Irland 2022 – Céad míle fáilte – der Südosten

Die Pandemie hat uns alle gezwungen auf lieb gewordene Dinge und Beschäftigungen zu verzichten oder sie zumindest den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Und obwohl wir sicherlich keinen Grund haben uns zu beschweren, machen sich doch vereinzelt Entzugserscheinungen bemerkbar. Uns fehlt die grüne Insel. Die letzte Dosis Irland hatten wir im Januar 2020 und so langsam wird’s Zeit für die nächste. Da wir uns noch nicht wohl damit fühlen in ein Flugzeug zu steigen, fällt die Entscheidung für die lange Anreise mit dem Cachermobil. Auf dem Weg nach Cherbourg regnet es so viel, wie in den ganzen letzten Wochen zu Hause nicht. Wir hoffen, dass es kein Omen für den Rest des Urlaubs ist!

Aufgrund der Folgen unserer letzten Seereise (Corona) verfolgen wir diesmal eine Strategie der strikten Distanzierung. Der Captain pustet uns noch seine Einschätzung einer „ruhigen Überfahrt mit leichtem Wellengang und Wind aus südlicher Richtung“ in die Kabine, als wir uns schon bettfertig machen. Deshalb werden wir unschön überrascht, dass die Stena Horizon sich die ganze Nacht durch den Ärmelkanal und die keltische See kämpft und das Stampfen des Motors die Deckenverkleidung über unseren Köpfen Schuhplattler tanzen lässt. Das Rollen des Schiffes schubst uns fast aus der Koje, bis wir es in den frühen Morgenstunden in ruhigeres Fahrwasser schaffen. Offensichtlich haben der Captain und wir eine andere Auffassung, was eine ruhige Überfahrt ist! Glücklicherweise haben wir ja bis zum Anlegen keine Pläne und können uns nochmal für ein Nickerchen umdrehen 🙂 .

Ausschiffen, Passkontrolle und Zoll sind diesmal unproblematisch und relativ schnell erledigt. Irland begrüßt uns mit viel Sonne und Wind. Hoch über dem Strand von Rosslare kommt fast karibisches Feeling auf und versöhnt uns mit der holprigen Überfahrt. Der erste Strandspaziergang und wir sind endgültig im Urlaub 🙂 .

Wie so viele andere Touristen, haben wir eine klare Vorliebe für Irlands Westen und deshalb haben wir unsere Zelte noch nie im Südosten aufgeschlagen. Diesmal liegt unser erstes Feriendomizil aber nur eine knappe Fahrstunde von Rosslare, in Ballagh Court, Wexford. Hier sollte es also noch viel Neues für uns zu entdecken geben!

Wir reisen gerne mit dem Lonely Planet Reiseführer im Gepäck. Erstaunlicherweise ist der für Irland fast genauso dick wie der für Frankreich, obwohl die Insel nur ein Sechstel der Fläche Frankreichs hat und auch die Franzosen eine lange und ereignisreiche Geschichte vorzuweisen haben! Es ist also kein Wunder, dass man sich hier, im sogar so betitelten historischen Osten, vor den Überresten alter Abteien, Klöster, Kirchen, Burgen und Schlösser nicht retten kann. Gut dass wir alte Steine mögen 🙂 .

Besonders schön und gut erhalten ist Jerpoint Abbey und sie ist die fünf Euro Eintritt allemal wert. Der Kreuzgang ist auf zwei Seiten noch komplett erhalten und die Säulen sind mit detailreichen und sehenswerten Schnitzereien versehen. Einziger Nachteil: wo man Eintritt bezahlen muss, gibt es in der Regel auch Öffnungszeiten. Wir kommen – wie so oft – später als geplant und haben noch knapp eine Stunde Zeit für die Besichtigung. Positiver Nebeneffekt: es sind außer uns nur noch eine Handvoll Besucher da.

Neben alten Steinen besuchen wir auch Woodstock Garden. Schon allein wegen des Namens 🙂 . Allerdings ist dies entweder ein sehr naturbelassener Park, oder der Sommer war auch hier nicht allzu pflanzenfreundlich. Beeindruckend ist der Baumbestand mit einigen gigantischen Exemplaren. Ein schöner Spaziergang, aber mehr auch nicht.

Die Trockenheit der letzten Monate hat auch in den Wicklow Mountains ihre Spuren hinterlassen. Die Heide zeigt sich oft nur als endlose braune Fläche oder im tarnfarbenen Fleckenmuster. Aber trotzdem bietet sich uns, bei unserem Ausflug in den Nationalpark, ein atemberaubender Ausblick nach dem anderen. Und die kleine Currywurst (für die noch nicht eingeweihten: unsere Drohne) bekommt ordentlich was zu tun :-). Ruck zuck ist es Nachmittag und wir machen uns auf nach Glendalough. Das Tal wo der heilige Kevin als Einsiedler lebte und eine Klostersiedlung gründete, die heute noch in einem idyllischen Tal mit zwei Seen besichtigt werden kann. Aber wie so oft, der Ort und Parkplatz sind total überfüllt und nach all der Erhabenheit der einsamen Täler ist es uns zu viel Zirkus und wir verzichten auf den Stop. Dafür stolpern wir auf dem Rückweg über Baltinglass Abbey, die ein bisschen versteckt am Fluss Slaney liegt und ohne Eintritt und Öffnungszeiten zugänglich ist 🙂 .

Zwischendurch haben wir auch mal anderthalb Regentage. Am zweiten machen wir uns auf nach Waterford. Städte-Sightseeing geht ja auch ohne Sonne ganz gut. Unser Timing lässt aber schon wieder zu wünschen übrig, denn gerade als wir ankommen, hat die MS Maud der Hurtigruten Expeditions im Hafen festgemacht und die Innenstadt quillt über mit Besuchergruppen, die eine Stadtführung machen.

