Irland 2022 – Einmal Mayo bitte!

Wir machen uns auf zum zweiten Kapitel unserer Irlandreise, im County Mayo. Für unsere Fahrt einmal quer über die Insel haben wir uns natürlich ein paar Zwischenstopps herausgesucht. Der erste ist Kilree Round Tower, etwas abseits und versteckt zwischen hohen Bäumen gelegen, so dass von Weitem oft nur die Spitze zu sehen ist. Zu erreichen ist der Turm nur über eine Wiese mit wieder einmal sehr neugierigen Rindviechern und einem großen Warnschild „Beware of the bull“. Da außer uns heute zwei Männer die Gehwege auf dem kleinen Friedhof am Turm ausbessern, trauen wir uns heldenhaft zwischen die Jungbullen und schaffen es unversehrt bis zum Turm :-). Sogar die kleine Currywurst kann ein wenig später aufsteigen.

Nur ein Stück die Straße runter liegt Kells Priory, nach eigener Aussage die größte eingefriedete Kirchenanlage in Irland. Vom Parkplatz sind erstmal nur die Ecktürme und die restaurierte Außenmauer zu sehen. Aber wenn man den Hügel hinunterläuft, kommt nach und nach die komplette Ruine in Sicht und sie ist ziemlich groß! Kein Eintritt, nix los und wenn man zwischen den, teils noch sehr hohen, Mauern herumläuft fühlt es sich ein bisschen nach Indiana Jones und verlorener Stadt an. Auf jeden Fall sehr empfehlenswert! Hier wird aber noch fleißig repariert oder restauriert. Es bedarf manchmal ein wenig fotografischer Finesse, die Absperrzäune und Baumaterialen auszublenden, aber wenigstens ist keines der Gebäude im Moment mit Planen eingetütet oder eingerüstet.

Doch damit noch nicht genug alter Steine, wir halten auch in Clonmacnoise. Die Klosterruine, malerisch am Shannon gelegen, ist auch ziemlich genau die geographische Mitte Irlands. Außerdem ein Touristen Hotspot, aber wir haben diesmal Glück und es ist nur eine Buslandung Österreicher da und ein paar weitere Besucher. Wir sind sogar genau rechtzeitig für die deutsche Filmvorführung da, die einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die diversen Kirchenruinen, die es auf dem Gelände gibt, vermittelt. Die eingespielten Fotos sind allerdings so alt und pixelig, dass wir versucht sind, die kleine Currywurst auszupacken und neue Aufnahmen zu spenden 🙂 . Aber natürlich ist das ganze Gelände eine no-drone-zone. Neben den Überresten von sieben Kirchen sind noch ein Rundturm, Hochkreuze und unzählige Jahrhunderte alte Grabsteine und Grabplatten über die Anlage verstreut. Offensichtlich war es in der Vergangenheit „schick“ sich in Clonmacnoise begraben zu lassen. Erstaunlich dass so viele Monumente die Zeit überdauert haben. Die Klosteranlage war vermögend und einflussreich, so dass sie regelmäßig und wiederholt von den Wikingern, den Normannen und den Engländern überfallen, geplündert und gebrandschatzt wurde. Und wohl immer wieder aufgebaut wurde, bis ihr Cromwell schließlich den Rest gab und die Anlage etwa 1650 aufgegeben wurde.

Der Eintritt von 8€/Person lohnt sich, und wir bekommen sogar einen Rabatt indem wir einmal nur den Seniorenpreis von 6€ bezahlen. Wir rätseln den ganzen Besuch lang, wer von uns denn nun die 60 schon überschritten hat 😉 .

Unser Ziel und neues Quartier befindet sich etwas außerhalb von Partry, am Lough Carra gelegen.

Einer der Gründe, warum es uns wieder ins abwechslungsreiche Mayo gezogen hat, ist Achill Island. Sie ist die größte Insel Irlands und hat landschaftlich alles zu bieten, was unser Urlaubsherz begehrt und ist über eine Brücke bequem erreichbar. Entlang der Südküste führt der Atlantik Drive, mit Aussichtspunkten über den namensgebenden Atlantik, kleinen Orten, Buchten und viel schroffer Küste. Überall auf der Insel haben die freilaufenden Schafe Vorfahrt. Sogar in den Dörfern und auf den Hauptstraßen finden sich die Wollknäuel. Ein schöner Vorwand, im Schneckentempo durch die Gegend zu cruisen 🙂 .

Wir folgen der Route eines Lab-Caches, der uns auch auf den Aussichtspunkt des Minaun führt. Wer wie wir zu faul ist, kann mit dem Auto bis zum Parkplatz an der Funkstation(?) fahren und dann „nur“ den restlichen Aufstieg bis zum Gipfel laufen. Gutes Schuhwerk ist aber auf jeden Fall angeraten, denn es gibt nur ein paar sporadische Markierungen und man muss sich seinen Weg nach oben selbst suchen. Der Untergrund ist oft sumpfig und matschig, so dass man sich schnell nasse Füße holen kann. Hat man den Aufstieg geschafft, wird man dafür mit einen phänomenalen Rundblick über die Insel belohnt. Es ist vielleicht kein sehr hoher Berg, aber der Wind pfeift einem ganz ordentlich um die Ohren. Es parken zwar ein paar Autos an den Funkmasten, aber die Insassen sind schon wieder auf dem Rückweg als Diane los läuft und auf dem Gipfel ist sie dann ganz allein. Einfach großartig 🙂 .

Überall wird Keem Beach als DER Strand schlechthin angepriesen. Das führt dazu, dass es diverse, durchaus gut besuchte Parkplätze gibt, und der zwar ganz schöne, aber nicht unbedingt große Strand recht voll ist. Außerdem liegt die Bucht schon spät nachmittags im Schatten, wenn die Sonne sich hinter den westlichen Klippen versteckt. Insgesamt fanden wir die An- und Abfahrt (es gibt nur eine Straße) schöner und spannender als die Destination. Die Sonne geht schon langsam unter, als wir auf dem Rückweg noch kurz im Deserted Village, einer aufgegebenen Siedlung in den Slievemore Mountains vorbeischauen, was auch die letzte Station des Labcaches ist. Die goldene Stunde macht an diesem Tag ihrem Namen wieder alle Ehre!

