Schweden 2019 – Öland

Warum Südschweden und nicht höher in den Norden? Ein Grund warum wir ausgerechnet hier unser Quartier aufgeschlagen haben ist die Insel Öland. Dieser langgezogene Streifen, der nur durch den Kalmarsund vom Festland getrennt ist und sehr praktisch über eine sechs kilometerlange Brücke zu erreichen ist. Die Sonnen- und Windinsel in der Ostsee hat unsere Neugier geweckt und wir wollen uns selbst ein Bild davon machen, ob all die Schwärmereien, die man im Netz und in der Literatur findet, gerechtfertigt sind.

Mit einer Länge von 137 Kilometern und maximal 16 Kilometer breit ist die Insel noch recht überschaubar. Was einem sofort auffällt sind die unglaublich vielen Holzwindmühlen, die am Straßenrand, in Gärten oder auch einfach nur irgendwo im Feld stehen. Von ehemals 2000! dieser Mühlen sind heute noch 400 übrig. Oft stehen zwei, drei oder sogar mehr dekorativ aufgereiht nebeneinander und einige beherbergen heute kleine Dosen im Inneren, die man mit ein bisschen krabbeln und eingezogenem Kopf heben kann. 🙂 . In Lerkaka hat man sogar fünf Exemplare zusammen aufgestellt. Sie sehen ein bisschen wie große Fässer mit Flügeln aus. Hinten gibt es einen Hebel mit dessen Hilfe die komplette Mühle nach dem Wind ausgerichtet werden kann. Heute sind sie und ihre Segel aber arretiert und müssen ihr Dasein als begehrtes Fotomotiv fristen. Hier eine kleine Auswahl unserer Ausbeute.

Daneben gibt es jede Menge alte Steine. Auch sie stehen einzeln oder in Gruppen oder auch als ganze Schiffssetzung auf Hügeln, in Feldern und am Straßenrand. Besonders viele haben sich im Gräberfeld von Gettlinge versammelt und eine schmucke Windmühle gibt es hier auch, was will man mehr?

Die Steine, die keiner wollte, speziell die Bauern in ihren Feldern, sind zu kilometerlangen Steinwällen aufgestapelt, die man eher in Irland oder Schottland erwarten würde, aber nicht unbedingt in Schweden. Zumindest wir nicht, aber es ist eine sehr pittoreske Überraschung! Besonders schön auch auf dem Weg zum Långe Jan, dem Leuchtturm an der Südspitze Ölands. Drum herum liegt das Naturreservat Ottenby, das bei Vogelbeobachtern hoch im Kurs steht. Ein Hobby was sich uns bisher nicht erschlossen hat aber auch außerhalb der Saison dafür sorgt, dass am Leuchtturm relativ viel los ist und wir die Currywurst am Boden lassen.

Wem Natur pur nicht ausreicht, der kann auch zwischen diversen prähistorischen und mittelalterlichen Burganlagen wählen. Öland hat da für jeden Geschmack was zu bieten. Da ist zum Beispiel die Burg Eketorp mitten in der Karst- und Heidleandschaft der Stora Alvar (Schwedisch Alvar = baumlose für die Landwirtschaft ungeeignete Landschaft). Die wiederaufgebaute Fluchtburg bietet im Sommer jede Menge Zirkus und Kinderanimation. Aber dankenswerterweise bleibt die Anlage noch geöffnet nachdem das Besucherzentrum geschlossen ist und so sind wir fast alleine und können ungestört herumstromern.

Oder man macht sich auf nach Ismantorp, die tief im Wald liegende Ruine deren Wall die Überreste von Duzenden Häusern umschließt. Allerdings lässt sich das Ausmaß der Anlage und die Fundamente der Häuser vom Boden aus gar nicht richtig erkennen. Was vermutlich auch erklärt, warum es keinen Eintritt kostet und es auch keinerlei Firlefanz drum herum gibt. Prinzipiell wären Besucher aber bestimmt bereit einen kleinen Obolus zu leisten, wenn es dafür eine erhöhte Plattform, die einen Überblick über das Gelände ermöglicht, gäbe. Gott sei Dank sind wir für solche Fälle gerüstet und die kleine Currywurst enttäuscht nicht.

