Unser schottisches Abenteuer geht noch weiter. Wir verlassen die kleinen Inseln und nehmen die Fähre auf die große Insel. Die 32 Meilen schafft die MV Hamnavoe in etwa 2 Stunden. Dabei geht es vorbei an der Insel Hoy und ihrem Wahrzeichen, dem Old Man of Hoy. Das ist eine Felsnadel, die dekorativ vor der Küste aufragt. Die Überfahrt ist die bequemste Art sie zu sehen. Alternativ kann man nach Hoy übersetzen und in einer 20 Kilometer Rundwanderung zur Küste laufen. Tatsächlich können wir auf den Klippen winzige Menschlein herumlaufen sehen! Über Hoy ziehen dramatische Wolkenberge durch die Hügel, aber wir haben Glück und bleiben fast die ganze Fahrt über im Sonnenschein. Unser nächstes Ziel sind die Grafschaften Caithness und Sutherland, der Nordosten Schottlands den wir bisher noch nicht kennen.
Unser Schiffstaxi kommt
Für uns heißt es leider Goodbye Orkney
Tschüss Stromness!
Dramatisches Wetter über Hoy
Erster Blick auf „Old Man of Hoy“
Holbourn Head Lighthouse
Willkommen in Caithness
Theoretisch könnten wir direkt die Ostküste hinunterfahren um zu unserem nächsten Domizil in Embo zu gelangen. Aber wir haben gelesen, dass die A836 zwischen Thurso und Durness die schönste Scenic Route in den Highlands sein soll. Und die führt uns erstmal in die entgegensetzte Richtung nach Westen. Am Anfang sind wir schon enttäuscht, denn so besonders „scenic“ finden wir die Aussicht nicht. Es geht ein Stück von der Küste weg über eher schlechte Straßen, ohne große Oh-wie-schön-Momente. Dann kommt das Kernkraftwerk Dounreay in Sicht und wir denken endgültig – das war keine so gute Idee. Außerdem sind uns die engen Straßen viel zu voll! Wir befinden uns nämlich auf der North Coast (NC) 500, dem mittlerweile ziemlich berühmten und beliebten Rundkurs, der einmal um die schottische Nordküste führt. Der Andrang hat schon fast Übertourismusniveau erreicht und belastet Infrastruktur und Anwohner zunehmend. In weiten Teilen geht es über einspurige Straßen mit den uns schon wohl bekannten Ausweichstellen, um den Gegenverkehr – oder drängelnde Verfolger – passieren zu lassen. Für unser agiles Cashermobil und seinen erfahrenen Piloten kein Problem, aber für unerfahrene oder unsichere Wohnmobilfahrer wird das schon mal schwierig. Wir machen Pause im Couthie Café, dann gut gestärkt einen Strandspaziergang am wunderschönen Melvich Beach und treffen endlich auf echte Highland Kühe, was uns wieder mit der Welt versöhnt.
Zeit für eine Stärkung
Melvich Beach
Ich seh euch nicht, dann seht ihr mich auch nicht!
Prachtexemplar
Je weiter wir uns von der Küste entfernen, umso mehr entwickelt sich die A836 zu der Scenic Route, die wir erwartet hatten. Am Horizont tauchen die ersten Hügel im Dunst auf und davor erstreckt sich die Heidelandschaft unter einem echt dramatischen Himmel! Im Tal von Borgie steigen wir auf den Hügel mit der mysteriösen Skulptur „The Unknown“ und holen uns gleich noch eine Dosis Waldentspannung dazu. Die Skulptur ist ein überlebensgroßes bronzefarbenes Skelett, das sinnierend ins Tal blickt. Eine Erläuterung zu Bedeutung und was „Unknown“ ist, gibt es nicht, da kann sich also jeder selbst seine Gedanken zu machen. Der Ausblick ist den kleinen Aufstieg allemal wert! Bevor wir die Küste endgültig verlassen verwöhnt uns ein Viewpoint noch mit einer schönen Aussicht auf die Rabbit Islands, kleine nur von Kaninchen bewohnte, Inselchen in der Bucht von Tongue.