Auch unsere unmittelbare Umgebung hat Einiges zu bieten, schließlich wohnen wir zwischen zwei Seen mit viel Grün drum herum. Und Samstag ist Bauernmarkt in Ballinrobe, das müssen wir uns natürlich ansehen. Es sind nur eine Handvoll Stände, aber alle sind mit Herzblut dabei. Wir finden selbstgemachte Geburtstagskarten und vegane Bioseife.

Lough Mask und Lough Carra sind nur einen Steinwurf entfernt. An beiden finden sich Wälder und Wanderwege. Und zwischendurch lockt die ein oder andere Ruine. Rund um Moore Hall haben wir viel Spaß mit den Holztieren, die im Wald drum herum verteilt sind. Das Haus selbst ist die Anreise nicht unbedingt wert und kann auch leider nur von außen besichtigt werden, aber für einen Spaziergang oder eine Picknickpause am See allemal geeignet.

Castle Burke haben wir nur zufällig entdeckt und die Ruine selbst ist auch eher unscheinbar, aber rechts daran vorbei kann man zum Seeufer runter laufen. Wer mutiger ist als wir, kann auch runter fahren. Unten finden sich fotogene Ruderboote, Schafe und eine meterhohe Jesusskulptur. Da es sich um Farmland handelt, auf jeden Fall alle Gatter immer wieder gut schließen! Auf dem See draußen hört man irgendwo einen Außenbordmotor tuckern, aber ansonsten herrscht Ruhe und Einsamkeit.

Ballintuber ist ebenfalls nicht weit. Von Ballintuber Abbey sieht man von der Straße aus nur die moderne neue Kirche und wir halten auf dem großen Parkplatz eigentlich nur, um den weiteren Weg zu planen. Aber dann gucken wir uns doch mal um und finden, versteckt dahinter die mageren Überreste der Originalabtei, die allerdings mit dem, was wir bisher gesehen haben nicht mithalten können. Einmal durchstromern und weiter geht’s. Boyle Abbey dagegen ist noch ziemlich intakt und was die Zeit nicht überstanden hat ist mit einer gläsernen Hülle versehen worden. Aber dafür man muss zum Besichtigen auch Eintritt zahlen. Dazu wären wir ja durchaus bereit, aber wir kommen genau fünf Minuten nach der offiziellen Öffnungszeit an und so bleibt es für uns beim Spaziergang drum herum. Sieht aber auch von außen schon interessant aus.

Ballymote Castle liegt mitten in Ballymote, ist aber leider nicht zugänglich. Formschöne Absperrzäune blockieren den Eingang. Im Gegensatz zu Boyle Abbey präsentiert sich uns das Castle mit undurchdringlichen abweisenden Mauern, aber wenn wir nicht rein dürfen und nicht über die Mauern gucken können, haben wir ja noch unsere kleine fligende Geheimwaffe, so dass wir doch rauskriegen, wie das Castle komplett aussieht.

Während wir kreuz und quer durch Mayo unterwegs sind, taucht immer wieder Croagh Patrick, der heilige Berg der Iren am Horizont auf. Und wir sehen soviel Gegend 🙂 .

Croagh Patrick kann man natürlich besteigen, auch wenn man es nicht als guter Katholik zur Wallfahrt tut. Aber wir haben uns einen anderen Berg zum Ziel genommen. Dafür geht’s nach Sligo. Zwei Berge liegen in unmittelbarer Nähe des Städtchens. Der Tafelberg Ben Bulben und der Knocknarea. Da soll es hoch gehen. Vom Parkplatz gibt es einen Rundweg über den Berg. Rechts rum geht’s über 6,5km bis zum Gipfel. Links rum sind es nur 1,5km. Auf Komoot wird der kurze Weg als „leichte“ Wanderung ausgewiesen. Allerdings sind auf dieser Strecke 200 Höhenmeter zu überwinden. Als leicht kann der Aufstieg deshalb – zumindest für und von uns – wirklich nicht bezeichnet werden. Vom Parkplatz geht’s noch mit einem halbwegs vernünftigen Weg los. Steil, aber gut zu laufen. Nach etwa einem Drittel der Strecke wird’s schon schwieriger und man muss über ausgewaschene Steinabschnitte klettern und krabbeln und sich seinen Weg selbst suchen. Oben angekommen hat man – bei entsprechendem Wetter – einen tollen Rundumblick. Außerdem befindet sich oben ein großer Steinhaufen, Cairn, genannt. Die Legende besagt, dass es sich um den Grabhügel von Queen Maeve, einer Königen aus der keltischen Mythologie, handelt. Sie soll darin stehend und in voller Rüstung begraben sein. Das ist wohl eher unwahrscheinlich, aber bisher hat noch niemand nachgesehen 😉 .

Etwas abseits gelegen ist der Drumanone Dolmen. Nur ein überwucherter Fußweg geht von der R294 ab und an dessen Ende sperren zwei Gatter eine Bahnstrecke ab. Der Dolmen liegt dahinter auf einer Wiese und wird – zumindest bei unserem Besuch – wieder mal von einer Herde Kühe bewacht. Die sind auch ziemlich zutraulich und so neugierig, dass es kaum möglich ist ein Foto ohne Rindviech zu machen 😉 .

Der Rundturm in Killala ist für uns nur ein zufälliger Cacherstop auf dem Weg nach Rathfran Abbey. Die finden wir idyllisch am Wasser gelegen und ganzjährig zugängig. Und es ist nix los 🙂 . Wir sind an einem relativ bedeckten Tag da und der Wind faucht durch die Ruinen. Man kann die Geschichte quasi mit Händen greifen. Definitiv einen Besuch wert!