Unser Highlight ist definitiv Schloss Borgholm. Der Eintritt von 100 SEK pro Person ist zwar nicht gerade günstig, aber dafür bekommt man einiges geboten. Da ist zunächst einmal der Gebäudekomplex selbst, der komplett zugänglich ist und man kann überall auf eigene Faust herumstöbern. An verschiedenen Stellen gibt es Audioeffekte, wie das Hufklappern im Eingangsbereich oder die weinende Jungfrau im Schlossbrunnen. Dazu gibt es gerade eine App-gesteuerte Ausstellung zum Aufstieg und Fall des Schlosses, dass nach einem Brand zu der Ruine wurde, die wir heute besichtigen. Das integrierte Museum ist ebenfalls sehr schön gemacht und fährt einige Kuriositäten auf. Letzer Einlass ist eine Stunde vor Schließung. Wir sind 90 Minuten vorher da und haben die Anlage kurze Zeit später ganz für uns, genau so wie wir das mögen 🙂 .

Auf einer Insel ist es nie weit bis zum Meer und so finden wir zwischendurch auch immer mal wieder den Weg zum Wasser. Lyckesand im Norden ist Teil der Bödabucht, die mit 20 Kilometer Sandstrand aufwarten kann. Oder an der Westküste wo das Meer den Kalkstein zu sogenannten Raukar geformt hat, die ins Meer ragen. Oder einfach nur so am Weg, wenn uns die vielen Schwäne auffallen.

Ein Großereignis ist wohl das alljährliche Erntedankfest. Dafür ist es zwar noch ein bisschen zu früh, aber die Vorbereitungen laufen bereits. Ein wichtiger Bestandteil sind offenbar Kürbisse, die es in Hülle und Fülle gibt. Karrenweise stehen sie zum Verkauf und auf Paletten zur Abholung bereit.

Fast jeder der kleinen Orte hat natürlich auch eine Kirche. Einige sind besonders alt oder besonders schön oder besonders gut erhalten. Aber auf jeden Fall sind sie alle verschlossen. Wie uns ja auch schon in Finnland aufgefallen ist, scheint es das Konzept der offenen Kirche nur in Einzelfällen zu geben.

Wer es bis ganz in den Norden schafft, kann den Leuchtturm Långe Erik besuchen. Das Gegenstück zum Långe Jan, der zwar der höchste Leuchtturm Skandinaviens ist, aber nicht halb so idyllisch liegt wie sein Pendant an der oberen Spitze. Vorbei am Geröllfeld mit dem klingenden Namen Neptuni åkrar, dass eine Art Deich zur Ostsee bildet und karg und öd und doch irgendwie faszinierend ist, geht es bis ans Ende der Insel. Der Wind pustet uns ordentlich durch, aber dafür gibt es auch eine fotogene Brandung. Unterhalb des Leuchtturms ist ein Kieselstrand der zum Steintürmchen bauen bestens geeignet ist und viele Besucher haben sich auch schon so verewigt.

Wir waren insgesamt drei Tage auf der Insel unterwegs und können jetzt die Begeisterung und den Lobgesang auf die Vielfältigkeit und Abwechslung, die dieses kleine Eiland bietet, sehr gut verstehen. Wir sind restlos begeistert und haben unglaublich viel gesehen. Aber es gibt noch so viel mehr, wofür unsere Zeit nicht gereicht hat. Also werden wir mit Sicherheit nochmal wiederkommen!

Ach ja, wem Öland nicht reicht, der kann in Kalmar Station machen. Wir haben einen kurzen Zwischenstopp am Schloss gemacht aber waren für einen längeren Besuch zu ungeduldig wieder auf die Insel zu kommen 😉 .