Waterford wurde im 8. Jahrhundert von Wikingern gegründet und das wird auch an jeder Ecke vermarktet. Vom Dragonslayer Sword – dem angeblich längsten Wikingerschwert der Welt – bis zur 3D Vikings Experience. Dazwischen jede Menge Kirchen und enge Gassen. Unser insgesamt eher triste Eindruck wird durch viele Wandbilder etwas abgemildert.

Für uns geht es südwärts, wo wir in Tramore nicht nur einen Strand für einen Spaziergang finden, sondern auch die beiden Brownstown Head Towers, zwei ungewöhnliche Türme, die von Lloyds in London nach einem Schiffsunglück errichtet wurden, als ein Schiff die Bucht für den Hafen von Waterford hielt und fast 400 Menschen ertranken. Heute blockiert ein verschlossenes Gatter den Zutritt und auch der daneben bereits entstandene Trampelpfad ist mit Stacheldraht blockiert. Gut, dass wir für solche Situationen die Currywurst los schicken können 🙂 . Eine kleine Klippenwanderung von Rathmoylan Cove Beach nach Portally Cove Beach rundet diesen Tag ab.

Östlich von Tramore befindet sich die sogenannte Kupferküste, weil hier in der Vergangenheit diverse Kupferminen in Betrieb waren. Wir starten unsere Erkundung in Ardmore. Der kleine Ort wird von einem 30 Meter hohem Rundturm dominiert. Direkt daneben befindet sich St. Declan’s Church und von beiden hat man einen Blick über den Strand. Ziemlich populär ist die Klippenwanderung, die vorbei an zwei Quellen, Wachtürmchen gegen eine französische Invasion und einem Kranwrack namens Samson führt. Wer spielt kann alle Punkte in einem Lab-Cache ablaufen. Wir können Ardmore auf jeden Fall empfehlen!

Dann geht es weiter gen Osten, bis wir abends wieder in Tramore ankommen. Dazwischen liegen unzählige Buchten, kleine Häfen und Örtchen, die teilweise nur aus einer Handvoll Häuser bestehen und jede Menge zerklüftete Küste. Wir befinden uns mitten in einem Gaeltach Gebiet, das heißt, alle Schilder sind auf gälisch und manchmal erklären nicht mal die hilfreich hinzugefügten Piktogramme was gemeint ist. Gut, dass wir heutzutage nicht mehr nach Schildern navigieren! Als die Sonne untergeht, macht die Kupferküste ihrem Namen nochmal alle Ehre, als die Felsen im Abendlicht rot aufleuchten.

Hook Lighthouse am Ende der gleichnamigen Halbinsel ist uns wärmstens empfohlen worden und wir hatten diese auch so schon in unserer Planung, da gemäß Reiseführer allerlei interessante Punkte auf dem Rundkurs liegen. Wir starten morgens mit Dunbrody Abbey. Laut Internet ist sie aktuell geschlossen. Aber die Abbey ist frei zugänglich. Geschlossen ist das gleichnamige Schloss mit Minigolf und Irrgarten und Firlefanz. Firlefanz ist ja eh nicht für uns, aber die Abbey ist sehr nett. Wieder mal umsonst und draußen :-).

Die Halbinsel erfüllt unsere Erwartungen leider nicht. Der erste Punkt auf unserer Liste wäre Duncannon Fort, aber das ist tatsächlich geschlossen. Der Ort selbst ist auch eher unscheinbar. Die Scenic Route verläuft leider nicht am Wasser und bietet nicht die erhofften Aussichten. Der Leuchtturm ist schön geringelt, aber wir wollen nicht ins überfüllte Café oder auf die Aussichtsplattform. Stattdessen würden wir gerne um den Turm spazieren, aber der Weg ist mit einem doppelt verschlossenen Gatter versperrt. Es läuft heute nicht so, wie wir es erhofft haben. Ab hier machen wir aus dem Tagesausflug eine Geocaching-Tour, das klappt besser :-). Als Abschluss steht Tintern Abbey auf dem Programm. Wie üblich sind wir zu spät und die Abbey hat geschlossen. Aber drum herum gibt es jede Menge Spazier- und Wanderwege, die für einen schönen Ausklang sorgen.

Norwegen 2022 – Rückreise

Auf dem Hinweg sind wir morgens in Oslo angekommen und am nächsten Tag abends von Bergen abgefahren. Auf dem Rückweg kommen wir erst nachmittags in Bergen an, müssen aber schon am nächsten Mittag in Oslo an der Fähre sein. Das gibt uns nicht viel Zeit für Sightseeing. Natürlich verfahren wir uns erstmal in Bergen und brauchen ewig um aus der völlig verstopften Stadt heraus zu kommen.

Wir haben uns für die Scenic Route entlang des Hardangerfjords entschieden, um doch noch die Obstplantagen zu sehen. Sie blühen aber leider nicht mehr. Zur Entschädigung: die Straße schlängelt sich malerisch das Ufer entlang und die Aussicht ist mal wieder umwerfend. Wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit hätten!

Je weiter wir kommen, desto winterlicher werden die Berge wieder. Da wir vor ziemlich genau zwei Wochen schon mal hier waren, können wir gut vergleichen und uns fällt auf, dass es zwar weniger Schnee und Eis gibt, aber immer noch genug, dass das Tauwetter dazu führt, dass unzählige kleine und auch größere Wasserfälle die Hänge herabstürzen. Die aller größten sind wohl permanent, aber ob die vielen kleinen sich nur vom Schmelzwasser bilden? Kann da überhaupt (noch) soviel Schnee und Eis sein? Die Antwort lautet ja, denn an einer weiteren Baustelle, werden wir auf den „Turistveg Dyrskar“ umgeleitet und fahren durch meterdicke Schneefelder, die sich hier bisher gehalten haben. Wenn man in Norwegen die Möglichkeit hat von der Hauptstraße auf einen Turistveg auszuweichen, können wir das nur empfehlen! Leider sieht man die Abzweigungen oft sehr schlecht, weil sie kurz vor Tunneleinfahrten liegen. Die neuen Tunnel ersetzen dann die alten Serpentinenstraßen und längeren Strecken über die Berge bzw. um die Berge drum herum.

