Norwegen 2022 – Vesterålen

Weniger berühmt als die Lofoten ist die Inselgruppe Vesterålen, die direkt nördlich an Lofoten grenzt. Beide werden manchmal in einem Atemzug genannt, aber oft auch nur, weil die Anreise zu Lofoten von Norden her über Vesterålen erfolgt. In unserem allgemeinen Norwegen Reiseführer gibt es knapp 25 Seiten über Lofoten, während Vesterålen gerade einmal 7 Seiten füllt. Und es gibt zwar spezifische Reiseführer für Lofoten, aber der Einzige für Lofoten und Vesterålen den wir gefunden haben, ist schon fast dreißig Jahre alt. Insgesamt ist die Region also nicht so überlaufen. Landschaftlich ändert sich für uns nicht viel. Es gibt auch hier schneebedeckte Berge, Moore und natürlich Fjorde. Aber zusätzlich auch Wald und Ackerflächen. Da es mehr Landfläche gibt fehlen allerdings die Stelzenhäuser am Wasser. Die Hauptinseln sind Andøya, Langøya und Hadseløya. Ausserdem Teile von Hinnøya und Austvågøya.

Unser Ferienhaus liegt auf Langøya, der drittgrößten Insel Norwegens. Der Hauptort ist Sortland, hat aber eher wenig zu bieten außer diverser Tankstellen und Läden zum Einkaufen. Und auch einen Schuhladen, denn schon wieder gibt ein Paar Schuhe von Diane während des Urlaubs seinen Geist auf. Erstaunlicherweise finden wir sogar welche zu einem vernünftigen Preis.

Was Sortland an Charme fehlt, macht unser Ferienhaus in Romset mit einem Hammerausblick über den Fjord wieder wett 🙂 . Und das ist auch gut so, denn der Wettergott meint es nicht sehr gut mit uns. Es regnet beinah jeden Tag, zumindest zeitweise. In höheren Lagen schneit es wohl auch, jedenfalls bleiben die Berge schön weiß überpudert. Aber an „unserem“ Fjord haben wir selbst bei schlechtem Wetter ständig wechselnde Aussichten. In einem Moment trommelt der Regen mit Macht auf den Boden und das Hausdach und kurz darauf ziehen tief hängende Wolkenfetzen vorbei, die sich an den Berghängen sammeln und sie schließlich ganz verschlucken. Aber natürlich sieht es bei Sonnenschein trotzdem schöner aus!

Ganz im Norden von Langøya, in Stø, ist es windig und es gibt wieder mal mehr Möwen als Menschen. Hier kann man auch auf Walsafari gehen. Wir hatten kurz überlegt, ob wir eine machen, aber ein Blick auf ein wild schaukelndes „Boot“ – gefühlt eher eine winzig kleine Nussschale! – in der Ferne lässt uns die Idee schnell endgültig begraben. Dafür sollte man schon sehr seefest sein! Und ganz billig ist der Spaß natürlich auch nicht. Aber auch sonst hat die Gegend einiges zu bieten. Vor der Küste liegt sehr dekorativ im Sonnenlicht der Leuchtturm von Anda und man kann spazieren gehen oder wandern. Mit den vorgelagerten Inselchen und den sich daran brechenden Wellen fühlen wir uns ein bisschen nach Irland versetzt.

Mehrere Fjorde graben sich tief in die Insel und teilen sie beinah in drei Teile. Der Sortlandsundet und Eidsfjorden bescheren uns jede Menge postkartenwürdige Ausblicke und genau die Bilder, die man von Norwegen erwartet.

An der Westküste ist Nykvåg ein guter Ort, um die Mitternachtssonne sehen. Wir machen uns also an einem klaren Abend so kurz vor Mitternacht auf den Weg dorthin. Nach kurzer Fahrt kommen wir an eine Baustelle. In Norwegen werden die Straßen dann gerne gesperrt und der Verkehr jeweils einspurig mit einem Geleitfahrzeug durch die Baustelle geleitet. Das bedeutet dann auch schon mal ein bisschen Wartezeit. Aber schließlich finden wir einen schönen Platz auf einer Anhöhe über dem Ort und genießen die Sonne. Auf dem Rückweg stehen wir dann an der selben Baustelle vor einer geschlossenen Schranke. Nach etwa einer Stunde Wartezeit, rollt hinter uns ein Taxi ran. Vom Fahrer erfahren wir, dass die Geleitfahrzeuge nach einen Fahrplan (!) verkehren. Und das wir nochmal zwei Stunden warten müssen, bis der Service wieder aufgenommen wird 🙁 . Auf der einzigen Zufahrtsstraße!! Schade, dass das für ortsunkundige Touristen nirgendwo steht. Aber so kommen wir sehr früh morgens noch zu einigen sehr schönen Spiegelbildern.

Südlich von Langøya liegt die kleinere Insel Hadseløya. Verbunden sind beide mit der sehr photogenen Hadsel-Brücke. Vor allem, wenn sie so wie bei uns im Gegenlicht vor sonnenbeschienenen und schneebedeckten Bergen liegt. Dann noch ein kleiner Brückenhopser und man erreicht Stokmarknes, wo sich für Interessierte das futuristische Gebäude mit dem Hurtigruten-Museum befindet. Wir sind ja nicht so die Museumsgänger und wo gerade mal die Sonne scheint schon gar nicht. Die Rund-Um-Hadseløya-Strasse ist 42km lang und somit genau richtig für einen Tagestrip. Die Insel hat Strände – allerdings meistens mit Kies und nur wenig Sand- und immer wieder Berge zu bieten. Das wirkt besonders unwirklich, wenn davor das Meer türkis-grün leuchtet und man eher an Palmen als an Schnee denkt.