Tapfer hat die kleine Currywurst auch bei starkem Wind abgehoben und ist mit uns über die Insel gebraust. Fotos sind zwar ganz hübsch, aber Bewegtbilder sind natürlich besser 🙂 . Für alle Fans also hier die Highlights unserer Flüge.

Und obwohl wir noch gar nicht wollen ist es dann doch schon wieder Zeit für die kleine Diane und den kleinen Lars aus dem Småland abgeholt zu werden. Es geht nach Süden und wir wechseln sowohl die Insel als auch das Land. Das nächste Kapitel schreiben wir auf Bornholm, Dänemark.

Schweden 2019 – Spiel & Spaß im Småland

Natürlich sitzen wir nicht im Bällebad bei Ikea, obwohl wir zumindest dem Ikeamuseum einen Besuch abstatten könnten, wenn wir wollten. Aber für Museumsbesuche braucht es bei uns schon richtig schlechtes Wetter und das haben wir bisher dankenswerterweise nicht. Und die Regenpausen, die uns auferlegt werden, können wir gut am Kamin und auf der Couch aussitzen 🙂 .

Ansonsten zieht es uns natürlich nach draußen. Oft ohne konkreten Plan, einfach mal auf zum nächsten See, davon gibt es ja jede Menge, und eigentlich auch immer und überall ein-zwei-drei ganz viele Geocaches. Leider sind die schwedischen Dosen bisher ziemlich unspektakulär und speziell im Wald echt nicht leicht zu finden. Natürlich stellen wir uns auch dieser Herausforderung, und selbst wenn wir nicht fündig werden, so ist das Waldbaden zwischen den kerzengeraden Bäumen, durch die die Sonne schräg einfällt, und den mit Moos überzogenen Felsen einfach schön. Und so grün 🙂 .

Und dann ist da noch die Sache mit dem Fliegen. Unsere kleine Currywurst haben wir über den Sommer auf das Modell 2.0 aufgelevelt, hatten aber bisher noch nicht richtig die Gelegenheit sie auszuprobieren. Da Schweden extrem drohnenfreundlich ist, gibt es jede Menge Möglichkeiten für Testflüge und zum Lernen. Auch bei ordentlich Wind lässt sich die kleine Wurst sehr gut steuern und liefert tolle Bilder aus der Vogelperspektive. Während wir am Boden weiter an der Optimierung bei der Verarbeitung von den Ergebnissen arbeiten.

Obwohl hier überall die Warnschilder mit dem kleinen Elch drauf stehen, gehen wir nicht davon aus, dass wir so weit südlich einen in freier Wildbahn sehen werden. Also statten wir einem Elchpark einen Besuch ab. Und stellen fest, dass die Biester die meiste Zeit damit verbringen faul im Gras oder Matsch zu liegen und dadurch trotz ihrer Masse gut getarnt sind. Etwas deprimierend sind die hohen Zäune rund um die Gehege, aber wenn man mal direkt neben einem der Riesen gestanden hat versteht man, dass es für beide Seiten so wohl sicherer ist. Und zumindest haben sie in diesem Park reichlich Platz sich zurück zu ziehen. Was sie auch tun, aber wir haben Glück und sehen sowohl Elchkühe mit Jungen als auch die Bullen mit ihrem Schaufelgeweih.

Zwischendurch darf es auch mal ein bisschen urbanes Feeling sein, und so sehen wir uns in Växjö den Dom an, der mit seinen zierlichen Doppeltürmen wie aus einem Märchenbuch entsprungen aussieht, aber innen sehr nüchtern und mit ultra modernem Altar den totalen Kontrast bildet. Und ein regnerischer Morgen ist genau richtig für einen Besuch der Burgruine Kronoberg, die allerdings mittlerweile nur noch in der Hauptsaison geöffnet ist, so dass wir uns mit der Außenansicht begnügen müssen.