Ein paarmal können wir die kleine Currywurst starten lassen, unter anderem bei einem erneuten Stopp am Låtefossen. Den haben wir ja auf dem Hinweg schon bewundert und uns hinterher geärgert, dass wir dort nicht geflogen sind. Jetzt, um 22Uhr, ist auch deutlich weniger los! Aber leider leider müssen wir uns echt sputen, dass wir ins Hotel kommen. Insgesamt eine tolle Fahrt am Tag der Wasserfälle 🙂 .

Es ist eine kurze Nacht für uns im Haukelifjell Gjestehus. Wir kommen auf den letzten Drücker um kurz nach 23Uhr an, aber wir haben vorher telefonisch sicher gestellt, dass wir noch einchecken können. Dann ist plötzlich unser Autoschlüssel weg und wir verbringen eine hektische halbe Stunde damit durch das voll gepackte Auto zu kriechen und danach zu suchen. Nachdem wir ihn endlich gefunden haben, fallen wir erschöpft ins Bett. Eigentlich gibt es erst ab 8Uhr morgens Frühstück, aber wir sind nicht die Einzigen, die früh wieder los müssen und so macht das kleine Buffet schon um halb acht für uns auf. Super Service von Monika, die noch weniger Schlaf bekommen hat als wir, da sie abends auf uns gewartet hat und auch das Frühstück serviert!

So können wir uns gut gestärkt auf den Weg machen. Schnell von A nach B kommt man in Norwegen nicht. Wir brauchen für die restlichen knapp 260 km nach Oslo gute vier Stunden ohne Pause. Auf dem Weg wird es endgültig Frühling. Am Wegrand blühen Blumen, die Temperatur steigt auf über 20° und wir sehen unseren ersten Elch in freier Wildbahn! Am Fähranleger haben wir kaum Zeit die letzten Sachen in den Rucksack zu packen, als es auch schon an Bord der Color Fantasy geht, die uns zurück nach Kiel bringen wird.

Ist es an Land noch warm und relativ sonnig, ändert sich das bereits kurz nachdem wir ablegen. Es zieht sich zu und natürlich wird es windig auf Deck 12. Das treibt die meisten sehr sommerlich bekleideten Passagiere nach drinnen. Nachmittags fängt es dann an zu regnen und das Wetter wird schließlich so schlecht, dass der Zugang zu den Außendecks gesperrt wird. Drinnen merkt man davon aber dankenswerterweise recht wenig. Abgesehen von einer etwas anderen Dekoration unterscheidet sich die Fantasy nicht von der Color Magic und hat für uns damit wenig Attraktives zu bieten. Gott sei Dank sind wir technisch sehr gut ausgestattet und haben alles dabei für einen Filmabend in der Kabine. Wir müssen uns also nicht mit allen anderen Passagieren in den vollen – und lauten – öffentlichen Bereichen aufhalten 🙂 .

In Kiel kommen wir pünktlich zur Kieler Woche an und in der Bucht wuseln dutzende Segelboote hin und her. Ein würdiges Willkommen für uns :-). Auf der Rückfahrt in Deutschland sind die Straßen wie immer voll und voller Baustellen und Staus. Also dauert es länger als erwartet, bis wir endlich zu Hause sind. Bass erstaunt schauen wir auf den Kilometerstand, den wir zu Beginn unserer Reise auf Null gestellt hatten. 4.200km sind wir in den letzten dreieinhalb Wochen gefahren! Ein weiterer Beweis, dass Entfernungen in Norwegen nicht zu unterschätzen sind. 20km Luftlinie können durchaus 40km Fahrweg und über eine Stunde Fahrzeit bedeuten.

Wir hatten eine tolle Zeit und haben in diesem Urlaub viel von dem gesehen, was wir uns erhofft hatten. Einiges ist dem Regen, mangelnder Zeit oder dem unwegsamen Gelände zum Opfer gefallen. Zu Fuß in der Natur sollte man immer darauf gefasst sein, durch Steinfelder und Felsen klettern zu müssen. Und wenn man so ein Bewegungslegastheniker ist wie wir, kann das auch mal, wie bei uns, in einem verstauchten Knöcheln enden.

Unsere Geocaching Ausbeute ist mit knapp 60 Funden auch eher mager ausgefallen. Teilweise, weil wir die letzten 10 Meter nicht klettern wollten/konnten. Teilweise aber auch, weil die Dosen nicht sehr gut gewartet sind oder die Owner ihren etwas schrägen Sinn für Humor in den Hinweisen ausleben. Zum Beispiel den Hinweis „Stein“ in einem Geröllfeld, oder „Baum“ in einem Wäldchen. Da freut man sich schon über einen vermeintlich eindeutigen Hinweis wie „Birke“, bis man merkt, dass man inmitten unzähliger dieser Gewächse steht. Dann müssen wir unsere Bilanz für dieses Jahr halt im nächsten Urlaub aufbessern 😉 .

Es waren aufregende, aber manchmal auch etwas anstrengende drei Wochen. Und selbst wenn wir die direkte Sonne um Mitternacht nicht oft gesehen haben, war es trotzdem eine irre Erfahrung, dass es vierzehn Tage lang nicht dunkel wurde. Unseren Biorhythmus hat es aber ehrlicherweise ganz schön durcheinander gebracht. Erstaunlich, dass wir immer noch so lichtgesteuert sind, dass wir wirklich nicht müde werden, wenn es nachts hell bleibt. Dank der Innenkabine auf der Rückreise konnten wir uns aber auch schnell wieder an unsere normalen Tag/Nachtzeiten gewöhnen.

Pünktlich zu unserer Ankunft in Kiel springt unsere Corona-Warn-App auf rot um und zeigt ein erhöhtes Risiko an. Wirklich überrascht es uns nicht, so sorglos wie auf den Hurtigruten die meisten Passagiere waren und wie wenig Abstand man halten konnte. Ebenso wenig überraschen uns die positiven COVID-Tests, die wir an den folgenden Tagen erhalten. Das ist ein Souvenir, das wir lieber nicht mitgebracht hätten!

