechfliege) und fallen über unvorbereitete Urlauber her. Uns war es die paar Stiche wert 🙂 .

Isleornsay besuchen wir eigentlich nur wegen des niedlichen kleinen Leuchtturms, den wir von der Hauptstraße gesehen haben. Aber der winzige Ort bietet außerdem eine Galerie, ein Tweedladen, ein Hotel mit angeschlossenem Pub und einen Pier. Wer hätte das gedacht!

Die Duirnish und Waternish Halbinseln sind deutlich sparsamer besiedelt und auch weniger besucht. Die Gegend erinnert uns an Irland, überall blüht der Ginster und wilde Glockenblümchen säumen die Straßen. St. Columba’s Isle ist eine kleine Insel im Fluss Snizort (ja, heißt wirklich so), die über eine rote Holzbrücke erreicht wird. Die Insel ist nicht nur eine heilige Grabstätte, unter anderem für 28 Chiefs des Clans MacNicolson, sondern war auch vom 10. bis zum 16. Jahrhundert Bischofssitz der Inseln. Viel ist davon nicht mehr übrig, aber wer es mag, wird die leicht mystische Atmosphäre, das leise Plätschern des Flüsschens und im Frühsommer das Summen der vielen Insekten mögen. Für uns definitiv einen Kurzbesuch wert!

In Stein gibt es das Stein Inn mit herrlichem Blick über’s Wasser und Palmen für ein bisschen mediterranes Flair. Wir cachen uns ein bisschen durch die Gegend und finden Trumpan Church, die Fairy Bridge und Dunvegan Castle. Über 14 Pfund, um die Gärten und das Castle zu besichtigen sind uns zu teuer, zumal das Gelände eher übersichtlich wirkt. Wir lassen die Drohne aufsteigen und können aus der Luft gar keine Gärten entdecken. Aber ein schöner Blickfang am Loch Dunvegan ist es allemal.

Coral Beach wurde uns sowohl vom Reiseführer, als auch von Blogs und über Mundpropaganda empfohlen. Leider hat das unsere Erwartungen zu hoch geschraubt. Man sollte wissen, dass das erste Hindernis die enge Zufahrtsstraße ist, was aber weder Wohnmobile noch Campervans abschreckt. Das nächste ist der viel zu kleine Parkplatz voller Schlaglöcher. Hat man ein Plätzchen ergattert, geht es auf zum Strand. Der allerdings noch etwa 2,5 Kilometer entfernt liegt. Der Strand selbst ist eher klein und hat seinen Namen vom Muschelsand, der weiß leuchtet und das Meer dadurch karibisch blaugrün schimmern lässt. Schön, aber jeder muss selbst entscheiden, ob es ihm den Aufwand wert ist. Oder wie eine Mitbesucherin, die auf halber Strecke umgedreht ist es ausdrückt: „ich wollte an den Strand und keine Wanderung machen“.

Obwohl Skye genug zu bieten hat, machen wir einen kleinen Abstecher auf’s Festland. Hauptsächlich, weil wir einmal mit der kleinen Autofähre „Glenachulish“ von Kylerhea nach Glenelg fahren wollen. Dabei handelt es sich um eine der letzten manuellen Drehtellerfähren, die noch betrieben werden. Bis zu sechs Autos passen auf das Gefährt, um die etwa 500 Meter bis zum anderen Ufer zurück zu legen. Dabei fahren die Autos immer vorwärts auf die Fähre und dann wird von Hand der Teller um 180 Grad gedreht, so dass man am anderen Ufer auch vorwärts wieder herunterfahren kann. Die Überfahrt dauert gerade mal 5-10 Minuten und die ganze Zeit wuseln die drei Fährhunde um uns herum 🙂 . Leider sauteuer, aber wenn es dazu führt, dass dieses Kleinod weiter betrieben werden kann, sind wir gerne bereit unseren Beitrag zu leisten! Allen anderen empfehlen wir wenigstens einmal zum Zuschauen zu kommen.