Noch besser hat uns allerdings Rosserk Friary gefallen. Ebenfalls am Wasser gelegen macht sie erst einen etwas unscheinbaren Eindruck und als wir ankommen ist auch noch ein anderes Pärchen da. Wir begegnen uns auf dem Weg um das Kloster herum, weil wir natürlich erstmal den Eingang übersehen haben. Dann finden wir den Hintereingang und stellen fest, dass der Gebäudekomplex noch erstaunlich gut erhalten ist. Man kann sogar über schmale, ausgetretene Treppen noch die erste Etage erreichen. Da wir mittlerweile allein sind, kann auch die kleine Currywurst noch aufsteigen. So kriegen wir tolle Aufnahmen vom Turm, der wohl architektonisch besonders ist, da nur auf zwei Spitzbögen gelagert. Wir finden ihn einfach beeindruckend. In der Ruine befindet sich auch ein in Stein gemeißelter Rundturm, wahrscheinlich der von Killala. Vielleicht war ja einer der Mönche ein Fan oder wollte eine Erinnerung an seinen Heimatort. Da wir ja gerne auf eigene Faust einsame alte Gemäuer erkunden, ist das hier definitiv ein Highlight für uns 🙂 .

Die kleine Landzunge von Downpatrick Head lockt mit Klippen und einer direkt vor der Küste liegenden Felsinsel Namens Dún Briste. Und während unseres Besuchs auch mit ganz viel Wind, aber das stört uns ja nicht 😉 . Es gibt eine Statue des heiligen Patrick in der Ruine einer kleinen Kapelle und einen tiefen Durchbruch zum Meer (blowhole), durch den bei Sturm und hoher Flut das Wasser hinaufschießt, wofür Wind und Wasserstand heute aber nicht ausreichen. Außerdem liegen hier insgesamt drei Geocaches, die uns auch ursprünglich hierher geführt haben. und die wir auch alle finden 🙂 . Einen davon versteckt im, in den Boden eingelassenen EIRE 64 Zeichen, mit dem das neutrale Irland während des zweiten Weltkriegs seine Küste markiert hatte, damit weder Bomben, noch Spionage- oder Truppenflugzeuge auf der Insel landeten. Leider sieht man diese Zeichen vom Boden aus nur schlecht und es ist heute zu windig und regnerisch für die Currywurst.

Die Klippen sind schon beeindruckend und man kann überall ungestört herumstromern und die Aussicht genießen. Da es nirgendwo Absperrungen gibt, ist bei starken Windböen, so wie heute, am Klippenrand ein bisschen Vorsicht geboten. Unterwegs, treibt der Wind auch immer wieder tief hängende Regenwolken und -schauer über die Küste. Da sind wir unterwegs ganz froh, dass wir uns dann im Auto aufwärmen und auch trocknen können. Ein würdiger Abschluss unserer Woche in Mayo!

Irland 2022 – Céad míle fáilte – der Südosten

Die Pandemie hat uns alle gezwungen auf lieb gewordene Dinge und Beschäftigungen zu verzichten oder sie zumindest den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Und obwohl wir sicherlich keinen Grund haben uns zu beschweren, machen sich doch vereinzelt Entzugserscheinungen bemerkbar. Uns fehlt die grüne Insel. Die letzte Dosis Irland hatten wir im Januar 2020 und so langsam wird’s Zeit für die nächste. Da wir uns noch nicht wohl damit fühlen in ein Flugzeug zu steigen, fällt die Entscheidung für die lange Anreise mit dem Cachermobil. Auf dem Weg nach Cherbourg regnet es so viel, wie in den ganzen letzten Wochen zu Hause nicht. Wir hoffen, dass es kein Omen für den Rest des Urlaubs ist!

Aufgrund der Folgen unserer letzten Seereise (Corona) verfolgen wir diesmal eine Strategie der strikten Distanzierung. Der Captain pustet uns noch seine Einschätzung einer „ruhigen Überfahrt mit leichtem Wellengang und Wind aus südlicher Richtung“ in die Kabine, als wir uns schon bettfertig machen. Deshalb werden wir unschön überrascht, dass die Stena Horizon sich die ganze Nacht durch den Ärmelkanal und die keltische See kämpft und das Stampfen des Motors die Deckenverkleidung über unseren Köpfen Schuhplattler tanzen lässt. Das Rollen des Schiffes schubst uns fast aus der Koje, bis wir es in den frühen Morgenstunden in ruhigeres Fahrwasser schaffen. Offensichtlich haben der Captain und wir eine andere Auffassung, was eine ruhige Überfahrt ist! Glücklicherweise haben wir ja bis zum Anlegen keine Pläne und können uns nochmal für ein Nickerchen umdrehen 🙂 .

Ausschiffen, Passkontrolle und Zoll sind diesmal unproblematisch und relativ schnell erledigt. Irland begrüßt uns mit viel Sonne und Wind. Hoch über dem Strand von Rosslare kommt fast karibisches Feeling auf und versöhnt uns mit der holprigen Überfahrt. Der erste Strandspaziergang und wir sind endgültig im Urlaub 🙂 .

Wie so viele andere Touristen, haben wir eine klare Vorliebe für Irlands Westen und deshalb haben wir unsere Zelte noch nie im Südosten aufgeschlagen. Diesmal liegt unser erstes Feriendomizil aber nur eine knappe Fahrstunde von Rosslare, in Ballagh Court, Wexford. Hier sollte es also noch viel Neues für uns zu entdecken geben!

Wir reisen gerne mit dem Lonely Planet Reiseführer im Gepäck. Erstaunlicherweise ist der für Irland fast genauso dick wie der für Frankreich, obwohl die Insel nur ein Sechstel der Fläche Frankreichs hat und auch die Franzosen eine lange und ereignisreiche Geschichte vorzuweisen haben! Es ist also kein Wunder, dass man sich hier, im sogar so betitelten historischen Osten, vor den Überresten alter Abteien, Klöster, Kirchen, Burgen und Schlösser nicht retten kann. Gut dass wir alte Steine mögen 🙂 .

Besonders schön und gut erhalten ist Jerpoint Abbey und sie ist die fünf Euro Eintritt allemal wert. Der Kreuzgang ist auf zwei Seiten noch komplett erhalten und die Säulen sind mit detailreichen und sehenswerten Schnitzereien versehen. Einziger Nachteil: wo man Eintritt bezahlen muss, gibt es in der Regel auch Öffnungszeiten. Wir kommen – wie so oft – später als geplant und haben noch knapp eine Stunde Zeit für die Besichtigung. Positiver Nebeneffekt: es sind außer uns nur noch eine Handvoll Besucher da.