Norwegen 2022 – Hurtigruten südgehend

Nachts stellen wir fest, dass die MS Nordnorge auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, denn es klappert und scheppert an diversen Ecken. Der Reparaturservice vom Schiff sowie strategisch positionierte Kissen und Pappstücke senken den Geräuschpegel wenigstens in den kommenden Nächten. Wobei es auf diesen Schiffen nie wirklich ruhig ist.

Der nächste Morgen empfängt uns mit grauem Himmel, Regen und Wind. Es ist echt ungemütlich und wir ziehen wieder in den Panoramasalon. Leider wird dort ab nachmittags leicht psychedelische Chill-Out-Musik gespielt, auf die wir gut verzichten könnten. Genauso wie auf die überlaut geführten Gespräche unserer Mitreisenden. Dankenswerterweise sind die meisten davon nicht deutschsprachig, so dass wir es halbwegs gut ausblenden können. Was wir auf jeden Fall von unseren überwiegend älteren Gefährten lernen ist, dass man sein Mobiltelefon keinesfalls, unter keinen Umständen und niemals nicht auf Vibrationsalarm stellt und auch in einer Menschenmenge nur über Lautsprecher telefoniert oder Videos guckt. Jeder soll am digitalen Leben aller teilhaben. Es ist ein bisschen erschreckend, dass wir diejenigen sind, die sich über die Rücksichtslosigkeit der anderen Generation aufregen, bevor wir uns die Kopfhörer in die Ohren stopfen.

Eine weitere Unsitte ist es, seinen Platz in der ersten Reihe mit Jacken, Strickzeug und ähnlichem zu „reservieren“, auch wenn man anderthalb Stunden zum Essen geht. Oder auf den besten Plätzen am Fenster nicht die Aussicht zu genießen, sondern nur auf sein Handy oder ins Buch zu schauen. Wobei wir zugegebenermaßen am letzten Tag, an dem wir die Kabine bereits um 10Uhr räumen müssen, aber erst gegen 15Uhr in Bergen ankommen, ebenfalls bereits ganz früh morgens unsere Plätze markieren und dann erstmal frühstücken gehen. Aber nur für zwanzig Minuten! Ehrlich! Und wir haben uns ein bisschen dafür geschämt!

Leider verbringen wir in den nächsten drei Tagen viel Zeit in Gesellschaft unser Mitreisenden, denn die Sonne sehen wir so gut wie nicht. Es bleibt grau, kalt und regnerisch, was unseren Aufenthalt an Deck erheblich reduziert. Und ein bisschen verfallen auch wir dem Phänomen >> wenn keine Landschaft zu sehen ist, macht man Bilder von allen möglichen Wasserfahrzeugen, die so vorbei kommen <<. Wobei wir uns noch zurück halten, im Gegensatz zu einigen älteren Herren, die JEDES Boot ablichten. Durch die total dreckigen Fenster. Mit zitternden Händen. Und einem in die Jahre gekommenen Mobiltelefon. Wir können es quasi schon hören, nach der Reise:

„Ich war in Norwegen“ – „Oh toll, muss ja landschaftlich wunderschön sein! Hast Du Bilder?“ – „Ja klar, von jedem Tanker, Segelschiff, Fischkutter und Motorbötchen, dem wir begegnet sind“ – „Oh…..“

Südgehend gibt es tagsüber nicht viele Häfen mit längerem Aufenthalt, weshalb die meisten, die nur in eine Richtung reisen, sich für die nordgehende Tour entscheiden. Für uns kämen nur nochmal Trondheim am sehr frühen Morgen oder Brønnøysund am Nachmittag für einen Landgang in Frage. Trondheim haben wir ja schon bei Superwetter auf der Hinreise gesehen und in Brønnøysund regnet es gerade mal wieder in Strömen. Wir bleiben also die ganze Zeit auf dem Schiff und begnügen uns mit dem, was wir vom Meer aus sehen können. Neben den Städtchen auch ein paar hübsche Leuchttürme.

Ironischerweise ist es trocken und sogar ein bisschen sonnig, als wir in Bergen ankommen. Das Ausschiffen ist optimal organisiert, auch wenn einige Reisende die dreimalige Aufforderung doch bitte sitzen zu bleiben, bis ihr Deck zum Aussteigen aufgerufen wird, noch vor dem Anlegen ignorieren und trotzdem auf den Treppen den Weg blockieren. Wir warten wie angewiesen und können das Schiff ganz entspannt und in Ruhe verlassen und bekommen auch das Cachermobil heil wieder zurück 🙂 .

Norwegen 2022 – Vesterålen

Weniger berühmt als die Lofoten ist die Inselgruppe Vesterålen, die direkt nördlich an Lofoten grenzt. Beide werden manchmal in einem Atemzug genannt, aber oft auch nur, weil die Anreise zu Lofoten von Norden her über Vesterålen erfolgt. In unserem allgemeinen Norwegen Reiseführer gibt es knapp 25 Seiten über Lofoten, während Vesterålen gerade einmal 7 Seiten füllt. Und es gibt zwar spezifische Reiseführer für Lofoten, aber der Einzige für Lofoten und Vesterålen den wir gefunden haben, ist schon fast dreißig Jahre alt. Insgesamt ist die Region also nicht so überlaufen. Landschaftlich ändert sich für uns nicht viel. Es gibt auch hier schneebedeckte Berge, Moore und natürlich Fjorde. Aber zusätzlich auch Wald und Ackerflächen. Da es mehr Landfläche gibt fehlen allerdings die Stelzenhäuser am Wasser. Die Hauptinseln sind Andøya, Langøya und Hadseløya. Außerdem Teile von Hinnøya und Austvågøya.

Unser Ferienhaus liegt auf Langøya, der drittgrößten Insel Norwegens. Der Hauptort ist Sortland, hat aber eher wenig zu bieten außer diverser Tankstellen und Läden zum Einkaufen. Und auch einen Schuhladen, denn schon wieder gibt ein Paar Schuhe von Diane während des Urlaubs seinen Geist auf. Erstaunlicherweise finden wir sogar welche zu einem vernünftigen Preis.