Andøya ist die nördlichste Insel von Vesterålen und von unserem Standort aus nur in einem weiteren Tagesausflug zu besuchen. Und um ganz ehrlich zu sein, unterscheidet sie sich nicht allzu sehr von den übrigen Inseln. Ganz am oberen Ende liegt Andenes, dessen Hauptattraktion ebenfalls Walsafaris sind und die auch spürbar Besucher anlocken. Die Wohnmobil- und Camperdichte ist deutlich höher als alles was wir bisher hier erlebt haben. In Dverberg, an der Westküste, befindet sich eine weitere schön gelegene achteckige Holzkirche und wir treffen Marie, deren Vater in der Kirche Priester war und die gerade auf einer Reise zurück zu ihren Wurzeln ist. Sie erzählt uns, dass sie sich noch an die Zeit ohne Strom und Heizung erinnert, wo Kinder ständig ermahnt wurden, während des Gottesdienstes auf ihre Kerzen aufzupassen 🙂 . Da fragen wir doch gleich mal nach, wie es kommt, dass die Kirchen heutzutage meistens nicht offen sind? Sie weiß es leider auch nicht, erinnert sich aber, dass das früher definitiv nicht so war. Dann bekommen wir noch eine Empfehlung für das Café im Ort und schon zieht sie mit ihrer Partnerin weiter. Und wir lassen die kleine Currywurst aufsteigen 🙂 .

Andenes ist ein nettes Örtchen, viele andere gibt es auf der Insel auch nicht. Meistens sind es nur ein paar zusammengewürftelte Häuser, oft auch nur einzelne Höfe irgendwo ganz für sich allein. Dafür gibt es viel Moor – Vorsicht! Selbst auf den Holzstegen kann man sich noch nasse Füße holen – Küste und immer wieder Berge. Wir bekommen teilweise richtiges Heidi-Feeling. Unser Navi sagt, wir könnten einmal ganz um die Insel fahren. Doch dann endet die offizielle Straße in Aknes und geht in eine Art Feldweg über, der als Sackgasse gekennzeichnet ist, wohl aber auf eigene Gefahr befahren werden kann. Wir sind da eigentlich hart im Nehmen, aber das sieht uns doch sehr vertrauensunwürdig aus und nichts, was wir unserem Cachermobil zumuten wollen. Wir kehren daher lieber um und auf die Hauptstraße zurück.

Hinnøya haben wir nur auf der Durchreise gestreift und dabei sowie insgesamt unterwegs ein paar Kuriositäten gefunden.

Unser Abreisetag begrüßt uns mit Regen, der aber im Laufe des Vormittags abzieht. Wir haben uns für fast die gleiche Route wie auf der Hinfahrt entschieden, da der Tengelfjord schon im strömenden Regen wirklich schön war und wir ein bisschen enttäuscht, dass wir die Drohne nicht fliegen konnten. Heute haben wir mehr Glück. Schon kurz nachdem wir von der E10 auf die FV686 abgebogen sind, müssen wir anhalten, damit die kleine Currywurst das erste Mal in die Luft gehen und die wunderbare Gegend filmen kann. Und dann halten wir uns dran, so dass wir mit dem Laden der Akkus und schließlich auch der Fernbedienung kaum hinterher kommen. Das wird ein Spaß zu sichten 😉 .

Es gibt nur die eine Straße am Fjord entlang. Und so muss man irgendwann umdrehen und die gleiche Strecke zurück fahren. Aber das ist ausnahmsweise mal gar nicht schlimm, denn es ist echt soooo schön hier! Und als wir gerade mal wieder einen Stopp einlegen tauchen plötzlich die weißen Aufbauten eines Hurtigrutenschiffes zwischen den hohen Wänden des Fjords auf. Es ist die MS Nordnorge, das Schiff, dass wir abends in Svolvær besteigen werden, damit es uns zurück nach Bergen bringt! Nicht oft, aber manchmal sind wir wirklich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Aber irgendwann müssen wir leider weiter, denn bis nach Svolvær ist es noch ein gutes Stück. Diesmal fahren wir die Nordküste von Austvågøya entlang und genießen nochmal alles, was Lofoten zu bieten hat. Als wir in Svolvaer ankommen fängt es an zu regnen und scheinbar hat die MS Nordnorge gerade erst angelegt, denn es wimmelt am Anleger von Bussen, Aussteigern, Einsteigern und Besuchern des Schiffes. Was wir nicht finden ist ein Check-In Schalter. Irgendwo entdecken wir aber ein Schild für „Hurtigruten Bil“ und wissen mittlerweile, dass Bil im Norwegischen Auto heißt. Also parken wir mal da und fragen uns am Schiff selbst durch. Alles ganz simpel: Diane soll das Gepäck holen und an Bord gehen, während Lars das Auto an Bord fahren soll. Jemand würde ihn bald „einwinken“. Also trotten wir zum Cachermobil zurück und gerade als wir das Gepäck ausladen kommt ein Mann im Hurtigrutenoverall, ruft uns ein fragendes „Bergen?“ zu und nimmt uns fröhlich grinsend unseren Autoschlüssel ab. Steigt ein und dann verschwindet unser treues Gefährt mit ihm um die Ecke und wir hoffen mal, dass es mit auf die Reise geht und wir es in Bergen wieder bekommen werden. Der tatsächliche Check-In ist unproblematisch und schnell, aber die Schlüsselkarten funktionieren leider nicht, bis die freundliche Dame vom Empfang mit ihrem Tablet irgendwas mit dem Türschloss macht. Das dauert so lange, dass wir fast kein Abendessen mehr bekommen. Aber schließlich ist alles geklärt und wir lassen den Tag, mal wieder bei ordentlich Seegang, im Panoramasalon ausklingen. Auf diesem Schiff verdient der Raum wenigstens den Namen!

