Skye, oder Eilean a‘ Cheò, heisst die Nebelinsel, weil die Berghänge im Inselinneren, besonders die Cuillin Hills oft von tiefhängenden Wolken verhangen sind. Sie bietet sehr abwechslungsreiche und wunderschöne Natur, was sie zu einer der Top-Attraktionen in Schottland macht. Kaum ein Besucher, der nicht wenigstens eine Tour oder einen Tag auf der Durchreise auf Skye verbringt. Auch wir waren in unserem ersten Schottlandurlaub schon einmal hier. Bereits damals ist uns die hohe Touristendichte aufgefallen 😉 . Unser Reiseführer enthält der Vollständigkeit halber auch die Hotspots – Old Man of Stor, Fairy Pools, Fairy Glen und Neist Point – aber gefolgt von der persönlichen Meinung der Autorin, diese besser zu meiden, da sie so überlaufen sind. Aber wenn man diesen fern bleibt, soll es immer noch ruhige Plätzchen und Erholung satt geben. Wir haben eine ganze Woche eingeplant, um solche Orte zu finden und es uns gut gehen zu lassen.
Praktischerweise haben sich mehrere Meeresarme fjordartig weit ins Inselinnere gegraben und unterteilen sie in handliche Halbinseln. Auf der Karte sieht Skye nicht sehr groß aus, aber Reisezeiten sollte man nicht unterschätzen. Die benötigte Zeit gemäß Navigationssystem ist eher als grobe Einschätzung zu betrachten. Schon allein da, abgesehen von den Hauptverbindungen, die meisten Strassen als „single track roads“, nur eine Fahrbahn für beide Richtungen bereit stellen und der Gegenverkehr an Ausweichstellen vorbeigelassen werden muss. Die einschlägige Literatur warnt explizit davor, aber wir finden es gar nicht so schlimm. Die meisten „passing places“ sind mit gut sichtbaren Schildern markiert, und unser kleines Cachermobil ist wendig genug. Was man von den vielen Wohnmobilen und Campervans nicht unbedingt behaupten kann. Auf manchen Strassen haben wir uns schon gewundert, wieso der gesunde Menschenverstand so versagt hat.
Die Trotternish Halbinsel bietet wohl die höchste Dichte an Sehenwürdigkeiten, schön aneinander gereiht an der A855, und ist entsprechend gut besucht. Am Anfang steht Portree, der Hauptort von Skye. Mit 5000 Einwohnern lebt gut die Hälfte aller Insulaner hier. Besonders bekannt ist die bunte Häuserzeile am Hafen. Ansonsten beschreibt unser Reisführer Portree als geschäftige Kleinstadt, die vor allem gute Einkaufsmöglichkeiten bietet (große Supermärkte gibt es sonst kaum auf der Insel). Geschäftig ist eine hübsche Umschreibung für völlig überlaufen. Zumindest als wir da sind, sind die Auffangparkplätze voll und der Verkehr schiebt sich im Schritttempo durch das kleine Zentrum, da überall Besucher auf und über die Straßen laufen. Uns reicht ein kurzer Stopp, dann geht es weiter gen Norden.
Schon von weitem sieht man die Stor Bergkette mit dem markanten Old Man-Felsen. Sehr fotogen liegen zwei Lochs davor. Besonders Loch Fada leuchtet tiefblau unter einem wolkengetupften Himmel. Wir halten erstmal am Bride’s Veil Wasserfall, der wohl oft auf dem Weg zum Old Man übersehen wird. Mehrere Autos stoppen, aber nur einer steigt aus und wagt sich ein Stück den Weg hinauf, bevor der sumpfige und nasse Boden ihn in seinen Flip-Flops in die Flucht schlägt, hehe. Wir haben gute Schuhe an und können bis zum Wasserfall und in die umgebenden Hügel gehen. Und auch gleich noch einen Geocache loggen!
