UK 2023 – Schottland

Es lohnt sich, hin und wieder die Mitarbeiterangebote zu studieren. Sonst wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, mal wieder eine Reise ins Vereinigte Königreich zu machen. Aber gerade als wir dabei sind, in die Planung für den nächsten Urlaub zu gehen, kommt ein Angebot von DFDS für Überfahrten von Amsterdam nach Newcastle als Inspiration wie gerufen. Wir wollen ans Meer und uns entspannen, aber auch ein bisschen was Neues sehen. Unsere Wahl fällt auf Südostschottland und Northumberland. Oder einfach: einmal nördlich und einmal südlich der schottischen Grenze.

Die Überfahrt mit der Princess Seaways ist ruhig und unproblematisch. Von der Ersparnis durch die Mitarbeiterangebote haben wir uns eine Vierbett-Außenkabine geleistet. Sie liegt ganz vorne auf Deck 7 und wir haben den direkten Ausblick über den Schiffsbug.

Die Wettervorhersage sieht leider für unseren Aufenthalt keinen warmen Spätsommer, sondern eher Novemberwetter voraus. Newcastle empfängt uns dann auch grau und mit Nieselregen. Wir sind entsprechend gerüstet und machen uns trotzdem gut gelaunt auf den Weg weiter gen Norden. Schnell wird klar, dass wir in UK sind, denn unser Navi gibt die Entfernungen in Meilen, Yards (Google) und Fuß (TomTom) an. Und wir müssen uns dran gewöhnen, die Zahlen auf den Strassenschildern von Meilen in Kilometer umzurechnen. Besonders wichtig bei Geschwindigkeitsangaben 😉 . An die sollte man sich auch besser halten, damit es keine teuren Fotos aus einer der vielen Verkehrskameras gibt.

Zwischenstopp machen wir bei Dryburgh Abbey, wo wir zu Mitgliedern von „Historic Environment Scotland“ werden, der Behörde, die sich um die Pflege und Erhaltung bedeutender historischer Stätten in Schottland kümmert. Mitglieder haben freien Eintritt zu all diesen Stätten und wir haben vor, einige zu besuchen. Eintrittsgelder stehen nicht immer im direkten Verhältnis zum gebotenen Erlebnis und wir haben uns ausgerechnet, dass wir so in den nächsten zwei Wochen alles abgrasen können, was sich interessant anhört, ohne Enttäuschung oder Ärger wegen empfundener überhöhter Preise.

Dryburgh Abbey ist eine der bedeutenden „Border Abbeys“ aus dem 12. Jahrhundert und heute nur noch ein Ruine. Aufgrund des Wetters sind außer uns nicht viele Besucher da, so dass wir entspannt alles erkunden können. Idyllisch am Fluss Tweed gelegen und letzte Ruhestätte von Sir Walter Scott strahlt die Abtei und das ganze Gelände genau die Ruhe und Gelassenheit aus, die wir suchen.
Einen Steinwurf entfernt liegt Jedburg Abbey, die allerdings im Moment wegen Restauration geschlossen ist. Ein Stück weiter findet man Melrose Abbey, die wir bereits in unserem ersten Schottlandurlaub 2017 besucht haben. Um das Quartett vollständig zu machen fehlt uns nur noch Kelso Abbey, die wir für nächste Woche auf dem Programm haben.

Unser Feriendominzil liegt in Harrietfield, einem kleinen Dorf zehn Meilen außerhalb von Perth (dem Original, nicht dem in Australien). Unser Vermieter hat uns allerdings vorab informiert, dass es in der von uns ursprünglich gebuchten Unterkunft (Stables Cottage) zu Belästigung aufgrund von Baulärm kommen kann. Die angebotene Ersatzunterkunft (Stormont House) ist leider nicht so ausgestattet, wie auf den Fotos dargestellt und so bekommen wir nach zwei Tagen ein Upgrade für eines der Sahnestücke von Logiealmond Estate und beziehen Laverockbank Steading. Highlight ist das Schlafzimmer in der alten Mühle, aber auch das Wohnzimmer im Stil einer Jagdhütte mit Kamin und Ledersofas ist nicht zu verachten 😊. Für uns ist es insgesamt etwas zu viel Hirschdekor, aber es passt zum Haus. Und die vielen Bilder eines /einer R. Collier (wer weiß, wer das ist? Doris wusste es, danke dafür 😀) bieten einen schönen Kontrast. Hier wird es uns gut gehen, auch wenn das Wetter wirklich so regnerisch wird, wie angesagt.