Es hat ein bisschen gedauert, bis wir diesen Beitrag fertig hatten, aber dafür gibt es jetzt auch nochmal ein paar Drohnenaufnahmen 🙂 .

Norwegen 2022 – Lofoten

Wer an Norwegen denkt sieht wahrscheinlich gleich hübsche rote Holzhäuschen am Wasser vor hohen Bergen vor seinem inneren Auge. Bilder, die mit großer Wahrscheinlichkeit von Lofoten stammen. Und das wäre die richtige Bezeichnung für die Region. Denn die Endung -en ist im Norwegischen der bestimmte Artikel Singular, während es für uns deutschen Muttersprachler als Plural wahrgenommen wird. Für uns klingt es daher richtig von „den Lofoten“ zu schreiben und deshalb wird es uns hier wohl auch passieren, obwohl wir wissen, dass es eigentlich nicht richtig ist 😉 .

Auf unserer Fahrt von Svolvær zurück nach Stamsund bekommen wir einen ersten Eindruck, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Es ist 22:00 Uhr und die Sonne scheint immer noch. Wir fahren malerisch am Wasser entlang und hinter jeder Biegung steigen Berge steil auf. Unsere Befürchtung, dass es hier oben – wir sind immerhin auf einem Breitengrad mit Grönland oder Alaska – noch winterlich kahl ist, bewahrheitet sich nicht. Die Birken sind schon frühlingsgrün und der Straßenrand ist gelb vor lauter Löwenzahn. In unserem Garten würden die radikal entfernt, aber hier finden wir es sehr hübsch!

Fischfang war und ist eine wichtige Einnahmequelle hier oben. Vor allem der Dorsch, der im Winter zum laichen zu den Lofoten zieht. Dazu später noch mehr. In der Vergangenheit kamen zur Saison zehntausende Fischer auf die Inseln. Untergebracht wurden sie oft in Rorbu, den roten Stelzenhäusern, die aus Platzmangel ganz oder teilweise über Wasser gebaut sind. Traditionell finden sie sich in Hafennähe. Unsere Unterkunft in Stamsund ist ein solches Rorbu. Sicherlich kein Original, aber dafür deutlich komfortabler 🙂 . Nach dem Auspacken sind wir noch nicht müde und machen einen ersten Mitternachtsspaziergang durch die Nachbarschaft. Dann versuchen wir zu schlafen, was ein bisschen schwierig ist, da es keine Möglichkeit gibt, die großen Fenster im Wohnzimmer abzudunkeln und die Sonne immer noch scheint!

Die Hauptinseln Austvågøya, Gimsøya, Vestvågøy, Flakstadøy und Moskenesøy sind über eine Hauptstraße, die E10, bequem über Brücken miteinander verbunden. Allerdings sollte man sich keine Illusionen machen, dass es auch eine schnelle Verbindung ist. Oft gilt ein Tempolimit von 50 oder 60 kmh. Ohne einen eigenen fahrbaren Untersatz geht es wohl, aber die Busverbindungen scheinen uns zwar vorhanden zu sein, aber nicht allzu regelmäßig. Was uns aber sehr regelmäßig und reichlich begegnet sind Wohnmobile (WoMos) und Campervans. Die meisten tatsächlich mit deutschen Kennzeichnen, gefolgt von Niederländern, Franzosen und Norwegern. Den dritten Platz teilen sich die Dänen, Schweizer und Österreicher. Und gelegentlich kommen ein paar Schweden, Italiener und Spanier dazu. Kurzum, hier ist ordentlich was los auf den Straßen. Gefühlt ist jedes vierte Auto ein Tourist und uns damit schon in der Vorsaison viel zu viel. Wir möchten gar nicht wissen, wie es hier im Hochsommer zugeht.

Die größte Stadt auf Vestvågøy ist Leknes. Sie sieht am besten aus der Ferne und im Panorama aus. Südlich liegt Gravdal mit der Busknes Kirke im Zuckerbäcker-Stil. Ganz unaufgeregt am Straßenrand gelegen aber leider nur sonntags zum Gottesdienst geöffnet. Nördlich findet sich Haukland Strand, den man mit seinem türkisgrünen Wasser durchaus in die Karibik verorten könnte. Die Straße dorthin ist relativ schmal und voller WoMos. Aber irgendwann kommen wir an und können sogar die kleine Currywurst starten lassen. Der Himmel ist bedeckt und die Wolken wirken wie gemalt. Von Haukland kann man weiter zum nächsten Strand nach Uttakleiv wandern, aber dafür ist es uns heute zu ungemütlich. Wir folgen also der Straße durch einen eher unheimlichen Tunnel, um festzustellen, dass man in Uttakleiv für’s Parken bezahlen soll und das auch schon diverse Besucher getan haben. Unser Urteil: zu voll und zu teuer, also nix für uns.