Bettyhill Viewpoint
Der Hügel mit der Skulptur „The Unknown“
Tolle Aussicht
Rabbit Islands
Bis nach Durness werden wir es heute nicht schaffen, denn wir fahren immer noch in die falsche Richtung und müssen irgendwann wieder nach Osten zurück. So folgen wir der A836, die bei Tongue südwärts abbiegt und bekommen ein wahres Landschaftsspektakel geboten! Nur schade, dass es so wenig Parkplätze bzw. Haltemöglichkeiten auf der einspurigen Straße gibt. Aber wo immer wir ein Plätzchen finden, müssen wir halten und die wunderbaren Highlands genießen! Es gibt dunkle Hügel, Heide, Moor, Flüsschen, kleine Lochs, Wasserfälle und ein Licht, wie es nur im Norden zu finden ist! Der Wettergott ist uns wohlgesinnt und zaubert tolle Wolkenspiele in den Himmel, aber es bleibt trocken und oft sonnig.
Unsere persönliche Empfehlung für die A836 ist also der Abschnitt quer durch die Highlands von Tongue bis Lairg. Die Küste kann man mitnehmen, aber da haben wir schon schönere Strecken gemacht. In Lairg geht es für uns dann endgültig nach Osten, bis wir endlich unser Ziel in Embo erreichen.
Der Strand von Embo liegt direkt vor unserer Tür. Wir können vom Wohnzimmerfenster die Dünen und sogar ein Stück Sand sehen! Er ist kilometerlang und in der Vorsaison nur mäßig besucht. Wir sind meistens ganz allein
. Der ziemliche große Caravanpark in der Nachbarschaft lässt allerdings vermuten, dass das im Hochsommer anders sein wird.
Blick aus dem Wohnzimmerfenster
Dünen hinter Embo Beach
Dekoratives Strandgut
Nur unsere Spuren im Sand
Nur das Badewetter haben wir wohl zu Hause vergessen
Ein Abendspaziergang geht immer
Uns zieht es nochmal die Ostküste hinauf, denn die soll gerade am nördlichsten Punkt – Dunnet Head – sehr schön sein. Also nix wie hin. Allerdings sind die Entfernungen hier doch deutlich weiter, als wir es aus den letzten Wochen gewöhnt sind. Aber was sein muss, muss sein.
Zuerst geht es quer durch das, was Flow-Country genannt wird. Mit 4.000qm² ist es das größte Hochmoor Europas, das eine Torfschicht von mehreren Metern gebildet hat. So tief, dass man laut Infotafel einen Doppeldeckerbus darin versenken könnte! Dazwischen immer wieder Moortümpel und sonst nicht viel woran sich das Auge festhalten könnte. Ein einzigartiger Lebensraum, und ein riesiger CO2-Speicher. Seit man das verstanden hat, wird daran gearbeitet, das Gebiet zu erhalten und verlorene Teile, die für die Waldwirtschaft trocken gelegt wurden, wieder zurück zu verwandeln. Seit kurzem ist es außerdem UNESCO Weltkulturerbe.
Aber wir wollen zum Harold’s Tower, einem kuriosen Bauwerk, das fotogen auf einer kleinen Erhöhung steht. Leider ist das umgebene Feld bei unserem Besuch keine Viehweide – über die wir wahrscheinlich einfach drüber gelaufen wären – sondern ein Feld voller Weizen. Da wollen wir natürlich nix kaputt machen und so bleibt es beim Anblick aus der Ferne.
Castletown Beach hatten wir für heute gar nicht auf dem Programm, aber es ist so windig, dass die Kronen der hereinrollenden Wellen in Schleiern hoch und zurück geweht werden. Das müssen wir uns natürlich näher ansehen. Dankeswerterweise ist den meisten Besuchern der Weg über das kurz Stück Steinstrand zu beschwerlich und sie bleiben in der Nähe vom Parkplatz. So haben wir das Spektakel auf ganzer Breite für uns
. Um es richtig zu erfassen braucht es natürlich Bewegtbilder, die wir auch reichlich machen. Aber die sind noch nicht auf zuschauerfreundliche Länge geschnitten
.
Dann erreichen wir Dunnet Head, den nördlichsten Punkt Schottlands und somit der britischen Hauptinsel. Es ist so windig, dass wir uns ordentlich gegen die Böen stemmen müssen, aber das macht uns ja nichts aus. Auf dem Parkplatz stehen diverse Wohnmobile mit Insassen, die mehr oder weniger die Aussicht genießen und die besten Plätze blockieren. Ob sie sich auch nach draußen getraut haben, können wir nicht sagen. Im-Auto-Sitzen ist hier aber definitiv eine weit verbreitete Beschäftigung. Der Leuchtturm ist nett, aber nicht spektakulär. Auf das Gelände selbst kann man nicht. Stattdessen geht es weiter zum Aussichtspunkt und zum Spaziergang über die Klippen. Ebenfalls nett, aber auch da hatten wir diesen Urlaub schon Besseres (jaja, jammern auf sehr hohem Niveau
). Immerhin denken wir daran, den Geocache noch zu heben!
