Skandinavien ist bekanntlich ein beliebtes Ziel bei allen, die nicht unbedingt Hochsommergarantie im Urlaub suchen. Aber als wir erzählten, dass wir Finnland gebucht haben, ernteten wir doch überraschte und auch einige besorgte Blicke. Zugegeben kennen auch wir bisher noch niemanden, der eigene Finnlandreiseberichte liefern kann, aber sonderlich exotisch ist es doch eigentlich auch nicht. Wieso sind also Norwegen und Schweden soviel bereister? Wir machen den Selbstversuch und wollen unsere Erfahrungen gerne teilen.
Finnland hat knapp 5,5 Mio Einwohner auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland. Also für uns der ideale Ferienort :-). Als erstes stellen wir fest, dass Finnland deutlich weiter östlich liegt und die Anreise mit dem eigenen Auto entsprechend mehr Zeit erfordert. Trotzdem entscheiden wir uns dafür und befinden uns mitten in der Nacht auf dem Weg nach Travemünde, von wo uns die Finnmaid in knapp 29 Stunden 1,100 km über die Ostsee nach Helsinki bringen soll. Je näher wir der Küste kommen, desto mehr versteckt sich der Vollmond im Dunst; im Hafen angekommen hat er sich dann zu einem dicker Nebel ausgewachsen. Nach einem kurzen Stopp am Check-in Schalter geht es sofort hinter dem Security-Car an Bord. Noch unkomplizierter als wir gehofft hatten. Bis zum Auslaufen sind es noch ein paar Stunden und wir sind auch noch nicht müde, also machen wir uns auf das Schiff zu erkunden. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Zwei Decks sind für die Trucker und Passagiere vorgesehen und wir sind etwas ernüchtert. Aufgrund der Reisezeit hatten wir schon mit etwas mehr gerechnet. Außer dem offiziellen Restaurant gibt es noch ein Bistro/Café und eine Bar, aber keinen richtigen Aufenthaltsraum. Shop, Sauna, Fitnessraum und Kinderspielecke sind vorhanden, aber für uns jetzt nicht unbedingt eine Alternative für einen längeren Aufenthalt. Leider verspricht die Wettervorhersage, dass es eher ungemütlich wird und kurzentschlossen gönnen wir uns ein Kabinen-Upgrade. So werden wir die Überfahrt gut überstehen :-).
Bevor wir unsere Kabine endgültig beziehen müssen wir natürlich noch an Deck und sehen, was da los ist. Wegen des Nebels sieht alles etwas unwirklich aus. Noch während die letzen Fahrzeuge an Bord kommen, ist die Hafencrew eifrig dabei einen LKW-Auflieger nach dem anderen vom Schiff zu holen. Ein sorgfältig komponiertes Chaos auf kleinem Raum. Schließlich fallen wir aber doch in unsere Kojen und bekommen das Ablegen und Auslaufen um 3:00 Uhr morgens gar nicht mit. Nur ein leises Klappern, dass sich zum Geräusch der Lüftung gesellt verrät uns schlaftrunken, dass das Schiff in Bewegung ist. Am nächsten Morgen stellen wir allerdings fest, dass es nur der schlecht verbaute Schranksafe ist :-).
Der Nebel begleitet uns auch am nächsten Tag. Man kann zeitweise keine fünf Meter weit sehen. Ein bisschen schade, da unsere Außenkabine einen perfekten Fensterplatz hat, aber auch schön, da wir so richtig entschleunigen können und ohne schlechtes Gewissen ein ausgedehntes Mittagsschläfchen halten :-). Die organisierte Abendunterhaltung besteht aus einer Dreiviertelstunde Alleinunterhalter, der wir uns allerdings nicht aussetzen. Um zehn Uhr ist das Schiff wie ausgestorben und wir sind auf unserem Spaziergang an Deck ganz für uns. Allerdings bekommen wir statt romantischen Sonnenuntergang ein aufziehendes Gewitter geboten, auch ein Erlebnis! Dann gönnen wir uns noch ein bisschen Eurovision Song Contest, schaffen es aber nur bis Aserbaidschan, bevor uns die Augen zufallen.