Ansonsten hat die Insel genau das zu bieten, was wir erwarten. Berge und Fjorde bzw. Meer in Hülle und Fülle. Dazwischen kleine Örtchen und immer wieder die roten Holzhäuschen als Farbtupfer in der Landschaft.

Gleich am ersten Abend zieht es uns nach Eggum, da dies eine der besten Stellen zum Beobachten der Mitternachtssonne sein soll. Und tatsächlich haben wir Glück und sehen trotz Wolken die Sonne fast unter- und auch gleich wieder aufgehen. Oft liegt abends nämlich ein dichtes Wolkenband über dem Horizont, hinter dem die Sonne sich versteckt.

Unstad Strand ist wohl ein bekannter Surfer-Spot, aber als wir dort sind ändert sich gerade das Wetter und dunkle Wolken hängen tief an den Bergen. Außerdem pustet uns ein winterlicher Wind ordentlich durch bevor dicke fette Regentropfen vom Himmel donnern. Das ist sogar hartgesottenen Surfern zu ungemütlich und der Strand ist verlassen und leer.

Flakstadøy ist erstaunlicherweise nach dem winzigen Ort Flakstad benannt, der nur ein paar Häuser und eine Kirche zählt. Die ist allerdings knallrot und von einem Zwiebelturm gekrönt. Wir können sie besonders lange bewundern, denn aufgrund von Bauarbeiten stehen wir fast eine Stunde im Stau auf dem Weg nach Ramberg, wo ein schöner langer Sandstrand die Hauptattraktion ist. Zumindest wenn die Zugangsstraße nicht erneuert wird, die Parkplätze von Baumaschinen blockiert werden und eine Blechlawine sich im Schritttempo daran vorbeischiebt.

Da genießen wir doch lieber die spektakulären Fjorde, deren Wasser in kürzester Zeit von türkisgrün im Sonnenschein zu bleigrau unter einer Wolkendecke wechselt. Und oft gibt es mehr oder weniger schneebedeckte Berge als Hintergrund gleich dazu. Da bekommt die kleine Currywurst reichlich zu tun und wir sind oft so fasziniert, dass wir sogar das Geocachen total vergessen 😉 . Nusfjord wird immer wieder als sehenswert angepriesen, aber als wir dort ankommen, liegt das kleine Dorf schon fast gänzlich im Schatten der Berge und wirkt auf uns dadurch eher düster und unscheinbar. Ein Besuch sollte wohl besser nicht am späten Nachmittag oder Abend geplant werden. Aber für uns war auch der Weg dorthin durchaus sehenswert.

Von Gimsøya sehen die meisten wahrscheinlich nur die Südküste, wenn sie auf der E10 gen Westen reisen. Zu unrecht, denn die kleine Insel hat ausgedehnte Moore und eine schöne Küste zu bieten. Während wir da sind ziehen gerade tiefhängende Wolken in die Fjorde. Ganz langsam schieben sie sich über die Berggipfel, die immer noch von der Sonne beschienen werden. Ach, da könnten wir stundenlang zusehen.

Und sie hängen auch so tief, dass sie fast am Turm der kleinen Gimsøy Kirke zu kleben scheinen. Die liegt ganz idyllisch direkt am Strand mit wieder mal türkisgrünem Wasser und allein deswegen sollte man den kleinen Schlenker über die Insel auf jeden Fall machen.

Auf Moskenesøy finden sich die besonders bekannten und dekorativen Örtchen, deren Bilder uns – und viele andere – hierher locken. Heute bietet sich uns tatsächlich der so häufig beworbene Anblick von bunten Häusern vor schroffer Bergwand und blauem Himmel im Sonnenschein. Allerdings können wir es erst beim zweiten Anlauf bewundern, nachdem wir endlich einen Parkplatz ergattert haben. Hier ist es schon ziemlich voll 🙁 .

In Å i Lofoten endet die E10. Wer noch weiter auf die vorgelagerten Inseln möchte, muss ab hier auf’s Boot umsteigen. Das Dorf ist praktisch ein einziges Freilichtmuseum voller roter Holzhäuser und Rorbuer unter den massiven Felsen um den kleinen Hafen. Parken ist diesmal kein Problem, aber die Dimensionen des Parkplatzes am Ende des Dorfes lassen uns schaudern, was hier im Sommer an Touristen offenbar hin gekarrt und durch geschleust wird. Heute ist es aber noch erträglich 🙂 . Spannend ist, dass es hier mehr Möwen als Einwohner gibt. Und sie brüten auf Dächern, an Häuserwänden und Nischen und fliegen völlig unbeeindruckt von den Besuchern zwischen den Gebäuden und über dem Hafen herum. Das Tal ist erfüllt vom Kreischen und Schreien der ziemlich großen Vögel. Zumindest kommen sie uns ganz schön groß vor, wenn sie auf uns zu und um uns drum herum brausen. Wir werden aber von Shit-Bomben verschont! Wer es ruhiger möchte, kann um den See Ågvatnet wandern. Nach den Regenfällen der letzten Tage ist der Weg aber extrem sumpfig, so dass wir darauf verzichten.