Flow Country
Harold’s Tower
Castletown Beach
Die Gischt kommt gegen den Wind nicht an
Dunnet Head Lighthouse
Aussicht vom Viewpoint
100 Meter hohe Klippen
Am Brough Pier kann man oft Seehunde sehen (wir natürlich nicht
), aber dafür gibt es ein hübsches Häuschen mit roter Tür und Fensterläden, sowie freistehende Felsen vor der Küste. Wir würden allerdings empfehlen, das Auto oben stehen zu lassen und nicht so wie wir schwungvoll abzubiegen. Ehe wir uns versehen sind wir schon zu weit die Holperpiste runter um noch zurück oder wenden zu können. Unten gibt es aber tatsächlich einen ausgewiesenen Besucherparkplatz!
Brough Pier
Keine Seehunde, aber schicke Felsen
Ein Stück weiter nach Südosten liegt John O’Groats und Duncansby Head. Wer nur Zeit für einen Stopp hat sollte definitiv diesen wählen. Der Weg zum Leuchtturm und weiter zu den Felspyramiden vor der Küste ist schön zu laufen und lohnt sich! Als Bonus sehen wir auch nochmal Papagaientaucher, die aber noch scheuer sind, als die, die wir bisher gesehen haben und kaum lange genug für ein Foto still halten. Der böige Wind tut sein übriges. Aber wir schaffen es! Man könnte noch weiter an der Küste entlang laufen, aber die vom Wind hochgepeitschte und nach oben getragene Gischt hat uns die ganze Brille verknast. Und der unbefestigte Weg ist bei diesen Windverhältnissen auch nicht so wirklich. Das hat aber definitiv Wiederholungspotential!
Duncansby Lighthouse
Ein geschütztes Plätzchen gefunden
Da sind sie
Und schwupps ist einer wieder weg!
Wo isser hin?
Duncansby Sea Stacks
Noch ein Stück weiter südlich machen wir eine sehr schöne Abendrunde am Noss Head. Vom Parkplatz kann man direkt zum Castle Sinclaire Grinigoe laufen, oder man macht eine größere Runde am Leuchtturm vorbei. Die Bewohner (wie cool ist das denn, im Leuchtturm zu wohnen?!) haben nichts dagegen, wenn man – zu Fuß – die Zufahrtsstraße nutzt, solange man nicht direkt auf das Gelände direkt am Leuchtturm geht. Wobei Straße auch eine beschönigte Bezeichnung ist. Das hätten wir dem Cachermobil sowieso nicht zugemutet! Am Leuchtturm vorbei geht es auf mehr oder weniger erkennbaren Trampelpfaden über die Klippen zum Castle. Also zur Ruine, denn mehr ist davon nicht mehr übrig. Aber sie thront auf einer winzigen Landzunge über dem Meer und ist frei zugänglich. Es gibt sicher besser erhaltene Gemäuer und die vielen Metallstützen und Absperrungen helfen auch nicht, aber die Lage, das weiche Abendlicht und die Einsamkeit holen das alles wieder raus!
Noss Head Lighthouse
Castle Sinclair Girnigoe
Mächtige Mauern
Noch ein Stückchen weiter südlich, in Whaligoe, kann man über eine in die Felswand geschlagene Treppe von den Klippen bis zum Meer hinunter steigen. Natürlich sollte einem bewusst sein, dass man die von uns gezählten insgesamt 330 Stufen hinterher auch wieder rauf muss
. Unten bietet sich ein einzigartiger Blick die steile Felswand hinauf und auf die Brandung, die in die kleine Bucht rollt. Wer die Mühe nicht scheut, unbedingt machen! Es ist allerdings schon ein kleiner Touristen Hotspot. Oben gibt es nur einen winzigen Parkplatz, da kann es auf der kleinen Zufahrtsstraße und beim Rangieren schon mal eng werden. Die Stufen sind teilweise sehr steil, bröckelig und ohne richtige Absicherung zur Seeseite. Bei schlechtem Wetter hätten wir es uns bestimmt zweimal überlegt, aber wir haben gutes Timing, ergattern einen der begehrten regulären Parkplätze und schaffen die Tour runter und wieder rauf ohne Stau auf der Treppe und bevor der nächste Regenschauer niederprasselt. Allerdings lassen wir deswegen den Küstenweg auf den Klippen rechts und links der Bucht aus.
Wer erkennt die Treppe?
