Norwegen 2022 – Hurtigruten nordgehend

Seit 130 Jahren fahren die Schiffe der Hurtigruten die norwegische Küste rauf und runter. Vor 10 Jahren haben wir die klassische Postschiffreise bereits einmal gemacht und waren begeistert. Obwohl sie aufgrund von schlechtem Wetter damals nicht in Bergen begann, wir den Geiranger Fjord deswegen nicht gesehen haben und der Regen unser ständiger Begleiter war. Und gerade fällt uns auf, dass wir unseren damaligen Blog noch nicht hierher importiert haben und deshalb auch jetzt nicht darauf verlinken können. Vielleicht besser so, denn wir haben uns in den vergangenen Jahren hoffentlich in Bezug auf Bilder und Beiträge ein bisschen weiterentwickelt und der direkte Vergleich hätte uns bestimmt die Schamesröte ins Gesicht getrieben.

Diesmal schiffen wir in Bergen ein, aber den Geiranger Fjord sehen wir wieder nicht, da er erst ab Juni angefahren wird (was wir aber bei unserer Buchung nicht wussten). Wir werden auch nicht bis Kirkenes fahren, sondern nur drei Nächte an Bord verbringen, bis Lofoten. Und da wir dort mobil sein wollen, geht unser kleines Cachermobil mit uns auf die Reise. Zugegeben, es ist bestimmt nicht die billigste Art zu reisen, aber wir freuen uns auf die Zeit, in der wir uns um nix kümmern und vor allem, dass wir die Strecke – immerhin 1.500 km auf dem Landweg – nicht im Auto zurück legen müssen. Das würde umgerechnet einen ganzen Tag reine Fahrtzeit bedeuten, denn auf norwegischen Straßen reist man nicht allzu schnell.

Mit einem leicht mulmigen Gefühlt stellen wir das Cachermobil am Kai ab und übergeben den Schlüssel den freundlichen Mitarbeitern der Hurtigruten. Sie werden dafür sorgen, dass unser treues Transportmittel sicher an Deck verstaut wird und bei Bedarf umgeparkt werden kann. Dann geht es für uns im Terminal zur Sicherheitsunterweisung, bevor wir auf der MS Vesterålen einschiffen. Ein kleiner Schreckmoment als wir unsere Kabine betreten, denn es gibt nur ein Etagenbett. Unsere Nachfrage ergibt, dass alle Innenkabinen auf diesem Schiff mit Etagenbetten ausgestattet sind. Außerdem ist es ausgebucht, also können wir auch nicht upgraden. Dann wird dieser Teil unserer Reise ein Ausflug in die Vergangenheit, wenn wir uns auf Klassenfahrten um das obere Bett fast geprügelt haben. Diesmal ist es allerdings keine Frage, wer über die schmale Leiter in die Koje klettern darf 😉 .

Die Vesterålen ist das kleinste Schiffe auf der klassischen Hurtigrute und auf uns wirkt alles etwas abgenutzt und gedrängt. Die größte Enttäuschung ist der Panoramasalon, der uns eher an das Deck eines Ausflugschiffes auf dem Rhein erinnert. Aber wir werden uns auch damit arrangieren. Nach dem Abendessen verfolgen wir von Deck das Auslaufen aus Bergen. Dass am Horizont dunkle Wolken aufziehen und die Fahne am Heck eingeholt wird, beunruhigt uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ein paar Stunden später wird’s ganz schön turbulent und an Schlaf ist nicht zu denken. Richtig ungemütlich wird es in den frühen Morgenstunden, als die erste offene Meerpassage überquert wird. Das angekündigte Unwetter hat uns endgültig eingeholt und da unsere Kabine ganz vorne im Schiff liegt, geht kein Wellental unbemerkt an uns vorbei. Gott sei Dank haben wir Tabletten gegen Reisekrankheit dabei, die das Schlimmste verhindern.

Statt Geiranger Fjord haben wir am nächsten Tag 10 Stunden Aufenthalt in Ålesund. Berühmt ist die Stadt für seine Jugendstilbauten, die errichtet wurden, nachdem ein Feuer 1904 fast die gesamten Holzhäuser der Innenstadt vernichtet hat. Da es bis nachmittags wie aus Kübeln schüttet, nutzen wir die Zeit und Ruhe um das bisherige Bildmaterial zu sichern und zu sichten, bevor wir in einem halbwegs trockenen Zeitfenster einen kurzen Spaziergang an Land machen. Die meisten unserer Mitreisenden kommen an diesem Abend in Hausschuhen und zusammengestückelten Outfits zum Abendessen und hoffen, dass bis zum nächsten Tag wenigstens die Schuhe wieder trocken sind 😉 . Als wir am Abend auslaufen hat sich das Wetter aber weitestgehend beruhigt und beschert uns eine wunderbare Fahrt auf spiegelglattem Wasser, vorbei an mit Schnee überpuderten Bergen. Die nächste Etappe über das offene Meer in der Nacht ist dankenswerterweise kürzer und nicht ganz so unruhig wie die vorherige.

Am nächsten Morgen fahren wir durch eine wunderbare Fjordlandschaft bevor wir für einen längeren Aufenthalt in Trondheim festmachen. Das letzte Mal als wir hier waren, hat es in Strömen geregnet. Heute ist es warm und sonnig. Ideal für einen Spaziergang entlang der Nidelva, vorbei an den bunten Holzhäusern der ehemaligen Speicher bis zur „alten“ Brücke und weiter bis zum Nidarosdom.

Auf der Weiterfahrt wird es an Deck sommerlich warm, sogar mit dem immerwährenden Fahrtwind. Wer hätte nach den letzten Tagen gedacht, dass wir die Sonnenmilch herauskramen müssen und die Passagiere mehr Hüllen fallen lassen, als uns lieb ist ;-). Nach dem Abendessen durchqueren wir den malerischen Raftsund zu einer langsam dem Horizont entgegenziehenden Sonne. Da wir heute Morgen den Polarkreis überquert haben, wird es langsam kälter und die Tage werden immer länger. Erst gegen 23:30 ist Sonnenuntergang.

Dann ist es auch schon unser letzter Tag an Bord, die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. In den meisten Häfen haben wir heute nur einen kurzen Aufenthalt. Bis auf Bodø, aber das haben wir als hässlich in Erinnerung und so bleiben wir lieber auf dem Schiff. Unsere Mitreisenden scheinen ähnlicher Meinung zu sein, die wenigstens nutzen die kompletten zweieinhalb Stunden für einen Landausflug. An Deck lässt es sich auch heute gut aushalten, so lange man eine winddichte Jacke und Mütze dabei hat. Warm eingemummelt genießen wir den Ausblick auf die winterliche Landschaft. Richtig im Deckchair positioniert erscheinen die Gipfel genau zwischen den Streben der Reling, die dann den passenden Rahmen dazu bilden. Einfach schön!

Gegen Abend taucht die Bergkette der Lofotenwand am Horizont auf und wir sind unserem Ferienhaus beim Stop in Stamsund schon ganz nah, aber leider kann wegen der Tide unser Auto hier nicht ausgeladen werden und wir müssen noch bis Svolvær  weiter mitfahren. So verlassen wir das Schiff wenigstens gut gesättigt. Das Ausschiffen ist unproblematisch und diesmal darf Lars das Cachermobil auch selbst vom Autodeck holen. Wir sind am Ziel angekommen: Lofoten!