Was Sortland an Charme fehlt, macht unser Ferienhaus in Romset mit einem Hammerausblick über den Fjord wieder wett 🙂 . Und das ist auch gut so, denn der Wettergott meint es nicht sehr gut mit uns. Es regnet beinah jeden Tag, zumindest zeitweise. In höheren Lagen schneit es wohl auch, jedenfalls bleiben die Berge schön weiß überpudert. Aber an „unserem“ Fjord haben wir selbst bei schlechtem Wetter ständig wechselnde Aussichten. In einem Moment trommelt der Regen mit Macht auf den Boden und das Hausdach und kurz darauf ziehen tief hängende Wolkenfetzen vorbei, die sich an den Berghängen sammeln und sie schließlich ganz verschlucken. Aber natürlich sieht es bei Sonnenschein trotzdem schöner aus!

Ganz im Norden von Langøya, in Stø, ist es windig und es gibt wieder mal mehr Möwen als Menschen. Hier kann man auch auf Walsafari gehen. Wir hatten kurz überlegt, ob wir eine machen, aber ein Blick auf ein wild schaukelndes „Boot“ – gefühlt eher eine winzig kleine Nussschale! – in der Ferne lässt uns die Idee schnell endgültig begraben. Dafür sollte man schon sehr seefest sein! Und ganz billig ist der Spaß natürlich auch nicht. Aber auch sonst hat die Gegend einiges zu bieten. Vor der Küste liegt sehr dekorativ im Sonnenlicht der Leuchtturm von Anda und man kann spazieren gehen oder wandern. Mit den vorgelagerten Inselchen und den sich daran brechenden Wellen fühlen wir uns ein bisschen nach Irland versetzt.

Mehrere Fjorde graben sich tief in die Insel und teilen sie beinah in drei Teile. Der Sortlandsundet und Eidsfjorden bescheren uns jede Menge postkartenwürdige Ausblicke und genau die Bilder, die man von Norwegen erwartet.

An der Westküste ist Nykvåg ein guter Ort, um die Mitternachtssonne sehen. Wir machen uns also an einem klaren Abend so kurz vor Mitternacht auf den Weg dorthin. Nach kurzer Fahrt kommen wir an eine Baustelle. In Norwegen werden die Straßen dann gerne gesperrt und der Verkehr jeweils einspurig mit einem Geleitfahrzeug durch die Baustelle geleitet. Das bedeutet dann auch schon mal ein bisschen Wartezeit. Aber schließlich finden wir einen schönen Platz auf einer Anhöhe über dem Ort und genießen die Sonne. Auf dem Rückweg stehen wir dann an der selben Baustelle vor einer geschlossenen Schranke. Nach etwa einer Stunde Wartezeit, rollt hinter uns ein Taxi ran. Vom Fahrer erfahren wir, dass die Geleitfahrzeuge nach einen Fahrplan (!) verkehren. Und das wir nochmal zwei Stunden warten müssen, bis der Service wieder aufgenommen wird 🙁 . Auf der einzigen Zufahrtsstraße!! Schade, dass das für ortsunkundige Touristen nirgendwo steht. Aber so kommen wir sehr früh morgens noch zu einigen sehr schönen Spiegelbildern.

Südlich von Langøya liegt die kleinere Insel Hadseløya. Verbunden sind beide mit der sehr photogenen Hadsel-Brücke. Vor allem, wenn sie so wie bei uns im Gegenlicht vor sonnenbeschienenen und schneebedeckten Bergen liegt. Dann noch ein kleiner Brückenhopser und man erreicht Stokmarknes, wo sich für Interessierte das futuristische Gebäude mit dem Hurtigruten-Museum befindet. Wir sind ja nicht so die Museumsgänger und wo gerade mal die Sonne scheint schon gar nicht. Die Rund-Um-Hadseløya-Straße ist 42km lang und somit genau richtig für einen Tagestrip. Die Insel hat Strände – allerdings meistens mit Kies und nur wenig Sand- und immer wieder Berge zu bieten. Das wirkt besonders unwirklich, wenn davor das Meer türkis-grün leuchtet und man eher an Palmen als an Schnee denkt.

Andøya ist die nördlichste Insel von Vesterålen und von unserem Standort aus nur in einem weiteren Tagesausflug zu besuchen. Und um ganz ehrlich zu sein, unterscheidet sie sich nicht allzu sehr von den übrigen Inseln. Ganz am oberen Ende liegt Andenes, dessen Hauptattraktion ebenfalls Walsafaris sind und die auch spürbar Besucher anlocken. Die Wohnmobil- und Camperdichte ist deutlich höher als alles was wir bisher hier erlebt haben. In Dverberg, an der Westküste, befindet sich eine weitere schön gelegene achteckige Holzkirche und wir treffen Marie, deren Vater in der Kirche Priester war und die gerade auf einer Reise zurück zu ihren Wurzeln ist. Sie erzählt uns, dass sie sich noch an die Zeit ohne Strom und Heizung erinnert, wo Kinder ständig ermahnt wurden, während des Gottesdienstes auf ihre Kerzen aufzupassen 🙂 . Da fragen wir doch gleich mal nach, wie es kommt, dass die Kirchen heutzutage meistens nicht offen sind? Sie weiß es leider auch nicht, erinnert sich aber, dass das früher definitiv nicht so war. Dann bekommen wir noch eine Empfehlung für das Café im Ort und schon zieht sie mit ihrer Partnerin weiter. Und wir lassen die kleine Currywurst aufsteigen 🙂 .