Neben alten Steinen besuchen wir auch Woodstock Garden. Schon allein wegen des Namens 🙂 . Allerdings ist dies entweder ein sehr naturbelassener Park, oder der Sommer war auch hier nicht allzu pflanzenfreundlich. Beeindruckend ist der Baumbestand mit einigen gigantischen Exemplaren. Ein schöner Spaziergang, aber mehr auch nicht.

Die Trockenheit der letzten Monate hat auch in den Wicklow Mountains ihre Spuren hinterlassen. Die Heide zeigt sich oft nur als endlose braune Fläche oder im tarnfarbenen Fleckenmuster. Aber trotzdem bietet sich uns, bei unserem Ausflug in den Nationalpark, ein atemberaubender Ausblick nach dem anderen. Und die kleine Currywurst (für die noch nicht eingeweihten: unsere Drohne) bekommt ordentlich was zu tun :-). Ruck zuck ist es Nachmittag und wir machen uns auf nach Glendalough. Das Tal wo der heilige Kevin als Einsiedler lebte und eine Klostersiedlung gründete, die heute noch in einem idyllischen Tal mit zwei Seen besichtigt werden kann. Aber wie so oft, der Ort und Parkplatz sind total überfüllt und nach all der Erhabenheit der einsamen Täler ist es uns zu viel Zirkus und wir verzichten auf den Stop. Dafür stolpern wir auf dem Rückweg über Baltinglass Abbey, die ein bisschen versteckt am Fluss Slaney liegt und ohne Eintritt und Öffnungszeiten zugänglich ist 🙂 .

Zwischendurch haben wir auch mal anderthalb Regentage. Am zweiten machen wir uns auf nach Waterford. Städte-Sightseeing geht ja auch ohne Sonne ganz gut. Unser Timing lässt aber schon wieder zu wünschen übrig, denn gerade als wir ankommen, hat die MS Maud der Hurtigruten Expeditions im Hafen festgemacht und die Innenstadt quillt über mit Besuchergruppen, die eine Stadtführung machen.

Waterford wurde im 8. Jahrhundert von Wikingern gegründet und das wird auch an jeder Ecke vermarktet. Vom Dragonslayer Sword – dem angeblich längsten Wikingerschwert der Welt – bis zur 3D Vikings Experience. Dazwischen jede Menge Kirchen und enge Gassen. Unser insgesamt eher triste Eindruck wird durch viele Wandbilder etwas abgemildert.

Für uns geht es südwärts, wo wir in Tramore nicht nur einen Strand für einen Spaziergang finden, sondern auch die beiden Brownstown Head Towers, zwei ungewöhnliche Türme, die von Lloyds in London nach einem Schiffsunglück errichtet wurden, als ein Schiff die Bucht für den Hafen von Waterford hielt und fast 400 Menschen ertranken. Heute blockiert ein verschlossenes Gatter den Zutritt und auch der daneben bereits entstandene Trampelpfad ist mit Stacheldraht blockiert. Gut, dass wir für solche Situationen die Currywurst los schicken können 🙂 . Eine kleine Klippenwanderung von Rathmoylan Cove Beach nach Portally Cove Beach rundet diesen Tag ab.

Östlich von Tramore befindet sich die sogenannte Kupferküste, weil hier in der Vergangenheit diverse Kupferminen in Betrieb waren. Wir starten unsere Erkundung in Ardmore. Der kleine Ort wird von einem 30 Meter hohem Rundturm dominiert. Direkt daneben befindet sich St. Declan’s Church und von beiden hat man einen Blick über den Strand. Ziemlich populär ist die Klippenwanderung, die vorbei an zwei Quellen, Wachtürmchen gegen eine französische Invasion und einem Kranwrack namens Samson führt. Wer spielt kann alle Punkte in einem Lab-Cache ablaufen. Wir können Ardmore auf jeden Fall empfehlen!

Dann geht es weiter gen Osten, bis wir abends wieder in Tramore ankommen. Dazwischen liegen unzählige Buchten, kleine Häfen und Örtchen, die teilweise nur aus einer Handvoll Häuser bestehen und jede Menge zerklüftete Küste. Wir befinden uns mitten in einem Gaeltach Gebiet, das heißt, alle Schilder sind auf gälisch und manchmal erklären nicht mal die hilfreich hinzugefügten Piktogramme was gemeint ist. Gut, dass wir heutzutage nicht mehr nach Schildern navigieren! Als die Sonne untergeht, macht die Kupferküste ihrem Namen nochmal alle Ehre, als die Felsen im Abendlicht rot aufleuchten.

Hook Lighthouse am Ende der gleichnamigen Halbinsel ist uns wärmstens empfohlen worden und wir hatten diese auch so schon in unserer Planung, da gemäß Reiseführer allerlei interessante Punkte auf dem Rundkurs liegen. Wir starten morgens mit Dunbrody Abbey. Laut Internet ist sie aktuell geschlossen. Aber die Abbey ist frei zugänglich. Geschlossen ist das gleichnamige Schloss mit Minigolf und Irrgarten und Firlefanz. Firlefanz ist ja eh nicht für uns, aber die Abbey ist sehr nett. Wieder mal umsonst und draußen :-).

Die Halbinsel erfüllt unsere Erwartungen leider nicht. Der erste Punkt auf unserer Liste wäre Duncannon Fort, aber das ist tatsächlich geschlossen. Der Ort selbst ist auch eher unscheinbar. Die Scenic Route verläuft leider nicht am Wasser und bietet nicht die erhofften Aussichten. Der Leuchtturm ist schön geringelt, aber wir wollen nicht ins überfüllte Café oder auf die Aussichtsplattform. Stattdessen würden wir gerne um den Turm spazieren, aber der Weg ist mit einem doppelt verschlossenen Gatter versperrt. Es läuft heute nicht so, wie wir es erhofft haben. Ab hier machen wir aus dem Tagesausflug eine Geocaching-Tour, das klappt besser :-). Als Abschluss steht Tintern Abbey auf dem Programm. Wie üblich sind wir zu spät und die Abbey hat geschlossen. Aber drum herum gibt es jede Menge Spazier- und Wanderwege, die für einen schönen Ausklang sorgen.

