Schweden 2019 – Öland

Warum Südschweden und nicht höher in den Norden? Ein Grund warum wir ausgerechnet hier unser Quartier aufgeschlagen haben ist die Insel Öland. Dieser langgezogene Streifen, der nur durch den Kalmarsund vom Festland getrennt ist und sehr praktisch über eine sechs kilometerlange Brücke zu erreichen ist. Die Sonnen- und Windinsel in der Ostsee hat unsere Neugier geweckt und wir wollen uns selbst ein Bild davon machen, ob all die Schwärmereien, die man im Netz und in der Literatur findet, gerechtfertigt sind.

Mit einer Länge von 137 Kilometern und maximal 16 Kilometer breit ist die Insel noch recht überschaubar. Was einem sofort auffällt sind die unglaublich vielen Holzwindmühlen, die am Straßenrand, in Gärten oder auch einfach nur irgendwo im Feld stehen. Von ehemals 2000! dieser Mühlen sind heute noch 400 übrig. Oft stehen zwei, drei oder sogar mehr dekorativ aufgereiht nebeneinander und einige beherbergen heute kleine Dosen im Inneren, die man mit ein bisschen krabbeln und eingezogenem Kopf heben kann. 🙂 . In Lerkaka hat man sogar fünf Exemplare zusammen aufgestellt. Sie sehen ein bisschen wie große Fässer mit Flügeln aus. Hinten gibt es einen Hebel mit dessen Hilfe die komplette Mühle nach dem Wind ausgerichtet werden kann. Heute sind sie und ihre Segel aber arretiert und müssen ihr Dasein als begehrtes Fotomotiv fristen. Hier eine kleine Auswahl unserer Ausbeute.

Daneben gibt es jede Menge alte Steine. Auch sie stehen einzeln oder in Gruppen oder auch als ganze Schiffssetzung auf Hügeln, in Feldern und am Straßenrand. Besonders viele haben sich im Gräberfeld von Gettlinge versammelt und eine schmucke Windmühle gibt es hier auch, was will man mehr?

Die Steine, die keiner wollte, speziell die Bauern in ihren Feldern, sind zu kilometerlangen Steinwällen aufgestapelt, die man eher in Irland oder Schottland erwarten würde, aber nicht unbedingt in Schweden. Zumindest wir nicht, aber es ist eine sehr pittoreske Überraschung! Besonders schön auch auf dem Weg zum Långe Jan, dem Leuchtturm an der Südspitze Ölands. Drum herum liegt das Naturreservat Ottenby, das bei Vogelbeobachtern hoch im Kurs steht. Ein Hobby was sich uns bisher nicht erschlossen hat aber auch außerhalb der Saison dafür sorgt, dass am Leuchtturm relativ viel los ist und wir die Currywurst am Boden lassen.

Wem Natur pur nicht ausreicht, der kann auch zwischen diversen prähistorischen und mittelalterlichen Burganlagen wählen. Öland hat da für jeden Geschmack was zu bieten. Da ist zum Beispiel die Burg Eketorp mitten in der Karst- und Heidleandschaft der Stora Alvar (Schwedisch Alvar = baumlose für die Landwirtschaft ungeeignete Landschaft). Die wiederaufgebaute Fluchtburg bietet im Sommer jede Menge Zirkus und Kinderanimation. Aber dankenswerterweise bleibt die Anlage noch geöffnet nachdem das Besucherzentrum geschlossen ist und so sind wir fast alleine und können ungestört herumstromern.

Oder man macht sich auf nach Ismantorp, die tief im Wald liegende Ruine deren Wall die Überreste von Duzenden Häusern umschließt. Allerdings lässt sich das Ausmaß der Anlage und die Fundamente der Häuser vom Boden aus gar nicht richtig erkennen. Was vermutlich auch erklärt, warum es keinen Eintritt kostet und es auch keinerlei Firlefanz drum herum gibt. Prinzipiell wären Besucher aber bestimmt bereit einen kleinen Obolus zu leisten, wenn es dafür eine erhöhte Plattform, die einen Überblick über das Gelände ermöglicht, gäbe. Gott sei Dank sind wir für solche Fälle gerüstet und die kleine Currywurst enttäuscht nicht.