War die Anfahrt nach Kylerhea noch abenteuerlich, da wir durch Nebel und Wolken den Weg die schmale Straße entlang geschlichen sind, klart es auf der anderen Seite auf und am Bernera Beach scheint die Sonne und löst den vom Wasser hereinrollenden Nebel nach und nach auf. Das haben wir auch noch nie gesehen!

Die Bernera Barracks sind ein Überbleibsel der britischen Besatzung nach dem jakobitischen Aufstand von 1715. Die Gebäude sind einsturzgefährdet und komplett eingezäunt. Und wenn wir nicht wegen eines Geocaches gekommen wären, hätten wir die kleine Herde Hochlandrinder verpasst, die freilaufend auf dem Gelände rumlungert. Uns wird beim Loggen schon ein bisschen mulmig, als so ein Riesenvieh uns neugierig beschnuppert und sich weder durch verbale noch leichte handgreifliche Abwehr beirren lässt. Aber dann ist das saftige Gras doch interessanter als wir 😉 .

Für uns geht es weiter zu den Glenelg Brochs. Zwei nahe beieinander liegende Ruinen von eisenzeitlichen Steintürmen, die beide erstaunlich gut erhalten sind und über eine kurvige Bergstraße erreichbar sind. Keiner weiß, wozu diese Gebäude benutzt wurden, aber das tut ihrer faszinierenden Ausstrahlung keinen Abbruch. Im Gegenteil, während wir die Handwerkskunst, die tausende von Jahren überdauert hat, bewundern, läuft unsere Phantasie auf Hochtouren 😉 . Wohnturm? Fluchtburg? Gefängnis?

Wir folgen der Straße weiter, über die „hills“, wo sie zum Ratagan Pass wird und uns mit einigen wunderbaren Ausblicken belohnt. Dann geht es um Loch Duich herum, bis wir Eilean Donan Castle erreichen. Das „Highlander“-Schloss ist wie immer von Touristen belagert, aber da wir 2017 schon hier waren, wissen wir, dass man vom gegenüberliegenden Ufer einen wunderbaren Blick auf das Schloss hat. Und man dort auch noch leckeres Loch Ness Eis bekommt!

Skye, Eilean a‘ Cheò, die Nebelinsel. Wir hatten ziemlich Glück mit dem Wetter, aber manchmal musste die Sonne sich morgens erst durch die Wolkendecke kämpfen oder zum Abend zogen sich lange Wolkenbänke die Berghänge entlang. Und dann hatten wir ganz fantastische Himmelsschauspiele.

Unsere Woche auf Skye und somit die erste Hälfe unseres Urlaubs auf den Hebriden ist um. Es ist Zeit weiter zu ziehen. Für uns geht es jetzt nach Lewis, auf die Äußeren Hebriden. Wir sind gespannt 🙂 .

Schottland 2024 – Anreise

Schon wieder Schottland? Wart ihr nicht gerade erst da? Ja und nein 😉 . Wir waren letztes Jahr in den Lowlands. Dieses Jahr soll es weit in den Westen gehen. Die Hebriden rufen us! Also finden wir uns wieder in Amsterdam ein, um an Bord der King Seaways nach Newcastle über zu setzen. Aber diesmal reisen wir nicht wie sonst in einer einfachen Innenkabine, nein, diesmal haben wir uns eine Commodore Deluxe Kabine gegönnt (vielen Dank an Klaus & Britta, die uns dafür den Mund wässrig gemacht haben ;-)). Nicht nur, dass die Kabine riesengroß ist, dazu gehört auch noch eine separate Lounge mit Snacks und Getränken sowie ein kleiner, separater Frühstücksraum am nächsten Morgen. Wir reisen wie die Royals 🙂 . Selten hatten wir so eine entspannte und ruhige Fährfahrt. Nur die große Gruppe unserer niederländischen Mitreisenden, die lautstark über die kleine Bar herfallen und offensichlich in einen Geburtstag hinein feiern, trüben unseren Aufenthalt ein wenig. Leider sind wir jetzt für immer verdorben und wollen uns wohl nie wieder mit einer einfachen Innenkabine zufrieden geben….