Andenes ist ein nettes Örtchen, viele andere gibt es auf der Insel auch nicht. Meistens sind es nur ein paar zusammengewürfelte Häuser, oft auch nur einzelne Höfe irgendwo ganz für sich allein. Dafür gibt es viel Moor – Vorsicht! Selbst auf den Holzstegen kann man sich noch nasse Füße holen – Küste und immer wieder Berge. Wir bekommen teilweise richtiges Heidi-Feeling. Unser Navi sagt, wir könnten einmal ganz um die Insel fahren. Doch dann endet die offizielle Straße in Aknes und geht in eine Art Feldweg über, der als Sackgasse gekennzeichnet ist, wohl aber auf eigene Gefahr befahren werden kann. Wir sind da eigentlich hart im Nehmen, aber das sieht uns doch sehr vertrauensunwürdig aus und nichts, was wir unserem Cachermobil zumuten wollen. Wir kehren daher lieber um und auf die Hauptstraße zurück.

Hinnøya haben wir nur auf der Durchreise gestreift und dabei sowie insgesamt unterwegs ein paar Kuriositäten gefunden.

Unser Abreisetag begrüßt uns mit Regen, der aber im Laufe des Vormittags abzieht. Wir haben uns für fast die gleiche Route wie auf der Hinfahrt entschieden, da der Tengelfjord schon im strömenden Regen wirklich schön war und wir ein bisschen enttäuscht, dass wir die Drohne nicht fliegen konnten. Heute haben wir mehr Glück. Schon kurz nachdem wir von der E10 auf die FV686 abgebogen sind, müssen wir anhalten, damit die kleine Currywurst das erste Mal in die Luft gehen und die wunderbare Gegend filmen kann. Und dann halten wir uns dran, so dass wir mit dem Laden der Akkus und schließlich auch der Fernbedienung kaum hinterher kommen. Das wird ein Spaß zu sichten 😉 .

Es gibt nur die eine Straße am Fjord entlang. Und so muss man irgendwann umdrehen und die gleiche Strecke zurück fahren. Aber das ist ausnahmsweise mal gar nicht schlimm, denn es ist echt soooo schön hier! Und als wir gerade mal wieder einen Stopp einlegen tauchen plötzlich die weißen Aufbauten eines Hurtigrutenschiffes zwischen den hohen Wänden des Fjords auf. Es ist die MS Nordnorge, das Schiff, dass wir abends in Svolvær besteigen werden, damit es uns zurück nach Bergen bringt! Nicht oft, aber manchmal sind wir wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Aber irgendwann müssen wir leider weiter, denn bis nach Svolvær ist es noch ein gutes Stück. Diesmal fahren wir die Nordküste von Austvågøya entlang und genießen nochmal alles, was Lofoten zu bieten hat. Als wir in Svolvaer ankommen fängt es an zu regnen und scheinbar hat die MS Nordnorge gerade erst angelegt, denn es wimmelt am Anleger von Bussen, Aussteigern, Einsteigern und Besuchern des Schiffes. Was wir nicht finden ist ein Check-In Schalter. Irgendwo entdecken wir aber ein Schild für „Hurtigruten Bil“ und wissen mittlerweile, dass Bil im Norwegischen Auto heißt. Also parken wir mal da und fragen uns am Schiff selbst durch. Alles ganz simpel: Diane soll das Gepäck holen und an Bord gehen, während Lars das Auto an Bord fahren soll. Jemand würde ihn bald „einwinken“. Also trotten wir zum Cachermobil zurück und gerade als wir das Gepäck ausladen kommt ein Mann im Hurtigrutenoverall, ruft uns ein fragendes „Bergen?“ zu und nimmt uns fröhlich grinsend unseren Autoschlüssel ab. Steigt ein und dann verschwindet unser treues Gefährt mit ihm um die Ecke und wir hoffen mal, dass es mit auf die Reise geht und wir es in Bergen wieder bekommen werden. Der tatsächliche Check-In ist unproblematisch und schnell, aber die Schlüsselkarten funktionieren leider nicht, bis die freundliche Dame vom Empfang mit ihrem Tablet irgendwas mit dem Türschloss macht. Das dauert so lange, dass wir fast kein Abendessen mehr bekommen. Aber schließlich ist alles geklärt und wir lassen den Tag, mal wieder bei ordentlich Seegang, im Panoramasalon ausklingen. Auf diesem Schiff verdient der Raum wenigstens den Namen!

Es hat ein bisschen gedauert, bis wir diesen Beitrag fertig hatten, aber dafür gibt es jetzt auch nochmal ein paar Drohnenaufnahmen 🙂 .

Norwegen 2022 – Lofoten

Wer an Norwegen denkt sieht wahrscheinlich gleich hübsche rote Holzhäuschen am Wasser vor hohen Bergen vor seinem inneren Auge. Bilder, die mit großer Wahrscheinlichkeit von Lofoten stammen. Und das wäre die richtige Bezeichnung für die Region. Denn die Endung -en ist im Norwegischen der bestimmte Artikel Singular, während es für uns deutschen Muttersprachler als Plural wahrgenommen wird. Für uns klingt es daher richtig von „den Lofoten“ zu schreiben und deshalb wird es uns hier wohl auch passieren, obwohl wir wissen, dass es eigentlich nicht richtig ist 😉 .

Auf unserer Fahrt von Svolvær zurück nach Stamsund bekommen wir einen ersten Eindruck, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Es ist 22:00 Uhr und die Sonne scheint immer noch. Wir fahren malerisch am Wasser entlang und hinter jeder Biegung steigen Berge steil auf. Unsere Befürchtung, dass es hier oben – wir sind immerhin auf einem Breitengrad mit Grönland oder Alaska – noch winterlich kahl ist, bewahrheitet sich nicht. Die Birken sind schon frühlingsgrün und der Straßenrand ist gelb vor lauter Löwenzahn. In unserem Garten würden die radikal entfernt, aber hier finden wir es sehr hübsch!