Norwegen 2022 – Rückreise

Auf dem Hinweg sind wir morgens in Oslo angekommen und am nächsten Tag abends von Bergen abgefahren. Auf dem Rückweg kommen wir erst nachmittags in Bergen an, müssen aber schon am nächsten Mittag in Oslo an der Fähre sein. Das gibt uns nicht viel Zeit für Sightseeing. Natürlich verfahren wir uns erstmal in Bergen und brauchen ewig um aus der völlig verstopften Stadt heraus zu kommen.

Wir haben uns für die Scenic Route entlang des Hardangerfjords entschieden, um doch noch die Obstplantagen zu sehen. Sie blühen aber leider nicht mehr. Zur Entschädigung: die Straße schlängelt sich malerisch das Ufer entlang und die Aussicht ist mal wieder umwerfend. Wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit hätten!

Je weiter wir kommen, desto winterlicher werden die Berge wieder. Da wir vor ziemlich genau zwei Wochen schon mal hier waren, können wir gut vergleichen und uns fällt auf, dass es zwar weniger Schnee und Eis gibt, aber immer noch genug, dass das Tauwetter dazu führt, dass unzählige kleine und auch größere Wasserfälle die Hänge herabstürzen. Die aller größten sind wohl permanent, aber ob die vielen kleinen sich nur vom Schmelzwasser bilden? Kann da überhaupt (noch) soviel Schnee und Eis sein? Die Antwort lautet ja, denn an einer weiteren Baustelle, werden wir auf den „Turistveg Dyrskar“ umgeleitet und fahren durch meterdicke Schneefelder, die sich hier bisher gehalten haben. Wenn man in Norwegen die Möglichkeit hat von der Hauptstraße auf einen Turistveg auszuweichen, können wir das nur empfehlen! Leider sieht man die Abzweigungen oft sehr schlecht, weil sie kurz vor Tunneleinfahrten liegen. Die neuen Tunnel ersetzen dann die alten Serpentinenstraßen und längeren Strecken über die Berge bzw. um die Berge drum herum.

Ein paarmal können wir die kleine Currywurst starten lassen, unter anderem bei einem erneuten Stopp am Låtefossen. Den haben wir ja auf dem Hinweg schon bewundert und uns hinterher geärgert, dass wir dort nicht geflogen sind. Jetzt, um 22Uhr, ist auch deutlich weniger los! Aber leider leider müssen wir uns echt sputen, dass wir ins Hotel kommen. Insgesamt eine tolle Fahrt am Tag der Wasserfälle 🙂 .

Es ist eine kurze Nacht für uns im Haukelifjell Gjestehus. Wir kommen auf den letzten Drücker um kurz nach 23Uhr an, aber wir haben vorher telefonisch sicher gestellt, dass wir noch einchecken können. Dann ist plötzlich unser Autoschlüssel weg und wir verbringen eine hektische halbe Stunde damit durch das voll gepackte Auto zu kriechen und danach zu suchen. Nachdem wir ihn endlich gefunden haben, fallen wir erschöpft ins Bett. Eigentlich gibt es erst ab 8Uhr morgens Frühstück, aber wir sind nicht die Einzigen, die früh wieder los müssen und so macht das kleine Buffet schon um halb acht für uns auf. Super Service von Monika, die noch weniger Schlaf bekommen hat als wir, da sie abends auf uns gewartet hat und auch das Frühstück serviert!

So können wir uns gut gestärkt auf den Weg machen. Schnell von A nach B kommt man in Norwegen nicht. Wir brauchen für die restlichen knapp 260 km nach Oslo gute vier Stunden ohne Pause. Auf dem Weg wird es endgültig Frühling. Am Wegrand blühen Blumen, die Temperatur steigt auf über 20° und wir sehen unseren ersten Elch in freier Wildbahn! Am Fähranleger haben wir kaum Zeit die letzten Sachen in den Rucksack zu packen, als es auch schon an Bord der Color Fantasy geht, die uns zurück nach Kiel bringen wird.

Ist es an Land noch warm und relativ sonnig, ändert sich das bereits kurz nachdem wir ablegen. Es zieht sich zu und natürlich wird es windig auf Deck 12. Das treibt die meisten sehr sommerlich bekleideten Passagiere nach drinnen. Nachmittags fängt es dann an zu regnen und das Wetter wird schließlich so schlecht, dass der Zugang zu den Außendecks gesperrt wird. Drinnen merkt man davon aber dankenswerterweise recht wenig. Abgesehen von einer etwas anderen Dekoration unterscheidet sich die Fantasy nicht von der Color Magic und hat für uns damit wenig Attraktives zu bieten. Gott sei Dank sind wir technisch sehr gut ausgestattet und haben alles dabei für einen Filmabend in der Kabine. Wir müssen uns also nicht mit allen anderen Passagieren in den vollen – und lauten – öffentlichen Bereichen aufhalten 🙂 .

In Kiel kommen wir pünktlich zur Kieler Woche an und in der Bucht wuseln dutzende Segelboote hin und her. Ein würdiges Willkommen für uns :-). Auf der Rückfahrt in Deutschland sind die Straßen wie immer voll und voller Baustellen und Staus. Also dauert es wieder mal länger als erwartet, bis wir endlich zu Hause sind. Bass erstaunt schauen wir auf den Kilometerstand, den wir zu Beginn unserer Reise auf Null gestellt hatten. 4.200km sind wir in den letzten dreieinhalb Wochen gefahren! Ein weiterer Beweis, dass Entfernungen in Norwegen nicht zu unterschätzen sind. 20km Luftlinie können durchaus 40km Fahrweg und über eine Stunde Fahrzeit bedeuten.