In Newcastle verzögert sich unsere Ankunft um eine Stunde wegen dichten Nebels. Aber der hält sich nicht lange und wir können schließlich bei strahlendem Sonnenschein unsere Weiterreise antreten. Die Ostküste ab Newcastle haben wir letztes Jahr bereits ausgiebig erkundet, deshalb haben wir uns diesmal für den Weg über die Westküste entschieden und Carlisle als Zwischenstopp ausgesucht. Hier gibt es eine Burg und Kathedrale, die praktischerweise direkt nebeneinander liegen. Unser „perfektes“ Timing macht mal wieder Überstunden, denn als wir am Castle ankommen, wird gerade alles für eine Militärparade gesperrt. Und natürlich geht sie zur Kathedrale, die dann für einen Gottesdienst geschlossen ist. Wir sind zu faul uns ein neues Ziel zu suchen also warten wir einfach ein bisschen und machen unsere Besichtigungsrunde immer jeweils nachdem die kleine Parade vorbei ist. Die Burg liegt nahe der englisch-schottischen Grenze und hat eine entsprechend turbulente Geschichte, die in einem kleinen Museum nachzulesen ist, ist aber trotzdem nicht so beeindruckend. Die begehbaren Räume sind weitestgehend leer und lohnen den Aufstieg über die ausgetretenen Wendeltreppen nicht wirklich. Aber eine Runde über den vollständig erhaltenen Wehrgang ist empfehlenswert und bietet schon mal einen Blick auf die Kathedrale. Sie hat eine wunderschöne Sternendecke, sehr schöne (und ein extrem altes) Buntglasfenster, eine beeindruckende Orgel und einen Chor. Der gerade probt und deswegen sind Foto- oder Videoaufnahmen vom Chor selbst und vom schönen hölzernen Chorgestühl nicht erlaubt. Mit ein bisschen Geschick, lassen sich aber doch ein paar Aufnahmen vom Innenraum machen. Vom ehrenamtlichen „Guide“ Paul erfahren wir, dass heute ein ganz besonderer Sonntag ist, der einzige im Jahr, wo die Kirchenglocken eine ganze Stunde lang geläutet werden. Von Hand. Nix mit elektronisch gesteuerten Anlagen, hier sind 28 „bell-ringer“ (= Glöckner) damit beschäftigt 60 Minuten lang im Takt an einem Seil zu ziehen. Respekt! Und eine wunderschöne Geräuschkulisse für unseren Besuch. Also doch nicht so schlecht, unser Timing 😉 .

Für uns geht es weiter nach Norden bis zu unserem heutigen Ziel am Loch Lomond. Im Tullie Inn erwartet uns ein uriges Zimmer und super nettes Personal. Mittlerweile regnet es in Strömen und wir bleiben zum Abendessen im Hotel, wo wir mit exzellenten Fish & Chips endgültig im Urlaub ankommen. Auch das Full Scottish Breakfast am nächsten Morgen lässt nichts zu wünschen übrig! Gut gestärkt machen wir uns auf in die Highlands. Zuerst geht es über kleine gewundene Strässchen immer am Loch Lomond entlang. Tief hängende Wolken und Nebel sorgen für eine mystische Atmosphäre, die wir gerne in Ruhe genießen würden, aber der See ist sehr beliebt und es ist entsprechend viel los. Das wird auch nicht besser, je weiter wir in die Highlands kommen. Erst als wir in Fort William zur Küste abbiegen, wird es ruhiger. Als wir mit knapp zehn Minuten Puffer bis zur Schließung des Check-In an der Fähre in Mallaig ankommen, sind wir sehr froh, dass wir bereits vorab ein Ticket online gekauft haben. Eigentlich wollten wir eine Fähre später nehmen, aber die fällt heute aus, so dass wir umbuchen mussten. Entsprechend voll ist die letzte Abfahrt, aber wir haben ein Plätzchen sicher. Mit viel Kurbelei und besorgten Blicken der Crew, kommt aber schließlich jeder mit und wir sind auf dem Weg nach Skye, wo wir für die nächste Woche ein Ferienhaus gemietet haben.