Nach diesen beiden touristischen Superlativen, könnte man Hamnøy fast übersehen und wer nicht aufpasst ist auch schon dran vorbei, bevor man das Ortsschild richtig gelesen hat. Aber auch dieser winzige Ort ist ganz hübsch.

Heute ist nur noch die Südostküste der Insel besiedelt, die wenigen Bewohner der Nord- und Westküste wurden irgendwann zwangsumgesiedelt und die Infrastruktur weitgehend aufgegeben. Wer über die Kondition und genug Vertrauen in seinen Navigationssinn verfügt, kann über verschiedene Wanderrouten – mehr oder weniger ausgeschildert – quer über die Insel wandern. Oder direkt per Boot anreisen. Wir haben allerdings keine Tourenanbieter gesehen, zugegebenermaßen aber auch nicht explizit danach gesucht.

Bei unserer Ankunf in Svolvær haben wir Austvågøya recht schnell wieder verlassen und sind an der Abzweigung vorbeigebrauchst. Aber ganz am südlichen Ende befindet sich Henningsvær, mit wohl einem der fotogensten Fußballplätze der Welt. Zumindest dachte das vor einiger Zeit National Geographic, als eine Luftaufnahme davon den dritten Platz bei einem Fotowettbewerb belegte. Seitdem pilgern die Touristen in Scharen hierher, obwohl man vom Boden aus nicht mehr als ein ganz normales Fußballfeld sieht, das allerdings einen wirklich schönen Ausblick bietet. Erst aus der Luft wird es richtig interessant und zum Glück haben wir ja die kleine Currywurst 🙂 . Die bleibt allerdings nicht lange alleine. Während unseres Besuchs steigen noch zwei weitere – kleine – Drohnen auf.

Den Rest von Austvågøya haben wir für unseren Umzugstag auf die Vesterålen eingeplant, aber leider schüttet es an dem Tag wie Kübeln. Nass und kalt macht kein Spaziergang und keine Besichtigung Spaß. Vielleicht haben wir auf dem Rückweg mehr Glück.

Lofoten und Fischfang sind untrennbar miteinander verbunden. Von Januar bis April wird der Dorsch gefangen, der dann überall auf den Inseln auf Holzgestellen, ironisch auch Lofoten-Kathedralen genannt, getrocknet wird. Meistens kann man es bereits riechen, bevor man es sieht. Wir haben das „Glück“, dass es noch reichlich Stockfisch zu sehen gibt. Es heißt Stockfisch, weil jeweils zwei Exemplare – von Kopf und Innereien befreit – an der Schwanzflosse zusammengebunden und dann über eine Stock gehängt werden. Wobei wir auch viele Exemplare mit Kopf sehen. Und zwar an so gut wie jeder windexponierten Stelle. Nur wenige Gestelle, sind bereits „abgeerntet“. Die gute Qualität wird überwiegend nach Südeuropa und Schweden exportiert, während die separat getrockneten Köpfe hauptsächlich nach Afrika gehen. Es ist makaber und faszinierend zugleich. Vom Geruch lässt sich übrigens problemlos auf den Geschmack schließen und wir können diese Spezialität definitiv nicht empfehlen! Wer ein bisschen empfindlich ist, sollte die nächste Galerie lieber überspringen 😉 .

Diesen Urlaub sind wir zumindest bezüglich der Bilder- und Videosichtung und Bearbeitung sehr gut organisiert und hatten auch einige Regentage (wer immer uns nach dem schlechten Wetter in Irland fragt, war offensichtlich noch nie in Norwegen!). So können wir hier schon eine kleine Kostprobe unserer Luftaufnahmen präsentieren. Ausführlicher wird’s dann mit dem kompletten Film. Aber wir möchten alle Interessierten warnen – jeder der möchte kann ihn natürlich gerne in einigen Wochen mit uns ansehen, aber er wird lang. Seeeeehr lang 😉 .

Lofoten 2022 mit der Drohne

Norwegen 2022 – Hurtigruten nordgehend

Seit 130 Jahren fahren die Schiffe der Hurtigruten die norwegische Küste rauf und runter. Vor 10 Jahren haben wir die klassische Postschiffreise bereits einmal gemacht und waren begeistert. Obwohl sie aufgrund von schlechtem Wetter damals nicht in Bergen begann, wir den Geiranger Fjord deswegen nicht gesehen haben und der Regen unser ständiger Begleiter war. Und gerade fällt uns auf, dass wir unseren damaligen Blog noch nicht hierher importiert haben und deshalb auch jetzt nicht darauf verlinken können. Vielleicht besser so, denn wir haben uns in den vergangenen Jahren hoffentlich in Bezug auf Bilder und Beiträge ein bisschen weiterentwickelt und der direkte Vergleich hätte uns bestimmt die Schamesröte ins Gesicht getrieben.