Die großen Aussichtsplattformen für die Lealt Falls sind etwas überdimensioniert für die kleinen Wasserfälle, die man von dort sehen kann, aber der Blick über die Bucht und der Spaziergang über die Cliffs sind einen Besuch allemal wert. Wer sich bis an Ufer runter wagt, kann die Ruinen einer alten Fabrik erkunden. Aber für das letzte Stück vom Weg sollte man schwindelfrei und sehr trittsicher sein. Wir finden die Ruinen nicht so spannend und begnügen uns mit dem Blick von halber Strecke.
Der Parkplatz für Mealt Falls und Kilt Rock ist definitiv für eine große Besucherzahl angelegt, aber viel mehr als den zugegebenermaßen schönen Ausblick, finden wir hier nicht. Kilt Rock heißt so, weil die Basaltsäulen an die Falten des gleichnamigen Kleidungsstücks erinnern. Davor stürzt ein dünner Wasserfall dramatisch von den Klippen ins Meer, dass hier so flach ist, dass die weißen Steine durch die Wasserdecke scheinen.
Wem es am Stor zu voll ist, dem bietet sich die Quiraing als Wandergebiet an. Für jeden Geschmack und jedes Fitnesslevel lässt sich die passende Strecke finden. Die Aussichten sind phänomenal. Auf der einen Seite die grünen Hügel und hohen Steinmassive, auf der anderen das Meer. Und falls man das Meer mal nicht sehen kann, liegt bestimmt ein kleiner See hinter dem nächsten Hügel.
Auf der Westseite von Trotternish wird Duntulm Castle beworben. Als wir ankommen ist noch eine große Reisegruppe da, die aber dankenswerterweise schon den Rückweg antritt, bevor wir die eigentliche Ruine erreichen. Viel übrig ist vom Castle nicht mehr, aber es liegt leicht erhöht und überblickt die Duntulm Bay. Lohnt den Besuch und ist – unser Favorit – umsonst und draußen 😉 .
Uig Tower ist uns zum Abschluss nur einen Fotostopp wert, da er nicht besichtigt werden kann, sondern lediglich als Aussichtspunkt dient. Sicherlich gibt es noch viele weitere Orte auf Trotternish, die wir nicht besucht haben, die es aber verdient hätten. Wir haben auch längst nicht unsere komplette „Liste“ abgearbeitet. Einige Punkte waren uns zu voll, andere werden blumig angepriesen, entsprechen aber nicht unbedingt unseren Erwartungen (ein Castle besteht da schon mal nur noch aus ein paar Steinbrocken, der Wasserfall ist nur ein Rinnsal, etc.). Trotzdem können wir die Halbinsel empfehlen, mit kleinen Abstrichen und mit der richtigen Erwartungshaltung 😉 .
Unser Ferienhaus liegt im Süden von Skye, auf der Sleat Halbinsel, im winzigen Ord. Es ist klein, aber gemütlich und hervorragend ausgestattet. Unter anderem mit einem altertümlichen Münzfernsprecher für Notfälle. Handynetzabdeckung auf den Hebriden ist nämlich so löchrig wie ein Schweizer Käse! Wer hier unterwegs ist, sollte sich also besser nicht darauf verlassen Empfang zu haben. An sonnigen Tagen lassen wir es uns auf dem großen Balkon mit Blick in den schönen Garten gut gehen. An den wenigen frösteligen Abenden machen wir es uns drinnen gemütlich. Und feiern Dianes 50. Geburtstag!
Unweit unseres Ferienhauses liegt Dunscaith Castle, dass man nach einem kleinen Spaziergang erreicht, für den sich wieder mal festes und wasserfestes Schuhwerk empfiehlt. Die sporadisch ausgelegten Bretter lassen vermuten, dass der Boden öfter, wenn nicht immer, matschig und sumpfig ist. Vom Castle ist nicht mehr viel übrig, aber der Wind heult durch die Felsen, ein paar Schafe beobachten uns aus sicherer Entfernung und insgesamt entspricht es dem Cliché der einsamen schottischen Burg. Auch wenn es gar nicht so einsam liegt 😉 .