UK 2023 – Northumberland

Für unseren Umzugstag haben wir uns Rosslyn Chapel als Zwischenstopp ausgesucht. Eigentlich soll man ein Ticket – im voraus – für einen 90-minütigen Timeslot kaufen. Das haben wir nicht gewusst, aber Glück, dass wir trotz einer gerade angekommenen englischen Reisegruppe rein dürfen. Die Kapelle ist ziemlich klein aber schon außen fallen die vielen Steinmetzarbeiten auf. Im Inneren ist dann jeder Zentimeter Wand- und Deckenfläche mit in Stein geschnitzten Figuren, Blumen, Girlanden und Ornamenten versehen. Einige sind mit der Zeit verwaschen, andere erstaunlich gut zu erkennen. Leider darf man drinnen nicht fotografieren oder filmen. Angeblich, um die anderen Besucher nicht zu stören und weil man dann offensichtlich auf dem unebenen Steinboden stolpern und stürzen würde. Wir vermuten eher, damit dass man die vielen Postkarten, Bildbände und Guidebooks im Shop kauft. Oder man begnügt sich, so wie wir, mit den Informationen auf der offiziellen Homepage.

Zufällig sitzen wir gerade in einer der Kirchenbänke um die hoch gewölbte Decke zu bewundern, als sich auch alle anderen Besucher plötzlich einen Sitzplatz suchen und der im Eintrittspreis enthaltene Vortrag zu Geschichte und Besonderheiten von Rosslyn Chapel (von dem wir natürlich auch nichts wussten) beginnt. Sehr interessant! Wir lernen z.B. dass ursprünglich eine große Kirche geplant, aber nur die Kapelle – das obere Stück der klassischen T-Form, fertig gestellt wurde. Und dass Cromwell das Gebäude als Stall (!) benutzt hat.

Dass die Kapelle heute überhaupt noch existiert ist schon ein kleines Wunder. Die ersten umfassenden Restaurationsmaßnahmen in den 1950er Jahren hätten das Gebäude beinah komplett ruiniert, weil der aufgebrachte „Schutzanstrich“ die Feuchtigkeit im Stein einschloss und sich Bakterien bildeten, die den Stein langsam zersetzten. Die Rettung kam Ende der 1990er Jahre als über der kompletten Kapelle ein Schutzschirm errichtet wurde, damit sie austrocknen konnte.

Und hätte Dan Brown nicht seinen Bestseller „Sakrileg“ bzw. „Da Vinci Code“ geschrieben, in dem Rosslyn eine entscheidende Rolle spielt, wäre wohl das Geld ausgegangen und heute nichts mehr zu besichtigen. Aber genug Leute haben das Buch gelesen oder den Film gesehen und pilgern hierher um sich selbst ein Bild zu machen. Die Sakristei, die im Film einer Schatzkammer gleicht, ist in Wirklichkeit aber nur ein kleiner, leerer, dunkler Raum 😉 . Wer sich ein bisschen für alte Steine interessiert, sollte sich dieses Kleinod trotzdem nicht entgehen lassen!

Für uns geht es weiter an die Küste. Cove Harbour ist ein winziger Fischerhafen, der malerisch von hohen Klippen eingerahmt, etwas versteckt unterhalb des Ortes liegt. Nur ein Fußweg führt vom Parkplatz runter ans Wasser. Wir haben Glück und sind ganz alleine. Es wohnt niemand mehr in den paar alten Gebäuden, aber es liegen immer noch Fischerboote im Hafen, die regelmäßig auf Fischfang gehen. Die kleine Bucht bietet Ruhe und Abgeschiedenheit und sonst nichts! Am Parkplatz steht ein erstaunlich detailreiches Denkmal für die Witwen und Waisen von Fischern, die 1881 bei einer Sturmkatastrophe verunglückten.