Wer an England oder Schottland denkt, wird wohl nicht gleich lange Sandstrände und kleine Küstenorte vor Augen haben, aber auf einer Insel ist es nie wirklich weit bis zum Meer. Wir machen eine Tour den Firth of Forth entlang. Los geht’s in Elie, das einen Strand, kleinen Jachthafen, Leuchtturm, eine Rundturmruine und den Fife Coastal Path zu bieten hat. Definitiv einen Stopp wert!

In St. Monans gibt es den Wellie Garden, bepflanzte Gummistiefel, einen bunten Hund und einen kleinen Hafen.

Schließlich landen wir in St. Andrews, berühmt für die drittälteste Elite-Universität in der englischsprachigen Welt (gegründet 1413) nach Oxford und Cambridge und als Geburtsort des Golfsports. Wir sind hier, weil wir uns die Ruinen der St. Andrews Cathedral und des St. Andrews Castle anzusehen. Die Kathedrale wurde 1160 begonnen und brauchte 150 Jahre bis zur Fertigstellung. 250 Jahre später, nach der schottischen Reformation, wurde die Anlage wieder aufgegeben. Bei unserem Besuch ist das Außengelände frei zugänglich denn leider stehen überall metallene Absperrgitter um Grabsteine und Teile der Ruine, die den Gesamteindruck etwas trüben. Aber wenn man sich eine Minute nimmt und sich die Überreste der mächtigen Säulen und die Entfernung zwischen dem Hauptportal und den Türmen der Westfassade vergegenwärtigt, bekommt man eine Ahnung, was für ein mächtiger Bau es gewesen sein muss. Über geschätzt 120 Meter erstreckte sich das Gebäude und bis zu 20 Meter hoch die Gewölbedecke. Wie klein sich die Gläubigen vorkommen mussten angesichts dieser Mächtigkeit.
Einen kurzen Spaziergang entfernt, finden sich die Ruinen von St. Andrews Castle, erbaut im 12. Jahrhundert um die vielen Pilger, die die Kathedrale aufsuchten, zu beschützen und den Bischöfen der Stadt eine angemessene Behausung zu bieten. Mit dem Verfall der Kathedrale, verfiel auch die Burg. Hätten wir hier nicht freien Eintritt, hätten wir es beim Blick von der Straße belassen und unserer Meinung nach, außer dem Blick auf St. Andrews, auch nicht viel verpasst 😉 .

Ende September ist Erntezeit und überall liegen dicke goldene Heurollen auf den Feldern. So auch auf unserem Spaziergang zum Bunnet Stane, einer bizarren Felsformation in den Lomond Hills. Nicht nur aufgrund des Regens der letzten Tage, auch wegen der Schafe auf den Weiden, die man überquert, ist hier festes Schuhwerk und hinterher die Möglichkeit einer Schuhreinigung empfohlen!

Alte Steine gibt es an der schottischen Grenze in Hülle und Fülle in Form von mehr oder weniger erhaltenen Klöstern, Abteien, Burgen und Schlössern. Man stolpert fast an jeder Ecke darüber. Castle Leven ist malerisch auf einer Insel im gleichnamigen Loch gelegen. Wer möchte, kann sich mit einem Boot übersetzen lassen, aber wir haben für solche Zwecke ja ein kleines fliegendes Hilfsmittel dabei 🙂 . Das auch praktischerweise gleich Bilder von Kinross House einfängt.

Balvaird Castle ist der letzte Stopp für diesen Tag, aber das Tor zum Parkplatz ist verschlossen. Wir quetschen unser kleines Cachermobil an den Straßenrand und machen uns an den kurzen Aufstieg. Oben werden wir mit einer malerischen Ruine, einem tollen Ausblick und dem Rauschen der Bäume im stürmischen Wind belohnt.