Diesmal schiffen wir in Bergen ein, aber den Geiranger Fjord sehen wir wieder nicht, da er erst ab Juni angefahren wird (was wir aber bei unserer Buchung nicht wussten). Wir werden auch nicht bis Kirkenes fahren, sondern nur drei Nächte an Bord verbringen, bis Lofoten. Und da wir dort mobil sein wollen, geht unser kleines Cachermobil mit uns auf die Reise. Zugegeben, es ist bestimmt nicht die billigste Art zu reisen, aber wir freuen uns auf die Zeit, in der wir uns um nix kümmern und vor allem, dass wir die Strecke – immerhin 1.500 km auf dem Landweg – nicht im Auto zurück legen müssen. Das würde umgerechnet einen ganzen Tag reine Fahrtzeit bedeuten, denn auf norwegischen Straßen reist man nicht allzu schnell.

Mit einem leicht mulmigen Gefühlt stellen wir das Cachermobil am Kai ab und übergeben den Schlüssel den freundlichen Mitarbeitern der Hurtigruten. Sie werden dafür sorgen, dass unser treues Transportmittel sicher an Deck verstaut wird und bei Bedarf umgeparkt werden kann. Dann geht es für uns im Terminal zur Sicherheitsunterweisung, bevor wir auf der MS Vesterålen einschiffen. Ein kleiner Schreckmoment als wir unsere Kabine betreten, denn es gibt nur ein Etagenbett. Unsere Nachfrage ergibt, dass alle Innenkabinen auf diesem Schiff mit Etagenbetten ausgestattet sind. Außerdem ist es ausgebucht, also können wir auch nicht upgraden. Dann wird dieser Teil unserer Reise ein Ausflug in die Vergangenheit, wenn wir uns auf Klassenfahrten um das obere Bett fast geprügelt haben. Diesmal ist es allerdings keine Frage, wer über die schmale Leiter in die Koje klettern darf 😉 .

Die Vesterålen ist das kleinste Schiffe auf der klassischen Hurtigrute und auf uns wirkt alles etwas abgenutzt und gedrängt. Die größte Enttäuschung ist der Panoramasalon, der uns eher an das Deck eines Ausflugschiffes auf dem Rhein erinnert. Aber wir werden uns auch damit arrangieren. Nach dem Abendessen verfolgen wir von Deck das Auslaufen aus Bergen. Dass am Horizont dunkle Wolken aufziehen und die Fahne am Heck eingeholt wird, beunruhigt uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ein paar Stunden später wird’s ganz schön turbulent und an Schlaf ist nicht zu denken. Richtig ungemütlich wird es in den frühen Morgenstunden, als die erste offene Meerpassage überquert wird. Das angekündigte Unwetter hat uns endgültig eingeholt und da unsere Kabine ganz vorne im Schiff liegt, geht kein Wellental unbemerkt an uns vorbei. Gott sei Dank haben wir Tabletten gegen Reisekrankheit dabei, die das Schlimmste verhindern.

Statt Geiranger Fjord haben wir am nächsten Tag 10 Stunden Aufenthalt in Ålesund. Berühmt ist die Stadt für seine Jugendstilbauten, die errichtet wurden, nachdem ein Feuer 1904 fast die gesamten Holzhäuser der Innenstadt vernichtet hat. Da es bis nachmittags wie aus Kübeln schüttet, nutzen wir die Zeit und Ruhe um das bisherige Bildmaterial zu sichern und zu sichten, bevor wir in einem halbwegs trockenen Zeitfenster einen kurzen Spaziergang an Land machen. Die meisten unserer Mitreisenden kommen an diesem Abend in Hausschuhen und zusammengestückelten Outfits zum Abendessen und hoffen, dass bis zum nächsten Tag wenigstens die Schuhe wieder trocken sind 😉 . Als wir am Abend auslaufen hat sich das Wetter aber weitestgehend beruhigt und beschert uns eine wunderbare Fahrt auf spiegelglattem Wasser, vorbei an mit Schnee überpuderten Bergen. Die nächste Etappe über das offene Meer in der Nacht ist dankenswerterweise kürzer und nicht ganz so unruhig wie die vorherige.

Am nächsten Morgen fahren wir durch eine wunderbare Fjordlandschaft bevor wir für einen längeren Aufenthalt in Trondheim festmachen. Das letzte Mal als wir hier waren, hat es in Strömen geregnet. Heute ist es warm und sonnig. Ideal für einen Spaziergang entlang der Nidelva, vorbei an den bunten Holzhäusern der ehemaligen Speicher bis zur „alten“ Brücke und weiter bis zum Nidarosdom.

Auf der Weiterfahrt wird es an Deck sommerlich warm, sogar mit dem immerwährenden Fahrtwind. Wer hätte nach den letzten Tagen gedacht, dass wir die Sonnenmilch herauskramen müssen und die Passagiere mehr Hüllen fallen lassen, als uns lieb ist ;-). Nach dem Abendessen durchqueren wir den malerischen Raftsund zu einer langsam dem Horizont entgegenziehenden Sonne. Da wir heute Morgen den Polarkreis überquert haben, wird es langsam kälter und die Tage werden immer länger. Erst gegen 23:30 ist Sonnenuntergang.