Schöne Aussicht
Blick die Felswand hinauf
An der ganzen Küste liegen kleine Häfen. Besonders nett fanden wir Lybster Harbour, mit seinem niedlichen weißen Leuchtturm am Ende des Piers und den zufrieden vor sich hinschaukelnden Fischerbooten. Wer möchte kann hier auch eine Pause im Heimatmuseum und Café „Waterlines“ einlegen. Allerdings hat es, wie so viele Einrichtungen in Schottland, eher lustige Öffnungszeiten, aktuell Do-Sa von 10 bis 15 Uhr.
Lybster Harbour
Die Anwohner haben Humor!
Fotogener Leuchtturm
Die Fischerboote haben für heute Feierabend
Golspie liegt von unserem Ferienhaus gerade mal 15 Autominuten entfernt. Dort findet sich eine Top Attraktion der Gegend: Dunrobin Castle. Es ist das nördlichste Herrenhaus Schottlands. Es zählt zu den ältesten durchgehend bewohnten Häusern Großbritanniens und stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Es war Sitz der Grafen und später der Herzöge von Sutherland. Mit seinen runden hoch aufragenden Spitztürmchen und aus hellem Stein erbaut, sieht es ein bisschen nach Märchenschloss aus. Von den angeblich 189 Räumen sind 18 zu besichtigen. Das sind die Räume der Familie und auch einige Zimmer des Personals, die den gigantischen Apparat versorgten und am Laufen hielten. Zum Meer hin schließt sich eine schöne Gartenanlage an, die man über diverse Treppen erreicht. Hat man seinen Besuch entsprechend geplant, finden im Garten zweimal am Tag Vorführungen der Falknerei statt. Es gibt außerdem ein Museum, aber soweit sind wir gar nicht gekommen. Im Schloss alleine gibt es soviel zu sehen in all den Vitrinen, Schränken, auf Bildern, Möbeln und jeder Raum ist mit mehrsprachlichen Erklärtafeln ausgestattet. Alles macht einen sehr stimmigen Eindruck und ist wirklich spannend zu erkunden. Der Eintritt ist mit £15,50 nicht billig, aber dafür ist alles inklusive. Je nach Aufenthaltsdauer und Laune gibt es noch einen Teamroom und einen Kaffeewagen im Hof. Der obligatorische Shop darf natürlich auch nicht fehlen. Obwohl wir anfangs etwas besorgt ob des Besucheransturms sind, aber dann verläuft sich die Menge im weitläufigen Schloss und Garten. Auch hier sollte man im Hinterkopf haben, dass spätestens um 17:00 Uhr alles geschlossen wird. Wir haben uns ziemlich lange (inkl. Flugschau) aufgehalten, war uns den Eintrittspreis also wert!
Golspie und auf dem Hügel das Duke Of Sutherland Monument
Billiardzimmer
Alter Duftspender (Potpourri-Urne)
Esszimmer
Geige spielender Hirsch?
Ein Hochzeitsgeschenk – schon schwierig da Begeisterung zu zeigen
Die Bibliothek
Das Damenbadezimmer
Kinderzimmer
Hauswirtschaftsraum
Der Garten
Falkner Andy mit Bussard Agatha (Aggie)
Wanderfalke Robin – verflixt schnell der Vogel!
Uns hat’s gefallen
Als Kontrastprogramm bietet sich ein Abstecher zu Golspie Burn Waterfall & Gorge an. Der Wasserfall selbst ist nicht so spektakulär, aber der Weg dorthin führt durch eine schön verwunschene Schlucht. Immer am Flüsschen Golspie entlang, das fröhlich über Stock und Stein plätschert. Es geht über Stege und Holzbrücken von einem Ufer zum anderen. Von oben fällt der Sonnenschein (wenn denn die Sonne scheint) wie ein Flickenteppich in die Schlucht – schön gemacht und schön zu laufen!
Golspie Burn Waterfall
Durch die Schlucht
Wie im Märchenwald
Ein kleines Stück weiter an der vielbefahrenen A9 liegt Carn Liath Broch, die Überreste eines Turms mit ein paar Nebengebäuden. Über eine relativ gut erhaltene Treppe kann man auf die Mauerkrone klettern und oben komplett rum gehen. Ohne Eintritt und ohne andere Besucher! Einzig der ziemlich nah vorbeirauschende Verkehr stört den Gesamteindruck ein bisschen.
Carn Liath Broch
Wenn’s eine Treppe gibt, müssen wir natürlich da hoch
Der nächste Regen zieht auf