Wenn man Burgen und Schlösser in Schottland besucht, ist es hilfreich, je nach Wetterlage, zu wissen, welche nur noch Ruinen sind und wo es noch intakte Dächer gibt. An einem Regentag machen wir uns auf nach Castle Doune. Fans der Serie „Outlander“ könnten es wiedererkennen als „Castle Leoch“ auch wenn für die Dreharbeiten wohl einiges optisch aufgebessert wurde. Die älteren unter uns, könnten es aus Monty Pythons „Ritter der Kokonuss“ kennen und mit viel Fantasie sieht man „Winterfell“ aus „Game of Thrones“. Wir würden aber nicht empfehlen, nur deswegen hierher zu kommen, denn das was man auf dem Bildschirm sieht, hat nicht viel Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit. Aktuell ist außerdem im Innenhof ein Gerüst für Restaurationsarbeiten aufgebaut.
Der englische Audioguide ist im Eintrittspreis enthalten und wird von Terry Jones (Sir Bedevere) und Sam Heughan (Jamie Fraser) gesprochen. Es gibt einen Rundkurs durch das Schloss, der teilweise durch enge Flure und über ausgetretene (Wendel-) Treppen führt. Wer damit Probleme hat sollte lieber keinen Besuch planen.

Dunblane Cathedral kostet keinen Eintritt, man freut sich aber über eine Spende. Sehenswert sind vor allem die Buntglasfenster. Im Inneren finden sich Fotos, wie die Kirche nach der Reformation aussah und es erinnert an ausgebombte Gebäude aus dem Krieg. Ein Wunder, dass alles wieder so schön und beeindruckend aufgebaut wurde.

Loch Rannoch „finden“ wir eher zufällig an einem Tag, wo das Wetter von Sonne zu Regen zu Sonne innerhalb von 5 Minuten wechselt. Das beschert uns ein bisschen Frust, wenig Bewegung und ein paar Regenbögen 🙂 .

Das rote Schloss (Red Castle) ist ein bisschen übertrieben, denn mehr als ein paar Mauern stehen nicht mehr. Erreichen kann man es über einen unmarkierten Feldweg, den man aber erstmal finden muss, oder von Lunan Bay Beach, bei Ebbe und wenn man auf der richtigen Seite des Priels ist. Oder man schickt die kleine Currywurst in die Luft 🙂 . Auf jeden Fall sollte man sich den langen breiten Sandstrand von Lunan Bay nicht entgehen lassen. Super Brandung, sehr sauber und viel Platz. Und wenn man nach dem Strandspaziergang eine Pause und Erfrischung braucht, liegt Lunan Farm Shop & Cafe direkt hinter dem Parkplatz. Hier gibt es nicht nur saubere Toiletten, sondern auch kalte und warme Getränke, Eis und selbstgebackene Leckereien. Die aktuelle Halloweendekoration erschließt sich uns nicht ganz, aber wir verstehen ja auch nicht, warum im September schon Lebkuchen und Spekulatius verkauft werden 🙂 .

Arbroath Abbey ist leider gerade wegen Reparaturen geschlossen, aber der Cliff Walk zu Deil’s Head ist zu empfehlen. Und wir machen noch einen Abstecher nach St. Vigeans. Ein winziges Museum für piktische Steine. Mit sehr lustigen Öffnungszeiten, also wer daran Interesse hat, unbedingt vorher auf der Homepage nachsehen! Wir hätten es wohl ohne den freien Eintritt nicht besucht, aber es ist schon beeindruckend, dass diese Steinarbeiten über tausende von Jahren erhalten geblieben sind. Von unseren Aufzeichnungen wird wohl schon in hundert Jahren nichts mehr übrig sein.
Unscheinbar am Straßenrand gelegen ist Your Sweets, zwei blaue Holzschränke und ein zur „Kasse“ umfunktionierter Briefkasten. Es ist ein Freiluftsüßigkeitenladen, der jeden Tag rund um die Uhr für die zuckersüchtige Kundschaft zur Verfügung steht 🙂 . Nicht ganz billig, aber wir kratzen unser spärliches Bargeld zusammen und gönnen uns eine Mixtüte. Auf der Weiterfahrt schwelgen wir dann in Kindheitserinnerungen, wenn man den nächsten Kioskbesitzer mit der gemischten Tüte für zwei Mark eine halbe Stunde beschäftigen konnte 😉 .
Broughty Castle ist natürlich schon geschlossen, als wir dort ankommen. Auch im Sommer schließen viele Sehenswürdigkeiten bereits um 17 Uhr. Wir haben uns in der letzten Woche schon daran gewöhnt und sind daher schon mit der Außenansicht zufrieden. Von der untergehenden Sonne vergoldet ist es ein würdiger Abschluss unserer ersten Urlaubswoche. Morgen ziehen wir um nach Northumberland.

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