Dann ist es auch schon unser letzter Tag an Bord, die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. In den meisten Häfen haben wir heute nur einen kurzen Aufenthalt. Bis auf Bodø, aber das haben wir als hässlich in Erinnerung und so bleiben wir lieber auf dem Schiff. Unsere Mitreisenden scheinen ähnlicher Meinung zu sein, die wenigstens nutzen die kompletten zweieinhalb Stunden für einen Landausflug. An Deck lässt es sich auch heute gut aushalten, so lange man eine winddichte Jacke und Mütze dabei hat. Warm eingemummelt genießen wir den Ausblick auf die winterliche Landschaft. Richtig im Deckchair positioniert erscheinen die Gipfel genau zwischen den Streben der Reling, die dann den passenden Rahmen dazu bilden. Einfach schön!

Gegen Abend taucht die Bergkette der Lofotenwand am Horizont auf und wir sind unserem Ferienhaus beim Stop in Stamsund schon ganz nah, aber leider kann wegen der Tide unser Auto hier nicht ausgeladen werden und wir müssen noch bis Svolvær  weiter mitfahren. So verlassen wir das Schiff wenigstens gut gesättigt. Das Ausschiffen ist unproblematisch und diesmal darf Lars das Cachermobil auch selbst vom Autodeck holen. Wir sind am Ziel angekommen: Lofoten!

Norwegen 2022 – Endlich wieder unterwegs

Mit zwei Jahren Verspätung kommt jetzt endlich der Abschluss unseres persönlichen Skandinavien-Jahres, dass wir 2019 begonnen haben. Nach Finnland, Schweden, Dänemark – und nochmal Dänemark und Schweden – ist es Zeit für unsere langersehnte Reise nach Norwegen!

Die Wochen vor unserem Urlaub waren – wie immer – arbeitsreich, aber schließlich ist die Abwesenheitsnotiz eingestellt und die Reisetaschen gepackt. Wobei wir coronabedingt ein wenig aus der Übung beim Packen sind und das ausgerechnet diesmal, wo wir eine lange Anreise haben und auf den Einzeletappen nur jeweils das Nötigste mitschleppen wollen. Aber wir meistern auch diese logistische Herausforderung und das Auto ist – auch wie immer – voll beladen.

Dann geht’s nordwärts. Unser erster Zwischenstopp ist der Norwegenkai in Kiel, wo wir nach kurzer Wartezeit an Bord der Color Magic rollen, die uns in den nächsten 20 Stunden nach Oslo bringen wird. Da diese Reise durchaus als „Mini-Kreuzfahrt“ vermarktet wird, ist unsere Kabine relativ groß und auf dem Schiff finden sich diverse Shops und Restaurants, die von unseren Mitreisenden auch gleich gestürmt werden. Selbst auf dem Außendeck bildet sich eine Schlange am Getränkekiosk. Was uns ein bisschen fehlt ist ein Rückzugsort ohne Verzehrzwang. Aber nachdem der Wind auffrischt, wird es draußen leerer und ein ungestörtes Sonnenbad lässt den Nachmittag schnell vergehen. Für Abwechslung sorgt der Betrieb in der Kieler Bucht, und die Durchfahrt unter der Öresundbrücke. Und auch wenn es zwischenzeitlich echt frisch geworden ist, lassen wir uns den Sonnenuntergang an Deck nicht entgehen. Insgesamt sind wir von den Menschenmassen nach fast zwei Jahren Isolation ein bisschen überfordert und als Maskenträger definitiv eine Minderheit!

Nach dem Frühstück zeigt sich der Oslofjord spiegelglatt, aber es ziehen langsam Wolken auf. Ab mittags soll das Wetter windig und regnerisch werden. Auch deswegen haben wir gar keine großen Pläne für die Stadt, aber selbst die müssen wir zusammen streichen, da es über eine Stunde dauert, bis wir das Hafengelände endlich verlassen haben. Die Zöllner scheinen den Stau gewöhnt zu sein und halten entspannt mit jedem ein Pläuschen. Das Problem ist wohl ein gleichzeitiges Ankommen von zwei Autofähren und ein viel zu klein geratener Kreisverkehr.

Irgendwann erreichen wir dann doch den Vigeland-Park. Hier finden sich Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland. Deren Bedeutung erschließt sich uns nicht immer, aber beeindruckend ist es schon. Lohnt auf jeden Fall einen Spaziergang, wenn man mal hier ist.

Dann verlassen wir Oslo auch schon wieder, denn wir müssen heute noch ein gutes Stück Strecke in Richtung Bergen schaffen. Pause machen wir an der Stabkirche von Heddal. Es ist die größte in Norwegen und könnte mit ihren übereinander liegenden Spitzdächern und den hölzernen Türmchen glatt einem Fantasy-Roman entsprungen sein. Neben dem ungewöhnlichen Altar und den mit Rosen bemalten Wänden gibt es außen rum einen überdachten Rundgang mit vier Eingängen in die Kirche. Einen für Frauen, einen für Männer, einen für die Kirchenoffiziellen und einen eigenen für den Priester. Jedes Portal ist mit Schnitzereien verziert, die jeweils das Böse draußen halten und den Eintretenden mit Segen überschütten sollen. Bei dem Eintrittspreis hoffen wir, dass wir jetzt sehr gesegnet sind 🙂 .