Dann beziehen wir unser nächstes Ferienhaus etwas außerhalb von Berwick-upon-Tweed, so eben hinter der schottischen Grenze.

Hexham Abbey liegt mitten im gleichnamigen Städtchen und ist wirklich wunderschön. Es gibt tolle Buntglasfenster, Steinschnitzereien und eine hohe Holzdecke. Durch die vielen Rundbögen wirkt das Innere sehr offen und freundlich. Der Eintritt ist frei, nur wenn man in die alte Krypta hinunter möchte, muss man 3 Pfund bezahlen. Spenden sind natürlich herzlich willkommen und da sind sie mit der Zeit gegangen und man kann das bequem kontaktlos per Kreditkarte machen.

Wir haben Glück und ergattern einen Parkplatz fast direkt vor dem Eingang der Kirche und machen nach unserem Besuch noch eine Runde über den Marktplatz, wo der Samstagsmarkt sich aber bereits in Auflösung befindet. Wir „retten“ ein paar Mini-Quiches, suchen uns eine Bank und machen ein spontanes Picknick mitten im geschäftigen Treiben.

Von Hexham ist es nur ein Katzensprung bis zum Hadrianswall, oder dem, was heute noch davon zu sehen ist. Was an sich ja schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass er vor fast 2000 Jahren errichtet wurde. Der Wall war bis zu 4,5m hoch und gar nicht vorrangig zum Schutz vor Invasion durch die Barbarenstämme im Norden gedacht. Er war eine machtvolle Grenzmarkierung und diente zur Kontrolle von Handel (und Zahlung von Zöllen) und Migration in das und aus dem römischen Reich. Der Wall zog sich einmal quer über den „Flaschenhals“ der Insel und das komplette Grenzbefestigungssystem bestand aus der Mauer, sowie Meilenkastellen (jede römische Meile eins) und größeren Kastellen mit den entsprechenden Besatzungen.

Von Mauer und Kastellen sind heute überwiegend nur noch die Fundamente erhalten. Manchmal sind es auch nur noch ein paar Steinhaufen oder ein Erdwall. Leider hat es in den letzten Tagen so viel geregnet, dass wir uns durch Matsch und Modder kämpfen müssen und in kürzester Zeit aussehen wie Sumpfschweine. Sooooo interessiert sind wir dann doch nicht und begnügen uns mit ein paar Luftaufnahmen. Aber auch die umliegende Landschaft, im und um den Northumberland Nationalpark herum, ist wirklich sehenswert. Und weil wir schon mal hier sind, halten wir noch bei Lanercost Priory, die man aktuell allerdings auch nur von außen besichtigen kann. Der kleine Spaziergang drum herum ist trotzdem schön.

Wir hüpfen nochmal zurück nach Schottland und schauen uns Dirleton Castle & Gardens an. Das Castle ist übersichtlich und teilweise abgesperrt und auch die Gärten sind eher klein. Aber wir sind nicht enttäuscht, denn genau deswegen haben wir ja unseren Mitgliedsbeitrag bezahlt. Außerdem überbrücken wir so wunderbar die Zeit, bis der Himmel aufklart.

North Berwick steht eigentlich nicht auf unserem Programm, aber der Ausblick über Milsey Bay zwingt uns quasi zu einem Zwischenstopp 🙂 . Am Ostende der Bucht führt ein Trampelpfad die Küste entlang. Man kann ihm oben auf den Klippen folgen, geht dann teilweise über den Golfplatz und muss sich durch zugewucherte Abschnitte kämpfen. Alternativ kann man den steilen Abstieg zum Wasser wagen und über die Strände laufen, die sich hier aneinanderreihen. Je nach Wasserstand klappt das mehr oder weniger gut und erfordert mehr oder weniger Kletterei über Felsen. Oder man kraxelt im Zickzack rauf und runter um sowohl die Aussicht als auch den Strand zu genießen. Der letzte Aufstieg zum Drift Café ist extrem steil und zumindest wir Bewegungslegastheniker brauchten auf den ersten Metern alle Hände und Füße 😉 . Von überall hat man einen Blick auf Bass Rock, einer fast runden Felseninsel, die ihren Namen von den dort hausenden Basstölpeln hat. Und deren Hinterlassenschaften sie langsam aber sicher weiß einfärben.