Schweden 2019 – Jetzt geht’s los

Nach dem sehr guten Start in Finnland ist es endlich Zeit für das nächste Kapitel unseres Skandinavienjahres. Wir machen uns auf den Weg nach Schweden. Nur keine Zeit verschwenden heißt die Devise, und so war die Nachtfähre von Travemünde nach Trelleborg die ideale Lösung. Und billiger noch dazu 🙂 . Obwohl die Überfahrt nur neun Stunden dauert, buchen wir uns eine Kabine und das Frühstück gleich dazu. So werden wir nach Ankunft in Schweden gut gerüstet in den ersten Urlaubstag starten können. Zwei Tage vor Abfahrt bekommen wir die Info von TT Lines, dass der Online-Check-In jetzt verfügbar ist und es damit dann im Hafen ruck-zuck gehen soll. Also fix abends von der Couch aus alles erledigt aber dann ging die Suche los – ab wann kann man auf die Fähre und ab wann stehen die Kabinen zur Verfügung? Das Einzige was wir finden ist die Angabe, dass man eine halbe Stunde vor Abfahrt eingecheckt haben muss. Nun ja, Abfahrt ist um 2:30 Uhr und wir hoffen einfach mal das Beste als wir uns auf den Weg nach Norden machen. Vielleicht ist es ja so wie bei Finnlines, dass wir sofort durchfahren können und lange vor Abfahrt in der Koje liegen.

Schon die Anfahrt ist diesmal deutlich unentspannter, auch um 9:00 Uhr abends noch Stau auf den Autobahnen. Aber wir haben ja Zeit. Als wir um 0:15 in Travemünde den Schalter von TT Lines ansteuern stehen vor uns erst zwei Autos und der Schalter ist geschlossen. Check-In beginnt erst um 0:30 Uhr. Also gedulden wir uns. Eine Viertelstunden später springt das Licht tatsächlich von rot auf grün, Personal bleibt aus. Es gibt nur einen Automaten, aber dank der Vorarbeit online reicht es den Barcode zu scannen und unsere Tickets werden gedruckt. Dann braucht es ein bisschen detektivisches Geschick um die richtige Warteposition zu finden, was uns aber schließlich gelingt. Leider geht es erst kurz nach zwei an Bord, dafür ist die Kabine riesengroß und wir sind fast ein bisschen traurig, dass wir hier nur ein paar Stunden verbringen.

Schweden empfängt uns mit Sonne. Da wir nicht wissen wie lange sie uns in den nächsten Tagen scheinen wird, machen wir einen Abstecher zur Westküste bevor es weiter nach Nordosten geht. Die kleine Halbinsel Kulla bedient sehr schön alle Schwedencliches und heute passt auch noch der wolkengetupfte Himmel dazu. Es gibt süße kleine Örtchen, jede Menge Strand, Küste und Wald und zwischendurch auch das ein oder andere Kuriosum wie etwa das ältere Pärchen, dass ganz gemütlich im Bademantel vom Strand nach Hause läuft. Wir wollten eigentlich bis zum Leuchtturm am Ende gehen, aber der Parkplatz quillt über, ganz zu schweigen von den Mengen an Radfahrern und Joggern, die hier ihr Unwesen treiben 🙂 . Das sparen wir uns dann doch lieber und machen uns auf zur Ostküste. Denn der kleine Lars und die kleine Diane wollen heute noch ins Småland.

Celle 2019

Celle, eine mittelgroße Stadt in Niedersachsen, müssten die meisten von uns wohl erstmal googlen, um zu wissen, wo genau sie liegt. Aber wenn die (Schwieger-) Mama dort hin möchte, sind wir gute, aufmerksame (Schwieger-) Kinder und machen uns auf den Weg in die Lüneburger Heide. Im Vorfeld hatten wir gescherzt, dass wir Anfang Juli wahrscheinlich wieder mitten in einer Hitzewelle reisen würden, doch dann sagt die Vorhersage uns Regen an. Glücklicherweise liegen die Wetterfrösche diesmal aber ein bisschen daneben, denn die meiste Zeit ist es nur mehr oder weniger bewölkt.

