Finnland 2019 – Der „wilde“ Westen

Traditionell sind wir ja Westküstenfans 😉 und so haben wir sie auch diesmal auf unserer Route. Direkt vor den Toren Turkus liegt ein Archipel, den wir wirklich empfehlen können. Inselhüpfen wird einem hier – zumindest auf den kurzen Strecken – extrem einfach gemacht, denn die Fähren sind kostenlos und fahren ständig. Und einige Inseln sind auch durch Brücken verbunden bzw. zu erreichen. Da braucht es nicht viel Planung und man kann sich treiben lassen.

Die Inselchen unterscheiden sich nicht viel voneinander – und wenn man ganz ehrlich ist auch nicht vom Festland. Es gibt weiterhin jede Menge grün und blau, gesprenkelt mit dem gelegentlichen beige, weiß und Rottönen. Und Ruhe und Zeit. Genau richtig für unser entspanntes Natursightseeing!

Ein Stückchen weiter nördlich liegt Rauma. Die Altstadt „Vanha Rauma“ ist UNESCO Weltkulturerbe, weil hier noch besonders viele besonders alte Holzhäuser stehen. Offensichtlich haben die Raumaer es geschafft, ihre Altstadt vor den sonst recht häufigen Feuersbrünsten zu schützen, denen die meisten Holzhäuser in Finnlands Städten zum Opfer gefallen sind. Wir lassen das Auto auf einem der rund um die Altstadt verteilten Parkplätze stehen und machen uns zu Fuß auf Entdeckungstour. Offensichtlich sind wir damit aber zumindest heute eine Ausnahme. Durch die Kopfsteinpflasterstraßen cruisen jede Menge Autos, was den Gesamteindruck doch ein wenig negativ beeinträchtigt. Man sollte aber auch sonst nicht zu viel erwarten, denn viele der Häuschen sind in keinem sehr guten Zustand, da blättert die Farbe, es fehlen Bretter oder die Fenster sind zugeklebt. Es ist immer noch sehenswert, kommt aber an Porvoo, vom Anfang unseres Urlaubs, nicht heran. Dafür ist es ein lebendiges Viertel, mit Wohnhäusern, Läden und Cafés.

Richtige Sandstrände sind in Skandinavien ja oft eher klein. Aber der von Yyteri bietet sechs Kilometer feinste goldene Körnchen. Und direkt dahinter bildschöne Dünen und natürlich wieder Wald. Es ist zwar noch ein bisschen früh im Jahr, aber ein einsamer Kitesurfer hat doch schon die Saison eröffnet und bietet eine beeindruckende Show.

Von der absoluten Einsamkeit über ein kleines Feriendorf, verschlägt es uns zum Schluß zurück in die Stadt. Wir beziehen ein bezauberndes kleines Cottages, eine ehemalige Bäckerei von 1870, mitten im Zentrum von Vaasa. Und es ist gut, dass wir wieder in der Zivilisation sind, denn Lars wird von heftigen Zahnschmerzen geplagt. So lernen wir auch noch das finnische Gesundheitssystem in Form einer sehr schicken privaten Zahnklinik kennen. Falls also jemand ein ähnliches Problem haben sollte, bei Aurora Hammaslääkärit spricht man ausreichend Englisch und ist sehr hilfsbereit! Da es eine Privatklinik ist, muss man aber erst selbst zahlen und sich die Kosten später über die Reisekrankenversicherung erstatten lassen.

Vaasa selbst ist eine Mischung aus kleiner häßlicher Industriestadt und pittoresken Überresten aus der Zeit vor den 1960er Bausünden. Aber direkt vor der Küste liegt ebenfalls ein kleiner Archipel, der Kvarken. Von hier sind es gerade mal 80 km bis nach Schweden und es werden jedes Jahr weniger. Denn der Erdboden hebt sich in dieser Region mit einer Geschwindigkeit von 0,8 cm pro Jahr, so dass sich immer wieder Moränen aus dem Wasser erheben. Somit wächst die Landmasse jedes Jahr um 1 Hektar, was etwa der Größe eines Parkplatzes für 230 Linienbusse entspricht; oder halt 10.000 qm 🙂 . Sehr anschaulich dargestellt am schwarz geteerten Aussichtsturm Saltkaret. Er ist 20 m hoch, was der Landhebung der letzten 2000 Jahre entspricht. Nochmal so lange und man kann trockenen Fußes von Finnland nach Schweden laufen.

Wir sind erst etwas überrascht, als wir die Glashäuser sehen, die man hier mieten kann um die Nordlichter zu sehen. Sooo weit nördlich sind wir doch eigentlich gar nicht; dachten wir. Aber tatsächlich geht schon hier die Sonne erst um halb zwölf offiziell unter und es wird dämmrig, aber nicht mehr richtig dunkel, bis sie um halb vier dann auch schon wieder aufgeht. Unser Biorhythmus ist damit etwas überfordert und ordentlich aus dem Takt. Gut, dass wir keine großen Pläne mehr haben und uns einfach ein bisschen rund um Vaasa herumtreiben und die Seele weiter baumeln lassen können.

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