Die Gegend um Ord wird von freilaufenden Schafen und Kühen bewohnt, die auf den Hebriden in solchen Fällen immer Vorfahrt haben. Während das bei den Schafen kein Problem ist, da sie meistens das Weite suchen, sobald ein Auto auftaucht, sind die Kühe deutlich territorialer und lassen uns warten, während sie über die Straße gehen.
Direkt hinter unserem Ferienhaus laden die Hügel am Loch Eisforst zum Herumstromern ein. Der Name ist ein Überbleibsel der Wikinger, die auf Skye allerdings auch nicht viel mehr als einige Ortsnamen hinterlassen haben. Am gegenüberliegenden Ufer ragen die Cuillin Hills auf, was besonders zum Sonnenuntergang ein echter Augenschmaus ist. Aber leider finden das auch die lästigen kleinen Midges (eine Art Stechfliege) und fallen über unvorbereitete Urlauber her. Uns war es die paar Stiche wert 🙂 .
Isleornsay besuchen wir eigentlich nur wegen des niedlichen kleinen Leuchtturms, den wir von der Hauptstraße gesehen haben. Aber der winzige Ort bietet außerdem eine Galerie, ein Tweedladen, ein Hotel mit angeschlossenem Pub und einen Pier. Wer hätte das gedacht!
Die Duirnish und Waternish Halbinseln sind deutlich sparsamer besiedelt und auch weniger besucht. Die Gegend erinnert uns an Irland, überall blüht der Ginster und wilde Glockenblümchen säumen die Straßen. St. Columba’s Isle ist eine kleine Insel im Fluss Snizort (ja, heißt wirklich so), die über eine rote Holzbrücke erreicht wird. Die Insel ist nicht nur eine heilige Grabstätte, unter anderem für 28 Chiefs des Clans MacNicolson, sondern war auch vom 10. bis zum 16. Jahrhundert Bischofssitz der Inseln. Viel ist davon nicht mehr übrig, aber wer es mag, wird die leicht mystische Atmosphäre, das leise Plätschern des Flüsschens und im Frühsommer das Summen der vielen Insekten mögen. Für uns definitiv einen Kurzbesuch wert!
In Stein gibt es das Stein Inn mit herrlichem Blick über’s Wasser und Palmen für ein bisschen mediterranes Flair. Wir cachen uns ein bisschen durch die Gegend und finden Trumpan Church, die Fairy Bridge und Dunvegan Castle. Über 14 Pfund, um die Gärten und das Castle zu besichtigen sind uns zu teuer, zumal das Gelände eher übersichtlich wirkt. Wir lassen die Drohne aufsteigen und können aus der Luft gar keine Gärten entdecken. Aber ein schöner Blickfang am Loch Dunvegan ist es allemal.
Coral Beach wurde uns sowohl vom Reiseführer, als auch von Blogs und über Mundpropaganda empfohlen. Leider hat das unsere Erwartungen zu hoch geschraubt. Man sollte wissen, dass das erste Hindernis die enge Zufahrtsstraße ist, was aber weder Wohnmobile noch Campervans abschreckt. Das nächste ist der viel zu kleine Parkplatz voller Schlaglöcher. Hat man ein Plätzchen ergattert, geht es auf zum Strand. Der allerdings noch etwa 2,5 Kilometer entfernt liegt. Der Strand selbst ist eher klein und hat seinen Namen vom Muschelsand, der weiß leuchtet und das Meer dadurch karibisch blaugrün schimmern lässt. Schön, aber jeder muss selbst entscheiden, ob es ihm den Aufwand wert ist. Oder wie eine Mitbesucherin, die auf halber Strecke umgedreht ist es ausdrückt: „ich wollte an den Strand und keine Wanderung machen“.