Fischfang war und ist eine wichtige Einnahmequelle hier oben. Vor allem der Dorsch, der im Winter zum laichen zu den Lofoten zieht. Dazu später noch mehr. In der Vergangenheit kamen zur Saison zehntausende Fischer auf die Inseln. Untergebracht wurden sie oft in Rorbu, den roten Stelzenhäusern, die aus Platzmangel ganz oder teilweise über Wasser gebaut sind. Traditionell finden sie sich in Hafennähe. Unsere Unterkunft in Stamsund ist ein solches Rorbu. Sicherlich kein Original, aber dafür deutlich komfortabler 🙂 . Nach dem Auspacken sind wir noch nicht müde und machen einen ersten Mitternachtsspaziergang durch die Nachbarschaft. Dann versuchen wir zu schlafen, was ein bisschen schwierig ist, da es keine Möglichkeit gibt, die großen Fenster im Wohnzimmer abzudunkeln und die Sonne immer noch scheint!

Die Hauptinseln Austvågøya, Gimsøya, Vestvågøy, Flakstadøy und Moskenesøy sind über eine Hauptstraße, die E10, bequem über Brücken miteinander verbunden. Allerdings sollte man sich keine Illusionen machen, dass es auch eine schnelle Verbindung ist. Oft gilt ein Tempolimit von 50 oder 60 kmh. Ohne einen eigenen fahrbaren Untersatz geht es wohl, aber die Busverbindungen scheinen uns zwar vorhanden zu sein, aber nicht allzu regelmäßig. Was uns aber sehr regelmäßig und reichlich begegnet sind Wohnmobile (WoMos) und Campervans. Die meisten tatsächlich mit deutschen Kennzeichnen, gefolgt von Niederländern, Franzosen und Norwegern. Den dritten Platz teilen sich die Dänen, Schweizer und Österreicher. Und gelegentlich kommen ein paar Schweden, Italiener und Spanier dazu. Kurzum, hier ist ordentlich was los auf den Straßen. Gefühlt ist jedes vierte Auto ein Tourist und uns damit schon in der Vorsaison viel zu viel. Wir möchten gar nicht wissen, wie es hier im Hochsommer zugeht.

Die größte Stadt auf Vestvågøy ist Leknes. Sie sieht am besten aus der Ferne und im Panorama aus. Südlich liegt Gravdal mit der Busknes Kirke im Zuckerbäcker-Stil. Ganz unaufgeregt am Straßenrand gelegen aber leider nur sonntags zum Gottesdienst geöffnet. Nördlich findet sich Haukland Strand, den man mit seinem türkisgrünen Wasser durchaus in die Karibik verorten könnte. Die Straße dorthin ist relativ schmal und voller WoMos. Aber irgendwann kommen wir an und können sogar die kleine Currywurst starten lassen. Der Himmel ist bedeckt und die Wolken wirken wie gemalt. Von Haukland kann man weiter zum nächsten Strand nach Uttakleiv wandern, aber dafür ist es uns heute zu ungemütlich. Wir folgen also der Straße durch einen eher unheimlichen Tunnel, um festzustellen, dass man in Uttakleiv für’s Parken bezahlen soll und das auch schon diverse Besucher getan haben. Unser Urteil: zu voll und zu teuer, also nix für uns.

Ansonsten hat die Insel genau das zu bieten, was wir erwarten. Berge und Fjorde bzw. Meer in Hülle und Fülle. Dazwischen kleine Örtchen und immer wieder die roten Holzhäuschen als Farbtupfer in der Landschaft.

Gleich am ersten Abend zieht es uns nach Eggum, da dies eine der besten Stellen zum Beobachten der Mitternachtssonne sein soll. Und tatsächlich haben wir Glück und sehen trotz Wolken die Sonne fast unter- und auch gleich wieder aufgehen. Oft liegt abends nämlich ein dichtes Wolkenband über dem Horizont, hinter dem die Sonne sich versteckt.

Unstad Strand ist wohl ein bekannter Surfer-Spot, aber als wir dort sind ändert sich gerade das Wetter und dunkle Wolken hängen tief an den Bergen. Außerdem pustet uns ein winterlicher Wind ordentlich durch bevor dicke fette Regentropfen vom Himmel donnern. Das ist sogar hartgesottenen Surfern zu ungemütlich und der Strand ist verlassen und leer.

Flakstadøy ist erstaunlicherweise nach dem winzigen Ort Flakstad benannt, der nur ein paar Häuser und eine Kirche zählt. Die ist allerdings knallrot und von einem Zwiebelturm gekrönt. Wir können sie besonders lange bewundern, denn aufgrund von Bauarbeiten stehen wir fast eine Stunde im Stau auf dem Weg nach Ramberg, wo ein schöner langer Sandstrand die Hauptattraktion ist. Zumindest wenn die Zugangsstraße nicht erneuert wird, die Parkplätze von Baumaschinen blockiert werden und eine Blechlawine sich im Schritttempo daran vorbeischiebt.

Da genießen wir doch lieber die spektakulären Fjorde, deren Wasser in kürzester Zeit von türkisgrün im Sonnenschein zu bleigrau unter einer Wolkendecke wechselt. Und oft gibt es mehr oder weniger schneebedeckte Berge als Hintergrund gleich dazu. Da bekommt die kleine Currywurst reichlich zu tun und wir sind oft so fasziniert, dass wir sogar das Geocachen total vergessen 😉 . Nusfjord wird immer wieder als sehenswert angepriesen, aber als wir dort ankommen, liegt das kleine Dorf schon fast gänzlich im Schatten der Berge und wirkt auf uns dadurch eher düster und unscheinbar. Ein Besuch sollte wohl besser nicht am späten Nachmittag oder Abend geplant werden. Aber für uns war auch der Weg dorthin durchaus sehenswert.

Von Gimsøya sehen die meisten wahrscheinlich nur die Südküste, wenn sie auf der E10 gen Westen reisen. Zu unrecht, denn die kleine Insel hat ausgedehnte Moore und eine schöne Küste zu bieten. Während wir da sind ziehen gerade tiefhängende Wolken in die Fjorde. Ganz langsam schieben sie sich über die Berggipfel, die immer noch von der Sonne beschienen werden. Ach, da könnten wir stundenlang zusehen.

