Norwegen 2022 – Endlich wieder unterwegs

Mit zwei Jahren Verspätung kommt jetzt endlich der Abschluss unseres persönlichen Skandinavien-Jahres, dass wir 2019 begonnen haben. Nach Finnland, Schweden, Dänemark – und nochmal Dänemark und Schweden – ist es Zeit für unsere langersehnte Reise nach Norwegen!

Die Wochen vor unserem Urlaub waren – wie immer – arbeitsreich, aber schließlich ist die Abwesenheitsnotiz eingestellt und die Reisetaschen gepackt. Wobei wir coronabedingt ein wenig aus der Übung beim Packen sind und das ausgerechnet diesmal, wo wir eine lange Anreise haben und auf den Einzeletappen nur jeweils das Nötigste mitschleppen wollen. Aber wir meistern auch diese logistische Herausforderung und das Auto ist – auch wie immer – voll beladen.

Dann geht’s nordwärts. Unser erster Zwischenstopp ist der Norwegenkai in Kiel, wo wir nach kurzer Wartezeit an Bord der Color Magic rollen, die uns in den nächsten 20 Stunden nach Oslo bringen wird. Da diese Reise durchaus als „Mini-Kreuzfahrt“ vermarktet wird, ist unsere Kabine relativ groß und auf dem Schiff finden sich diverse Shops und Restaurants, die von unseren Mitreisenden auch gleich gestürmt werden. Selbst auf dem Außendeck bildet sich eine Schlange am Getränkekiosk. Was uns ein bisschen fehlt ist ein Rückzugsort ohne Verzehrzwang. Aber nachdem der Wind auffrischt, wird es draußen leerer und ein ungestörtes Sonnenbad lässt den Nachmittag schnell vergehen. Für Abwechslung sorgt der Betrieb in der Kieler Bucht, und die Durchfahrt unter der Öresundbrücke. Und auch wenn es zwischenzeitlich echt frisch geworden ist, lassen wir uns den Sonnenuntergang an Deck nicht entgehen. Insgesamt sind wir von den Menschenmassen nach fast zwei Jahren Isolation ein bisschen überfordert und als Maskenträger definitiv eine Minderheit!

Nach dem Frühstück zeigt sich der Oslofjord spiegelglatt, aber es ziehen langsam Wolken auf. Ab mittags soll das Wetter windig und regnerisch werden. Auch deswegen haben wir gar keine großen Pläne für die Stadt, aber selbst die müssen wir zusammen streichen, da es über eine Stunde dauert, bis wir das Hafengelände endlich verlassen haben. Die Zöllner scheinen den Stau gewöhnt zu sein und halten entspannt mit jedem ein Pläuschen. Das Problem ist wohl ein gleichzeitiges Ankommen von zwei Autofähren und ein viel zu klein geratener Kreisverkehr.

Irgendwann erreichen wir dann doch den Vigeland-Park. Hier finden sich Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland. Deren Bedeutung erschließt sich uns nicht immer, aber beeindruckend ist es schon. Lohnt auf jeden Fall einen Spaziergang, wenn man mal hier ist.

Dann verlassen wir Oslo auch schon wieder, denn wir müssen heute noch ein gutes Stück Strecke in Richtung Bergen schaffen. Pause machen wir an der Stabkirche von Heddal. Es ist die größte in Norwegen und könnte mit ihren übereinander liegenden Spitzdächern und den hölzernen Türmchen glatt einem Fantasy-Roman entsprungen sein. Neben dem ungewöhnlichen Altar und den mit Rosen bemalten Wänden gibt es außen rum einen überdachten Rundgang mit vier Eingängen in die Kirche. Einen für Frauen, einen für Männer, einen für die Kirchenoffiziellen und einen eigenen für den Priester. Jedes Portal ist mit Schnitzereien verziert, die jeweils das Böse draußen halten und den Eintretenden mit Segen überschütten sollen. Bei dem Eintrittspreis hoffen wir, dass wir jetzt sehr gesegnet sind 🙂 .

Aber wir müssen noch weiter. Es geht ins Gebirge, einmal um den Gaustatoppen, kurz Gausta genannten, Berg herum. Mit knapp 1.900m ist er zwar nicht einer der höchsten, aber mit den grünen Felsen (von Kupfervorkommen?) sicher einer der fotogensten. Die Umgebung wechselt von grünen Wäldern zu kargen Hochebenen und unter den tief hängenden Wolken sieht es hinter jeder Biegung anders aus. Auf der Höhe des Passes fängt es dann auch tatsächlich an zu schneien – aber dankeswerterweise nur kurz, denn wir sind mit Sommerreifen unterwegs.

Unsere Unterkunft für die Nacht haben wir rein nach Lage ausgesucht. Der Ausblick ist wirklich super, aber das Hotel selbst etwas runter- und in die Jahre gekommen. Immerhin ist unser Zimmer ist so frisch renoviert, dass wir noch die Farbe auslüften müssen und sauber. Das Personal ist etwas überfordert, aber sehr nett und bemüht. Für eine Nacht ist es okay und wir ignorieren solche Kleinigkeiten wie das renovierungsbedürftige Treppenhaus und die mit Tesafilm geflickte Glasscheibe. Wir schlafen überraschend gut und können uns auch über das Frühstück nicht beschweren.

Wir hatten uns auf eine verregnete Anreise nach Bergen eingestellt, aber das Wetter hält und wir finden uns unvermutet in einer sehr winterlichen Landschaft wieder. Die Berge sind noch größtenteils schneebedeckt und die Seen hier oben sogar teilweise noch zugefroren. Es ist kalt aber klasse! Und dort, wo es taut stürzt das Schmelzwasser sehr dekorativ zu Tal. Aber auch ohne Schnee passieren wir einige spektakuläre Wasserfälle. Südlich von Odda befindet sich der Latefossen direkt an der Durchfahrtsstraße. Natürlich inklusive diverser Touris, die mitten auf der Fahrbahn davor Selfies machen müssen und sich dann noch beschweren, dass sie dabei nass werden….

Gefühlte zweihundert Tunnel später, einige bis zu 12 km lang, erreichen wir den Hardangerfjord. Hier finden sich Norwegens Obstplantagen, die um diese Zeit blühen sollen, aber wir haben am Morgen soviel Zeit vertrödelt, dass wir bis dort leider gar nicht kommen. Vielleicht haben wir auf der Rückfahrt Glück und bekommen noch was zu sehen. Jetzt bestaunen wir nur das türkise Wasser im Sonnenschein, was ein echt krasser Kontrast zu unserer morgendlichen Reise ist. In Jondal nehmen wir die Fähre über den Fjord und kommen am späten Nachmittag endlich in Bergen an.

Mit durchschnittlich 240 Tagen, an denen es zumindest ein bisschen regnet, zählt Bergen zu den regenreichsten Städten Europas. Umso erstaunlicher, dass wir heute das Hanseviertel Bryggen trocken und bei Sonnenschein erkunden können. Obwohl einige Gebäude der berühmten Häuserzeile gerade renoviert werden, hat man nicht einfach ein Gerüst aufgestellt und irgendeine Plane davor gehangen, sondern Abbilder der Fassade, so dass wir auf den ersten Blick den Unterschied fast nicht bemerkt hätten. Richtig spannend wird es aber erst hinter und zwischen den Holzhäuschen, wo sich in schmalen Gassen und Hinterhöfen kleine Lädchen und Cafes angesiedelt haben.

Damit endet der Roadtrip unserer Anreise, denn ab hier geht es für uns an Bord der Hurtigruten, die uns nochmal 1.500 km gen Norden bringen werden.

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