Aber wir müssen noch weiter. Es geht ins Gebirge, einmal um den Gaustatoppen, kurz Gausta genannten, Berg herum. Mit knapp 1.900m ist er zwar nicht einer der höchsten, aber mit den grünen Felsen (von Kupfervorkommen?) sicher einer der fotogensten. Die Umgebung wechselt von grünen Wäldern zu kargen Hochebenen und unter den tief hängenden Wolken sieht es hinter jeder Biegung anders aus. Auf der Höhe des Passes fängt es dann auch tatsächlich an zu schneien – aber dankeswerterweise nur kurz, denn wir sind mit Sommerreifen unterwegs.

Unsere Unterkunft für die Nacht haben wir rein nach Lage ausgesucht. Der Ausblick ist wirklich super, aber das Hotel selbst etwas runter- und in die Jahre gekommen. Immerhin ist unser Zimmer ist so frisch renoviert, dass wir noch die Farbe auslüften müssen und sauber. Das Personal ist etwas überfordert, aber sehr nett und bemüht. Für eine Nacht ist es okay und wir ignorieren solche Kleinigkeiten wie das renovierungsbedürftige Treppenhaus und die mit Tesafilm geflickte Glasscheibe. Wir schlafen überraschend gut und können uns auch über das Frühstück nicht beschweren.

Wir hatten uns auf eine verregnete Anreise nach Bergen eingestellt, aber das Wetter hält und wir finden uns unvermutet in einer sehr winterlichen Landschaft wieder. Die Berge sind noch größtenteils schneebedeckt und die Seen hier oben sogar teilweise noch zugefroren. Es ist kalt aber klasse! Und dort, wo es taut stürzt das Schmelzwasser sehr dekorativ zu Tal. Aber auch ohne Schnee passieren wir einige spektakuläre Wasserfälle. Südlich von Odda befindet sich der Latefossen direkt an der Durchfahrtsstraße. Natürlich inklusive diverser Touris, die mitten auf der Fahrbahn davor Selfies machen müssen und sich dann noch beschweren, dass sie dabei nass werden….

Gefühlte zweihundert Tunnel später, einige bis zu 12 km lang, erreichen wir den Hardangerfjord. Hier finden sich Norwegens Obstplantagen, die um diese Zeit blühen sollen, aber wir haben am Morgen soviel Zeit vertrödelt, dass wir bis dort leider gar nicht kommen. Vielleicht haben wir auf der Rückfahrt Glück und bekommen noch was zu sehen. Jetzt bestaunen wir nur das türkise Wasser im Sonnenschein, was ein echt krasser Kontrast zu unserer morgendlichen Reise ist. In Jondal nehmen wir die Fähre über den Fjord und kommen am späten Nachmittag endlich in Bergen an.

Mit durchschnittlich 240 Tagen, an denen es zumindest ein bisschen regnet, zählt Bergen zu den regenreichsten Städten Europas. Umso erstaunlicher, dass wir heute das Hanseviertel Bryggen trocken und bei Sonnenschein erkunden können. Obwohl einige Gebäude der berühmten Häuserzeile gerade renoviert werden, hat man nicht einfach ein Gerüst aufgestellt und irgendeine Plane davor gehangen, sondern Abbilder der Fassade, so dass wir auf den ersten Blick den Unterschied fast nicht bemerkt hätten. Richtig spannend wird es aber erst hinter und zwischen den Holzhäuschen, wo sich in schmalen Gassen und Hinterhöfen kleine Lädchen und Cafes angesiedelt haben.

Damit endet der Roadtrip unserer Anreise, denn ab hier geht es für uns an Bord der Hurtigruten, die uns nochmal 1.500 km gen Norden bringen werden.

Norwegen 2015 – Nachlese

Reisen soll ja bekanntlich bilden – also was haben wir auf dieser gelernt?

In Skandinavien wohnen alle in niedlichen roten Holzhäusern?
Stimmt nicht – manchmal sind die Häuser auch gelb, weiß, blau oder grün und ja, es gibt sie auch in rot 🙂

In Schweden fahren alle entweder Volvo oder Saab, nicht nur aus patriotischen Gründen, sondern auch aus Sicherheitsbewusstsein?
Stimmt definitiv nicht – hoffen wir mal, dass einige dieser Fahrzeuge nicht (mehr) am Straßenverkehr teilnehmen.

Urlaub in Skandinavien ist teuer?
Stimmt leider – wobei Schweden noch ein vertretbares Preisniveau hat. In Norwegen bekommt man beim Einkaufen dann doch Schnappatmung. Die dort gekauften Äpfel und Bananen haben wir vor Verzehr durch anbetendes Zubodenwerfen und Lobgesänge gewürdigt; an dem Altar für das Glas Nutella arbeiten wir noch….

Entfernungen werden im Norden Europas nicht in Kilometern, sondern in (viel) Zeit gemessen?
Stimmt leider auch. Wir hatten gedacht, wir sind darauf eingestellt, dass wir für längere Strecken eindeutig mehr Zeit brauchen als zu Hause. Das ist schließlich fast überall so. Aber wir glauben, dass die Autofahrer in Schweden und Norwegen sich schon wundern, wofür die rechte Seite vom Tacho gut ist. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit für den kompletten Urlaub war 90km/h – inklusive der langen Rückreise nur über Autobahn 🙂

Wir danken dem tapferen Cachermobil für’s Durchhalten auf den insgesamt 5.000 gefahrenen Kilometern und TiMaFe für die Anregung zu dieser Reise. Ihr wart sicher besser vorbereitet und organisiert 🙂