Finnland 2019 – Mit der Sonne gen Osten

Für heute Morgen haben wir den Wecker gestellt, denn das Frühstück wird ab halb acht serviert und wir wollen danach noch die Anfahrt durch die Schären vor Helsinki genießen. Pünktlich zum aktiven Beginn unserer Reise hat sich die Sonne eingefunden und auf einer spiegelglatten Meerenoberfläche gleitet die Finnmaid auf ihr Ziel zu. Und während sich nach und nach immer mehr Passagiere auf dem Aussendeck einfinden, parkt der Kapitän den knapp 220 m langen Stahlkoloss rückwärts in den Hafen Vuosaari ein. Hier herrscht sonntägliche Ruhe und auch das Ausschiffen ist schnell und problemlos erledigt.

Helsinki kennen wir schon von unserer Hochzeitsreise, vor ziemlich genau 14 Jahren. Hat uns damals sehr gefallen und wenn es ins Programm passt, werden wir auch diesen Urlaub noch einen Tag dort verbringen, aber nicht heute. Heute machen wir einen Bogen um die Stadt und halten uns ostwärts. Auf dem Weg zur finnischen Seenplatte ist unser erster Stopp Porvoo, die zweitälteste Stadt im Land. Die Altstadt besteht aus alten, bunten Holzhäusern und am Fluss Porvoonjoki stehen hübsche ehemalige Salzspeicher. Wir parken am Dom, der aber gerade von einer Truppe Industriekletterer eingerüstet und verplant wird. Also keine Bilder der roten Ziegel am Giebel :-(. Stattdessen schlendern wir gemütlich durch die Kopfsteingassen und freuen uns am lauen Frühlingsmorgen. Es ist ruhig und friedlich, bis wir aus der Altstadt zum Fluss heruntergehen. Da kommt uns die erste Busladung amerikanischer Touristen entgegen. Und im Laufe der nächsten Stunde folgen weitere. Wir hatten also unbeabsichtigt mal wieder gutes Timing.

Für die beste Sicht auf die Salzspeicher sollte man über die alte Brücke ans andere Flussufer wechseln. Auf der Brücke befinden sich Liebesschlösser, aber weil es ein Holzgeländer ist mussten sie bei der Befestigung erfinderisch werden. Und was passt besser zu einer romantischen Liebeserklärung, als eine schwere Eisenkette ;-). Ein Stück den Fluss hinauf befindet sich eine moderne Brücke, wo wir den ersten Cache des Urlaubs heben und unserer Statistik ein weiteres Land hinzufügen. Und zu unserer Überraschung finden wir dort das Segelschiff „Glückauf“, passend zum Restaurant „Zum Beispiel“. Wieso es zu diesen Namensgebungen kam, können wir allerdings nicht ergründen.

Es geht weiter ostwärts bis wir Hamina erreichen. Wenn man das Rathaus ansteuert, findet man drum herum den blauen quadratischen Bau der evangelischen Johanneksen Kirkko und ihr gegenüber die orthodoxe Kirche Peter & Paul in zuckerbäckerrosa und weiß mit allein stehenden Glockenturm und Kuppeldach. Wir entscheiden uns für die kleine orthodoxe Kirche, die uns innen mit viel blau und gaaaanz viel Gold fast erschlägt ;-). Nicht unbedingt unser Stil, aber sehenswert.

Ein nicht zu übersehendes Schild weißt zur „Bastioni“, was uns neugierig macht. Es ist aber keine Burg oder Schloss-(Ruine), wie wir vermuten, sondern in den Fels geschlagene Kasematten, die als bombensichere Lager dienten. Den Innenhof überspannt ein riesiges Kuppelzelt, denn er wird heute als Veranstaltungsort genutzt. Die Akustik ist auf jeden Fall bombastisch ;-).

Ab hier geht es nordwärts, denn wir sind schon knapp vor der russischen Grenze und da wollen wir ja eigentlich nicht hin – haben auch gar kein Visum ;-). Die Autobahn schlängelt sich durch Wald und Gegend und zwischen den Bäumen blitzt immer wieder Wasser hervor. Wir sind am Saimaa angekommen. Der größte See in Finnlands, der aus vielen miteinander verbundenen Seen besteht und über 4.000 qkm Fläche bedeckt. Damit noch nicht genug der Superlative, es gibt fast 14.000 Inseln und fast 15.000 Kilometer Uferlänge. Ein kleines Stück davon haben wir für die nächste Woche zu unserem Urlaubsheim gemacht. Offiziell gehört es zur Gemeinde Puumala, aber wir sind draußen, mitten im Wald, nur über eine Schotterstrasse zu erreichen und fast ganz allein. Unsere Mökki, wie die Finnen ihre Wochenendhäuser nennen, hat aber immerhin fließend Wasser und Strom . Darauf sollte man bei der Buchung achten, denn die oft sehr idyllisch liegenden Hütten sind auch oft sehr spartanisch und das Badezimmer ist der vor der Tür liegende See.

Noch vier Wochen bis Mittsommer und wir merken es daran, dass es Nachts um halb zwölf immer noch nicht ganz dunkel ist. Ein weiterer Grund ist aber auch der „Fastnochvollmond“, der wie eine Lichtkugel über dem Seeufer gegenüber hängt. Dazu absolute Stille nur hin und wieder durch einen nächtlichen Vogelruf unterbrochen. Für uns Stadtkinder ziemlich ungewohnt und auch ein bisschen unheimlich.

2 Antworten auf „Finnland 2019 – Mit der Sonne gen Osten“

  1. Wie wunderwunderschön!
    Was für tolle Bilder!
    Und es ist eine tolle Countdown Lektüre bis zu meinem eigenen Urlaub, wenn ich von Helsinki nach Vaasa radeln werde.
    Habt eine tolle Zeit, ihr zwei beide !

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