Schottland 2025 – Shetland, Lerwick & der Norden

Wir hatten uns auf eine Woche in windgepeitschter, karger und einsamer Gegend eingestellt. Stattdessen finden wir eine grüne Insel, voller Schafe – die meisten frei laufend und eindeutig in der Überzahl – mit netten kleinen Örtchen und sogar einigen Bäumen! Der Reiseführer und diverse Blogs haben uns davor gewarnt, dass Shetland trostlos wirkt, weil es keine Bäume und Büsche gibt. Aber es gibt sie! Wenn auch nur vereinzelt, aber genug, damit es für das Auge nicht langweilig wird. Vielleicht ist es auf den übrigen Inseln tatsächlich so desolat, aber wir haben schon auf Mainland (ja so heißt die Hauptinsel wirklich) genug gefunden, um uns zu beschäftigen. Und haben noch nicht alles gesehen! Was auch am etwas unsteten Wetter liegt. Wenn man einen Tripp hierhin plant, sollte man definitiv extra Zeit einplanen, um die peitschenden Regenschauer oder auch mal einen total verregneten Nachmittag auf der Couch aussitzen zu können.

Da wir bereits um 7:30 Uhr morgens ankommen, unser Ferienhaus aber erst mittags beziehen können, treiben wir uns erstmal ein bisschen auf den beiden Halbinseln herum die Lerwick (die Hauptstadt der Shetland Inseln) auf beiden Seiten der Bucht einrahmen. Dort heben wir auch die ersten Geocaches des Urlaubs und treffen den ersten Seehund, der uns neugierig beäugt.

Lerwick hat etwa 7000 Einwohner, was rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Inselgruppe ausmacht. Im  Haupthafen liegen Fischerboote und Versorgungsschiffe für die Ölindustrie. Drum herum jede Menge Lagerhäuser und Industrie. Von irgendwas müssen die Leute hier schließlich leben. Aber vom Yachthafen aus kommt man direkt in die Altstadt mit Geschäften und vielen kleinen Seitengassen, die über Stufen in den oberen Stadtteil führen. Die alten Häuser sind aus dem hiesigen braun-grauem Stein erbaut und wirken eher trist, gerade wenn regnet. Aber die Bewohner haben überall bunte Akzente gesetzt und ihre Haustüren oder Häuser bunt bemalt und mit maritimen Motiven geschmückt. Direkt gegenüber des Viktoriapiers liegt das Peerie Café, wo wir uns einen der letzten Tische sichern und erstmal in Ruhe frühstücken. Gestärkt lassen wir uns dann durch die Straßen und den Nieselregen treiben.

Die nächsten zwei Tage regnet es. Mehr Regen als wir Zuhause in den letzten Wochen gesehen haben. Wir erholen uns von der Anreise und bleiben in der Umgebung unseres Ferienhauses in Brae. Unter tief hängenden Wolken und im Dunst erleben wir Shetland so, wie wir es ursprünglich erwartet haben. Regen in unterschiedlicher Stärke kombiniert mit Wind und Temperaturen um die 10°C begrenzen unseren Aufenthalt im Freien, bis es dann doch irgendwann aufklart und wir den ersten Blick auf die Insel in der Sonne bekommen. Wow!

Da Shetland auf Karten eigentlich immer in einem kleinen Ausschnitt separat dargestellt wird, vergisst man leicht, wie weit nördlich wir sind. Die Entfernung von Lerwick nach Bergen beträgt nur knapp 360km. Shetland & Orkney standen bis in die 1280er Jahre unter norwegischer Herrschaft, bevor sie als Mitgift für Prinzessin Margaret von Norwegen an Schottland gegeben wurden. Der nordische Einfluss ist bis heute noch überall zu sehen und zu hören. Viele der Ortsnamen haben ihren Ursprung im Altnordischen und beschreiben den jeweiligen Ort. Lerwick bedeutet z.B. muddy bay = schlammige Bucht. Die  Fähre, mit der wir hierher gekommen sind – die Hrossey – ist nach dem alten Namen für Orkney, der Pferdeinsel benannt.  Und auch der Shetlanddialekt hat heute noch viele nordische Einflüsse, so dass wir fast nix verstehen, bis sich die Einheimischen Mühe geben und uns zuliebe ins Englische wechseln. Allerdings immer noch mit hartem schottischen Einschlag 😉.

Die Halbinsel im Nordwesten – lapidar North Mainland genannt, hat in unserem Reiseführer genau einen Absatz bekommen und wird dort als landschaftlich schöne, fotogene Gegend beschrieben. Und für uns ist es ein Paradies. Wenig Touristen, winzige Örtchen – eigentlich nur verstreute Häuser – und jede Menge Platz und wunderbare Gegend. Es fängt schon super an mit Mavis Grind, einer Landenge über die man die Halbinsel erreicht. Sie ist nur etwa 100 Meter breit und auf der einen Seite liegt der Atlantik, auf der anderen die Nordsee. Wer einen guten Wurfarm hat, könnte also an diesem Ort einen Stein von einem Meer ins andere werfen 😉. Schon die Wikinger nutzten diese schmale Stelle als Abkürzung und trugen ihre Boote das kurze Stück über Land, statt komplett um Shetland zu segeln.

Absolutes Highlight sind die Cliffs of Eshaness, ganz im Westen. Schon auf dem Weg gibt es die ersten Sea Stacks zu sehen. Diese frei stehenden Felsen vor der Küste sind hier verbreitet, weil die unterschiedlichen Gesteinsarten ständiger Erosion von Meer und Wetter ausgesetzt sind. Die weicheren Gesteine werden schneller abgetragen während die härteren ein paar Jahrhunderte – oder Jahrtausende länger bestehen bleiben. Das formt eine faszinierende Küstenlinie mit vielen Höhlen und Klippen.

Die Cliffs sind kein Geheimtipp, ein paar organisierte Touren spucken ihre Ladung aus und auch der Parkplatz am Leuchtturm ist gut besucht. Aber es verläuft sich schnell und spätestens nach dem ersten Regenschauer, der aufgrund des stürmischen Winds horizontal fällt und die Tropfen zu kleinen Geschossen macht sind nur noch eine Handvoll hartgesottene Touristen da.

Durchfroren und leicht verregnet, machen wir einen kurzen Stopp im Tangwick Haa Museum, wo Gegenstände der Alltagsbevölkerung Shetlands ausgestellt werden. Also alles, was auf Dachböden und in Omas Nachlass gefunden wird und so ein Bild des hiesigen Alltags über die letzten Jahrhunderte zeichnet. Klein, aber interessant und umsonst. Spenden werden aber gern genommen oder man kauft, so wie wir, etwas in dem kleinen angeschlossenen Shop 😊.

Ansonsten liegen hier oben jede Menge – und wir meinen jede Menge – Geocaches. Man stolpert quasi direkt drüber und wir haben zumindest einen Powertrail mit über 30 Caches komplett geschafft. Für den Rest müssen wir wohl nochmal wieder kommen 😀.

 

 

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