Wir hatten eine tolle Zeit und haben in diesem Urlaub viel von dem gesehen, was wir uns erhofft hatten. Einiges ist dem Regen, mangelnder Zeit oder dem unwegsamen Gelände zum Opfer gefallen. Zu Fuß in der Natur sollte man immer darauf gefasst sein, durch Steinfelder und Felsen klettern zu müssen. Und wenn man so ein Bewegungslegastheniker ist wie wir, kann das auch mal, wie bei uns, in einem verstauchten Knöcheln enden.

Unsere Geocaching Ausbeute ist mit knapp 60 Funden auch eher mager ausgefallen. Teilweise, weil wir die letzten 10 Meter nicht klettern wollten/konnten. Teilweise aber auch, weil die Dosen nicht sehr gut gewartet sind oder die Owner ihren etwas schrägen Sinn für Humor in den Hinweisen ausleben. Zum Beispiel den Hinweis „Stein“ in einem Geröllfeld, oder „Baum“ in einem Wäldchen. Da freut man sich schon über einen vermeintlich eindeutigen Hinweis wie „Birke“, bis man merkt, dass man inmitten unzähliger dieser Gewächse steht. Dann müssen wir unsere Bilanz für dieses Jahr halt im nächsten Urlaub aufbessern 😉 .

Es waren aufregende, aber manchmal auch etwas anstrengende drei Wochen. Und selbst wenn wir die direkte Sonne um Mitternacht nicht oft gesehen haben, war es trotzdem eine irre Erfahrung, dass es vierzehn Tage lang nicht dunkel wurde. Unseren Biorhythmus hat es aber ehrlicherweise ganz schön durcheinander gebracht. Erstaunlich, dass wir immer noch so lichtgesteuert sind, dass wir wirklich nicht müde werden, wenn es nachts hell bleibt. Dank der Innenkabine auf der Rückreise konnten wir uns aber auch schnell wieder an unsere normalen Tag/Nachtzeiten gewöhnen.

Pünktlich zu unserer Ankunft in Kiel springt unsere Corona-Warn-App auf rot um und zeigt ein erhöhtes Risiko an. Wirklich überrascht es uns nicht, so sorglos wie auf den Hurtigruten die meisten Passagiere waren und wie wenig Abstand man halten konnte. Ebenso wenig überraschen uns die positiven COVID-Tests, die wir an den folgenden Tagen erhalten. Das ist ein Souvenir, das wir lieber nicht mitgebracht hätten!

Norwegen 2022 – Hurtigruten südgehend

Nachts stellen wir fest, dass die MS Nordnorge auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, denn es klappert und scheppert an diversen Ecken. Der Reparaturservice vom Schiff sowie strategisch positionierte Kissen und Pappstücke senken den Geräuschpegel wenigstens in den kommenden Nächten. Wobei es auf diesen Schiffen nie wirklich ruhig ist.

Der nächste Morgen empfängt uns mit grauem Himmel, Regen und Wind. Es ist echt ungemütlich und wir ziehen wieder in den Panoramasalon. Leider wird dort ab nachmittags leicht psychedelische Chill-Out-Musik gespielt, auf die wir gut verzichten könnten. Genauso wie auf die überlaut geführten Gespräche unserer Mitreisenden. Dankenswerterweise sind die meisten davon nicht deutschsprachig, so dass wir es halbwegs gut ausblenden können. Was wir auf jeden Fall von unseren überwiegend älteren Gefährten lernen ist, dass man sein Mobiltelefon keinesfalls, unter keinen Umständen und niemals nicht auf Vibrationsalarm stellt und auch in einer Menschenmenge nur über Lautsprecher telefoniert oder Videos guckt. Jeder soll am digitalen Leben aller teilhaben. Es ist ein bisschen erschreckend, dass wir diejenigen sind, die sich über die Rücksichtslosigkeit der anderen Generation aufregen, bevor wir uns die Kopfhörer in die Ohren stopfen.

Eine weitere Unsitte ist es, seinen Platz in der ersten Reihe mit Jacken, Strickzeug und ähnlichem zu „reservieren“, auch wenn man anderthalb Stunden zum Essen geht. Oder auf den besten Plätzen am Fenster nicht die Aussicht zu genießen, sondern nur auf sein Handy oder ins Buch zu schauen. Wobei wir zugegebenermaßen am letzten Tag, an dem wir die Kabine bereits um 10Uhr räumen müssen, aber erst gegen 15Uhr in Bergen ankommen, ebenfalls bereits ganz früh morgens unsere Plätze markieren und dann erstmal frühstücken gehen. Aber nur für zwanzig Minuten! Ehrlich! Und wir haben uns ein bisschen dafür geschämt!

Leider verbringen wir in den nächsten drei Tagen viel Zeit in Gesellschaft unser Mitreisenden, denn die Sonne sehen wir so gut wie nicht. Es bleibt grau, kalt und regnerisch, was unseren Aufenthalt an Deck erheblich reduziert. Und ein bisschen verfallen auch wir dem Phänomen >> wenn keine Landschaft zu sehen ist, macht man Bilder von allen möglichen Wasserfahrzeugen, die so vorbei kommen <<. Wobei wir uns noch zurück halten, im Gegensatz zu einigen älteren Herren, die JEDES Boot ablichten. Durch die total dreckigen Fenster. Mit zitternden Händen. Und einem in die Jahre gekommenen Mobiltelefon. Wir können es quasi schon hören, nach der Reise:

„Ich war in Norwegen“ – „Oh toll, muss ja landschaftlich wunderschön sein! Hast Du Bilder?“ – „Ja klar, von jedem Tanker, Segelschiff, Fischkutter und Motorbötchen, dem wir begegnet sind“ – „Oh…..“

Südgehend gibt es tagsüber nicht viele Häfen mit längerem Aufenthalt, weshalb die meisten, die nur in eine Richtung reisen, sich für die nordgehende Tour entscheiden. Für uns kämen nur nochmal Trondheim am sehr frühen Morgen oder Brønnøysund am Nachmittag für einen Landgang in Frage. Trondheim haben wir ja schon bei Superwetter auf der Hinreise gesehen und in Brønnøysund regnet es gerade mal wieder in Strömen. Wir bleiben also die ganze Zeit auf dem Schiff und begnügen uns mit dem, was wir vom Meer aus sehen können. Neben den Städtchen auch ein paar hübsche Leuchttürme.