Tantallon Castle steht als pittoreske Silhouette auf den Klippen über Oxroad Bay. Aus rotem Sandstein erbaut strahlt die Ruine im Sonnenlicht und der Wind heult durch die leeren Fensteröffnungen. Obwohl wir heute schon viel Rauf und Runter hatten, erklimmt Diane die 65 Stufen bis zur Wehrmauer und die finalen 20 Stufen den Turm hinauf. Wir wissen das so genau, weil wir vorher gefragt haben 😉 .
Auf dem Rückweg halten wir noch in Dunbar. Eine Runde um den kleinen Hafen, über dem die spärlichen Überreste von Dunbar Castle thronen ist aber alles, was wir jetzt noch schaffen.

Die Küste Northumberlands ist bei den Einheimischen ein beliebtes Urlaubsziel. Aber außerhalb der Saison (nach dem ersten Septemberwochenende, wenn die englischen Schulferien zu Ende sind), ist es ruhig und verschlafen. Newbiggin-by-the-Sea empfängt uns mit einer gut ausgebauten Promenade und einem menschenleeren Strand. Ein kleines Stück davor ragt die Statue „The Couple“ aus dem Meer. Von weitem sieht es so aus, als ob das Pärchen auf dem Wasser steht und gen Horizont blickt. Am Nordende der Promenade steht eine kleine Kopie an Land, so dass man die beiden auch von vorne sehen kann.

Ein Stückchen weiter nördlich steht Warkworth Castle, eine mächtige Burgruine aus dem zwölften Jahrhundert. Der Parkautomat ist kaputt und nimmt nur Bargeld (das wir nicht haben). Als wir an der Kasse ein Parkticket kaufen wollen, winkt die freundliche Dame ab und will nur den regulären Eintritt haben. Schon mal ein guter Anfang! Das Gelände ist riesig und die Außenmauern und der Wohnturm sind noch weitestgehend erhalten. Die Nebengebäude nur noch teilweise. Das Leben im Mittelalter wird anschaulich in drei Storylines erzählt. Aus der Sicht einer Marktfrau, die Fisch für ein Bankett auf die Burg liefert, eines Kammerdieners, der ein verschwundenes Gewand für das Bankett finden muss und der Schlossherrin, die mit ihrem neugeborenen Sohn zurückkehrt, was mit dem Bankett gefeiert werden soll. Sehr stimmig gemacht! Im Bergfried haben wir uns beinah verlaufen, so viele Treppen verbinden die vielen Räume miteinander! Wir haben den relativ hohen Eintrittspreis von 7,50 Pfund pro Person gerne bezahlt. Wem das zu viel ist, kann aber auch von außen viel sehen und einfach einen Gang rund um die Anlage machen.

Holy Island ist eine Gezeiteninsel und nur bei Ebbe über eine Straße zu erreichen. Einen Besuch muss man also ein bisschen im Voraus planen und die Zeiten für eine sichere Überfahrt vorher online prüfen. Der Causeway wird nicht gesperrt und wenn man im Wasser stecken bleibt, ist man halt selber Schuld. Bei Flut kann man die Insel nicht erreichen oder verlassen. Permanent hier zu wohnen muss eine ziemliche Herausforderung sein. Nicht nur, dass man sein Kommen und Gehen dem Gezeitenkalender anpassen muss, es fallen auch noch jedes Jahr eine halbe Millionen Touristen über den winzigen Ort her.