Obwohl Skye genug zu bieten hat, machen wir einen kleinen Abstecher auf’s Festland. Hauptsächlich, weil wir einmal mit der kleinen Autofähre „Glenachulish“ von Kylerhea nach Glenelg fahren wollen. Dabei handelt es sich um eine der letzten manuellen Drehtellerfähren, die noch betrieben werden. Bis zu sechs Autos passen auf das Gefährt, um die etwa 500 Meter bis zum anderen Ufer zurück zu legen. Dabei fahren die Autos immer vorwärts auf die Fähre und dann wird von Hand der Teller um 180 Grad gedreht, so dass man am anderen Ufer auch vorwärts wieder herunterfahren kann. Die Überfahrt dauert gerade mal 5-10 Minuten und die ganze Zeit wuseln die drei Fährhunde um uns herum 🙂 . Leider sauteuer, aber wenn es dazu führt, dass dieses Kleinod weiter betrieben werden kann, sind wir gerne bereit unseren Beitrag zu leisten! Allen anderen empfehlen wir wenigstens einmal zum Zuschauen zu kommen.
War die Anfahrt nach Kylerhea noch abenteuerlich, da wir durch Nebel und Wolken den Weg die schmale Straße entlang geschlichen sind, klart es auf der anderen Seite auf und am Bernera Beach scheint die Sonne und löst den vom Wasser hereinrollenden Nebel nach und nach auf. Das haben wir auch noch nie gesehen!
Die Bernera Barracks sind ein Überbleibsel der britischen Besatzung nach dem jakobitischen Aufstand von 1715. Die Gebäude sind einsturzgefährdet und komplett eingezäunt. Und wenn wir nicht wegen eines Geocaches gekommen wären, hätten wir die kleine Herde Hochlandrinder verpasst, die freilaufend auf dem Gelände rumlungert. Uns wird beim Loggen schon ein bisschen mulmig, als so ein Riesenvieh uns neugierig beschnuppert und sich weder durch verbale noch leichte handgreifliche Abwehr beirren lässt. Aber dann ist das saftige Gras doch interessanter als wir 😉 .
Für uns geht es weiter zu den Glenelg Brochs. Zwei nahe beieinander liegende Ruinen von eisenzeitlichen Steintürmen, die beide erstaunlich gut erhalten sind und über eine kurvige Bergstraße erreichbar sind. Keiner weiß, wozu diese Gebäude benutzt wurden, aber das tut ihrer faszinierenden Ausstrahlung keinen Abbruch. Im Gegenteil, während wir die Handwerkskunst, die tausende von Jahren überdauert hat, bewundern, läuft unsere Phantasie auf Hochtouren 😉 . Wohnturm? Fluchtburg? Gefängnis?
Wir folgen der Straße weiter, über die „hills“, wo sie zum Ratagan Pass wird und uns mit einigen wunderbaren Ausblicken belohnt. Dann geht es um Loch Duich herum, bis wir Eilean Donan Castle erreichen. Das „Highlander“-Schloss ist wie immer von Touristen belagert, aber da wir 2017 schon hier waren, wissen wir, dass man vom gegenüberliegenden Ufer einen wunderbaren Blick auf das Schloss hat. Und man dort auch noch leckeres Loch Ness Eis bekommt!
Skye, Eilean a‘ Cheò, die Nebelinsel. Wir hatten ziemlich Glück mit dem Wetter, aber manchmal musste die Sonne sich morgens erst durch die Wolkendecke kämpfen oder zum Abend zogen sich lange Wolkenbänke die Berghänge entlang. Und dann hatten wir ganz fantastische Himmelsschauspiele.
Unsere Woche auf Skye und somit die erste Hälfe unseres Urlaubs auf den Hebriden ist um. Es ist Zeit weiter zu ziehen. Für uns geht es jetzt nach Lewis, auf die Äußeren Hebriden. Wir sind gespannt 🙂 .