Was gibt es also in Celle zu sehen, wenn es nicht regnet? Das ist hauptsächlich die historische Altstadt, in der sich jede Menge Fachwerkhäuser krumm und schief und Halt suchend aneinander lehnen. Für den Besucher sehr hübsch anzusehen, aber wie mag es wohl bei den verzogenen Balken drinnen aussehen? Ob man vom Vermieter beim Einzug gleich ein paar Säcke Ausgleichsmasse ausgehändigt bekommt? Wir wissen es nicht, denn die Türen bleiben uns verschlossen.

Es ist manchmal schon ein bisschen skurril wenn die hübsch restaurierten Hausfassaden im Erdgeschoss die eher nüchternen Schaufenster von Geschäften, Apotheken und Banken einrahmen. Einige Läden haben sich aber auch Mühe gegeben, die Auslagen und Eingangsgestaltung der übrigen Hausfront anzupassen.

Ein gemütlicher Stadtbummel führt uns unweigerlich auch zur Stadtkirche St. Marien, die für eine evangelische Kirche erstaunlich viel Gold im Innenraum zu bieten hat. Und wieder mal ist unser Timing perfekt, denn gerade wird für das abendliche Orgelkonzert mit Violinenbegleitung geprobt und uns eine vielleicht nicht ganz fehlerfreie, aber dafür unverhofft schöne Musikeinlage geboten.

Direkt gegenüber steht das Celler Schloss. Hier verlässt uns unser Glück ein bisschen, denn der Haupttrakt ist zur Zeit wegen Renovierung eingetütet 🙂 Aber auch die Rückansicht kann sich sehen lassen! Eingefasst von einem kompletten Schlossgraben und eingebettet in einen kleinen Park finden wir hier ein nettes Fleckchen zum verweilen. Ebenso wie im Französische Garten, der nur ein paar Straßen weiter liegt.

Natürlich halten wir die Augen auf für die kleinen Besonderheiten am Weg und in den Hinterhöfen. Irgendwas findet man ja immer 🙂 Uns haben es die liebevoll gestalteten Ladenschilder angetan und die sprechenden Laternen, die dem geneigten Zuhörer Geschichten aus Celle erzählen.

Tja und dann ist man auch schon durch mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Und das Wetter ist immer noch so gut, dass wir nicht ins Museum wollen 🙂 Kurzentschlossen steuern wir das Kloster in Wienhausen an. Unsere mobile Recherche hat uns aber leider nicht verraten, das man das Kloster innen nur mit Führung besichtigen kann. Also begnügen wir uns mit den frei zugänglichen Außenanlagen. Auf dem Kamin des Haupthauses haben Störche ihr riesiges Nest gebaut (oder von enthusiastischen Tierfreunden bauen lassen) und ziehen ihren Nachwuchs mit klösterlichem Segen groß. Für uns Stadtkinder ein faszinierendes Schauspiel. Auch wenn das Dach deutliche Spuren seiner Bewohner trägt….

Der Klostergarten ist ein bisschen verwildert, aber von kleinen Gräben durchzogen, über die knarzende Holzbrücken führen, und genau das Richtige für einen kleinen, fast schon meditativen, Rundgang. „An der Kirche“ heißt die Straße an der das Kloster liegt und ist trotz des phantasielosen Namens eine hübsche Gasse mit Kopfsteinpflaster und alten Gebäuden. Parallel dazu fließt der Mühlenkanal. Die alten Mühlengebäude sind heute ein Atelier sowie das Kulturhaus Wienhausen und bieten neben der Touristeninformation auch kulturtouristischen Räumen ein zu Hause. Wir grübeln noch darüber, was das wohl genau bedeutet während wir gemütlich am Kanal zurück schlendern. Im „Café am Kloster“ finden wir dann im Innenhof den perfekten Platz um unseren Kaffeedurst zu löschen.

Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen statten wir noch den Allerwiesen einen Besuch ab. Am namensgebenden Flüsschen gelegen sind sie ein beliebtes Erholungsgebiet. Am linken Ufer ist es auch entsprechend belebt, denn es sind nur ein paar Minuten von hier bis zur Innenstadt. Uns hat es am rechten Ufer besser gefallen, da war zumindest an diesem Sonntagmorgen deutlich weniger los. Stattdessen gibt es rauschendes Schilf und Pferdeweiden. Wer will kann auf den regelmäßig platzierten Bänken Pause machen oder einfach nur den Blick über’s Wasser genießen. Oder auf Familie Schwan warten, die, kaum hat sie uns am Ufer entdeckt, zügig auf uns zu geschwommen kommt. Offensichtlich wird hier tierischer Wegzoll erwartet, mit dem wir aber leider nicht dienen können 😉

Wer sich auf der Rückfahrt ein bisschen die Beine vertreten möchte, kann dies – so wie wir – im Schlosspark Paderborn tun. Das liegt ziemlich genau auf halber Strecke und ist wirklich hübsch, wenn auch nicht übermäßig groß. Das Schloss beherbergt heute eine Realschule, die natürlich am Sonntag geschlossen hat. Die kleinen Buchsbaumhecken im Barockgarten hinter dem Wasserschloss sind wohl dem Buchsbaumzünsler zum Opfer gefallen, denn die neue Bepflanzung ist noch etwas dürftig. Das sieht bestimmt in ein paar Jahren wieder stattlicher aus. Bis zum sich anschließenden Auenpark kommen wir nicht mehr, denn dann fängt es doch tatsächlich noch an zu regnen. Da können wir ja auch ruhig nach Hause fahren 🙂

Kölner Lichter 2019

Mitte Juli finden jedes Jahr die Kölner Lichter statt. Dafür braucht man sicherlich keine Werbung mehr zu machen und der ein oder andere hat bestimmt schon auf den Rheinwiesen campiert oder auf einem Mäuerchen gesessen und dem Hauptfeuerwerk entgegen gefiebert. Oder auch nur im Fernsehen eine Zusammenfassung gesehen. Wir wollten einmal das ganze Spektakel live miterleben und haben uns gedacht, das geht am Besten von einem der vielen Boote auf dem Rhein aus.

Und so finden wir uns an einem wolkenverhangenen frühen Samstagabend in Leverkusen Wiesdorf ein. Direkt am Chempark und unterhalb der „Alten Wacht am Rhein“ liegt die „Vater Rhein“ und wartet auf uns. Und jede Menge andere Leute auch! Die Kölner Lichter sind halt auch ein Riesengeschäft und die 50 Schiffe, die später im Konvoi fahren, sind bis zum Bersten gefüllt. Wir sind ein bisschen überwältigt. Ab 18:00 ist Einstieg und als wir um 18:05 ankommen, sind wir fast die Letzten! Unsere Hoffnung auf ein Plätzchen an Deck schwinden rapide. Aber zu unserer Verwunderung finden nur relativ wenig Passagiere ihren Weg nach oben aufs Aussendeck, die meisten traben brav zu ihren reservierten Sitzen unter Deck. Wahrscheinlich tragen auch die mittlerweile dunkel aufziehenden Wolken dazu bei. Wir sind aber auch für schlechtes Wetter gut ausgerüstet und sichern uns einen Tisch an der frische Luft. Pünktlich um 18:30 geht’s los und die „Vater Rhein“ fährt flussaufwärts gen Köln.