Besucher werden auf einen Parkplatz außerhalb des Ortes geleitet, von wo es etwa 10 Minuten Fußweg bis zur Lindisfarne Priory sind. Als wir dort ankommen, ist die Priory natürlich schon geschlossen, aber auch von außen gut zu sehen. Über den Strand geht es für uns nach Lindisfarne Castle, einer Trutzburg, die dramatisch auf einem großen Felsen steht. Von hier kann man Bramburgh Castle und die Zwillingspfeiler von Lindisfarne Lighthouse und Old Law sehen und in der Bucht schaukeln ein paar kleine Boote vor sich hin.

Wir besuchen ja auch ganz gerne die Sehenswürdigkeiten aus der zweiten Reihe. Smailholm Tower ist so eine. Die Zufahrtsstraße ist nicht asphaltiert, der Parkplatz winzig und außer uns keiner da. Der Turm steht – wieder mal – dramatisch auf einer Anhöhe. Es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte und den Ausgrabungsarbeiten die hier stattgefunden haben. Im Turm selbst wird auf drei Etagen das Leben und die Werke von Sir Walter Scott anhand von liebevoll gestalteten Puppen nachgestellt. Vom Dach aus hat meinen einen weiten Blick über die Umgebung, auch wenn es wie bei uns diesig und bedeckt ist.

Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, dass uns noch eine der Border Abbeys fehlt. Wir machen uns also auf nach Kelso, aber auch hier bleiben uns die Türen verschlossen, da die Abbey wegen Inspektion des Mauerwerks geschlossen ist. Wir begnügen uns also mit dem, was wir von außen sehen können.

Hume Castle ist leider ein schlechter Ersatz. Es stehen nur noch die Außenmauern und die wurden bereits restauriert. Allerdings sieht es jetzt wie ein leicht misslungener Nachbau aus. Aber die Aussichtsplattform bietet einen schönen Rundumblick, wenn auch wegen des Wetters nicht spektakulär.

Dann ist es auch schon wieder Zeit die Heimreise anzutreten. Auf dem Weg zur Fähre machen wir Halt in Alnwick. Viele werden wegen des Schlosses hierher kommen (teuer und voll, weil hier Harry Potter und Downton Abbey gedreht wurden), aber wir wollen Barter Books sehen. Barter ist ein Second-Hand Buchladen in einem alten Bahnhofsgebäude. Zwischen den Bücherregalen stehen Plüschsessel und Sofas, unter der Decke rattert leise eine Spielzeugeisenbahn, im Kamin knistert ein Feuer und es gibt es kleines Café. Einfach toll! Unnützes Wissen für die nächste Party: Während Umbauarbeiten im Jahr 2000 entdeckte der Besitzer einen Stapel Poster aus dem zweiten Weltkrieg mit der mittlerweile weltberühmten Parole „Keep Calm And Carry On“. Er rahmte eins, hängte es im Buchladen auf und von dort verbreitete es sich rasend schnell und inzwischen auch mit abgewandelten Varianten rund um den Globus.

In Tynemouth haben wir noch Zeit für einen letzten Strandspaziergang am Long Sands Beach, wo sich schon erste Heimatgefühle bemerkbar machen, als wir ausgerechnet hinter zwei Motorrädern mit Mettmanner Kennzeichen parken. In Newcastle besorgen wir noch schnell ein bisschen Wegzehrung und dann bringt uns die Princess Seaways wieder zurück auf den Kontinent. Schön war’s und es wird bestimmt nicht nochmal sechs Jahre dauern, bis wir wiederkommen. Es gibt ja noch soviel zu sehen 🙂 .

Vor kurzem haben wir unsere Drohne (a.k.a. die kleine Currywurst) auf ein neues Modell aufgerüstet. Trotz Regen und Sturm konnten wir sie in diesem Urlaub aufsteigen lassen und auf Herz und Nieren testen. Wir sind sehr zufrieden und denken, euch wird es auch gefallen, also hier eine erste Kostprobe 🙂 .