Ironischerweise ist es trocken und sogar ein bisschen sonnig, als wir in Bergen ankommen. Das Ausschiffen ist optimal organisiert, auch wenn einige Reisende die dreimalige Aufforderung doch bitte sitzen zu bleiben, bis ihr Deck zum Aussteigen aufgerufen wird, noch vor dem Anlegen ignorieren und trotzdem auf den Treppen den Weg blockieren. Wir warten wie angewiesen und können das Schiff ganz entspannt und in Ruhe verlassen und bekommen auch das Cachermobil wieder zurück 🙂 .

Norwegen 2022 – Vesterålen

Weniger berühmt als die Lofoten ist die Inselgruppe Vesterålen, die direkt nördlich an Lofoten grenzt. Beide werden manchmal in einem Atemzug genannt, aber oft auch nur, weil die Anreise zu Lofoten von Norden her über Vesterålen erfolgt. In unserem allgemeinen Norwegen Reiseführer gibt es knapp 25 Seiten über Lofoten, während Vesterålen gerade einmal 7 Seiten füllt. Und es gibt zwar spezifische Reiseführer für Lofoten, aber der Einzige für Lofoten und Vesterålen den wir gefunden haben, ist schon fast dreißig Jahre alt. Insgesamt ist die Region also nicht so überlaufen. Landschaftlich ändert sich für uns nicht viel. Es gibt auch hier schneebedeckte Berge, Moore und natürlich Fjorde. Aber zusätzlich auch Wald und Ackerflächen. Da es mehr Landfläche gibt fehlen allerdings die Stelzenhäuser am Wasser. Die Hauptinseln sind Andøya, Langøya und Hadseløya. Ausserdem Teile von Hinnøya und Austvågøya.

Unser Ferienhaus liegt auf Langøya, der drittgrößten Insel Norwegens. Der Hauptort ist Sortland, hat aber eher wenig zu bieten außer diverser Tankstellen und Läden zum Einkaufen. Und auch einen Schuhladen, denn schon wieder gibt ein Paar Schuhe von Diane während des Urlaubs seinen Geist auf. Erstaunlicherweise finden wir sogar welche zu einem vernünftigen Preis.

Was Sortland an Charme fehlt, macht unser Ferienhaus in Romset mit einem Hammerausblick über den Fjord wieder wett 🙂 . Und das ist auch gut so, denn der Wettergott meint es nicht sehr gut mit uns. Es regnet beinah jeden Tag, zumindest zeitweise. In höheren Lagen schneit es wohl auch, jedenfalls bleiben die Berge schön weiß überpudert. Aber an „unserem“ Fjord haben wir selbst bei schlechtem Wetter ständig wechselnde Aussichten. In einem Moment trommelt der Regen mit Macht auf den Boden und das Hausdach und kurz darauf ziehen tief hängende Wolkenfetzen vorbei, die sich an den Berghängen sammeln und sie schließlich ganz verschlucken. Aber natürlich sieht es bei Sonnenschein trotzdem schöner aus!

Ganz im Norden von Langøya, in Stø, ist es windig und es gibt wieder mal mehr Möwen als Menschen. Hier kann man auch auf Walsafari gehen. Wir hatten kurz überlegt, ob wir eine machen, aber ein Blick auf ein wild schaukelndes „Boot“ – gefühlt eher eine winzig kleine Nussschale! – in der Ferne lässt uns die Idee schnell endgültig begraben. Dafür sollte man schon sehr seefest sein! Und ganz billig ist der Spaß natürlich auch nicht. Aber auch sonst hat die Gegend einiges zu bieten. Vor der Küste liegt sehr dekorativ im Sonnenlicht der Leuchtturm von Anda und man kann spazieren gehen oder wandern. Mit den vorgelagerten Inselchen und den sich daran brechenden Wellen fühlen wir uns ein bisschen nach Irland versetzt.

Mehrere Fjorde graben sich tief in die Insel und teilen sie beinah in drei Teile. Der Sortlandsundet und Eidsfjorden bescheren uns jede Menge postkartenwürdige Ausblicke und genau die Bilder, die man von Norwegen erwartet.

An der Westküste ist Nykvåg ein guter Ort, um die Mitternachtssonne sehen. Wir machen uns also an einem klaren Abend so kurz vor Mitternacht auf den Weg dorthin. Nach kurzer Fahrt kommen wir an eine Baustelle. In Norwegen werden die Straßen dann gerne gesperrt und der Verkehr jeweils einspurig mit einem Geleitfahrzeug durch die Baustelle geleitet. Das bedeutet dann auch schon mal ein bisschen Wartezeit. Aber schließlich finden wir einen schönen Platz auf einer Anhöhe über dem Ort und genießen die Sonne. Auf dem Rückweg stehen wir dann an der selben Baustelle vor einer geschlossenen Schranke. Nach etwa einer Stunde Wartezeit, rollt hinter uns ein Taxi ran. Vom Fahrer erfahren wir, dass die Geleitfahrzeuge nach einen Fahrplan (!) verkehren. Und das wir nochmal zwei Stunden warten müssen, bis der Service wieder aufgenommen wird 🙁 . Auf der einzigen Zufahrtsstraße!! Schade, dass das für ortsunkundige Touristen nirgendwo steht. Aber so kommen wir sehr früh morgens noch zu einigen sehr schönen Spiegelbildern.

Südlich von Langøya liegt die kleinere Insel Hadseløya. Verbunden sind beide mit der sehr photogenen Hadsel-Brücke. Vor allem, wenn sie so wie bei uns im Gegenlicht vor sonnenbeschienenen und schneebedeckten Bergen liegt. Dann noch ein kleiner Brückenhopser und man erreicht Stokmarknes, wo sich für Interessierte das futuristische Gebäude mit dem Hurtigruten-Museum befindet. Wir sind ja nicht so die Museumsgänger und wo gerade mal die Sonne scheint schon gar nicht. Die Rund-Um-Hadseløya-Strasse ist 42km lang und somit genau richtig für einen Tagestrip. Die Insel hat Strände – allerdings meistens mit Kies und nur wenig Sand- und immer wieder Berge zu bieten. Das wirkt besonders unwirklich, wenn davor das Meer türkis-grün leuchtet und man eher an Palmen als an Schnee denkt.