Und sie hängen auch so tief, dass sie fast am Turm der kleinen Gimsøy Kirke zu kleben scheinen. Die liegt ganz idyllisch direkt am Strand mit wieder mal türkisgrünem Wasser und allein deswegen sollte man den kleinen Schlenker über die Insel auf jeden Fall machen.

Auf Moskenesøy finden sich die besonders bekannten und dekorativen Örtchen, deren Bilder uns – und viele andere – hierher locken. Heute bietet sich uns tatsächlich der so häufig beworbene Anblick von bunten Häusern vor schroffer Bergwand und blauem Himmel im Sonnenschein. Allerdings können wir es erst beim zweiten Anlauf bewundern, nachdem wir endlich einen Parkplatz ergattert haben. Hier ist es schon ziemlich voll 🙁 .

In Å i Lofoten endet die E10. Wer noch weiter auf die vorgelagerten Inseln möchte, muss ab hier auf’s Boot umsteigen. Das Dorf ist praktisch ein einziges Freilichtmuseum voller roter Holzhäuser und Rorbuer unter den massiven Felsen um den kleinen Hafen. Parken ist diesmal kein Problem, aber die Dimensionen des Parkplatzes am Ende des Dorfes lassen uns schaudern, was hier im Sommer an Touristen offenbar hin gekarrt und durch geschleust wird. Heute ist es aber noch erträglich 🙂 . Spannend ist, dass es hier mehr Möwen als Einwohner gibt. Und sie brüten auf Dächern, an Häuserwänden und Nischen und fliegen völlig unbeeindruckt von den Besuchern zwischen den Gebäuden und über dem Hafen herum. Das Tal ist erfüllt vom Kreischen und Schreien der ziemlich großen Vögel. Zumindest kommen sie uns ganz schön groß vor, wenn sie auf uns zu und um uns drum herum brausen. Wir werden aber von Shit-Bomben verschont! Wer es ruhiger möchte, kann um den See Ågvatnet wandern. Nach den Regenfällen der letzten Tage ist der Weg aber extrem sumpfig, so dass wir darauf verzichten.

Nach diesen beiden touristischen Superlativen, könnte man Hamnøy fast übersehen und wer nicht aufpasst ist auch schon dran vorbei, bevor man das Ortsschild richtig gelesen hat. Aber auch dieser winzige Ort ist ganz hübsch.

Heute ist nur noch die Südostküste der Insel besiedelt, die wenigen Bewohner der Nord- und Westküste wurden irgendwann zwangsumgesiedelt und die Infrastruktur weitgehend aufgegeben. Wer über die Kondition und genug Vertrauen in seinen Navigationssinn verfügt, kann über verschiedene Wanderrouten – mehr oder weniger ausgeschildert – quer über die Insel wandern. Oder direkt per Boot anreisen. Wir haben allerdings keine Tourenanbieter gesehen, zugegebenermaßen aber auch nicht explizit danach gesucht.

Bei unserer Ankunf in Svolvær haben wir Austvågøya recht schnell wieder verlassen und sind an der Abzweigung vorbeigebrauchst. Aber ganz am südlichen Ende befindet sich Henningsvær, mit wohl einem der fotogensten Fußballplätze der Welt. Zumindest dachte das vor einiger Zeit National Geographic, als eine Luftaufnahme davon den dritten Platz bei einem Fotowettbewerb belegte. Seitdem pilgern die Touristen in Scharen hierher, obwohl man vom Boden aus nicht mehr als ein ganz normales Fußballfeld sieht, das allerdings einen wirklich schönen Ausblick bietet. Erst aus der Luft wird es richtig interessant und zum Glück haben wir ja die kleine Currywurst 🙂 . Die bleibt allerdings nicht lange alleine. Während unseres Besuchs steigen noch zwei weitere – kleine – Drohnen auf.

Den Rest von Austvågøya haben wir für unseren Umzugstag auf die Vesterålen eingeplant, aber leider schüttet es an dem Tag wie Kübeln. Nass und kalt macht kein Spaziergang und keine Besichtigung Spaß. Vielleicht haben wir auf dem Rückweg mehr Glück.

Lofoten und Fischfang sind untrennbar miteinander verbunden. Von Januar bis April wird der Dorsch gefangen, der dann überall auf den Inseln auf Holzgestellen, ironisch auch Lofoten-Kathedralen genannt, getrocknet wird. Meistens kann man es bereits riechen, bevor man es sieht. Wir haben das „Glück“, dass es noch reichlich Stockfisch zu sehen gibt. Es heißt Stockfisch, weil jeweils zwei Exemplare – von Kopf und Innereien befreit – an der Schwanzflosse zusammengebunden und dann über eine Stock gehängt werden. Wobei wir auch viele Exemplare mit Kopf sehen. Und zwar an so gut wie jeder windexponierten Stelle. Nur wenige Gestelle, sind bereits „abgeerntet“. Die gute Qualität wird überwiegend nach Südeuropa und Schweden exportiert, während die separat getrockneten Köpfe hauptsächlich nach Afrika gehen. Es ist makaber und faszinierend zugleich. Vom Geruch lässt sich übrigens problemlos auf den Geschmack schließen und wir können diese Spezialität definitiv nicht empfehlen! Wer ein bisschen empfindlich ist, sollte die nächste Galerie lieber überspringen 😉 .

Diesen Urlaub sind wir zumindest bezüglich der Bilder- und Videosichtung und Bearbeitung sehr gut organisiert und hatten auch einige Regentage (wer immer uns nach dem schlechten Wetter in Irland fragt, war offensichtlich noch nie in Norwegen!). So können wir hier schon eine kleine Kostprobe unserer Luftaufnahmen präsentieren. Ausführlicher wird’s dann mit dem kompletten Film. Aber wir möchten alle Interessierten warnen – jeder der möchte kann ihn natürlich gerne in einigen Wochen mit uns ansehen, aber er wird lang. Seeeeehr lang 😉 .

https://youtu.be/DJaiY_sdUCA
Lofoten 2022 mit der Drohne