Mit der Abfahrt ist auch das Buffet eröffnet und die Schlacht ums Essen beginnt. Kulinarisch sollte man nicht zu viel erwarten, aber satt wird man schon. Und man kann seinen Teller auch mit nach draußen nehmen 🙂

Vorbei geht es am Chempark und den Fordwerken bevor wir am Rheinhafen in Niehl den Frachter „Colombia“ einsammeln. Wir wundern uns kurz über die merkwürdigen Gerätschaften an Deck und dann erkennen wir, dass es das Hauptfeuerwerk ist, das sich da hinter uns einreiht. Ab der Mülheimer Brücke finden sich am Ufer die ersten Schaulustigen und immer mehr Schiffe gesellen sich zu uns. Es geht durch die Kölner Altstadt bis nach Porz, wo alle Bötchen einzeln von einer Blaskapelle begrüßt werden.

In der Zwischenzeit ist der Rhein für die kommerzielle Schifffahrt gesperrt und die Schiffe warten in der Porzer Groov dicht an dicht, bis es um kurz vor zehn dunkel genug ist und der beleuchtete Schiffskonvoi zurück in die Innenstadt fährt. Auf dem Weg finden auf beiden Ufern kleine Feuerwerke statt. Außerdem haben viele Zuschauer, Fackeln oder Lagerfeuer angezündet und es gibt diverse Lichtinstallationen. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Höhepunkt ist natürlich der Dom und die tausende von Wunderkerzen in der Innenstadt. Dazu erschallt feierliche Musik – Gänsehauteffekt garantiert!

Unruhe macht sich auf Deck breit, als das Schiffchen immer weiter rheinabwärts fährt. Wir wollen doch noch das Hauptfeuerwerk sehen und haben schon wieder die Mülheimer Brücke passiert? Okay, so viel Betrieb auf dem Fluss will gut koordiniert sein und die ganzen Ausflugschiffe brauchen ein bisschen Platz. Deshalb muss das vordere Ende des Konvois halt noch ein ganzes Stück fahren, damit auch das hintere Ende die ganze Altstadt passieren kann. Und dann drehen auf ein geheimes Kommando hin alle Schiffe gleichzeitig wieder um und fahren zurück. Ein bisschen viel Hin und Her, aber hey, bei der Aussicht beschweren wir uns nicht!

Zugegeben, da die Schiffe längs nebeneinander liegen kann man vom vollgepackten Deck nicht alle bodennahen Szenarien des Feuerwerks komplett sehen, aber das musiksynchrone Höhenfeuerwerk ist super! Eine gute halbe Stunde leuchtet der Himmel und es knallt ordentlich. Wir müssen ständig dem Impuls widerstehen unseren Mitreisenden ein frohes neues Jahr zu wünschen 🙂

Kaum ist der Abschlussapplaus verklungen wuseln die Schiffe wieder durcheinander und jeder steuert seinen Anleger an. Da wir zurück nach Leverkusen fahren, ziehen sie alle an uns vorbei und bieten uns nochmal ein hübsches schwimmendes Schiffsballett. Anscheinend sind wir aber die Einzigen, die davon fasziniert sind, denn alle anderen Passagiere verlassen nahezu fluchtartig das Außendeck und verziehen sich nach drinnen. Nach wenigen Minuten sind außer uns nur noch die Kellner anwesend, die die Tische abräumen.

Wieso man den Businesshotelchic der unteren Decks einer Nachtfahrt an der frischen Luft vorzieht ist uns ein Rätsel, aber vielleicht sind wir auch die Einzigen, die für die inzwischen eher kühlen Temperaturen gekleidet sind. Mit Volldampf geht es zurück zur „Alten Wacht“ wo der Kapitän den guten alten Vater Rhein eher unsanft an den Ausleger setzt und wir von Bord gescheucht werden. Hinter uns wartet schon die „Loreley Star“ darauf ihre Passagiere abzusetzen.

Unser Fazit – die Karten sind teuer und die Sicht ist nicht immer ungehindert, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall! Wir gucken gleich mal, wie es mit Karten fürs nächste Jahr aussieht 🙂

Oh, und Lars hatte Gelegenheit ein neues Spielzeug auszuprobieren, daher gibt es noch ein Video dazu 🙂