Andøya ist die nördlichste Insel von Vesterålen und von unserem Standort aus nur in einem weiteren Tagesausflug zu besuchen. Und um ganz ehrlich zu sein, unterscheidet sie sich nicht allzu sehr von den übrigen Inseln. Ganz am oberen Ende liegt Andenes, dessen Hauptattraktion ebenfalls Walsafaris sind und die auch spürbar Besucher anlocken. Die Wohnmobil- und Camperdichte ist deutlich höher als alles was wir bisher hier erlebt haben. In Dverberg, an der Westküste, befindet sich eine weitere schön gelegene achteckige Holzkirche und wir treffen Marie, deren Vater in der Kirche Priester war und die gerade auf einer Reise zurück zu ihren Wurzeln ist. Sie erzählt uns, dass sie sich noch an die Zeit ohne Strom und Heizung erinnert, wo Kinder ständig ermahnt wurden, während des Gottesdienstes auf ihre Kerzen aufzupassen 🙂 . Da fragen wir doch gleich mal nach, wie es kommt, dass die Kirchen heutzutage meistens nicht offen sind? Sie weiß es leider auch nicht, erinnert sich aber, dass das früher definitiv nicht so war. Dann bekommen wir noch eine Empfehlung für das Café im Ort und schon zieht sie mit ihrer Partnerin weiter. Und wir lassen die kleine Currywurst aufsteigen 🙂 .

Andenes ist ein nettes Örtchen, viele andere gibt es auf der Insel auch nicht. Meistens sind es nur ein paar zusammengewürftelte Häuser, oft auch nur einzelne Höfe irgendwo ganz für sich allein. Dafür gibt es viel Moor – Vorsicht! Selbst auf den Holzstegen kann man sich noch nasse Füße holen – Küste und immer wieder Berge. Wir bekommen teilweise richtiges Heidi-Feeling. Unser Navi sagt, wir könnten einmal ganz um die Insel fahren. Doch dann endet die offizielle Straße in Aknes und geht in eine Art Feldweg über, der als Sackgasse gekennzeichnet ist, wohl aber auf eigene Gefahr befahren werden kann. Wir sind da eigentlich hart im Nehmen, aber das sieht uns doch sehr vertrauensunwürdig aus und nichts, was wir unserem Cachermobil zumuten wollen. Wir kehren daher lieber um und auf die Hauptstraße zurück.

Hinnøya haben wir nur auf der Durchreise gestreift und dabei sowie insgesamt unterwegs ein paar Kuriositäten gefunden.

Unser Abreisetag begrüßt uns mit Regen, der aber im Laufe des Vormittags abzieht. Wir haben uns für fast die gleiche Route wie auf der Hinfahrt entschieden, da der Tengelfjord schon im strömenden Regen wirklich schön war und wir ein bisschen enttäuscht, dass wir die Drohne nicht fliegen konnten. Heute haben wir mehr Glück. Schon kurz nachdem wir von der E10 auf die FV686 abgebogen sind, müssen wir anhalten, damit die kleine Currywurst das erste Mal in die Luft gehen und die wunderbare Gegend filmen kann. Und dann halten wir uns dran, so dass wir mit dem Laden der Akkus und schließlich auch der Fernbedienung kaum hinterher kommen. Das wird ein Spaß zu sichten 😉 .

Es gibt nur die eine Straße am Fjord entlang. Und so muss man irgendwann umdrehen und die gleiche Strecke zurück fahren. Aber das ist ausnahmsweise mal gar nicht schlimm, denn es ist echt soooo schön hier! Und als wir gerade mal wieder einen Stopp einlegen tauchen plötzlich die weißen Aufbauten eines Hurtigrutenschiffes zwischen den hohen Wänden des Fjords auf. Es ist die MS Nordnorge, das Schiff, dass wir abends in Svolvær besteigen werden, damit es uns zurück nach Bergen bringt! Nicht oft, aber manchmal sind wir wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Aber irgendwann müssen wir leider weiter, denn bis nach Svolvær ist es noch ein gutes Stück. Diesmal fahren wir die Nordküste von Austvågøya entlang und genießen nochmal alles, was Lofoten zu bieten hat. Als wir in Svolvaer ankommen fängt es an zu regnen und scheinbar hat die MS Nordnorge gerade erst angelegt, denn es wimmelt am Anleger von Bussen, Aussteigern, Einsteigern und Besuchern des Schiffes. Was wir nicht finden ist ein Check-In Schalter. Irgendwo entdecken wir aber ein Schild für „Hurtigruten Bil“ und wissen mittlerweile, dass Bil im Norwegischen Auto heißt. Also parken wir mal da und fragen uns am Schiff selbst durch. Alles ganz simpel: Diane soll das Gepäck holen und an Bord gehen, während Lars das Auto an Bord fahren soll. Jemand würde ihn bald „einwinken“. Also trotten wir zum Cachermobil zurück und gerade als wir das Gepäck ausladen kommt ein Mann im Hurtigrutenoverall, ruft uns ein fragendes „Bergen?“ zu und nimmt uns fröhlich grinsend unseren Autoschlüssel ab. Steigt ein und dann verschwindet unser treues Gefährt mit ihm um die Ecke und wir hoffen mal, dass es mit auf die Reise geht und wir es in Bergen wieder bekommen werden. Der tatsächliche Check-In ist unproblematisch und schnell, aber die Schlüsselkarten funktionieren leider nicht, bis die freundliche Dame vom Empfang mit ihrem Tablet irgendwas mit dem Türschloss macht. Das dauert so lange, dass wir fast kein Abendessen mehr bekommen. Aber schließlich ist alles geklärt und wir lassen den Tag, mal wieder bei ordentlich Seegang, im Panoramasalon ausklingen. Auf diesem Schiff verdient der Raum wenigstens den Namen!

Es hat ein bisschen gedauert, bis wir diesen Beitrag fertig hatten, aber dafür gibt es jetzt auch nochmal ein paar Drohnenaufnahmen 🙂 .