Unser Highlight ist definitiv Schloss Borgholm. Der Eintritt von 100 SEK pro Person ist zwar nicht gerade günstig, aber dafür bekommt man einiges geboten. Da ist zunächst einmal der Gebäudekomplex selbst, der komplett zugänglich ist und man kann überall auf eigene Faust herumstöbern. An verschiedenen Stellen gibt es Audioeffekte, wie das Hufklappern im Eingangsbereich oder die weinende Jungfrau im Schlossbrunnen. Dazu gibt es gerade eine App-gesteuerte Ausstellung zum Aufstieg und Fall des Schlosses, dass nach einem Brand zu der Ruine wurde, die wir heute besichtigen. Das integrierte Museum ist ebenfalls sehr schön gemacht und fährt einige Kuriositäten auf. Letzer Einlass ist eine Stunde vor Schließung. Wir sind 90 Minuten vorher da und haben die Anlage kurze Zeit später ganz für uns, genau so wie wir das mögen 🙂 .

Auf einer Insel ist es nie weit bis zum Meer und so finden wir zwischendurch auch immer mal wieder den Weg zum Wasser. Lyckesand im Norden ist Teil der Bödabucht, die mit 20 Kilometer Sandstrand aufwarten kann. Oder an der Westküste wo das Meer den Kalkstein zu sogenannten Raukar geformt hat, die ins Meer ragen. Oder einfach nur so am Weg, wenn uns die vielen Schwäne auffallen.

Ein Großereignis ist wohl das alljährliche Erntedankfest. Dafür ist es zwar noch ein bisschen zu früh, aber die Vorbereitungen laufen bereits. Ein wichtiger Bestandteil sind offenbar Kürbisse, die es in Hülle und Fülle gibt. Karrenweise stehen sie zum Verkauf und auf Paletten zur Abholung bereit.

Fast jeder der kleinen Orte hat natürlich auch eine Kirche. Einige sind besonders alt oder besonders schön oder besonders gut erhalten. Aber auf jeden Fall sind sie alle verschlossen. Wie uns ja auch schon in Finnland aufgefallen ist, scheint es das Konzept der offenen Kirche nur in Einzelfällen zu geben.

Wer es bis ganz in den Norden schafft, kann den Leuchtturm Långe Erik besuchen. Das Gegenstück zum Långe Jan, der zwar der höchste Leuchtturm Skandinaviens ist, aber nicht halb so idyllisch liegt wie sein Pendant an der oberen Spitze. Vorbei am Geröllfeld mit dem klingenden Namen Neptuni åkrar, dass eine Art Deich zur Ostsee bildet und karg und öd und doch irgendwie faszinierend ist, geht es bis ans Ende der Insel. Der Wind pustet uns ordentlich durch, aber dafür gibt es auch eine fotogene Brandung. Unterhalb des Leuchtturms ist ein Kieselstrand der zum Steintürmchen bauen bestens geeignet ist und viele Besucher haben sich auch schon so verewigt.

Wir waren insgesamt drei Tage auf der Insel unterwegs und können jetzt die Begeisterung und den Lobgesang auf die Vielfältigkeit und Abwechslung, die dieses kleine Eiland bietet, sehr gut verstehen. Wir sind restlos begeistert und haben unglaublich viel gesehen. Aber es gibt noch so viel mehr, wofür unsere Zeit nicht gereicht hat. Also werden wir mit Sicherheit nochmal wiederkommen!

Ach ja, wem Öland nicht reicht, der kann in Kalmar Station machen. Wir haben einen kurzen Zwischenstopp am Schloss gemacht aber waren für einen längeren Besuch zu ungeduldig wieder auf die Insel zu kommen 😉 .

Tapfer hat die kleine Currywurst auch bei starkem Wind abgehoben und ist mit uns über die Insel gebraust. Fotos sind zwar ganz hübsch, aber Bewegtbilder sind natürlich besser 🙂 . Für alle Fans also hier die Highlights unserer Flüge.

Und obwohl wir noch gar nicht wollen ist es dann doch schon wieder Zeit für die kleine Diane und den kleinen Lars aus dem Småland abgeholt zu werden. Es geht nach Süden und wir wechseln sowohl die Insel als auch das Land. Das nächste Kapitel schreiben wir auf Bornholm, Dänemark.

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